Mal was über Gehörschutz

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.745 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. März 2006 um 23:41) ist von Modgode.

  • Da Gehörschutz, nicht zu unrecht, immer wieder zum Ende des Jahres ein gefragtes Thema hier sind, will ich hier mal als Kaufhilfe eine Auflistung der Gehörschützer die ich so im Laufe meiner Schießsporttätigkeit angesammelt habe erstellen und anhand meines persönlichen Empfinden eine Art Bewertung der einzelnen Systeme versuchen.

    Anmerken möchte ich, das selbst Luftgewehre in aller Regel eine Lautstarke aufweisen die, zumal als Impulslast, das Gehör dauerhaft schädigen können. Auch 6mm Flobert als Schreckschusswaffe zu Sylvester erfordert zwingend einen Gehörschutz wenn man keine Folgeschäden davon tragen will, von 9mm ganz zu schweigen.

    Zu allererst hatte ich einen Kapselgehörschutz den es im Baumarkt zusammen mit einer Schutzbrille und einer Staubmaske für ein paar wenige Euro (oder damals wahrscheinlich noch D-Mark) gab.

    Da die Teile keine Bezeichnung oder ähnliches hatten, kann ich da leider auch nicht wirklich was zu sagen. Sie waren, im Vergleich zu dem was ich Später hatte, völliger Mist und ich kann jedem nur davon Abraten mit so etwas auch nur LG zu Schießen.

    Später legte ich mir den elektroakustischen Gehörschutz für 29,99€ vom Westfaliaversand zu.

    Die Dämmleistung ist leider nicht angegeben, aber ein 6mm Knall wird absolut brauchbar gedämpft. 9mm PAK in geschlossenen Räumen ist aber mit diesem Gehörschutz noch eindeutig zu laut, wenn auch bei weitem nicht mehr schmerzhaft.

    Etwas gewöhnungsbedürftig ist ein leichter Halleffekt da die vom Mikrophon aufgenommenen und nach innen geleiteten Töne leicht Zeitverzögert kommen. Dabei handelt es sich sicher nur um Millisekunden, es ist aber dennoch etwas Spürbar.

    Auch Gewöhnungsbedürftig empfand ich, das die Elektronik nach einem Schuss für etwa eine halbe Sekunde keine Töne mehr weiterleitet und nicht nur den Schuss selber herausfiltert.

    Im Winter ist der Gehörschutz problemlos zu tragen, das Gewicht ist spürbar, aber durchaus noch im annehmbaren Bereich. Im Sommer vermisst man schon eine gewisse Ventilation, so dass man doch recht heiße Ohren bekommt.

    Für längeren Einsatz auch im Sommer besser geeignet sind da meine Peltor Optima III für 19€.

    Die Dämmung ist noch weit besser als die dem Modell von Westfalia. Selbst 9mm PAK im gekachelten Keller sind damit im absolut erträglichen Rahmen. Die Dinger tragen sich super, der Dichtrand liegt gut an und ist sehr angenehm auf der Haut. Das Innenleben kann (und soll) man von Zeit zu Zeit austauschen.

    Da man sich mit "Micky Mäusen" beim LP Schießen vor lauter dummen Kommentaren von (meist wohl schon schwerhörigen) Schützenkameraden gar nicht mehr aus Schießen konzentrieren kann habe ich dann noch nach einem leichteren Gehörschutz fürs LP-Schießen gesucht.

    Zuerst verwendete ich die Bilsom Soft die hier bei einigen Vereinen für Besucher in Automaten Kostenlos angeboten werden. Dabei handelt es sich um ein kleines "Plastiktütchen" in dem sich ein Stück Schaumstoff und eine Art Watte befindet. Das Tütchen ist abgerundet und mit einem blauen filzartigen Kunststoff verschlossen. Das ganze Gebilde ist Einweg und wird in den Gehörgang eingeschoben.

    Beim Tragen ist das ganze eher unangenehm, irgendwo zwickt es immer. Zudem ist die Kante an der das Tütchen mit dem Filz verschweißt ist recht schafkantig und kratzig und stößt eigentlich immer irgendwo an.

    Unterm Strich, für kurzes Zuschauen ganz O.K. auf Dauer selbst Geschenkt nicht das Wahre.

    Danach besorgte ich mir in einer Apotheke, sicher auch aufgrund der geringen Auswahl, eine Packung mit 5 Paaren EAR Classic II. (so um die 4€, gibt es aber wo anders für unter 2€)

    Das sind gelbe Schaumstoffstücke die man zwischen 2 Fingern rollt bis sie eine schlanke Wurst werden. Diese steckt man dann in den Gehörgang wo sich der Schaumstoff langsam wieder entfaltet.

    Da man die Schaumstoffstücke nicht reinigen kann sind sie quasi als Einweg zu verwenden. Zudem empfinde ich das aufquellen im Gehörgang als zu langsam. Mal eben rausnehmen und kurz vorm Schuss wieder einsetzen geht jedenfalls nicht. Zudem sollte man sehr darauf achten das man saubere Finger hat da die sich beim Rollen natürlich prima reinigen und dabei die Stöpsel einsauen. Doch wer kann sich mitten beim Schießen schon immer die Hände waschen?

    Aus diesem Grund kaufte ich dann die EAR Ultrafit. (1 Paar für 2,50€)

    Die sind aus festerem Kunststoff und haben die so genannte Tannenbaumform. Man kann sie Abwaschen und dadurch wesentlich länger verwenden. Dabei ist ein Band mit dem man die beiden verbinden kann, was sich in der Praxis sehr bewährt hat.

    Als Nachteilig empfand ich aber dass sich durch das Einführen oft ein Überdruck in meinem Ohr gebildet hat. Zudem empfand ich persönlich die Kanten der "Tannenbäumchen" nach einiger Zeit als zu kratzig.

    Also stürzte ich mich richtig in Unkosten und habe mir die MEC-Silence Stöpsel für 28,50€ geholt.

    Diese haben ebenfalls die Tannenbaumform, sind aber aus einem wesentlich weicheren Material. Zum Lieferumfang gehört ein Transportkistchen, ein Band das wie ein Schnürsenkel aussieht und gleichzeitig Verbindungsband und Zusatzfilter sein soll, 2 Reinigungstücher und ein Werbeaufkleber von MEC.

    Diese Stöpsele verfügen über einen eingebauten Filter der Impulstöne herausfiltert, aber sonst Luft- und auch Sprachdurchlässig ist. Wenn man seine Ruhe haben will kann man die so genannten Zusatzfilter (also die enden des Schnürsenkels) in das Loch für den Filter stecken.

    Was soll ich sagen… Kein Druckgefühl mehr nach dem Einsetzen, Unterhalten auf dem Stand ist (ohne das Band) gut möglich, und der Zusatzfilter tut auch seine Arbeit auch wenn ich das Patent einfach die Schnürbandartig mit Tesa umwickelten Bandenden in die Löcher der Stöpsel zu stecken für den Preis etwas Billig ausgeführt finde, zumal die Vorteile des Filters so ja nur ohne Band voll auszukosten sind.

    Eine echte Entdeckung waren zudem die Reinigungstücher "Alcohol Pads B. Braun" die dabei lagen. Es handelt sich dabei um kleine Tupfer die mit 70%igem Isoprpyl-Alkohol getränkt sind und genau die richtige größe haben um 2 Stöpsel damit zu reinigen und das Tüchlein dann weg zu werfen. Meine erste Annahme dass die wahrscheinlich unbezahlbar sind bewahrheitete sich nicht. In der Apotheke habe ich ein 50er Pack dieser einzeln versiegelten Tücher für 1,99€ bekommen, was sicher für Anwender der diversen anderen Tannenbaumsysteme interessant sein könnte.

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

  • Aus: Kennt sich jemand mit Gehörschutz aus?

    Zitat

    Original von steffirn
    du hier mal nach arbeitsschutz anfragen, der verkauft sowas. :ngrins:

    Danke für die Blumen :ngrins:

    Na dann wollen wir mal (@Mods, lasst das mal so stehen wie es kommt!)

    Es gibt eine Lärmschutzrichtlinie die eine Bereitstellungspflich für Arbeitgeber bei 80 dbA / bzw. 112 PA (Pascal) und eine Trageverpflichtung bei 85 dbA / bzw. 140 PA (Pascal) zwingend vorschreibt. Siehe .pdf File im Anhang!

    Ziel ist es den Lärmpegel auf die 85 dbA zu senken, d. H. wenn deine Umgebung 120 dbA hat, musst du um 35 dbA reduzieren.

    Jetzt zu den verschiedenen Gehörschützern:

    Die gebrauchsfertigen Kunststoff-Stöpsel besitzen nur einfache geometrische Formen und können sich daher nicht individuell an die Gehörgangsformen und -querschnitte anpassen, sodass Druckempfindungen im Ohr verursacht werden können.

    1) Gehörschutzstöpsel werden im allgemeinen als unsicherer Gehörschutz dargestellt. Da diese nicht weit genug in den Gehörgang eingeschoben werden können.

    Die Dämmleistung beträgt angeblich (!) 37dbA wovon man aber noch 5 - 10% Unsicherheitsfaktor abziehen muss. Angeblich deswegen, weil die Messung nach der HML (High Middle and Low Frequenz) Messung durch geführt wird. Demnach muss die Mittelwert genommen werden. Beispiel: (H: 36 M: 34 L: 33) entspricht 34,3dbA - der Hersteller gibt aber 37dbA - weil er ja noch die 5 - 10 % abziehen muss :new16:

    Hygiene / Wohlbefinden: nur die Silikonstöpsel weisen keine Oberflächenunebenheiten auf und sind abwaschbar, alle anderen aus Polyurethan und anderen Schaumstoffarten können - sofern sie auf dreckige Flächen abgelegt werden - Keime und Bakterien auf die Schleimhäute des Ohres übertragen. Generell sind die Schaumstoffgehörschützer Einwegartikel.

    Kosten:
    Schaumstoff: 0,16€ / 0,32€ / Paar für ohne oder mit Band
    Silikon: 0,55 / ,76€ / Paar für ohne oder mit Band.

    Silikon:

    Schaumstoff:


    2) Bügelgehörschützer: siehe Gehörschutzstöpsel

    Dämmung: 19 - 21 dbA

    Kosten 1,45 - 1,95€ / Stück

    3) Kapselgehörschützer werden als halbsicherer Gehörschutz dargestellt, da speziell Brillenträger eine Lekage haben. Man unterscheidet zwischen passiven und aktiven (elektronischen) Gehörschützern. Letztere Regeln den Impulslärm elektronisch nach Bedarf auf 85dbA runter, lassen aber normale Kommunikation zu.

    Dämmleistung: beträgt zwischen 25 und 33 dbA

    Hygiene/ Wohlbefinden: man schwitzt sehr stark darunter, durch die Kapsel hat man ein Abdichtungsgefühl, es wird ein Unterdruck erzeugt und die Stahlklammer des Bügels können einen Druck auf die Schädelknochen ausüben. Die Pads (Auflagen) lassen sich entnehmen und reinigen.

    Kosten:
    passiver Gehörschutz: zwischen 5,50€ und 10,95€ je nach Dämmleistung und Gewicht
    elektronischer Gehörschützer: zwischen 55,- und 195,-€

    Passiv:

    Aktiv:


    4) Othoplastische Gehörschützer sind die einzig wahre alternative, weil Sie dem Gehörgang individuell angepasste werden.

    Hygiene/ Wohlbefinden: optimale Passform durch individuelle Anpassung, Druckausgleich durch Entlüftung. Reinigung mit milder Handwaschseife und fliessendem Wasser. Haltbarkeit 5 - 7 Jahre.

    Kosten 120,-€

  • ich persönlich verwende derzeit neben den othoplastischen auch die elktronischen Gehörschützer.
    Der Vorteil bei den elektronischen ist, das man beim abkleben der IPSC Scheiben die "dummen" Kommentare besser hört wen man die Lautstärke hochdreht :))

    Das gibt hinterher für manche in böses Erwachen :lol:

    Aber am liebsten trage ich die Othoplastiken, tolle Dämmung und perfekten Sitz!

  • Besteht bei den „Orthoplastischen Gehörschützern“nicht die Gefahr das beim Einführen das anwesende Ohrschmals in Richtung Trommelfell geschoben wird?
    Dann hat man eines Tages einen Pfropfen vor dem Trommelfell und hört kaum noch was.
    Derselbe Effekt tritt oft auch auf wenn man den Gehörgang mit einem Waschhandschuh reinigen will.
    Deshalb warnen Ärzte auch vor einer Reinigung des Gehörganges. Sie sagen: das Ohr reinigt sich selbst.

    Obba Gerrit

  • Zitat

    Original von GPB
    Besteht bei den „Orthoplastischen Gehörschützern“nicht die Gefahr das beim Einführen das anwesende Ohrschmals in Richtung Trommelfell geschoben wird?

    Obba Gerrit

    Soweit ich weiß, besteht diese Gefahr nicht, weil die Orthoplastischen Gehörschützer nur in den Aussenbereich des Ohres "gelegt" werden..

    Auf dem Bild von den Dingern scheint ja auf der rechten Seite die "Rückwand" abgebildet zu sein..

    Striker

    !!! Vaya con DIOZ !!!

    Einmal editiert, zuletzt von Striker71 (28. Dezember 2005 um 10:53)

  • Zitat

    Dann hat man eines Tages einen Pfropfen vor dem Trommelfell und hört kaum noch was.

    Genau der Grund, warum ich meine vom Hörgeräte-Akkustiker angepassten Teile nicht mehr verwende.
    Wer den Scheiss mit dem Pfropfen vorm Trommelfell durch hat, der steckt sich nix mehr ins Ohr.
    Garantiert nicht.

    Gun Control - hits target at first shot

  • Ich verwende für Silvester immer die Stopfenart die es beim Bund auch gibt, da ich sonst nicht in die Verlegenheit komme sowas zu benutzen denke ich mal dass die paar Stunden nix ausmachen. Die Dinger dämpfen eine 9mm PAK auf ein erträgliches Niveau. Was bei G3, G36, MG3 und 9mmx19 schützt, dürfte für 9mm PAK auch ok sein. Natürlich nehme ich nicht die Dinger die ich damals noch bei der BW hatte, wäre auch zu unhygienisch, aber ich habe das gleiche Modell bei meinem BüMa ausgemacht. Der Knall wird um 30db gedämpft und man kann trotzdem noch verstehen was einem erzählt wird.

    Gruß Marcel

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Problematisch bei den Gehörschutzstöpseln ist, dass trotzdem "Krach" über die Knochen nach Innen geleitet wird. Deshalb benutze ich auscchliesslich Kapselgehörschützer. Und wenn ich mich wirklich beim Grosskaliberschiessen konzentrieren will, benutze ich zusätzlich noch Gehörschutzstöpsel.

    Gut Schuss,
    Chris.

  • Zitat

    Original von chris42
    Problematisch bei den Gehörschutzstöpseln ist, dass trotzdem "Krach" über die Knochen nach Innen geleitet wird. Deshalb benutze ich auscchliesslich Kapselgehörschützer. Und wenn ich mich wirklich beim Grosskaliberschiessen konzentrieren will, benutze ich zusätzlich noch Gehörschutzstöpsel.

    Gut Schuss,
    Chris.

    Genauso mache ich es auch, und ich bin sehr zufrieden mit dieser Methode.
    Allerdings soll und muß zu Silvester ja auch ein wenig Krach entstehen, und da genügen solche Stöpsel vollkommen.

    Gruß,

    Reinhard

    Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum ist das noch nicht ganz sicher.
    (Albert Einstein)

  • Danke, Rugerclub, für die umfassende Aufklärung - der Thread könnte direkt in die FAQ-Ecke wandern.

    Äh, "Siehe .pdf File im Anhang!" > kommt das noch oder ging's nicht? Dann per Mail an mich.

    Ein paar Anmerkungen: die Schießausbilder vom BKA wie vom LKA Wiesbaden (trainieren bei uns) haben alle elektronischen Kapselgehörschützer abgelegt (es gibt sogar einen Erlaß dazu!), weil sie für schnelle Schußfolgen einfach zu langsam sind.

    Die von MEC angebotenen Silence-Stöpsel wurden von einem Akustiker aus Köln entwickelt, der sonst Monitorstopfen mit Lautsprecher für die weltbesten Musiker maßanfertigt (dann auch Orthos, klar). Er darf sie nicht "Gehörschutz" nennen, weil irgendeine Norm das nicht zuläßt, typisch bürokratschland.

    Und von der Kombi Ohrstopfen plus Kapselschutz drüber raten einige ab, weil sich zwischen den beiden abgeschotteten "Dichtungen" Druck aufbaut beim Schuß. Und Gewehrschützen können oder wollen oft keine Kapseln verwenden, wenn der Schaft anliegt (selbst bei denen mit ausgesparter Lücke) und sich auch so Schall unangenehm überträgt.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Ich verwende den Kapselgehörschutz von "Leightning". Der ist wirklich superleicht und die Dämmleistung empfinde ich wesentlich besser als die der zuvor benutzten Ohropax.

    Ich habe von Akkustik zwar keine Ahnung, doch halte ich es für übertrieben, für LP/LG Gehörschutz zu tragen - der Straßenverkehr ist doch in jedem Fall lauter und dazu noch permanent. Außerdem ist meine Softair lauter als jedes LG, das ich bisher gehört habe - d.h. ich müsste jetzt zum Softairschießen und im Verkehr auch einen Gehörschutz aufsetzen?

    Immer zwei, drei offene Ohren für die Mitarbeiter haben.

    Zuhören und Verständnis zeigen kann oft simples Handeln adäquat ersetzen und spart auch noch Zeit.

    -Bernd Stromberg-

    Einmal editiert, zuletzt von nolimitsoldier (28. Dezember 2005 um 23:47)

  • Zitat

    Original von Ulrich Eichstädt
    Ein paar Anmerkungen: die Schießausbilder vom BKA wie vom LKA Wiesbaden (trainieren bei uns) haben alle elektronischen Kapselgehörschützer abgelegt (es gibt sogar einen Erlaß dazu!), weil sie für schnelle Schußfolgen einfach zu langsam sind.

    Interessant... wobei die Elektronischen scheinbar bei den Ämtern allgemein nicht sonderlich beliebt sind.

    Wir haben im Verein einen Ausbilder von Zoll. Der Erzählte man die dürfen auch keine elektronischen Gehörschützer im Dienst verwenden, allerdings war da die Begründung dass die Hersteller alle keinen (für den Zoll ausreichenden) Nachweis über die EMV-Abstrahlung auf den Benutzer erbringen konnten.

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

  • Da in einem anderen Thread dieser hier quasi als Referenz angegeben wurde, möchte ich zum Thema Gehörschutz gerne Folgendes ausführen:

    Der Lärm, welcher beim Abfeuern einer Waffe entsteht, ist kein Dauerlärm (wie z.B. Straßenlärm), sondern Impulslärm. Gegen Impulslärm ist unser Gehör sehr viel schlechter geschützt. Durch die sehr kurzen Schalldruckspitzen im Millisekundenbereich greifen die physiologischen Schutzmechanismen nicht. Die Lärmempfindung nimmt bei solch kurzen Impulsdauern ebenfalls sehr stark ab. Man könnte auch sagen: ein Schuss hört sich leiser an, als er eigentlich ist. Und das heißt, er ist deutlich schädlicher für das Gehör, als vielen klar ist.

    Wer sich ohne Nachzudenken ein paar einfache Ohrstöpsel in die Ohren schiebt, wird zwar das Schussgeräusch als gedämpft und damit angenehmer empfinden, es können aber nach wie vor Gehör schädigende Schalldruckpegel erreicht werden. Auf das subjektive Empfinden kann man sich also kaum verlassen. Vielmehr muss man sich vergewissern, dass der verwendete Hörschutz auch tatsächlich eine ausreichende Schutzwirkung gegen Schalldruckspitzen gerade im Mittelfrequenzbereich bietet. Hier kann man sich am Schalldämmungswert M des jeweiligen Gehörschützers orientieren. Neben Auswahl des richtigen Gehörschutzes muss auch auf dessen exakten Sitz geachtet werden. Nur so kann die vom Hersteller angegebene Dämmleistung auch tatsächlich erreicht werden. In der Praxis ist die tatsächliche Lärmdämmung durch Anwendungsfehler oft erheblich reduziert. Die gilt für Kapselgehörschützer und Gehörschutzstöpsel gleichermaßen.

    Man muss sich vor Augen halten, dass Waffen (auch SSWs) am Ohr des Schützen 160 dB und mehr erreichen können und eine Reduktion der Spitzenpegel auf unter 140 dB anzustreben ist. Manche Mediziner fordern gar Werte unter 120 dB. Es wird schnell klar, dass gerade im Extremfall Schusswaffengebrauch die Verwendung des richtigen Gehörschutzes unbedingt notwendig ist. Möglicherweise wird man in manchen Fällen sogar zur Kombination aus Kapselgehörschutz und Gehörschutzstöpsel raten müssen. Dabei gilt es zu beachten, dass sich die Lärmdämmung bei Kombination nicht einfach addiert. Erfüllen beide Gehörschützer für sich alleine die Anforderung nicht, kann es trotz Kombination zu einer zu hohen Lärmbelastung kommen.

    Bei der Auswahl eines Gehörschutzes ist also sorgfältiges Vorgehen gefragt. Einen Anhaltspunkt liefern hier die Regeln für den Einsatz von Gehörschützern, BGR 194, herausgegeben von den Berufsgenossenschaften. Hier wird zur Abschätzung einer ausreichenden Schutzwirkung vor dem Impulslärm einer Waffe der Schalldämpfungswert M des Gehörschutzes vom Spitzenpegel abgezogen. Das Ergebnis muss unter 140 dB liegen. Bei einem Spitzenpegel von z.B. 160 dB muss der Gehörschutz danach mindestens einen Schalldämpfungswert M von 20 dB aufweisen, bei 170 dB mindestens 30 dB.
    Kritisch anmerken möchte ich, dass es sich hier lediglich um eine Abschätzung für die Mindestanforderungen handelt. Der Grendwert von 140 dB entstammt den Arbeitsschutzrichtlinien. Die gängige medizinische Literatur sieht bereits Spitzenpegel von 120 dB als gefährlich an. Nicht umsonst verläuft wohl die Schmerzgrenze unseres Gehörs im Frequenzbereich von 2-4 kHz bei ca. 120 dB und nicht bei 140 dB.
    Dazu kommt noch die Unsicherheit bei der Einschätzung des tatsächlich vorhandenen Spitzenpegels sowie das Problem der herabgesetzten Dämmwirkung bei suboptimalem Sitz des Gehörschutzes.

    Im Zweifelsfall wird man eher eine Überprotektion anstreben, anstatt eine Unterprotektion zu riskieren. Als interessante Alternative bieten sich speziell für Impulslärm entwickelte elektronische - also aktive - Systeme an. Diese dämpfen laut Herstellerangabe den Schalldruckpegel zuverlässig auf unter 85 dB - weitgehend unabhängig vom Spitzenpegel. Ein weiterer Vorteil dieser Systeme ist, dass leise Geräusche nicht gedämpft bzw. sogar verstärkt werden. Das hilft bei der Verständigung z.B. auf der Schießbahn.

    Also: verlasst euch nicht auf eure Ohren, sondern schützt sie richtig! ;)

    Noch ein Wort zu den "leiseren" Disziplinen inklusive Softair-Schießen:
    Lärmschutz ist nie verkehrt. Der Maximalwert von 140 dB wurde so gewählt, weil selbst eine nur kurzzeitige Exposition oberhalb dieser Grenze das Gehör physikalisch schädigen kann - unabhängig von der persönlichen Wahrnehmung. Psychoakustische Hörbeeinträchtigungen wie zum Beispiel ein Tinnitus können auch durch explosionsartige Geräusche unterhalb dieser Schwelle ausgelöst werden. Hier spielt die subjektive Wahrnehmung wieder eine Rolle. Deswegen schütze ich persönlich mein Gehör auch beim Softair-Schießen. Und mal ehrlich: wer von uns weiß schon zuverlässig, wie laut seine Waffe wirklich ist?


    (Als Quellen verweise ich auf Herrn Prof. Dr. med. Zenner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde der Universität Tübingen sowie auf die BG-Regeln zum Einsatz von Gehörschützern, BGR 194, des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften)

    6 Mal editiert, zuletzt von Modgode (31. März 2006 um 17:09)