Seufz, ich steh nicht gern mit meiner Meinung allein, aber ich finde den Artikel gut!
Der Stil ist natürlich ein bisschen flapsig, aber ich bilde mir ein, der Author überzeichnet absichtlich Kontraste, um einen Unterhaltungseffekt zu erzielen - und zwar so, dass man das Augenzwinkern dabei merkt.
Wenn man als Leser selbst einen ländlichen Hintergrund hat und dann gerade als Schütze schonmal dumme Vorurteile (gerade von überheblich-gutmenschlichen Parkaträgern) zu spüren bekommen hat, kann ich die negative Lesart aber verstehen.
Mit dem "Provinz-Stempel" tut der Autor der Firma Walther aber im Grunde etwas Gutes. Er sagt im Grunde aus:
Walther ist ein seriöses Unternehmen, in dem Techniker in Blaumännern Qualitätstests machen - ohne Glamour, dafür aber mit Besonnenheit und Sachverstand. Statt Bond-Bling-Bling steht im Eingangsfoyer der Firma ein mehrbändiges Waffengesetzbuch in aktueller Auflage. Damit wird deutlich, dass bei Walther ein allgegenwärtiges Sicherheits- und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit scharfen Waffen dominiert.
Ferner stimmt doch die primäre Ausrichtung auf den Behördenmarkt. Mit Sportwaffen wird zwar auch verdient, aber das Kerngeschäft der Umarex-Tochter sind scharfe Behördenwaffen.
Andeutungsweise wird der schwarze Peter eher auf Umarex und seine "schießwütige Privatklientel" geschoben - aber selbst da zeichnet sich die Ironie zu deutlich ab als dass ich es als geschäftsschädigende Beleidigung gegen Umarex oder die Käufer freier Waffen verstehen würde.
Gerade zu Amok-Zeiten ist es die doch beste PR, etwas über eine gänzlich harmlose, verantwortungsbewusste und gewissenhafte Walther-Firma zu erfahren, welche eben nicht die Waffenbegeisterung mit einem martialischen Bond-Image schürt.
Der ironische Kontrast zwischen attraktivem "Bond Glamour" und "ländlichem Handwerk" ist ein Stilmittel, das den Artikel unterhaltsam und gut lesbar macht. Walther kommt nicht schlecht weg, ich musste zwar öfter schmunzeln beim Lesen, aber in Misskredit sehe ich das Traditionsunternehmen deswegen nicht gebracht.
Gruß,
Eichi