Neulich auf dem Schießstand...

Es gibt 143 Antworten in diesem Thema, welches 20.808 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. April 2019 um 16:27) ist von ottokar.

  • Klingt mir stark nach einer Urban Legend.
    In einer Schiesserei, wo akut Menschenleben in Gefahr sind, muss der Polizist auch nicht mehr Rücksicht auf das Leben des Täters nehmen. Schüsse in den Torso sind auch schnell tödlich.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Es geht ja noch nicht einmal um das Treffen selber.
    Der sichere Umgang mit Waffen, gerade von den Leuten, die täglich damit zu tun haben, lässt einem schon mal das Blut in den Adern gefrieren, wenn man auf dem Schießstand ist.

    Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Anonyme Prellerschützen".


    Field-Target mit einer HW97RS im 1. DFTC2000 e.V.

  • Eben. Wer beruflich (=professionell) mit Waffen Umgang hat, muss diese auch professionell handhaben können.
    Und bei Personen, die unter Umständen in die Lage kommen, diese in der Öffentlichkeit nutzen zu müssen, wie Polizisten und Wertkuriere, muss auch die Schießfertigkeit entsprechend professionell sein.
    Tote oder verletzte Passanten lassen sich einfach nicht mit hohen Abzugsgewichten entschuldigen.
    Wenn jemand auf 10m die Scheibe nicht oder nur mit Mühe trifft, kann es nur an der Waffe oder dem Schützen liegen.
    Da bei den Waffen meist bewährte Modelle genutzt werden, mit denen tausende andere auch treffen können, ist es in den meisten Fällen der Schütze.
    Damit eines klar ist:
    Ich möchte damit keinen Polizisten oder Wachmann beschuldigen.
    Die Schuld daran liegt klar bei der Ausbildung und deren Verantwortlichen.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

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  • Bei uns in der nähe gibt es auch ein Polizeischießstand der am Wochenende für Sportschützen öffnet. Ich hab noch nie so viele Löcher in Decke und Fußboden gesehen. Auch der einzige Schießunfall mit Notarzteinsatz ist unter der Woche während des Polizeitrainings passiert. Fuß gelocht. Natürlich haben die teilweise andere Trainingsabläufe als Sportschützen (Waffe Ziehen etc...) aber wie zum Teufel schießt man nahezu senkrecht in die Decke?
    Insgesamt fühle ich mich unter Sportschützen auch sicher als mit Polizisten am Schießstand.

  • Ist ja witzig. Bei uns ist auch immer der ganze Stand zerschossen, wenn der Wachschutz Lehrgang hatte. Nur die Scheiben sind meist unversehrt.

    Sind wir zufällig im gleichen Berliner Verein ?
    Bei uns trainiert auch ein Bewachungsunternehmen. Bei den vielen Bodentreffern habe ich den Eindruck das da eifrig der Fangschuss geprobt wird.

  • Wollte nicht letztes Jahr irgendein Bundesland eine größere Anzahl Dienstwaffen Retoure gehen lassen weil es nicht zumutbar sei dass die Dinger 50-100 Schuss brauchten um sich einzulaufen?

    Das sagt doch schon viel darüber wie viel mit einer neuen Dienstwaffe geübt wird bevor es damit auf die Straße geht...

    Und ich meine noch nicht mal schießen, auch sicheres Handling (Laden, Entladen, ggf reinigen) muss man üben um sich nicht irgendwann selbst den Fuß oder schlimmes zu lochen.

  • In unserem Verein sind hauptsächlich berufliche Waffenträger. Die trainieren beruflich das, was eben in typischen Situationen vorkommt wie z.B. Festnahmen. Die Distanzen in diesen Situationen liegen fast ausschließlich zwischen 1m und vielleicht 5-7m. Bei uns im Training kann nur auf 25m geschossen werden. Da sind die Treffer der Kameraden im 8er-Ring oder schlechter aber trotzdem die Ausnahmen. Die schießen aber mit Sportpistolen und nicht mit den DAO-Dienstwaffen. Mit einer DAO-Waffe solche Ergebnisse zu erzielen schaffen bei uns nur wenige. Die sind Ausbilder im Job. Unsere Damen schießen mit den DAOs nicht gerade berauschend, mit sportlichen Abzügen dagegen deutlich besser. Beruflich schießen die Kameraden H&K oder Walther. Ich bin kein beruflicher Waffenträger und habe die DAOs mal Probe geschossen. Mein damaliger Kommentar aus Sportschützensicht: Müll. Man muss m.E. schon viel mit einer DAO trainieren, um den Zwei Drittel - Ein Drittel Abzugsweg einschätzen zu können. Da kann bei Ungeübten durchaus mal eine unbeabsichtigte Schussabgabe vorkommen. Man hat eben keinen eindeutigen Vorzug und Druckpunkt.

    Wenn ich aber in den Nachbarkojen sehe, wie unzureichend die Jägerausbildung an der Kurzwaffe ist, kommt mir das Grausen. Das sind Treffer auf der Scheibe eher Glückstreffer. Jäger brauchen bei der KW keinen Leistungsnachweis. Da reicht es wohl, wenn sie den Unterschied zwischen Pistole und Revolver kennen.

    Es grüßt der
    Theo :thumbup:

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. (nach Benjamin Franklin)

  • Irgendwann während wir mal wieder da waren, kommt ein Polizist rein, er war privat da, einfach ein wenig schießen.

    Nach einer Zeit fragt der; wie lange wir schon schießen würden.
    Naja, so zwei Wochen, alle paar Tage mal.
    Der Typ war geschockt und meinte dann, er wäre froh, wenn seine Kollegen das alle so gut hinbekommen würden.

    Auf Übung, Bundeswehr, Franzosen und ein Paar Amerikaner waren auch da.

    Bei den Amis dann nach Übungsende lagen überall hunderte abgeschossene Hülsen rum. Da wär man fast ausgerutscht beim laufen.
    Die Pappkameraden wurden aber kaum gelocht. :D

    Keine Ahnung, was die Kameraden da an dem Tag gefrühstückt haben.
    Waren die Waffen falsch eingeschossen? Kann bei Berufssoldaten aber eigentlich nicht sein...
    Vielleicht hatten die "keinen Bock" gehabt auf die Übung...

    GmbH

  • Man sollte dabei aber auch nicht vergessen dass die KW für einen Jäger nur für den Fangschuß da ist.
    Dafür braucht es kaum Übung.
    Ein Waffenträger der im Fall der Fälle auch zwischen unbeteiligten Passanten mit einer KW hantieren muss, ist da schon was anderes.
    Ich halte die 2 vorgeschriebenen Trainingseinheiten/Jahr für Polizisten für zu wenig, hier sollte man schon min. 1/Monat ein Training ansetzen.

  • 1996, kleiner Indoor-Mietstand in Tampa, Florida.
    Ich und Kumpels in der Gegend im Urlaub, also mal rein in so einen Laden, endlich mal mehr als SSW, Erfahrung mit scharfen Waffen Null, Erfahrung bzgl. Standsicherheit Null.
    Kurze Einweisung (dank SSW waren die Funktionen ja bereits voll bekannt), die Ladenbesitzer haben uns ein wenig zugeschaut, jo, alles klar, ihr könnt das, habt Spaß.
    Wir waren dann alle paar Tage da, Muni war nicht teuer, die DM stand günstig.

    Na dann komm doch mal nach Round-Rock/Texas, dann wird die Vergangenheit wieder lebendig! ;)
    Was dort noch heute möglich ist, das wird so manchen Schützen das Herz höher schlagen lassen. Ein Jahr, ohne nicht einmal dort gewesen zu sein, ist kein gutes Jahr.

    Das soll nicht glorifiziert sein, es ist halt ein anderes Land mit anderen Sitten.

    In Deutschland jedoch gilt für mich das hier geltende Gesetz und daran hat man sich zu halten. Und hüben wie drüben gilt auf Grund der Gefährlichkeit im Umgang mit Waffen eine ganz besondere Verantwortung und Sorgfaltspflicht. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.
    Wenn´s schief geht, sitzt man auch drüben nicht nur um Knast, sondern auch mal ganz schnell auf dem Elektrischen Stuhl.

    Gruß, Tx.

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Wenn ich hier sehe wie Sportschützen über Jäger und berufliche Waffenträger lästern, ist es plötzlich nicht mehr verwunderlich, dass die Antis so leichtes Spiel haben - es gibt keine Einigkeit und keinen Zusammenhalt. Wir müssen geschlossen stehen wenn wir in X-Jahren nicht mit Licht-"Gewehren" und Pfeil und Bogen dastehen wollen.

  • Wenn ich hier sehe wie Sportschützen über Jäger und berufliche Waffenträger lästern, ist es plötzlich nicht mehr verwunderlich, dass die Antis so leichtes Spiel haben - es gibt keine Einigkeit und keinen Zusammenhalt.

    Im Prinzip hast du irgendwo ein wenig recht.


    Aber deshalb Fehlverhalten unter den Tisch kehren?
    Vielleicht ist es ja auch deren Fehlverhalten (vielleicht nicht auf dem Stand, sondern im Einsatz oder bei der Jagd), welches hier und da für schlechte Presse sorgt?


    Stefan

  • Sagen wir es mal so rum:
    Leute die ihr Handwerk noch wirklich beherrschen, werden in fast allen Bereichen immer weniger. Egal ob KFZ, Haustechnik, Versicherungen, Mobilfunk usw... überall wird sich immer mehr mit Profit an erster Stelle und Halbwissen durchgemogelt.

    Ein Beispiel: Vor ca 4 Wochen hatte unsere Heizung immer mal wieder einen Fehler angezeigt, der nach einem Neustart für 2-3 Tage weg war. Der junge Geselle des örtlichen Heizungsbauer attestierte nach ca 10 Min einen Fehler auf der Hauptplatine, deren Tausch uns ca 550€ kosten dürfte.
    Am selben Abend habe ich noch den Kumpel eines Kumpels angerufen und um eine zweite Meinung gebeten, weil mir das ganze etwas spanisch vorkam.
    Ergebnis der Fehlersuche am Tag 2: Nach 20 min fand der "Kumpel" eine korrodierte und lose Steckverbindung am Brenner, die laut ihm bei diesem Modell gern mal nachgibt. Etwas nach gebogen und geschliffen und ich sollte wieder Ruhe haben. Falls nicht, muss eben der Sensor XY (Fragt mich bitte nicht) gewechselt werden, was mich dann ca 80€ kosten wird.

    Für mich ist das genau das selbe, die die Geschichte vom Schießplatz. Da hantieren Leute mit Gerätschaften, ohne so richtig zu wissen, was sie da eigentlich tun. Nur mit dem Unterschied das die Fehlbedienung einer Waffe für den Benutzer und sein Gegenüber wesentlich schlimmer enden kann.

  • Ich bin selber Jäger. Das heisst aber nicht, dass ich mit allem in der Jagdausbildung einverstanden bin.
    Jagdausbildung ist Ländersache, da kann man NRW nicht mit Bayern vergleichen.
    Und Kurzwaffen spielen bei den meisten Jägern nur eine sehr untergeordnete Rolle, ein Großteil hat auch gar keine und in der Jagd ist sie auch nur in wenigen Fällen wirklich nötig. Aber trotzdem ist dort ausbildungstechnisch noch Luft nach oben.
    Und berufliche Waffenträger haben nicht so viel mit “Hobbyschützen“ gemein.
    Aber ich finde es nicht schädlich, wenn man hier eine fundierte Ausbildung an der Waffe fordert.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Zitat von Esti

    Und Kurzwaffen spielen bei den meisten Jägern nur eine sehr untergeordnete Rolle, ein Großteil hat auch gar keine und in der Jagd ist sie auch nur in wenigen Fällen wirklich nötig. Aber trotzdem ist dort ausbildungstechnisch noch Luft nach oben.

    Deswegen wird während des Vorbereitungslehrgangs der hiesigen Jägerschaft durch mich in "meinem" Schützenverein ein Kurzwaffenschiessen organisiert.
    Auf freiwilliger Basis für die Teilnehmer, es gehört nicht zum offiziellen Ausbildungsprogramm. Aber ich - und nicht nur ich - meine, wer zwei von den Dingern kaufen kann und damit im Wald rumläuft sollte die verdammt nochmal vorher auch mal benutzt haben.
    Das wurde die letzten Jahre gut angenommen und außerdem übt die Waffenhandhabung auch zusätzlich für die Prüfung.

    Und er sprach: Das größte Rätsel, süßes Kind, das ist die Liebe - doch wir wollen es nicht lösen. (Heinrich Heine)