Firma Walther bei Spiegel.de

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 991 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Dezember 2006 um 10:20) ist von Eichlaub.

  • Was ist an dieser Sammlung von Plat(t)itüden über Schwaben, Provinz, und die Waffenqualität denn "lesenswert"?

    Etwa "die von einem kleinen Mittelständler aus der süddeutschen Provinz hergestellt wird: Walther, 28 Millionen Euro Umsatz, 170 Mitarbeiter", weil SPIEGEL-Online nicht einmal eine Handvoll Schreiberlinge hat, die als einziges Handwerkszeug den Zugang zu Google brauchen?

    Ich hab's schon bei Waffen-Online gepostet, aber gern hier auch noch einmal die aktuellen "Recherche-Methoden" der modernen Dschurnalisten (die ich ungern als Koellegen bezeichnen würde):

    http://www.google-gesellschaft.de/89.0.html


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Zitat

    Original von Ulrich Eichstädt
    Was ist an dieser Sammlung von Plat(t)itüden über Schwaben, Provinz, und die Waffenqualität denn "lesenswert"?

    Ich fand den Artikel soweit ganz nett.

    Aber vielleicht möchtest Du ja als Experte die Plat(t)itüden für uns Unwissende ja mit ein paar lesenswerteren Sätzen über Walther aufwerten. ;)

  • Da stand nicht mehr drin als Walther auf der Website auch verrät. Ich schreibe so etwas im übrigen in VISIER (schon mehrfach getan) und nicht hier so nebenbei. Der Artikel war platt, dafür aber mit zahlreichen kleinen und kleinsten Gehässigkeiten und Abwertungen gespickt - merkt ihr so etwas denn gar nicht?

    Was hat denn Ulm mit Provinz zu tun? Es ist wie Oberndorf oder Eckernförde eine deutsche Stadt mit zahlreichen Waffenfirmen, die alle ihre Steuern in Deutschland zahlen. Und 170 Mitarbeiter und 28 Millionen Jahresumsatz sind auch nicht wenig - vor dem letzten Waffengesetz allerdings, das das Aus für fast den gesamten Gas- und Schreckschußmarkt wegen des KWS bedeutete, hat der Gesamtkonzern Umarex/Walther noch über 400 Leute gehabt und über 400 Mio Umsatz gemacht (2000/2001).

    Und natürlich hängen bei keiner Waffenfirma draußen dicke Hinweisschilder für die Einbrecher oder Waffen am Empfang griffbereit. Diskretion ist alles, aber ist das verwerflich? Der Walther-Geschäftsführer Manfred Wörz sieht sicher seriöser aus als ganze Teile der (mir durchaus bekannten) Parkaträger-Riege beim Spiegel.

    Peinlich, wenn der Neid so in die Tastatur fließt...


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Peinlich! - Ich muss Uli da voll und ganz zustimmen! Die Formulierung und der Tenor ist in weiten Teilen regelrecht abwertend, anerkennendes findet man kaum. Wirklich interessante Fakten und neue Infos sucht man vergeblich.

    Der "Hammer" ist aber wohl die Passage:

    (Zitat)
    Im Ulmer Industriegebiet Nord verschwendet niemand einen Gedanken daran, ob ein Wodka Martini das passende Getränk zum Smoking ist. Eher gilt es aufzupassen, sich den Blaumann nicht mit Dosenbier zu bekleckern. (Zitat Ende)

    (...) und später den Bogen schließend:

    (Zitat)
    Im Firmenkeller sitzen nette ältere Herren und schießen im Sitzen wie am Fließband: peng, peng ... zehn Schuss ... die Nächste bitte. Und natürlich tragen sie dabei einen Blaumann. (Zitat Ende)

    Hier wird suggeriert, dass da quasi ein paar Vorruheständler in bierseeliger Runde in der Provinz beisammen sitzen und lustig vor sich hin schießen.

    Wobei der Begriff "Provinz" gleich noch im Doppelpack verwendet wird.

    Weitere "nette" Formulierungen sind:

    "altmodische Kleinkaliberwaffe"

    "Umso betulicher wirkt der Firmenchef selbst..."

    Aber Walther (Firmenmotto: "Tradition of Innovation") interessiert sich ohnehin kaum für den schießwütigen Privatkäufer,....


    der Privatwaffenbesitzer wird hier pauschal als "schießwütig" stigmatisiert.

  • Das ist zwar nicht ganz das Thema aber, kann mir das einer Erklären ???

    Zitat

    - vor dem letzten Waffengesetz allerdings, das das Aus für fast den gesamten Gas- und Schreckschußmarkt wegen des KWS bedeutete,


    Ich weis ja das es so ist wie Uli schreibt aber warum eigentlich. :wogaga:
    Der KWS kostet 50 € und gut is, und schon kann ich wieder mit meiner SSW machen was ich will (gemeint ist wie vor dem KWS und nix verbotenes).
    Es kann doch nicht ein ganzer Markt zusammen brechen nur weil es 50 € kostet, sich sein recht von Staat zurück zu kaufen eine SSW durch die Gegend zu tragen.
    Gruß Thomas

    Ich mag die Stille nach dem Knall..

    Waffensachverständiger im VWG

  • Der Artikel ist definitiv Blödsinn. Das Beste ist:


    "Aber Walther (Firmenmotto: "Tradition of Innovation") interessiert sich ohnehin kaum für den schießwütigen Privatkäufer, sondern konzentriert sich schon seit Jahrzehnten auf den Markt für Polizeiwaffen. Das Unternehmen rüstet unter anderem die Polizeikräfte von Nordrhein-Westfalen, Holland und Polen mit Dienstwaffen aus und ist weltweit Marktführer bei Kaliber-22-Waffen.."

    Das muss man erst mal schaffen - sich nur auf dem Behördenmarkt konzentieren, Sportschützen links liegen lassen und trotzdem Weltmarktführer bei den .22ern zu sein! :wogaga:

    Abgesehen davon, dass Walther garantiert nicht so viele .22er verkauft wie Marlin, Ruger oder Remington.

  • @ Thomas: Ja das wissen aber eben viele Leute nicht. Die denken, dass man für den ERWERB einen KWS benötigt und das ist dann eben vielen zu doof und sie informieren sich nicht richtig. :new16:

    Es kommt oft vor, dass wenn z.B in einem Forum das nichts mit Waffen zu tuen hat jemand auf Schreckschusswaffen zu sprechen kommt und schon kommen Kommentare wie "Du weißt schon, dass seit 3 Jahren verboten" usw......

  • Ja, so ist das. Die Presse tut ja ihr Großteil dazu, dass die Fehlinformationen wild um sich greifen. Werden die Begriffe Waffenbesitzkarte und Waffenschein munter durcheinander geworfen, setzt es beim KWS dann völlig aus. Selbst bei Leuten, die dies eigentlich genau wissen sollten, wie z. B. Polizeibeamte, scheint vielfach arge Unkenntnis zu herrschen.

    In der Tat ist es verbreitete Meinung, dass der KWS für den Besitz dieser Waffen benötigt wird, und viele glauben auch, dass die Waffen überdies behördlich registriert werden müssen. Dies wurde mir von einem Waffenhändler klipp und klar bestätigt. Ebenso die Tatsache, dass der Absatz der Waffen mit Einführung des KWS praktisch komplett wegbrach

  • Danke für den Hinweis - oder sollte ich sagen: hättet Ihr besser geschwiegen?
    :(

    Auch in der Printausgabe (S. 112/ 113) kann man den Artikel nachlesen.
    War bisher noch nicht dazu gekommen. Aber vielleicht wieder ein Grund mehr, dem Spiegel entgültig zu entsagen . . .


    + + + +

    Was den KWS und die Fehlinformationen angeht, schau Dir die gesammelten Links mal im Lexikon an (ziemlich weit unten):
    CO2air.de-Lexikon: Kleiner Waffenschein

    Fördermitglied des VDB.

  • Nábend Helge,

    Zitat

    dem Spiegel entgültig zu entsagen . . .


    tja...die Blöd-Zeitung habe ich noch nie gekauft...der Spiegel ist auch nicht mehr das was er vor Jahren mal war...mittlerweile lese ich nur noch die HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung) da ist man doch recht gut informiert.
    gunimo
    es ist genau so wie du es sagst, das haben mir meine beiden Waffenhändler auch so beschrieben. Was mich dabei wundert ist, wenn ich mich für etwas interessiere dann erkundige ich mich doch richtig, mach mich schlau um die Sache die mich begeistert.
    Und dann bleibt über: ich brauche keinen KWS für meine SSW-Sammlung, bzw. im schlimmsten Fall kauf ich mich für 50 € frei wenn ich sie dann doch führen will.

    Ich habe die 50 Mäuse auch ausgegeben, aber nicht weil ich mit ´ner Knarre umgeschnallt rum laufen will.
    Sondern weil ich bequem bin und keine Lust auf große Aktionen beim Transport meiner SSW´s habe.
    Gruß Thomas

    Ich mag die Stille nach dem Knall..

    Waffensachverständiger im VWG

  • Seufz, ich steh nicht gern mit meiner Meinung allein, aber ich finde den Artikel gut!

    Der Stil ist natürlich ein bisschen flapsig, aber ich bilde mir ein, der Author überzeichnet absichtlich Kontraste, um einen Unterhaltungseffekt zu erzielen - und zwar so, dass man das Augenzwinkern dabei merkt.

    Wenn man als Leser selbst einen ländlichen Hintergrund hat und dann gerade als Schütze schonmal dumme Vorurteile (gerade von überheblich-gutmenschlichen Parkaträgern) zu spüren bekommen hat, kann ich die negative Lesart aber verstehen.

    Mit dem "Provinz-Stempel" tut der Autor der Firma Walther aber im Grunde etwas Gutes. Er sagt im Grunde aus:

    Walther ist ein seriöses Unternehmen, in dem Techniker in Blaumännern Qualitätstests machen - ohne Glamour, dafür aber mit Besonnenheit und Sachverstand. Statt Bond-Bling-Bling steht im Eingangsfoyer der Firma ein mehrbändiges Waffengesetzbuch in aktueller Auflage. Damit wird deutlich, dass bei Walther ein allgegenwärtiges Sicherheits- und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit scharfen Waffen dominiert.

    Ferner stimmt doch die primäre Ausrichtung auf den Behördenmarkt. Mit Sportwaffen wird zwar auch verdient, aber das Kerngeschäft der Umarex-Tochter sind scharfe Behördenwaffen.

    Andeutungsweise wird der schwarze Peter eher auf Umarex und seine "schießwütige Privatklientel" geschoben - aber selbst da zeichnet sich die Ironie zu deutlich ab als dass ich es als geschäftsschädigende Beleidigung gegen Umarex oder die Käufer freier Waffen verstehen würde.

    Gerade zu Amok-Zeiten ist es die doch beste PR, etwas über eine gänzlich harmlose, verantwortungsbewusste und gewissenhafte Walther-Firma zu erfahren, welche eben nicht die Waffenbegeisterung mit einem martialischen Bond-Image schürt.

    Der ironische Kontrast zwischen attraktivem "Bond Glamour" und "ländlichem Handwerk" ist ein Stilmittel, das den Artikel unterhaltsam und gut lesbar macht. Walther kommt nicht schlecht weg, ich musste zwar öfter schmunzeln beim Lesen, aber in Misskredit sehe ich das Traditionsunternehmen deswegen nicht gebracht.

    Gruß,
    Eichi

    Meine :F:-Sammlung: FWB 601, Baikal IZH53M, ME38 Compact, HW94, P88 Compact, RG100, RG96, TM Automag III Spring :n1: