Fragen zu scharfen Waffen

Es gibt 49 Antworten in diesem Thema, welches 7.183 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. August 2014 um 12:09) ist von Floppyk.

  • Hallo Leute, ich hätte da ein paar spezielle Fragen. Vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen.

    Ich lese so gut wie immer , bei zuschießenden Waffen, dass es Rückstoßlader sind . Zum Beispiel. bei der PPsH 41 . Das ist laut Wikipedia eine zuschießende Waffe und ein Rückstoßlader.

    1. Meine Frage wäre , sind zuschießende Waffen immer Rückstoßlader. Wenn ja , warum ?

    2. Die nächste Frage ist , sind aufschießende Waffen immer Gasdrucklader ?


    Im Vorraus schonmal vielen Dank


    shooter777

  • Gute Frage

    da hab ich jetzt auch keine Antwort drauf parat.

    Was ich aber mit dieser Fragestellung Interessant finde ist das Fg42 ?(

    Am Öl kann es nicht gelegen haben, es war ja gar keines drinnen...

  • Ganz interessantes Video zum FG42:

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  • Genau, ob auf- oder zuschießend ist immer eine Frage der Konzeption und des Anwendungszweckes der Waffe. Beim FG 42, übrigens ein Gasdrucklader, hat man die Vorteile beider Systeme miteinander verknüpft. Im Einzelfeuer ist die Waffe aufschießend, beim Feuerstoß ist sie zuschießend.
    Die aufschießenden Systeme sind in der Regel besser was die Präzision betrifft, aber haben im Vergleich zu zuschießenden Waffen eine komplexe Abzugsmechanik. Bei den zuschießenden Systemen hat man eine einfache Abzugsmechanik und eine bessere Kühlung des Laufes.

    Bei zuschießenden Systemen kann man sich im Prinzip sogar den separaten Schlagbolzen sparen, das hat Walther zum Beispiel bei der Walther MP (l und k) so gemacht. Da sitzt einfach ein fester Dorn im Verschlusskopf, wenn die Patrone dann aus dem Magazin ins Lager geführt wird und dort vorn anschlägt, wird das Zündhütchen durch den Dorn ausgelöst. Bei anderen zuschießenden Waffen, wie zum Beispiel dem MG3, sind die Schlagbolzen einzeln und entnehmbar. Bei zuschießenden Waffen gibts keinen Hahn oder Schlagstück wie bei aufschießenden Systemen. Es ist also auch eine Frage des Aufwandes den man dann bei der Fertigung hat. Gerade in Kriegszeiten wird da sehr viel Wert drauf gelegt, dass man einfache Konstruktionen hat die schnell in großer Stückzahl gefertigt werden können.

    Zitat

    1. Meine Frage wäre , sind zuschießende Waffen immer Rückstoßlader. Wenn ja , warum ?

    2. Die nächste Frage ist , sind aufschießende Waffen immer Gasdrucklader ?

    MKb 42H, ein Prototypenmodell bei der Entwicklung des Sturmgewehr 44 war Gasdrucklader und zuschießend. HK G3, Rückstoßlader und aufschießend.

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

    2 Mal editiert, zuletzt von germi (13. Mai 2014 um 21:05)

  • Aufschießend:
    Verschluss ist geschlossen, Patrone im Lager, der Abzug löst nur den Schlagbolzen/Hammer aus.
    Daher keine große Waffenbewegung vor der Schussauslösung -> bessere Präzision.


    Zuschießend:
    Verschluss ist offen, Patrone noch in der Zuführung/Magazin, der Abzug löst den Verschluss aus, dieser schließt, führt die Patrone zu und löst deren Zündung aus.
    Schon vor der Zündung starke Waffenbewegung, bei Maschinenwaffen aber meist unerheblich, Konstruktion kommt mit extrem wenigen Teilen aus.


    Stefan

  • Meines Wissens ist die bessere Laufkühlung auch der einzige Vorteil dieser zuschießenden Systeme. Wenn denn mehrere Magazine bzw. Gurte verschossen sind, kann der Lauf derartig heiß werden, dass Patronen selbst zünden, sobald diese ins Lager geschoben werden. Daher könnte es zu einer Selbsterhaltung zuschießender Systeme kommen und diese ohne Abzugbetätigung bis zum Ende des Patronenvorates kommen.
    Da aber bei zuschießenden Systemen erst mit der Abzugsbetätigung der Verschluss die Patrone ins Lager zuführt, stellen der Verschlussblock und die Patrone eine hohe Masse dar, die ja im Moment des Auslösens in Bewegung kommen. Deswegen ist damit auch im sauber angelegten Einzelschuss mit langsamer und sauberer Abzugsbetätigung dennoch kein präziser Schuss möglich.
    Im Gegensatz zum aufschießenden System bewegt sich dort im Moment der Auslösung nur der Schlagbolzen. Erst mit dem Zünden der Patrone und dem Verlassen des Geschosses wird der Nachladevorgang ausgeführt. Somit bewegen sich die großen erst dann, wenn das Geschoss bereits auf Reise ist. Zusätzlich schießen sich aufschießende Systeme ruhiger, weil die Massenbewegung dem Rückstoß entgegenwirkt.
    Im entspannten (ungeladenen) Ruhezustand ist der Verschluss bei aufschießenden S. geschlossen und verriegelt. Bei zuschießenden S. ist der Verschluss und somit auch Patronenlager und Lauf offen.
    Das G36 der Bundeswehr ist ein aufschießendes Gasdruckladersystem mit Drehkopfverriegelung. Das alte G3 ist ebenfalls aufschießend, jedoch ein Rückstoßlader mit Rollenverschluss. Die israelische Uzi ist ein zuschießender Rückstoßlader mit Masseverschluss.

    Ich hoffe ich habe das richtig und verständlich wiedergegeben.

  • Und wenn wir schon bei den Waffen der Bundeswehr sind, MG 3 ist ein zuschießender Rückstoßlader mit Rollenverschluss.

    Zitat

    Daher könnte es zu einer Selbsterhaltung zuschießender Systeme kommen und diese ohne Abzugbetätigung bis zum Ende des Patronenvorates kommen.

    Beim MG3, und natürlich auch bei anderen Waffen die mit Munitionsgurten arbeiten, kann man das durch "abdrehen" des Gurtes unterbinden. Also absichtlich eine Zuführstörung herbeiführen.

    Beim MG3 wird man das unter normalen Umständen nicht schaffen, nach dem Abschuss von 150 Schuss Gefechtsmunition ohne Abkühlunterbrechung zwischendurch muss der Lauf gewechselt werden. Beim MG3 war immer ein zweiter Lauf und ein zweiter Verschluss dabei. Und ein Asbestlappen um den heißen Lauf aus der Waffe zu holen. Der Verschluss musste auch nach einer bestimmten Schusszahl ausgewechselt werden, damit beide Verschlüsse eine gleichmäßige Abnutzung aufweisen.

    Das MG3 ist ja nicht mehr Bestandteil der Gruppenbewaffnung, sondern nur noch montiert auf Lafette bei Fahrzeugen im Einsatz. Zu meiner Zeit beim Bund gabs noch ein MG3 pro Gruppe. Aber in der Gruppenbewaffnung wurde das MG3 durch das MG4 abgelöst. Kleiner, leichter aber weitaus weniger Durchschlagskraft. Sowohl von der Munition als auch von der Kadenz.

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    2 Mal editiert, zuletzt von germi (13. Mai 2014 um 23:00)

  • ... und wenn wir schon mal dabei sind.
    Bei modernen Waffenkonstruktionen findet mal allein schon aus Sicherheitsgründen kaum oder sogar keine zuschießenden Systeme mehr. Die Uzi ist berüchtigt beim Fallenlassen gleich mehrfach zu feuern. Spätere Versionen sind deswegen abgeändert worden, so habe ich noch in Erinnerung.

  • Ich denke mal, zuschießende Systeme werden auch weiter entwickelt, speziell bei Waffen, die hauptsächlich für Dauerfeuer ausgelegt sind. Hintergrund ist - neben der Laufkühlung - daß die Patrone nach langem Feuern, sobald das Feuer eingestellt ist, im glühend heißen Patronenlager liegt und sich bis zur Selbstentzündung erwärmt. Da bei Waffen mit Dauerfeuer eine gewisse streuung erwünscht ist (wär ja doof, wenn wie beim MG42 alle Kugeln durch das erste Loch fliegen), ist es auch durchaus kein Problem.

  • Ein weiterer Grund für zuschießende Systeme ist ihre konstruktionsbedingte Einfachheit: I.d.R. kaum/keine Federn, Schlagstücke, Verriegelungen usw. Beispiel: UZI, INGRAM.

    Dies ermöglicht eine höhere Kadenz, macht es aber anfälliger gegen Fremdkörper in der Verschlußlaufbahn/Störungen. Ganz nach dem Motto: Das Beste aus zwei Welten ;-)))). Für lafettierte Waffen offenbar immer noch das Optimum.

    :huldige: :huldige: :huldige:

  • Aber die Kadenz soll nicht ins unermessliche steigen daher kann man durch die Verschlussmasse einer uz hohen Kadenz entgegenwirken. 550 Schuss / min hatte sich als brauchbar erwiesen.

  • Tut mir Leid , dass ich jetzt erst zurückschreibe. Hatte aber vorher keine Zeit.

    Danke für die vielen und hilfreichen Antworten. Meine Fragen wären damit alle geklärt.  :thumbup:


    shooter777

  • Hallo , hab mal wieder ein paar Fragen zu scharfen Waffen.

    Ich hab bei wikipedia.de gelesen dass ein MG 42 Lauf ( ohne Hartverchromung ) 3500 - 4000 Schuss hält und ein Hartverchromter Lauf 8000 Schuss aushält.
    Meine Frage wäre, ob der der Schrott ist also ich mein kann man den dann wegschmeißen oder wie ?
    Und vor allem warum ? Vielleicht wegen der Abnutzung ?

    Meine 2. Frage wäre , ob man das bei allen Waffen hat, dass nach ca. xxx Schuss der Lauf Schrott ist oder ob das nur bei MGs so ist weil die so brachial hohe Feuerraten haben ?


    Meine 3. Frage ist , wo ist der Unterschied zwischen MG 34 und MG 42 ?


    shooter777

    Einmal editiert, zuletzt von shooter777 (21. Juni 2014 um 21:13)

  • Abnutzung, beim MG eben wegen der hohen Feuerraten. Bei anderen Feuerwaffen nutzen sich die Läufe auch ab, aber eben bei weitem nicht so schnell wie bei einem MG.

    Schrott ist der nicht direkt, er ist erstmal nur nicht mehr so präzise wie zu Beginn. Das Zug/Feld-Profil nutzt sich ab, deswegen halten die Polygonläufe auch länger.

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  • Nö, geht so gesehen kaum bis gar nicht und bringt auch nichts. Man könnte ihn aufs nächst größere Kaliber ausbohren und neu ziehen, aber das macht ja keiner. Teurer bzw. gleich teuer als ein neuer Lauf und man kann ihn für die vorherige Anwendung nicht mehr nehmen, weil zu groß.

    Deshalb hat man ja das Produktions-Hämmern erfunden. Geht u.U. schneller als konventionelle Fertigungsmethoden.