Berlin: Waffen Wodarz - Aus, Ende, Vorbei . . .

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.664 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Februar 2016 um 21:21) ist von germi.

  • Eine Institution weniger . . .
    Über WW wurde hier schon kontrovers berichtet - meistens waren die Preise der Anlass der Kritik.
    Wer aber den kleinen Laden kannte kam immer wieder.
    Hier lagerten in etlichen Kartons und Schubladen die Schätze und Teile die man unbedingt und natürlich schnell brauchte.
    Hier lag meine erste Zoraki 914, das Magazin für die SM80, der Pyrobecher für die RG8 und die Feder für die SP9 -
    irgendwo fand sich immer das Gesuchte und freundliche Worte gab es gratis dazu . . .


    Ja, ich habe den Fehler im Datum gesehen !

  • Leider fehlt uns in Hannover seit geraumer Zeit auch ein Laden. Da ist auch nur noch ein Gitter vor, ähnlich Deinem Bild.
    War genauso, Schätze finder und immer ein nettes Wort

  • Ich kannte den Wodarz nicht, aber das ist sehr schade, dass so viele Waffenläden schließen und so gut wie nie gute neue kommen.

  • Naja dazu fallen mir 3 Dinge ein:

    1. Viele Waffenlädenbesitzer / BüMas werden alt und es fehlt an Nachwuchs
    2. OnlineHandel macht wie fast in allen Bereichen vieles Kaputt
    3. Die großen im Bussines sorgen dafür das die kleinen nimmer leben können

    Nen Freund von mir ist KFZ Meister und hier in der Region 2 bis 3 mal teurer als alle anderen. Die kleinen billig Tuner bleiben bei Ihm vom Hof und und der Werkstatt stehen nur noch RollsRoyce, Ferrari und Co. Weil er noch alte Schule gelernt hat und kein Mechatroniker Teiletauscher ist.

    Pitsche, Pitsche, Patsche, der Redneck hat einen an der Klatsche :ruger:

  • 1. Viele Waffenlädenbesitzer / BüMas werden alt und es fehlt an Nachwuchs


    So war es hier leider nicht.
    Den Laden gab es schon seit den 30er Jahren - die jetzige Büchsenmachermeisterin hatte ihn 2006 übernommen.
    Ich befürchte mal : Tod durch Internet . . .

  • Ich kenne die Gewinnspannen nicht.
    Habe trotzdem den Eindruck der Betreiber von Sportwaffen Schneider hat viel Arbeit um sein Geld zu verdienen.
    Alleine die Kunden die die Ware geprüft zurück schicken.
    Bei Parlando ( Schuhe, Internet ) gehen ja mindestens 30 % der Schuhe wieder zurück. Oder noch mehr.

    Aber das ist auch eine Gewinnsituation für einen Büchsenmacher.

    Ich war bei zweien um Diabolos zu kaufen.
    Der eine wollte das doppelte als der Sportwaffen Schneider, der andere exakt so viel. Muss ich nicht im Netz einkaufen.
    Und es ist für den Händler bequem.
    Nehmen wir mal das Walther Lever Action. Bei Schneider für 264,95 Euro.
    Muss ich als Waffenhänder nur ins Schaufenster legen, exakt den gleichen Preis dran.
    Jemand sieht es, guckt was es im Netz kostet, und schon ist es verkauft.

    Mit der Masche hat ein Fernsehhändler für Schlangen an der Kasse gesorgt. Kenne einen Computerhändler der hat 5 Kassen.
    Die abends alle besetzt sind. Und kenne zwei andere da ist am Tag mal ein Kunde da der dann doch nichts kauft.
    Und beim örtlichen Media Markt haben die die Computerabteilung massiv verkleinert. Kaufte ja kein Kunde mehr.

    Andererseits wer kauft denn noch Waffen?
    Wer eine neue kauft ist doch blöde.
    Bei egun kriege ich alles und wenn es nicht gerade ein Kultmodell ist bezahlt man maximal 50% vom Neupreis für ein gebrauchtes. Weihrauch und SSW mal ausgenommen.

    So ein Laden muss erst mal durch den Umsatz bezahlt werden. Da sind dann bis zu 2000 Euro im Monat weg bis das erste Brötchen verdient ist.

  • In Bückeburg gab es jahrzehntelang Waffen Schäfer, der ist nun auch leider seit einiger Zeit insolvent. Ein richtig netter, kleiner und uriger Waffenladen, wie man ihn kennt, mitten an einer Hauptstraße. Das war neben Frankonia in Hannover für uns fast die einzige Möglichkeit, Waffen überhaupt mal live zu Gesicht zu bekommen. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

    Beim Öffnen der Türe kam einem so ein typischer, leicht abgestandener Geruch entgegen, hinter dem hölzernen Tresen mit eingearbeiteten Vitrinen voller Messer und Gaswaffen stets freundliche und zu Sprüchen aufgelegte Verkäufer älteren Semesters, mit grauen Kitteln voller Waffenöl. Einfach nur herrlich und eine Art Zeitreise im positiven Sinne. Neben einigen WBK-Gewehren, LGs, Lupis, Airsoft, Blankwaffen und SSW hatte der natürlich auch alles andere für den Jäger, aber auch viel Nippes wie Geschirr mit jagdlichen Motiven usw. Am Ausgang lagen immer Kleinigkeiten zum Mitnehmen, wie ausrangierte Messer-Etuis, Anstecknadeln (Diana), Aufkleber, Kataloge etc.

    Ich habe da sogar WBK-Waffen gekauft, die Preise orientierten sich schlicht an denen des WWW, teuer war der Laden da wirklich nicht. Bestellt wurde ja sowieso beim Großhändler. Beratung und Bedienung immer freundlich und sehr kulant, kleinere Reparaturen gingen auch mal aufs Haus, bei Großeinkäufen kam oft noch was extra mit in die Tüte.

    Ach, was habe ich da als junger Bursche immer gerne geguckt, die SSW befummelt und für Silvester ordentlich eingekauft, Internet war ja noch nicht bzw. später dann schon, aber in den 90ern wurde da noch nicht so viel bestellt, denke ich mal. Zu BW-Zeiten bin ich da fast ein Mal pro Woche vorbei gefahren, nur zum Gucken und Palavern.

    Da hängen einfach viele Erinnerungen dran und ich war schon etwas traurig, als das Geschäft den bösen Zettel in der Tür hatte. Heute ist da so ein Deko-Laden drin. Schade.

    Zitat

    Schade. Es ist um jeden kleinen Händler schade.

    Richtig. Damit geht nämlich auch immer ein Stück Kultur verloren.

    Jens

  • Ich wäge immer ab, wo ich was kaufe. Scharfe Waffen und Zubehör kaufe ich in der Regel beim Fachhändler vor Ort.
    Service Beratung und persönliche Betreuung sind mir da bedeutend wichtiger als der letzte Cent Rabatt. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich da schon einen Stammkundenbonus genieße.
    Freie Waffen und Zubehör kaufe ich aber auch oft übers Internet in Jüterbog. Da weiß ich, was ich will, und hatte auch noch nie Probleme mit dem Service. War auch schon mal da um meine 16 j HW 100 abzuholen.
    Wenn ein Händler für freie Waffen in der aktuellen Situation zu macht, war da aber mehr im argen.

    Field Target im SC :W: ernsdorf

  • In meiner Stadt gab es 4 Waffenläden, als ich anfing mich für SSW zu interessieren. Heute ist es noch einer...

    Und er sprach: Das größte Rätsel, süßes Kind, das ist die Liebe - doch wir wollen es nicht lösen. (Heinrich Heine)

  • Ich muss hier auf dem Lande! auch schon 30 bis 45 Minuten fahren bis ich was bekomme.

    Früher waren es keine 5 Minuten zu Fuß.

    Ist wie mit den Tante Emma Läden :( Echt traurig!

    Pitsche, Pitsche, Patsche, der Redneck hat einen an der Klatsche :ruger:

  • Das dumme ist ja, wir sind im Prinzip durch das fortwährende Streben nach besseren Preisen und dem Internetkauf Schuld am Aussterben kleiner Läden.
    Wie viele kleine Buchläden sind durch Amazon gestorben? Sicher genau deswegen, weil man bei Amazon schneller, mühelos und günstiger kaufen kann.

  • Ich persönlich fahre gerne für bestimmte Dinge auch ins Fachgeschäft, nicht nur wegen der Beratung sondern auch zum Kauf / zur Bestellung und zum wiederkommen und abholen.

    Klar kaufe auch ich mal was im Netz wenn ich nen großen Bedarf habe, zB RWS Basic 5000 oder mehr.

    Ansonsten kaufe ich auch gerne mal dem BüMa Lagerware ab was er so da hat.

    Pitsche, Pitsche, Patsche, der Redneck hat einen an der Klatsche :ruger:

  • Da hast du zweifellos recht...
    Wenn ich an den Tante Emma Laden zurück denke....da konnte man noch Schokolade Riegelweise kaufen und es gab loses Esspapier.
    Anschreiben auf Deckel war kein Problem und die 2 alten Damen waren immer zu einem Gespräch bereit. Die waren im Stadtteil fast schon sowas wie eine Lebensberatung.
    Wir sind selbst schuld an der Situation...Geiz ist bei den meisten halt doch geil
    Der örtliche "Fernseh-Fritze" überlebt nur, weil er in unmittelbarer Uni-Nähe ist und die Post-Agentur betreibt.

    Und er sprach: Das größte Rätsel, süßes Kind, das ist die Liebe - doch wir wollen es nicht lösen. (Heinrich Heine)

  • .....
    Wir sind selbst schuld an der Situation...Geiz ist bei den meisten halt doch geil
    ....

    Ich mußte gerade grinsen und an einen Thread aus dem November vorigen Jahres denken, wo es um die plötzlich auftretende Situation ging keine Rreizstoffmunition mehr zugeschickt zu bekommen, oder um andere Threads vorher, wo man über die angebliche Unfähigkeit und Unfreundlichkeit von Büchsenmachern schrieb und auf den Internethandel schwor.
    Aus einem dieser Threads kann ich mich nur selber zitieren und stehe auch jetzt noch natürlich zu meiner Meinung:

    Und man sollte sich mal selber in Sachen Kaufverhalten den Spiegel vorhalten.

    Ich kann mich an x Threads erinnern wo man sich über ein paar Euro mehr
    bei den örtlichen Büchsenmachern und Waffengeschäften furchtbar
    aufgeregt hat.

    Viele von ihnen mußten wegen dieses Kaufverhaltens und des Internethandels im Allgemeinen aufgeben und ihre Geschäfte schließen.

    Und nun, wo man nichts mehr zugeschickt bekommt erinnert man sich an
    diejenigen die man vorher jahrelang beschimpft und gemieden hat.

    Wenn es für die betroffenen Geschäftsinhaber und Büchsenmacher nicht so
    traurig wäre - könnte man sagen: Was für eine lächerliche Nummer !

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Hi,
    ich kann Euch mal die wahren Ursachen für das Sterben diverser Einzelhandelssparten erklären. Das Internet ist genau das Selbe was die ersten Kataloge von Neckermann, Ottoversand und Quelle waren. Eine neu Absatzschiene, die NICHT zum Sterben des Einzelhandels geführt hat, nur zu Veränderungen.
    Es ist so furchtbar einfach, den eigenen Misserfolg auf das Internet oder irgend etwas anderes zu schieben.
    Die wirklichen Ursachen sind andere.
    Die alten Geschäftsinhaber haben über die Jahre, selbst bei identischen Umsätzen, immer geringere Gewinne erwirtschaftet. Das liegt vor allem daran, das die Großhändler immer geringere Rabatte geben und die Umsatzsteuer inzwischen 19% beträgt. Dazu die allseits gestiegenen Kosten.
    Fast überall arbeiten die "Alten" nicht mehr wie früher an Tresen und Werkstatt mit, sondern sitzen nur noch in den hinteren Räumen rum und nerven durch ihr altmodisches "Beaufsichtigen" die Angestellten. Dazu werden sie rein biologisch, sehr viel älter als noch vor 30 Jahren, wo sich die Nachfolge praktisch von selber regelte.
    Da die Besitzer in den seltensten Fällen im privaten Bereich sparen können oder wollen, lohnt es sich nach ihrer eigenen Auffassung eigentlich nicht mehr. Schon gar nicht das anstrengende Mit-Arbeiten oder investieren in die Zukunft. Der wirklich gewinnträchtige Handwerksbereich, ist über die Jahre immer mehr vernachlässigt worden.

    Will nun aber ein junger Nachfolger so ein Traditionsunternehmen übernehmen, berechnen die Alten den Wert des Ladens aus den früheren Umsatzzahlen, die heute schon lange nicht mehr für ausreichende Gewinne sorgen und aus dem Lagerwert, der in der Regel erheblich ist. Der "Neue" muss also Leibrente, Ablöse oder Miete nach den früheren Gewinnen zahlen. Banken spielen da oft mit, werden doch Altschulden aus dem im Handel üblichen Kontokorrent, nun auf einen jungen Menschen übertragen.

    Fast immer haben die alten Inhaber aber in den letzten Jahren überwiegend aus dem Lager verkauft, was Scheingewinne produzierte. Der erheblich Lagerwert, der vom Nachfolger erworben werden muss, besteht also nur noch aus wertlosen Ladenhütern, Rückläufern und nicht abgewickelten Garantieschäden.
    Macht der "Junge" das mit, ist er bereits bei der Übernahme pleite, weis es nur noch nicht. Den Mechanismus, neuer Eigentümer, 2-3 Jahre später dicht, werdet Ihr immer wieder erleben. Das oft, obwohl der Neue Tag und Nacht gearbeitet und den Kundenstamm deutlich erweitern konnte.

    Also die Kurzform: Die alten Inhaber wirtschaften die Läden runter und verkaufen sie dann überteuert an junge Nachfolger, die die Altlasten nicht abgetragen bekommen. Folge Insolvenz. Ein inzwischen hinreichend bekannter Mechanismus im Einzelhandel. Tragisch das die Nachfolger auch oft noch Familienangehörige sind, was am Ende zu zerstrittenen Familien führt.

    Denkt mal drüber nach, ist schade...

  • So mancher Händler begreift dass das Internet auch eine Chance sein kann einen Absatzmarkt zu erobern den man vorher nicht hatte oder haben konnte. Beste Beispiele sind Teutenberg in Werl oder Sportwaffen Schneider. Die haben Ladengeschäfte und führen nebenbei noch den Onlinehandel. Damit haben die sich einen Kundenkreis gesichert der nicht nur im näheren Umkreis von ca. 20 oder 30km um den Laden wohnhaft ist und ab und an mal vorbeikommt, sondern die vertreiben ihre Waren in ganz Deutschland. Und evt. noch darüber hinaus. Und das sind nur zwei Beispiele, gibt da noch andere Händler die Ladengeschäfte haben, aber eben zusätzlich auch Internetshops.

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-