Geruch eines Holzschaftes verbessern

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.593 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. September 2016 um 13:05) ist von zyx.

  • N'Abend allerseits,

    ich habe mir vor einiger Zeit ein "Gebrauchsluftgewehr" für den heimischen Garten zugelegt. An sich war es ein guter Kauf, nur gefällt mir der Schaft nicht. Der Verkäufer hatte schon darauf hingewiesen, dass er ziemlich abgenutzt sei. Nun gut, Neulackierungen sind inzwischen kein Problem mehr für mich.

    Was aber ein Problem für mich darstellt, ist der Geruch des Holzes. Es riecht leider sehr muffig. Ihr kennt diesen Geruch bestimmt alle - es ist eine unangenehme Mischung aus feuchter Erde, moderndem Holz und dreckigem Keller. Das hölzerne Inventar alter Kirchen riecht auch immer so. Ein Gegenstand, den ich mir wiederholt stundenlang ins Gesicht drücke, darf nicht so riechen, das verdirbt mir den Spaß.

    Daher die Frage: Wie verbessere ich den Geruch dieses Holzschaftes?

    Ich habe natürlich schon Google bemüht und konnte in Möbelbau-Foren nachlesen, dass man das Holz großzügig mit Eisessig (also 100%-iger Essigsäure) einreiben soll. Das tötet dann die Mikroorganismen im Holz ab, die wohl den Geruch verursachen.
    Allerdings verhält sich ja nicht jedes Holz gleich; in meinem Fall handelt es sich um Buchenholz (typischer Haenel-Schaft). Bevor ich den Schaft mit der falschen Chemikalie versaue, würde ich gerne wissen wollen, ob jemand schon Erfahrungen mit dem Thema gesammelt hat und mir Tipps geben kann.

    MfG,
    zyx

    If G is the number of guns you currently own and N the number of guns you desire, then: N = G + 1

  • Hallo,

    ich hatte schon die reinsten Riechholz-Schäfte :rolleyes: hier.

    Was ich immer als erstes mache, ist die Dinger ausgiebig zu waschen.
    Duschgel, heisses Wasser und Handbürschtl.
    Hilft viel!
    Wenn Du den Schaft eh neu machen willst, erledigt sich eventueller
    Restduft mit der Lackierung bzw. nach dem Oelen -je nach dem, was
    Du bevorzugst- von selbst.
    Mach blos kein Chemiezeugs drauf, besonders wenn Du nachher einen
    Lack auftragen möchtest.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Erstmal danke für die Antworten, Jungs. :thumbup:

    Soll das Abwaschen vor oder nach dem ersten Schleifgang erfolgen? Rein von der Logik her würde ich ja auf letzteres tippen, denn der momentan noch vorhandene Lack verhindert ja, dass Wasser durchkommt. ?(

    Den Schaft wollte ich eigentlich nicht ölen, bisher habe ich immer durch Lackieren schöne Ergebnisse erzielt. Da weiß ich wenigstens, wie's geht. :S Aber wenn jetzt die Forengemeinde einstimmig sagt, Ölen wäre supertoll, dann lasse ich mich vielleicht überzeugen ...

    @ DianaPanther31: Wo kriegt man denn Kerosin her? Und riecht das dann nicht auch penetrant im Nachhinein?

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  • Aber wenn jetzt die Forengemeinde einstimmig sagt, Ölen wäre supertoll, dann lasse ich mich vielleicht überzeugen ..


    Da bin ich schon der erste. Ich finde dass das Ölen das Holz imprägniert und die Struktur besser hervorhebt. Eine Lackschicht glänzt mehr, aber bedeckt das Holz wie ein Leichentuch. Ich habe alle meine Gewehre entlackt und geölt.
    Ist natürlich Geschmackssache.

    freischütz

  • Mmh. Ich denke, ich werde das mit dem Ölen mal ausprobieren. Der Schaft gehört ja wie gesagt nicht zu einem Sammlerstück, sondern ist als Gebrauchsgegenstand gedacht.

    Nachdem ich mich jetzt mal ein bisschen in die Thematik eingelesen habe: Leinölfirnis oder was anderes?

    Ich weiß, dass es mit dem Leinölfirnis viel länger dauert, aber der Winter steht ja vor der Tür und man hat sonst nichts zu tun. (Als ob. :rolleyes: ) Außerdem soll das Ergebnis dabei am hübschesten aussehen.

    Was meint ihr?

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  • Also ich habe etliche Lackschäfte so behandelt:

    Lack abbeizen mit Lack Entferner. Dann ne Kunstoff Wanne besorgen und die alte Beize entfernen. Das habe ich immer mit Kerosin gemacht (Petroleum).
    Stinkt! (macht aber nix wenn man Trocknungszeit einhält und nachher den Schaft eh mit öl behandelt). Einfach mit einem Naturhaar Pinsel immer wieder auftragen.

    Durch diesen Prozess wird das Holz an Farbe verlieren und etwas expandieren. Jetzt sollte man den Schaft trocknen lassen. Sonne oder halb offener, schwach eingestellter Backofen tuts gleichermassen.

    Nun nur noch abschleifen. Das sollte man in mehreren Schritten machen. Ich habe immer mit 800er Papier aufgehört, dass gibt einen seidenweichen, glatten Schaft. Während dem schleifen immer mal mit nem feuchtem Lappen übers Holz wischen um die Maserung hervor zu heben.

    Als im Imprägnierung empfehle ich linseed öl. DUENN auftragen! Zwischen jeder lage 24 std warten! +- 6 lagen und feddich isset.

    Hat mich immer happy gemacht :)

  • Mmh. Ich denke, ich werde das mit dem Ölen mal ausprobieren

    :thumbsup::thumbsup:
    Auch Holz will leben und atmen. Lack verschliesst jede Pore. Auch wenn es Macken im Schaft gibt. Das gute Stück darf ruhig zeigen das es eine Geschichte hat.

    Schönen Gruß
    Michael

    Sommer ist solange die Pfütze nicht zufriert!

  • Vielleicht ist der Schaft mal mit Pflanzenöl behandelt worden und irgendwann ist das dann ranzig geworden. Außer einen gründlichen Schliff mit einer deckenden Lackierung wüsste ich da auch Nichts.

  • Ich kann auch schaftwachs von birchwood casy sehr empfehlen.
    Damit habe ich jetzt erst nen Feinwerkbau schaft schön gemacht.
    Den schaft habe ich ausschliesslich mit dem wachs behandelt, das ergibt einen schönen Seidenglanz und hebt die Maserung hervor.

    Mfg Timy

  • Hallo,

    damit:

    https://www.ballistol-shop.de/Schaftoel-von-…ld_B-S_308.html

    ...habe ich die beste Erfahrung gemacht.

    Einfach anzuwenden, erzielt es ein sehr schönes Ergebnis.
    Zieht gut ein, gibt dem hellen Holz einen schönen, warmen
    Farbton und duftet sehr angenehm.
    Ich habe die meisten Schäfte, die ich neu gemacht habe,
    geölt. Sieht gut aus, das Holz fasst sich sehr angenehm an
    und das Holz ist nicht mehr unter einer Schicht Lack versteckt,
    sondern als Naturprodukt erkennbar.

    Am Wochenende habe ich übrigens eine Erfahrung mit einem
    Lackschaft gemacht, die brauche ich so schnell nicht mehr. :cursing:

    Habe ein altes Gamo 1200 hergerichtet.

    Den (zweiteiligen) Schaft hätte ich am liebsten so gelassen, wie
    er original war, da der Lack -oder besser gesagt, die Beschichtung-
    von hervorragender Qualität war. Hab's kaum runter bekommen.
    Doch leider war der Hinterschaft ausgebrochen und es blieb nichts
    übrig, als den Lack zu entfernen.

    Das Gewehr sah, mit den nun hellen Holzteilen, aber nicht besonders
    gut aus und ich entschloss mich, das Holz in Mahagoni zu beizen
    und dann seidenmatt zu lackieren.
    Da ich mit Pinsellackierungen nicht sehr geschickt bin und selten
    ein annehmbares Ergebnis erziele, habe ich seidenmatten Klarlack
    von Edding verwendet um die Beize zu versiegeln.

    Der Vorderschaft wurde echt schnell sehr schön und ich habe den
    Hinterschaft auf eine lange, dicke Stricknadel meiner Gattin gesteckt.
    Einfach durch das Loch der Schaftschraube.
    Habe dann, am offenen Fenster, in der warmen Sonne den Schaft
    eingesprüht.
    War gerade am dritten Durchgang, da hat sich das Endkäppchen der
    Stricknadel urplötzlich gelöst und der Schaft verabschiedete sich
    grußlos durch's offene Fenster. :huh:
    Er dotzte auf dem Deckel der grünen Mülltonne auf, gewann an
    Fahrt und legte sich mit Anlauf in den frisch gemähten Rasen vorm
    Haus. 8|

    Was soll ich sagen... Grund und Rasenschnipsel bilden mit feuchtem
    Lack im Verein, kein akzeptables Finish. :whistling:

    Ich hatte Blutdruck vom Feinsten und einen Zorn, wäre es Winter
    gewesen und der Ofen hätte gebrannt, ich hätte den panierten Holz-
    Prügel abgefackelt.
    So beschränkte ich mich auf das allseits beliebte -alles-noch einmal-
    Spiel.

    Das Ergebnis kann sich aber durchaus sehen lassen:

    Für einen Haenel-Buchenschaft empfehle ich das Premum Gold,
    oder eben die Leinoel-Methode. Das TruOil von Birchwood Casey
    erzielt auf hellem Holz keine so schöne Wirkung, wie auf Dunklem
    und ergibt überdies auch eine lackähnliche Beschichtung.

    Zum Enfernen des alten Lackes, nehme ich im Übrigen eine Klinge,
    wie sie Gebäudereiniger zum Fenster reinigen verwenden, wenn es
    z.B. gilt Klebefolien oder Farbspritzer zu entfernen und verzichte
    somit auf die Verwendung jeglicher Art von chemischen Lösungsmitteln.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Als im Imprägnierung empfehle ich linseed öl. DUENN auftragen! Zwischen jeder lage 24 std warten! +- 6 lagen

    Leinölfirnis = "boiled linseed oil". Mit Leinöl gehts wohl auch, aber der Abbindeprozeß dauert länger, wenn ich da recht informiert bin.

    Ein paar Ergänzungen:
    - Beim Ölen (also nach der Abbeiz-, Schleif- etc. -Arie): Leinölfirnis auftragen, etwa eine halbe Stunde einziehen lassen, dann mit einem trockenen Lappen alles noch nicht ins Holz gezogene Öl gründlich wegwischen, sonst klebts dort später.
    - Wie dünn dünn genug ist, merkt man recht schnell am verbleibenden Überstand. MMn kommt es da nicht sooo genau drauf an, solange man beim Wegwischen gewissenhaft vorgeht. Anfangs saugt das Holz oft Unmengen weg, bei den späteren Durchgängen deutlich weniger.
    - Lappen mit Leinölfirnis neigen unter bestimmten Umständen zur Selbstentzündung. Luftig ausgebreitet trocknen lassen ist eine Möglichkeit das zu verhindern. Ich benutze nur so viel Stoff wie unbedingt nötig und verbrenne den getränkten Lappen nach getaner Arbeit, dann ist das Thema erledigt.
    - Den Geruch von Leinölfirnis mag auch nicht jeder, allerdings legt er sich im Lauf der folgenden Monate.

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schnurbel (27. September 2016 um 00:19)

  • Ich habe mich jetzt noch ein bisschen weiter in das Thema eingelesen. Meine Güte - es gibt ja wirklich eine Unmenge an Methoden, Holzoberflächen zu konservieren. Und wahrscheinlich gibt es auch genauso viele verschiedene Stimmen, die das eine oder andere bevorzugen. :wacko:

    Guter Öltipp, verodog. Ich glaube, ich werde den Schaft aber nicht hell lassen, sondern etwas eindunkeln. Da hier noch drei unterschiedliche AquaClou-Beizen stehen (Teak, Kirschbaum, Buche) und ich mich mit denen angefreundet habe, würde ich gerne wieder auf die zurückgreifen. Wahrscheinlich wird doppelte Buchenbeizung der Farbton der Wahl.

    Mir als altem Lackfreund würde es ja gefallen, wenn die Oberfläche ein bisschen glatt ist und seidenmatt glänzt. Leinöl, Walnussöl und Tungöl fallen daher wohl raus - so "rau" möchte ich es eigentlich nicht haben. Wie sieht das bei deinem Scherell-Öl aus, verodog?
    In Videos habe ich gerade dieses Danish Oil gesehen - kennt das jemand? Es scheint ein Zwischending zwischen Leinöl und TruOil zu sein, was den Glanz angeht. Es sagt mir momentan am meisten zu.

    Zum Enfernen des alten Lackes, nehme ich im Übrigen eine Klinge, wie sie Gebäudereiniger zum Fenster reinigen verwenden, wenn es z.B. gilt Klebefolien oder Farbspritzer zu entfernen und verzichte somit auf die Verwendung jeglicher Art von chemischen Lösungsmitteln.


    Ohje, an die Klingenmethode traue ich mich ehrlich gesagt nicht ran. Das geht bestimmt schief. Bisher habe ich den Lack immer bis auf's nackte Holz runtergeschmirgelt und dann in allseits bekannter Manier die Körnung erhöht bis zur Stahlwolle - das hat ganz gut funktioniert.
    Nur diesmal wird's damit nichts. Es handelt sich um den Schaft eines 303-4, der ja statt einer Schaftkappe diese Riffelung hat. Da kommt man mit Sandpapier (und wahrscheinlich auch einem Messer) nicht ordentlich ran. Daher werde ich wahrscheinlich das erste Mal die chemische Methode ausprobieren, d.h. zuerst den Abbeizer für den Lack. Ich habe gelesen, dass man die Reste der alten Beize dann mit Aceton wegbekommt - hat das jemand schon probiert? Am Material soll's nicht mangeln, ich habe noch einen 5-Liter-Kanister Aceton in der Garage. (Ja, manchmal neige ich zu Extremen. :D )


    Was soll ich sagen... Grund und Rasenschnipsel bilden mit feuchtem Lack im Verein, kein akzeptables Finish.


    Oh Gott, das ist sicherlich der Alptraum eines jeden Hobbybastlers! :pinch: Ich kann den Frust gut nachempfinden, der Tag wäre für mich gelaufen ...

    Aber nichtsdestoweniger hast du doch was ordentliches draus gemacht! Die Lackierung auf dem Bild sieht gut aus. :thumbup:

    Da ich mit Pinsellackierungen nicht sehr geschickt bin und selten ein annehmbares Ergebnis erziele, habe ich seidenmatten Klarlack von Edding verwendet um die Beize zu versiegeln.


    Ich weiß natürlich nicht, wie du genau vorgehst. Aber bei mir hat es sich bewährt, den seidenmatten AquaClou-Lack im Verhältnis 1:1 mit Leitungswasser zu verdünnen. Dadurch verläuft er hervorragend und trocknet bei Raumtemperatur sehr schnell an (ca. 5 Minuten). Durch das gute Laufverhalten kommt es nicht zu unschönen dicken Stellen und man kann den Trocknungsprozess mit dem Pinsel begleiten, um Nasenbildung zu verhindern. Wenn man sich Zeit nimmt und penibel arbeitet, bekommt man bei ordentlich vorgeschliffenem Holz sehr schöne Ergebnisse hin, die auch nicht so "zugekleistert" wirken wie gewöhnlicher Lack. Fühlt sich wunderbar geschmeidig an! 8o

    Hier mal das Beispiel eines III-56er-Schafts: (Ist leider nicht mein bestes Werk, ein besseres Exemplar war nur gerade nicht zur Hand.)

    MfG,
    zyx

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    Einmal editiert, zuletzt von zyx (27. September 2016 um 02:44)

  • Schön geworden.

    Clou 1:1 habe ich auch schon verwendet. Bin aber nie so ganz
    zufrieden damit bzw. mit meinen Lackierkünsten.

    Wenn Du einen gebeizten Schaft oelst, färbt der ab und die
    Beize ist nicht wasserfest.

    Wenn Du wirklich einen Oelschaft machen willst, dann lass das
    mit dem dunkel beizen und nimm einfach dunkles Oel. Gibt es
    von Balsin und von Scherells in verschiedenen Tönungen.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Na, wenn das so ist, dann lasse ich das mit dem Beizen lieber. Wenn die Färbung sowieso nur über's Öl läuft, bin ich mir noch gar nicht sicher, ob hell oder dunkel. ?(

    Aus Kontrastgründen zur Brünierung wäre wohl ein heller Farbton am sinnvollsten. Also dann dieses Scherell Premium Gold ... Schau'n 'mer mal ...

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