CO2 Repetierbüchse als Stutzen

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.955 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. April 2024 um 10:48) ist von FrankDie.

  • Ich möchte Euch von meinem neusten Projekt berichten. Dies stand lange auf wackligen Beinen, weil ich bis zum Abschluss unsicher war, ob etwas vorzeigbares herauskommt.

    Ich habe mir ja schonmal ein CO2 Gewehr gebaut:

    https://www.co2air.de/thread/111870/

    So einen Aufwand wollte ich nicht nochmal betreiben. Was mich aber reizte, war ein mehrschüssiges Gewehr. Was gab und gibt es in klassischer Form? Das Crosman M70 (doch Einzellader) oder dessen "Nachfolger" Podium (Repetierfunktion für Rundkugeln), das 850 mit Holzschaft (sieht nicht wie ein klassischer Jagdrepetierer aus), diverse Gewehre von Gamo, Daisy und Crosman. Nichts dabei was mir zusagte.

    Seit einiger Zeit gibt's das Ruger 10/22 als CO2 Büchse. Diese reizte mich als Basis. Es sind andere Schäfte verfügbar, im Single Action Modus quasi ein Geradezugrepetierer. Bisher hatte ich nur Erfahrung mit der Crosman 1077, wovon ich für meinen Feuerstutzen eins schlachtete. Ehrlich gesagt hatte ich schon eine bessere Qualität erwartet. Die Abzugscharakteristik ist fast nicht hinnehmbar, die Kapselaufnahme ist schwer zu bedienen (Gewinde, hängende und unangestochene Kapseln) und der sehr billig wirkende Schaft. Aber ganz klar: Für den Preis völlig in Ordnung.

    Deshalb überlegte ich, ob der Aufwand, den ich betreiben wollte, überhaupt bei dieser Basis Sinn macht.

    Aber los geht's: einen "Luxus-Schaft" für das 10/22 gekauft und längs durch denHinterschaft ein Loch gebohrt:

    Für die Kapselaufnahme die Senkung ist auch schon drin.

    Weiter ging's mit Änderungen am System. Die originale Kapselaufnahme wollte ich keinesfalls übernehmen.

    Sieht erstmal brutal aus, aber nützt ja nix.

    Als Schaftform wollte ich unbedingt einen bis zur Mündung geschäfteten Stutzen. Ein abgesägtes Reststück, übrigens sogar von einer Ruger No.1, hatte ich sogar noch. Den "Luxus-Schaft" mit dem Stutzenstück verklebt und das System montiert:

    Wie zu sehen ist, habe ich am System hinten schon weitere Änderungen vorgenommen. Das geänderte System mit meiner neuen Kapselaufnahme:

    Da ich auf den hinteren Schaft-Querstift verzichten wollte, übernimmt meine CO2-Leitung auch die hintere Positionierung über eine in die Schaftbohrung eingeklebte Stahlbuchse. Zu den Änderungen am System: bei der Bewegung nach hinten spannt der Verschluss das Schlagstück und bei der Schließbewegung wird die Trommel im Magazin angesteuert. Dies ist also nun vom Abzug abgekoppelt und er arbeitet nur noch in Single-Action. Meine Kapselaufnahme kupferte ich bei Crosman ab. Der Anstechdorn und die Kapseldichtung sind vom 1077. Übrigens klemmt bei mir keine Kapsel, ich habe eine Feder eingebaut, die leicht gegen den Kapselhals drückt.

    Übrigens finde ich es schade, dass Umarex am Lauf seitlich solche Lippen dran hat. Die wegzufeilen war auch eine schöne Abendbeschäftigung:

    Weiter mit der Schafbearbeitung. Zwischen dem Vorderschaftabschluss und dem Hinterschafft war ein ganz schön großer Absatz welcher angeglichen werden musste, aber es entwickelt sich:

    Weil ich nirgends ein silbernes Zielfernrohr fand, habe ich einfach eins lackiert. Erste Schießtests waren auch schon möglich. Aber so toll sieht die Knarre noch nicht aus.

    Alles wieder zerlegt, das System fertig bearbeitet, lackiert, den Schaft eine etwas schönere Form gegeben und dem vermutlichen Birkenholz eine Beizkur verpasst. Dabei musste der Farbunterschied zum Vorderschaft ausgeglichen und etwas bessere Maserung angetäuscht werden. Alles wieder zusammen setzen und voila:

    Weitere Bilder folgen.

  • Die Kapsel kann man übrigens einsetzen indem man die Schaftkappe im unteren Bereich etwas anlupft und seitlich wegschwenkt.

    Ich freue mich über meinen Stutzen, auch wenn der betriebene Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht. Aber das ist wie immer Geschmackssache.

    Danke fürs Lesen.

    Gruß, Micha.

  • Dankeschön!

    Der Verschlusshebel ist übrigens vom Haenel 310. Gebogen und umgearbeitet.

    Und hier Verschluss geöffnet:

    Die Modellbezeichnung (jetzt eher falsch, der Stutzen soll ein Lipsey's Exclusiv Ruger 77/22 RSI Stainless darstellen), :F: , Seriennummer und Kaliberangabe sind auch noch leserlich. Aber leider schwer abzulichten:

    Die Schiene habe ich geteilt dass das "Auswurffenster" größer wirkt .

    Gruß, Micha.

  • Das ist ein wirklich superschönes Unikat geworden und meinen Respekt!

    Ich habe auch schon einige Umbauten vorgenommen (1077 in Originalschäfte), aber - bezeichnet mich wie ihr wollt, ich habe nicht exakt verstanden, wie dieser gebogene Verschlusshebel nach hinten verlegt wurde mitsamt Repetierfunktion. Das einzigste Bild vom System dazu gab mir keinen echten Aufschluss und so richtig was dazu wurde auch nicht gesagt. Ich finde das weitaus spannender als die letztliche Erscheinungsform des Stutzens. Die natürlich beeindruckend ist.

    Keine Ahnung ob Klaus Kinski genial war. Eines seiner berühmten Zitate jedoch absolut. Danke, Max Giermann.

  • Ja, der Umbau des Verschlusses war wirklich eine Herausforderung. Bevor ich die Ruger und den Schaft kaufte machte ich mir dazu noch gar keine Gedanken, da mein ursprünglicher Plan einen 10/22 Stutzen zu bauen war. Die Abzugscharakeristik fand ich aber so bescheiden, dass ich überlegte ob ich es ganz sein lasse oder mir eine adäquate Lösung einfällt. Zuerst maß ich das System innen aus um festzustellen ob ein Repetiermechanismus irgendwie reinpasst. Seitlich zwischen dem Gehäuse und dem System waren je reichlich 1mm Platz. Oben jedoch nicht. Dann sägte ich den hinteren oberen Teil (über dem Schlagstück) des Systems und des Gehäuses, dass es nach hinten offen ist, weg. Über dem Ventil feilte ich das Systemgehäuse um 1,2 mm flacher. Aus 1mm Stahlblech bog ich den Verschluss und feilte oben eine Längsnut ein. Der verstärkte Bereich des Gehäuses für dei hinteren Montageschrauben übernimmt über diese Nut die Führung und den hinteren Anschlag. In das U-Blech lötete ich in dem Bereich wo der ursprüngliche Verschlusshebel den Hahn spannt ein Stahlstück ein, welche diese Funktion übernimmt. Im hinteren Abschluss des U-Blechs lötete ich ebenso ein Stahlstück ein, welches über einen 6mm Stift axial den Verschlusshebel und das Schlösschen aufnimmt. Den Verschlusshebel baute ich aus einem Haenel Spannhebel, dem ich oben mit einen Stahlstück verschweißte. Dieses ist drehbar zwischen U-Blech und Schlösschen gelagert. Beim Öffnen rastet es in oberer Stellung im U-Blech ein, dass es sich beim Repetieren nicht verdrehen kann. Beim Schließen wird dies in vorderster Stellung freigegeben, so dass der Hebel verriegelt werden kann. Da er keine Schusskräfte zu halten hat verriegelt er nur im Schaftausschnitt. Mit dem Abzug war ich trotzdem noch unzufrieden so dass ich mich entschloss die Magazinsteuerung vom Abzug zu entkoppeln. Ich kürzte die Magazinsteuerung und passte oben über einen eingefeilten Schwalbenschwanz ein Blechstück ein, welches in der Vorwärtsbewegung vom Verschluss mitgenommen wird. Das bedeutet dass erst beim Schließen sich die Trommel dreht. Das Magazin ist so entsprechend nur bei geöffneten Verschluss entnehmbar. Die restlichen Teile, die für die Double-Action des Abzugs verantwortlich sind, entfernte ich ersatzlos. Da der Abzug nun nicht mehr so viel Weg braucht, positionierte ich ihn in hinterer Stellung. Die Sicherungsfunkion musste nun natürlich auch angepasst werden. Der Verschluss hat im übrigen etwas mehr Weg als original, da das eingelötete Spannstück über das Schlagstück mit etwas Überzug hinwegfährt. Durch die Magazinsteuerung beim Schließen entsteht ein ausgewogenes Bediengefühl.

    Über die weggesägte Kapselaufnahme kann ich auch noch etwas ergänzen: die Originalaufnahme hat im abgesägten Bereich hinter dem System eine Bohrung durch welche das CO2 strömt von 5,7mm. Ich drehte einen Stahlstift im Durchmesser von 5,67 mm und Stach eine Nut für einen 1x4 O-Ring. Dieser Stahlstift wurde mit 2mm durchbohrt und von hinten mit 4mm 10mm tief aufgesenkt. Dort lötete ich ein 4mm Messingrohr ein, welches hinten die CO2 Kapselaufnahme trägt.

    Puh, viel Text. Hoffentlich soweit verständlich. Wieviel Arbeitsstunden? Schwer zu sagen, bestimmt mehr als 100...

    Gruß, Micha.

  • Ich hätte vielleicht paar Bilder mehr machen können. Das Bild mit dem System habe ich Mal mit ein paar Beschriftungen versehen, macht den Text oben sicherlich etwas verständlicher.

    Einmal editiert, zuletzt von Bockaufblock (14. Dezember 2023 um 21:57)

  • Schande über mein Haupt, ich hab den Beitrag erst jetzt gesehen.

    Ein absolut edles Teil, sowohl die Metallarbeiten als auch der verlängerte und angepasste Schaft.

    Ich komme ja mit Holz so halbwegs klar aber das der Übergang am angesetzten Vorderschaft überhaupt nicht mehr auffällt würde ich nicht hinbekommen.

    Mfg Frank