Feinwerkbau 121 - wenn's mal so anfängt...

Es gibt 41 Antworten in diesem Thema, welches 8.945 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Dezember 2014 um 20:32) ist von verodog.

  • Hallo,

    ...ja, etwas Besonderes sollte es sein.

    Man hat ja schließlich nicht genug mit den ganzen Haenels um die Ohren. :rolleyes:

    Also begab es sich, dass meines Vaters jüngster Sohn es für gut befand, auf eGun ein
    Gebot auf ein Feinwerkbau 121 zu platzieren.
    Das Teil sah auf den Bildern gar so schlecht nicht aus. Das Korn wirkte etwas eigentümlich
    und der Schaft hatte offensichtlich einige Druckstellen. Sonst schien alles so weit OK.

    Der Verkäufer war ein 'Nuller' mit dem Namenszusatz 'unregistriertes Mitglied'. Was immer
    das auch bedeutet...

    So beobachtete ich das Treiben und war doch einigermaßen verwundert, dass sich die
    Gebote in Grenzen hielten. Egal. Sekunden vor Schluss der Auktion, gab ich analog zur
    Modellbezeichnung des Gewehres, einfach mal 121 Euro ein.
    Und siehe da, ich bekam den Zuschlag für schlanke 90 Euronen. :D *froi!*

    Der Verkäufer schickte auch umgehend die Bezahldaten, die Überweisung erfolgte -wie
    bei mir üblich- am nächsten Morgen und am Tag darauf, bat der Verkäufer noch um einen
    Altersnachweis.

    So weit so gut.

    Danach... nichts.

    Verdächtig lange. Und auch auf Nachfrage. :huh:

    Dann plötzlich eine mail. Man befände sich im Ausland, könne nicht verschicken, würde
    aber auch zu Not das Geld zurücküberweisen. Aber auch erst nach der Rückkehr, Ende
    Oktober.

    Ich mailte zurück, dass ich lieber das 121 hätte, als das Geld und übte mich in Geduld.
    Als das Ende des Oktobers, nun schon fast Mitte November wurde, schickte ich erneut
    ein mail, diesmal in reinstem Schriftdeutsch und mit klarer Ansage.
    Ja, man hätte bereits verschickt, aber Hermes hätte das Päckle wieder zurückgesandt,
    weil, es müsste rechteckig sein. *wtf?*
    Und überhaupt, wohin sollte es nochmal? Man fände die Lieferanschrift nicht mehr. :pinch:

    Was soll's? Jedenfalls, kam das Dingens heute Abend plötzlich und unerwartet bei mir an.

    Na, was soll ich sagen? Der Schaft, ist wirklich übel mitgenommen, das lässt sich aber
    richten. Das seltsame Korn, ist wirklich seltsam und wohl mal bei dem einen oder anderen
    Korn, in Heimarbeit entstanden. Bei der Kimme, fehlt die Verstellung, wie auch die
    Brünierung an weiten Stellen des Systems.

    Na ja. Vielleicht schießt es ja wie der Teufel.

    Beim Spannen spürt man jedenfalls kaum Widerstand. Diabolo flutscht. Abzug, sehr ange-
    nehm. Kurzer Weg, schön definierter Druckpunkt. ...und 'Plöpp!'
    Kein Loch im Testkarton.
    Lauf auf, das Diabolo grinst mich an, bzw. zeigt mir seinen Hintern.
    Noch ein Versuch... 'Plöpp!'
    Mehr nicht.

    Ich schiebe das Diabolo wieder aus dem Lauf, beschimpfe es und schmeiss es zurück zu
    den anderen, wohlwissend, dass ich ihm Unrecht tu und der Übeltäter 121 heisst.
    Dem geht es jetzt an den Kragen.

    Das Zerlegen geht eigentlich ganz einfach, eigentlich, aber es gibt da auch Fallen. Haenel zerlegen
    geht dagegen zu Fuß.
    Sehr dankbar bin ich, der besten Seite im Web, was Druckluftwaffen betrifft: 'Another Airgun Blog.'
    Nicht zum ersten Mal, hilft mir dieser Blog prima weiter. So wie z.B. bei der Überholung eines
    Haenel 303 Super-Diopters. Und das dank eines Blogs aus den USA. *Respekt*

    Hier zum Thema 121 (und Verwandte): http://anotherairgunblog.blogspot.de/2011/09/frank-…nd-rebuild.html

    Das Teil liegt jetzt zerlegt vor mir.
    Die Feder (fast einen halben Kilometer lang) werde ich wohl erneuern. Und die Kolbendichtung,
    von der nichts, aber auch garnichts an Dichtfläche mehr übrig war. Ansonsten, lässt sich alles
    aufarbeiten. Auch die Gewaltspuren. Der Vorbesitzer muss über das Feingefühl eines Bulldozers
    verfügt haben.

    Ich werde nach und nach Bilder einstellen und die Instandsetzung beschreiben.
    Es soll in Zielfernrohr montiert werden, trotzdem möchte ich die Originalvisierung wiederherstellen.
    Wer Tips zur Beschaffung eines Korntunnels und der fehlenden Kimmenverstellung hat, möge sich
    gerne melden. Würde mich freuen.
    Ansonsten lassen sich die Verschleißteile wohl aus England beschaffen, und Feinwerkbau sagt:

    'Das Feinwerkbau Weitschussluftgewehr Modell Sport 121 mit der Seriennummer 03351
    wurde von uns im August 1982 hergestellt und in den Handel gebracht.'

    32 Jahre. Da lacht ein Haenel nur. Da werden wir die Luxusbitch aus Oberndorf doch wohl
    auch wieder auf Vordermann bringen. ;^)

    Hier noch einige Bilder vom ganzen Anfang, weiteres wird folgen:


    Das hübsche Ding. Oder, was davon übrig ist.


    Die autom. Sicherung funktioniert.


    Eine g'scheite ZF-Aufnahme gibt's wenigstens.


    ...sowie einige hübsche Details.


    Weniger hübsch, aber dafür urig, das Ersatzkorn. Na, denn mal prost!

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Eigentlich gar nicht so schlecht gelaufen, dafür das der Anbieter als nicht registriert gekennzeichnet war. Für das Geld doch ganz gut, auch wenn es dich sicherlich Nerven gekostet hat. So wie ich deine Posts im Haenel-Bereich kenne, freust du dich doch insgeheim darüber das gute Ding wieder tip top zu machen. Ich freue mich auf jeden Fall wenn du deine Restauration hier dokumentierst. Habe deine anderen Beschreibungen auch immer sehr genossen. Hoffe du findest, möglichst günstig, alle Teile und erfreust dich dann an einem doch recht sukrilem aber feinem Stück FWB Wessiprodukt :D .
    Lieben Gruß Jason

  • Hallo,

    klar freue ich mich auf die Arbeit. ^^ Ich ahnte schon bei der Auktionsbeschreibung,
    was da auf mich zukommt.

    Bei John Knibbs würde ich alle Teile, bis auf die Feder bekommen.
    Lediglich der Korntunnel ist nicht lieferbar. Aber da findet sich was.
    Mit John Knibbs habe ich schon gute Erfahrungen gemacht, als ich
    Teile für mein BSA brauchte.

    Zuerst werde ich allerdings mal an Feinwerkbau schreiben. Die Nummerliste
    kann man auf der HP ausdrucken und bei FWB ist man recht zugänglich und
    freundlich.

    Hier mal noch ein paar Zustands-Bilder:


    Hier die Kimme. In der Mitte fehlt der Verstellschieber.


    Feingefühl? Ja, woher denn? Der Vorbesitzer wollte wohl mal nach der Kolbendichtung sehen und
    wollte dafür die Innereien rausholen. Dazu muss man das Bodenstück blockieren und dann die
    Schafthalteschraube (links) rausdrehen. Stattdessen hat man hinten die Rohrzange angesetzt. :huh:
    Na ja. Der Versuch ist nicht strafbar. Nur erfolglos.


    Die Restdichtung. Da pfeift der Wind durch.


    So sieht Madame naggisch aus. ;^)

    ...werde mich dann mal an den Schaft machen.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hallo Klaus!

    Gibt es eigentlich irgend ein Gewehr das Du NICHT besitzt? :D

    Viele neidische Grüße

    Thorsten

  • Hi verodog, da hast du dir scheinbar ein altes Luftsturmgewehr ausgesucht.
    Egal, deinen Eingangstext finde ich schon mal sehr amüsant - nur weiter so :D
    ...und Alles Gute für die kommende Zeit damit. Gruß OZ

    Geposted von einem sorglos LINUX.

  • Hallo Patrick,

    da gibt es doch wesentlich schlimmere Wasserleichen die für wesentlich mehr Geld den Besitzer wechseln. Das Ding bekommst Du doch auf jeden Fall wieder hin! In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum Neuerwerb :thumbsup:

    airgunsmith.tumblr.com
    "Sportverbände sind von ihrem Wesen her Verbreiter von Unsinn, von Bürokratie und profilierungsgetränkten Wichtigtuern."
    Dieter Hildebrandt, faz.net, 09.07.2012

  • ...altes Luftsturmgewehr ...

    :D

    Ja, ich denke auch, dass ich das wieder hinbekomme. Ich hatte wahrlich
    schon Schlimmeres hier.

    Interessante Unterschiede zu den bisher gewohnten Haenel-Invaliden sind
    durchaus erkennbar.
    So ist die älteste Haenel Lederdichtung und sei sie noch so schadhaft und
    abgenutzt noch immer irgendwie eine Dichtung und sei der aufgebaute Druck
    auch noch so schwach. Die Kunststoffdichung im 121 ist dagegen wesentlich
    empfindlicher. Das Material völlig brüchig, die eigentliche Dichtkante hat sich
    vollständig aufgelöst.
    Dagegen ist die Lackierung am FWB eine ganz andere Hausnummer. Ich hätte
    mir ja gewünscht, diese original erhalten zu können, aber nachdem das 121
    nicht mehr schoss, wurde es offensichtlich als Wurfholz verwendet. ^^
    Der ganze Vorderschaft weist unzählige Druckstellen auf.
    Also habe ich mich daran gemacht, die Farbschicht zu entfernen. Diese ist
    sehr dick und äusserst zäh. In der Zeit, in der ich nun den halben FWB-Schaft
    blank habe, hätte ich drei Haenelschäfte naggisch.
    Die verschnittenen Anteile möchte ich original belassen, was ich mit dem Schaft
    sonst mache, weiss ich noch gar nicht. Oelen? Beizen und Oelen? Beizen und
    Lackieren? TruOil?
    Ich denke mal TruOil scheidet aus. Mal sehen.

    Meine Teilewunschliste an Feinwerkbau ist raus, bin gespannt, was es noch gibt.

    Ich werde berichten.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Guten Abend,

    einige kleine Reinigungsarbeiten an Kleinteilen haben stattgefunden.
    Dabei habe ich festgestellt, dass die Schaftkappe reichlich am Ende
    zu sein scheint.
    An beiden Enden gerissen und aufgewölbt, am oberen Abschluß mit
    einigen Ausbrüchen. Hmm... :huh:

    Neu, ist wohl eine Illusion. Also was tun. So lassen mag ich das nicht,
    das wird ja mit der Zeit auch nicht besser.

    320er Nass-Schmirgel schien mir geeignet. *Rubbel-Rubbel-Schleiff*

    Das Ergebnis:


    Ich denke, so kann man das lassen. Stress wird das Teil bei mir eh keinen
    mehr erleben, also sollte das halten.

    So, und nun der Schaft, der Schuft! :eeeevil:

    Finger spüre ich keine mehr und wo ich sie spüre, da funkelt's.
    Und gestaubt hat's. Holla! *hust*
    Etwas tricky auch, die verschnittetenen Teile beim Abziehen des Lackes
    auszusparen, ohne da was zu beschädigen.
    Aber, es wurde mit der Zeit ganz ordentlich.

    Zeit heisst, ca. fünf Stunden später:

    Schaft komplett entlackt und 'ausgebeult', einmal geschliffen und gewässert. Bene.

    Zu den Teilen: Feinwerkbau hat noch nicht geantwortet. Ich gehe davon aus,
    dass sie Lehrlinge mit Proviant und Taschenlampen bewaffnet ins Altteilelager
    geschickt haben, um nach alten 121er-Brocken zu suchen.
    Muss auch zugeben, meine Wunschliste war länger, als der Weihnachtswunsch-
    zettel meiner beiden Enkel. :whistling:
    Also, Geduld.

    Ganz anders John Knibbs.
    Hatte gestern mal einen Warenkorb vom Feinsten auf dessen HP kreiert, aber in
    Erwartung einer Antwort von FWB noch nicht abgeschickt.
    Heute dann, die höfliche Anfrage, ob man mir bei der Bestellung behilflich sein
    kann, oder ob es Probleme gibt.

    Respekt! Freundlich und geschäftstüchtig. Da fühlt man sich gut aufgehoben.

    Jetzt schleife ich mich mal durch alle Körnungen und entscheide dann, wie der
    Schaft werden soll. Anschließend, geht's dem Metallanteil an den (schmutzigen)
    Kragen. Blank machen, Brünieren, Polieren usw.

    Ja, das wird nett. :^)

    Das 121 wird mir so langsam sympathisch. Ich hatte es mir ehrlich gesagt ein
    wenig anders vorgestellt. Kennt man das 150 und das 300, gar mein 601, denkt
    man immer ein bissle an große, schwere Prügel bei FWB.
    Das 121, ist dagegen angenehm leicht und handlich. Auch nicht so groß. In
    etwa, wie mein Haenel 303 Super, wobei dieses wuchtiger wirkt.

    So, Zeit für den nächsten Schliff...

    liebe Grüsse ... Patrick


  • Ich votiere beim Schaft mal pro Ölschaft. Farblos und ohne beizen! Ob TruOil oder matt darfst Du dann selbst entscheiden :P

    airgunsmith.tumblr.com
    "Sportverbände sind von ihrem Wesen her Verbreiter von Unsinn, von Bürokratie und profilierungsgetränkten Wichtigtuern."
    Dieter Hildebrandt, faz.net, 09.07.2012

  • Vielleicht finden die wirklich noch was von den alten Knickern. Ansonsten dürfte es da mit Teilen recht Mau aussehen.

    Soweit ich weiß werden Kolben- und Laufdichtungen noch ab und zu angefertigt. Ich würde dann von beidem gleich 2 nehmen.

  • ZIEHKLINGE

    Mein Reden. ;^)

    Ich nehme immer die da:

    Trotzdem war es übelst. Schlimmer war bis jetzt nur der Schaft
    des Arrow 65D-1 von Umarex. Das Rezept von dem sein Lack,
    leitet sich wahrscheinlich von einem chinesischen Kampfmittel
    ab. :rolleyes:

    Tua: gegen Abbeizen sprich hauptsächlich, dass die heute
    gebräuchlichen Abbeizer nicht nur die Umwelt, sondern auch
    die Lackschichten schonen. Heisst: Das Zeug taugt nimmer
    viel. Wären die Mittel so gut, wie sie stinken, wär's Bombe.

    Ausserdem versuche ich Chemie so gut wie möglich zu ver-
    meiden und ich trau dem Zeug nicht, wenn das mal ins Holz
    einzieht, ob da nichts zurückbleibt was sich nachher beim
    Lackieren oder Oelen bemerkbar macht.

    liebe Grüsse ... Patrick (derzeit bei Körnung 600)

  • Hallo,

    bissle weitergemacht am 121.

    Hier einige fertige Teile:


    Abzugsträger mit Abzug und Sicherungsschieber, gereinigt, brüniert und geschmiert.


    Kolben mit Gleitstein und frisch brünierter Abzugsbügel.


    Der komplettierte Schaft.

    Der Gleitstein des Kolben war ein kleiner Heimtücker. :huh: Der Kolben liess
    sich nämlich nicht aus der Systemhülse ziehen, da die Nase des Gleitsteins
    den Kolben blockierte.
    Probiert, geschoben, gezogen, getüddelt und gegrübelt... aber keine Lösung
    gefunden. Dann habe ich in der Anleitung des Airgun Blogs gesehen, dass das
    Teil nur lose auf dem Kolben aufliegt und an einer offenen Stelle einfach abge-
    nommen werden kann.
    Ganz ehrlich, ich hatte schon überlegt, die Nase runterzuklopfen und beim
    Zusammenbau wieder hochzubiegen. Da hätte ich mich fast ganz schön selbst
    verscheissert. :rolleyes:

    Hier übrigens mein Fund in der Systemhülse:


    Die Reste der Dichtung. Mit wieder hinkleben ist da wohl nix. ^^

    ...und weiter geht's.

    liebe Grüsse ... Patrick


  • Danke, das ist sehr freundlich. :thumbup:

    Falls sich aber FWB auf meine Anfrage nicht meldet, denke ich,
    hier fündig zu werden:

    http://www.airgunspares.com/store/category…rt-124-%26-127/

    Die Auswahl sieht mal nicht schlecht aus.

    liebe Grüsse ... Patrick