Hallo ,
...was will uns der seltsame Titel sagen?
Und nein, das ist keine Lebensberatung für angehende Rentner.
Tatsächlich ist es ein kleiner Bericht über:
...und Heinz Josef ist ein echter Burgsmüller. Besser gesagt, ein Burgo 1411, auch bekannt als 'Meisterschütze'.
Seine guten Gene hat so ein Burgo durch die enge Verwandtschaft mit dem Weihrauch HW35. Da muss man
nicht viel zu sagen. Altbewährt, ausgereift und zuverlässig, wird es bis heute noch produziert. Weihrauch produzierte
und markte Luftgewehre für die Burgsmüller-Werke, die auch heute noch als bedeutender Maschinenbauhersteller
existiert.
Heinz Josef jedenfalls entstammt dieser Verbindung und wurde gemäß seiner Serienummer 1959/1960 hergestellt und
ist somit nicht mehr der Jüngsten Einer.
Hatte vor einiger Zeit ein Burgo für einen Bekannten wieder aufgefrischt und war von der qualitativen Anmutung und
vor allem dem tollen Abzug so angetan, dass ich mir nun auch eines zugelegt habe. Über die allseits bekannte
Auktions-Plattform kam ich also an das hier vorgestellte Exemplar.
Als es ankam, war ich doch einigermaßen erschrocken.
Korntunnel und Schaftkappe fehlten. Letztere war durch eine aufgeklebte Filzplatte ersetzt, welche recht siffig aussah.
Die Laufdichtung war nur noch rudimentär vorhanden, ansonsten war alles da, wo es ein sollte.
Aber der allgemeine Zustand war doch sehr ...bäh!
Hatte bis dato noch kein so schmutziges LG auf dem Tisch, das schlug sogar mein gutes Haenel III-284 und das war
schon seehr übel gewesen.
Lack war keiner mehr auf dem Schaft. Ich kann nur spekulieren, aber ich denke, den Schaft hat jemand schon mal
abgezogen (und dabei auch einiges der Verschneidung am Pistolgriff entfernt) und diesen dann mit Oel eingerieben.
Jedenfalls war es ein recht klebriges Unterfangen, den Schaft anzufassen zumal sich doch einiges an Schmutz zu
der Oelschicht hinzugesellt hatte.
System und Lauf wirkten ebenfalls sehr ungepflegt. Überall verkrustetes Oel bzw. Fett. Der Abzug so verharzt, dass
er nur schwer zurückstellte. Die Systemhülse wurde wohl mal angeschliffen und dabei zerkratzt.
Nein, so konnte das nicht bleiben. Da kam nur eine Totalüberholung und Restaurierung in Frage.
Also, frisch ans Werk!
Das Zerlegen war rasch erledigt und was ich so vorfand, war gar nicht schlecht. Anders als das Äussere vermuten
ließ, wurde das Gewehr offensichtlich gewartet. Viel Fett fand sich. Alle Schrauben gingen auf, nichts klemmte oder
war übermäßig verschlissen.
Als ich dann Fett vom System wischte und einige Verkrustungen löste, fand sich plötzlich der eingravierte Schriftzug.
'Heinz Josef.'
Wer immer dieser Heinz Josef war, er hat das Gewehr wohl gemocht und sehr intensiv genutzt. All die Spuren zeugen
von Gebrauch, aber auch vom Bemühen das Ganze ordentlich zu warten, wobei der Besitzer offensichtlich so gar kein
Sauberkeitsfanatiker war. Dem Geruch nach, war er obendrein Zigarrenraucher. (ich spekuliere weiterhin)
Irgendwie kam ich an diesem Punkt zum Entschluss, das Gewehr nicht komplett zu restauriren, sondern es nur zu
reinigen und anständig abzuschmieren und nur das zu ersetzen, was notwendig war,
Der sonstige Gebrauchszustand sollte erhalten und lediglich konserviert werden. Heinz Josef sollte leben und dann
seinen zweiten Frühling erleben. Ohne Schminke und ohne Lifting.
Die originale Leder-Kolbendichtung wurde aufgefrischt, der Kolben und alle Innerein wurden gereinigt. Der Kolben
wurde dünn mit Waffenfett bestrichen, die gereinigte Originalfeder mit Liqui Moli Kettenfett eingesprüht und das
Innere des Systems wurde sauber gemacht. Der Zusammenbau danach, war ein Leichtes.
Nach gründlicher Reinigung und ordentlichem abschmieren, kam die Abzugseinheit dazu. Nahezu Match. Tolles
Ding.
Jetzt wurde der Lauf zerlegt. Kornträger runter, Riemenbügel weg. Lauf und Systemhülse wurden danach mit
Stahlwolle 0000 und Ballistol bearbeitet. Die zerkratzte Systenhülse bekam eine Wellness-Kur mit Micro-Mesh
von 3.500 bis 10.000, wodurch die Kratzerdarstellung deutlich gemindert wurde, ohne weiter Brünierung abzutragen.
Danach wurde alles wieder komplettiert. Korntunnel (hatt' ich noch zu liegen) wurde ergänzt, die Laufdichtung
durch ein originales Lederteil (großes Danke an ein liebes Forenmitglied) ersetzt. Knorke!
Der Schaft wurde lediglich leicht angeschliffen, um die gröbsten schwarzen Pfotenabdrücke etwas anzugleichen
und um einige grobe Einschläge zu egalisieren. Dann wurde sehr sanft gebeizt und nach dem Trocknen das
Ganze mit Antikwachs mehrfach versiegelt.
Der Schaft sieht genau so wieder aus, wie ich ihn bekam. Nur stinkt und klebt er nimmer.
Leider hat er einen Riss. Siehe auch hier:
Brauche Tips zur Schaftreparatur
Vielen Dank Kollegen, für die Tips! Wie ich in diesm Fall vorgegangen bin, werde ich noch berichten.
Und nochmals vielen Dank an besagten Forenkollegen, für die spitzenmäßige Schaftkappe. Habe sie angepasst
und muss sagen, das sieht Bombe aus.
Habe jetzt alles zusammengetüddelt und ich habe jetzt hier einen Traum in Holz und Stahl.
Alt zwar, aber genial.
Der Prügel ist fast einem Meter und zwanzig Zentimeter lang und passt gerade so noch in meinen Schrank.
Schießt absolut treffsicher und lässt mein Bell-Target glockenhell erklingen, wie kein anderes LG aus meiner
Sammlung. Um ehrlich zu sein, das Gewehr schießt besser als ich.
Heinz Josef Burgsmüller, Du bist mein Held!
War so begeistert von dem rüstigen Fastrentner, ich habe ihm noch einen originalen 13mm Diopter gegönnt,
der wohl die nächsten Tage hier eintrudelt. Ich werde berichten.
Ebenso von der Schaftreparatur. Aber das sagte ich ja schon.
Noch einige Bilder: