Na, dann will ich auch mal wieder:
Ich hatte meinerseits ja einmal, vor Jahrzehnten in den wilden jungen Jahren und auch in einer höchst seltsamen und sicher so auch seltenen Situation - erfolgreich -, eine SSW eingesetzt. Allerdings, aus "Beißhemmung", nur als Schlagwaffe (großer alter Arminius-Revolver) mit abschließendem Warnschuß. Den sicher auch gerechtfertigten Schuß aus nächster Nähe ins Gesicht (Erblindungsgefahr) hatte ich gescheut. Inzwischen lebe ich altersweise geworden auf dem noch weitgehend sicheren Lande und kann über diese Dinge gelassen nachdenken.
Der Arminius hat mir möglicherweise sogar das Leben gerettet, auch der vor Eifersucht wahnsinnige, betrunkene und sehr kräftige Angreifer gab später (wieder nüchtern) selber zu, daß er mich u.a. beinahe erwürgt hätte, und das auch durchaus vorhatte. Er bedankte sich sogar, daß ich ihn durch meine Verteidigungsmaßnahmen davon abgehalten hätte!
In diesem Zusammenhang wird auch gleich ein wie ich finde wichtiger Unterschied zum Spray klar: Pistole oder Revolver sind notfalls nicht zu unterschätzende Schlaginstrumente! Und nicht immer ist Weglaufen nötig, manchmal (z.B. eigene Wohnung, oder man wird festgehalten, der Angreifer kann schneller laufen und kommt hinterher usw.) auch nicht ohne weiteres möglich. Je größer und schwerer die Waffe, desto besser natürlich, daher habe ich auch zumindest leichte Vorbehalte hinsichtlich der als SV-Waffe gelobten HW88 Leichtgewicht, ich würde auch heute noch einen schweren und großen Revolver vorziehen.
Last not least, ich weiß nicht, ob es heute noch gilt, aber früher gab es noch den gesetzlich verankerten Begriff des "Schimpflichen Fliehens", - das zu unterlassen man als Angegriffener durchaus berechtigt war; man war also keinesweg unbedingt zur "Deeskalation" verpflichtet und durfte sich an Ort und Stelle bleibend nach Kräften zur Wehr setzen.
Doch heute leben wir bekanntlich in einer verkehrten Welt, wie im gleichnamigen alten Gedicht: Der Täter ist Richters Liebling, für die Polizei gilt "Wer liegen bleibt wird verhaftet!", so richtig mutig werden die Freunde und Helfer oft erst hinterher, wenn sie sich das Opfer grob zur Brust und ihm wichtigtuerisch die Gaswaffe wegnehmen können. Und schließlich kann selbst der als solcher feststehende Angreifer zivilrechtlich sogar noch Schadenersatz einklagen! Derlei spricht nun wieder dafür, sich nach erfolglreicher Verteidigung, es muß ja nicht sofort sein, alsbald aus dem Staub zu machen. Möglichst ohne daß einem der Personalausweis aus der Tasche fällt.
Übrigens, auch andere konnten ähnlich positive Erfahrungen mit SSW-Einsatz machen, wie man sieht:
http://www.youtube.com/watch?v=axgI40p9lJI
Nun das Generelle: Man könnte ja ein ganzes Buch drüber schreiben. Und ich kann mir selber bis heute nicht die üblichen Fragen - SSW oder Spray, drohen/Warnschuß oder nach dem Schuß sofort wegrennen, überhaupt eine SSW führen, und wenn, dann wann und wo? - nicht sicher beantworten. Was daran liegt, daß sie überhaupt nicht eindeutig beantwortet werden können!
Die denkbaren Szenarien und Voraussetzungen sind einfach zu vielfältig, es kann einerseits durchaus solche geben, wo der Einsatz einer SSW erfolgreich und rettend ist, auch besser als ein Spray. Wäre es definitiv und grundsätzlich anders, gäbe es sicher keine Selbstversteidigungsmunition zu kaufen, und auch nicht schon seit Urgroßvaters Zeiten Gaspistolen und Revolver. Grundsätzliches "Bloß nicht!" halte ich für unangebracht, besonders wenn der Verdacht aufkommt, daß es nur gesagt wird, damit man selber nicht als Rambo betrachet wird und sozusagen auf der richtigen Seite stehend Beifall von den guten Menschen bekommt. Ein Typus, der ja seit einiger Zeit auf diversen Gebieten sehr in Mode ist, gleichwohl aber meist, besonders höchstpersönlich, fern der garnicht so harmonischen Realitäten die gute Botschaft verliest!
Beispielsweise solche wohlfeilen "Warnungen" in Presse und Fernsehen finde ich in ihrer selektiven Oberflächlichkeit ausgesprochen fragwürdig, es ist im Grunde politisch-ideologische Propaganda:
http://www.youtube.com/watch?v=-Ttt14dduPs
Andererseits kann es aber auch so ablaufen, daß selbst eine scharfe Waffe, von Rechtsfragen, Waffenschein usw., also Verfügbarkeit einmal abgesehen, nichts nützen würde, - z.B. wenn entscheidende Sekunden vergehen, weil man - ungeübt -, sie nicht schnell genug zieht, oder psychisch gehemmt ist, sie wirklich einzusetzen.
Wobei dies wiederum auch richtig sein kann, um ggf. hinterher nicht damit leben zu müssen, daß man Jemanden aufgrund von situativen Fehleinschätzungen aus purer Aufregung getötet oder zum Krüppel geschossen hat, ohne daß das wirklich unvermeidlich war. Oder weil der oder die Angreifer ebenfalls scharfe Waffen einsetzen, es zu viele sind, usw. usw. Doch all das in Sekunden zu entscheiden ist oft schlicht unmöglich, und es kann prinzipiell auch fatal sein, die Waffe nicht einzusetzen! Im Kino ist sowas immer ganz einfach, im wahren Leben aber alles andere als das.
Unsereiner ist nunmal auch kein Wild Bill Hickcock, den es wirklich gab. Aber der war unter anderem Marshall im Wilden Westen, außerdem Meisterschütze, hatte ständig mit sowas zu tun, immer seine beiden Buntline-Colts dabei und Leichen pflasterten tatsächlich seinen Weg. Trotzdem wurde er schließlich von einem besoffenen Penner im Saloon von hinten und im sitzen erschossen, der gegen ihn im Pokern verloren hatte. So kann's kommen.
Und im Prinzip gilt das oben Gesagte auch beim Einsatz von SSW.
Zum Grundsätzlichen gehört auch das Folgende, - lassen wir den Dichter (Schiller) zu Wort kommen: "Zum Kampfe muß er sich bereiten, doch rasch ermattet sinkt die Hand, die zwar der Leier zarte Saiten, doch nie des Bogens Kraft gespannt!"
Zum Kämpfen muß man auch die Statur haben, und Gewalt ist immer ekelhaft (mir hat sie stets regelrechte Übelkeit bereitet, auch beim bloßen Zusehen, und sogar im Kino oder Fernsehen). Körperliche oder psychische Defizite, z.B. auch Neigung zu Stress oder gar Panik, mit einer Waffe, egal mit welcher, kompensieren zu wollen ist wirklich eine gefährliche Illusion!
Gegen einen kräftig gebauten, selbstbewußten und wie viele Kriminelle womöglich noch im Kampfsport geübten Angreifer ist für normale gesittete Bürger Widerstand weitgehend zwecklos. Besonders aus psychischen Gründen, denn es dürfte fast immer an eigener Rücksichtslosigkeit und "Routine" bei Gewaltanwendung mangeln. Und ginge es tatsächlich ums nackte Überleben (wohl sehr selten), es würde wohl - abgesehen von etwa vorhandener eigener ausgeprägter Körperkraft und Sportlichkeit -, theoretisch nur eine scharfe Waffe von nutzen sein. Die aber natürlich so gut wie keiner bei sich hat, und siehe dazu auch weiter oben. Weglaufen wäre in diesem Fall ohne Frage doch das allerbeste, - wenn es möglich ist. Und natürlich auch, das wurde ja schon vielfach geagt, sich nicht dahin begeben, wo die Wahrscheinlichkeit in solche Konfrontationen zu geraten überdurchschnittlich ist.
Für Spray oder SSW - wie für das Verhalten überhaupt -, gelte in solcher Lage wie oben gechildert, und nur in solcher, z.B. bei einem Überfall im eigenen Haus: absolute Rücksichtslosigkeit bei der Gegenwehr, z.B. Schuß aus nächster Nähe ins Gesicht, wenn möglich o.ä. Dazu dürfte aber so gut wie keiner, der nicht gerade selber Zuhälter, bzw. Vietnamveteran oder früherer Fremdenlegionär ist, die nötige kalte Besonnenheit und Entschlußkraft aufbringen.
Ich hatte einen indonesischen Freund, kleines Kerlchen, der so manches mitgemacht hatte (Sohn eines indon. Generals), der sagte immer: "Ich brauche keine Pistole, alles kann meine Waffe sein!"
Und wenn man nur sah, wie er dann lächelnd mit seinem Feuerzeug akrobatisch herumwirbelte, und sich mit blitzartiger Bewegung eine Zigarette anzündete, glaubte man ihm das auch sofort. Der gute Hugarto, Allah hab' ihn selig (er war Moslem) falls er nicht mehr lebt, hätte aber im Ernstfall auch nicht eine Sekunde gezögert, seinem Kontrahenten mit zwei Fingern in die Augen zu stoßen. Von ihm habe ich u.a. auch "Tricks" erfahren, mit denen man einen Menschen an Stellen auf die man normalerweise nicht kommen würde, mit der bloßen Hand in Sekunden töten kann!
So sind wir nicht, brauchen wir auch nicht zu sein, und das sollte uns freuen. Nur ab und zu kann es auch für uns normale Leute heißen, daß man nunmal auch das Opfer eines unabwendbaren Schicksals werden kann, etwa wie bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Darüber sollte man sich bei dieser Diskussion auch in klaren sein.
An dieser Stelle möchte ich außerdem noch das "Schweizer Taschenmesser"-Argument einflechten: es ist bekanntlich außerordentlich nützlich, und deswegen hat man es ja auch ständig dabei. Nur am einzigen Tag im Jahr nicht, wo man es wirklich braucht, da ist es in der anderen Hose zu Hause! Das Handy, bei dem im Ernstfall der Herzatacke statt SMS-Geschnatter "Ich koche gerade Nudelauflauf..." die Sim-Karte oder der Akku leer ist, wäre auch keine schlechte Analogie zur dies eine Mal zu Hause gelassenen Pistole.
Ich kann übrigens auch von einem sozusagen verpaßten SSW-Einsatz erzählen: damals, im üblen Viertel, war ich mit einem Kumpel unterwegs, und auf einmal hörten wir hinter einer Reklamewand ein leises Wimmern. Wir traten näher, ein Mann sprang auf und lief davon, offensichtlich einer mit "Migrationshintergrund" wie man heute sagt, ein Türke (ja ich weiß, aber es war nunmal einer...), - und da lag eine offenbar vergewaltigte Frau! Die wimmerte.
Mein Kumpel blieb bei der Frau und ich lief hinter dem Türken her. Plötzlich dreht der sich um und richtet eine Pistole auf mich. Was jetzt? Ich hatte sonst immer eine Erma EGP 75 dabei, diesmal aber nur einen kurz zuvor gekauften Röhm RG9 6mm, den ich so schön fand in der verchromten Ausführung und nur eingesteckt hatte, weil er nunmal da war und ich mit nichts wirklich ernsthaftem an diesem Abend rechnete. Gut, der Türke wird wahrscheinlich auch keine scharfe Waffe gehabt haben, obwohl, ganz sicher war ich natürlich nicht. Also hielt ich Abstand, ging aber weiter hinterher, und dann war er um die Ecke verschwunden.
Was hätte ich tun können? Einen Warnschuß abgeben? Vielleicht hätte er mich und meinen Kumpel dann für eine zivile Polizeistreife gehalten, aufgegeben und die Hände gehoben. Das waren wir aber nunmal nicht, und dann mit dem kleinen Piff-Paff Ding? Zwar hatten z.B. Kripobeamte damals meist auch nur eine Walther TPH 6,35mm oder eine FN Baby (war Mode damals, wie ich wußte), so eine wäre auch nicht lauter oder größer gewesen, aber egal, mein kleiner Röhm-Revolver war nicht scharf, und selbst wenn der Türke drauf reingefallen wäre, was dann?
Handys gab es noch lange nicht (1975), ich war kein Polizist, hatte also auch keine Handschellen dabei und hätte dann wohl mit dem Türken ziemlich dumm da herumgestanden. Mein Kumpel, der von der nächsten Kneipe die Polizei hätte anrufen können war weit weg, und den Türken dorthin mit vorgehaltener Waffe vor mir her treiben wie im Fernsehkrimi? Ob er das mitgemacht hätte, und vor allem: was wenn nicht?
Vielleicht hätte ich jemand Anderen bitten können, 110 anzurufen, es hätte bestimmt einen kleinen Auflauf gegeben, wenn ich da wirklich mit der Knarre in der Hand und dem Türken gestanden hätte. Die Versammelten wären damals keine Türken gewesen, und wenn ich kurz erzählt hätte, was los war, wäre ich sicher auch nicht mehr allein gewesen, auch nicht in dem Viertel. Aber hinterher ist man immer schlauer, mir war das leider nicht eingefallen.
Hätte aber wahrscheinlich sowieso alles nicht hingehauen, weil der RG9 eigentlich, anders als die Erma-Pistole leicht als SSW zu erkennen war, da der auch noch relativ dünnwandige Lauf viel größer war als die Patronenkammern in der Trommel (aber hübsch war das Ding). Wer weiß, mit der Erma hätte ich es vielleicht drauf ankommen lassen, der Trick hätte vielleicht sogar funktioniert, so laut wie sie war, und so ähnlich sie der "Polizeipistole kurz" sah. Den Röhm ließ ich aber in der Tasche.
Weiter hinterher rennen, auf Abstand Fühlung halten wäre vermutlich richtig gewesen, denn inzwischen hatte Jemand, den mein Kumpel drum gebeten hatte die Polizei gerufen, und die waren auch wenig später da. Aber davon konnte ich vorher nicht ausgehen, was wenn ich weiter allein geblieben wäre? So entfiel dann das große Showdown als Held des Tages mit dem Gasrevolver, und der Täter entkam. Die Polizei fuhr zwar mit mir noch durch die Straßen, aber der hatte sich längst in irgendeine Kneipe oder einen Hauseingang verkrümelt, und sicher wiedererkannt hätte ich ihn wohl auch nicht.
Also, letztenendes geht es wohl weit überwiegend nur um eine Art Spiel, man hat die Wumme dabei, und das Gefühl ist irgendwie schön. Geht mir auch nicht anders. Nochmal der Dichter: "Der Mensch ist erst ganz Mensch wenn er spielt!" Und der Philosoph (Nietzsche): "In Jedem Manne steckt ein Kind, und das will spielen!"
Warum auch nicht, sich ein bißchen fühlen wie Humphrey Bogart im Kino eben, daran ist überhaupt nichts ehrenrühriges finde ich. Allerdings gibt es auch eine Szene, wo einer ihn mit einem Revolver bedroht, und Bogey cool sagt: "Kann mich nicht beeindrucken!"
Augenblicke später hat er dem Ganoven die Knarre aus der Hand geschlagen und grinst, sie in die Jackentasche steckend: "Komisch, ich komme zu immer neuen Kanonen!"
Während die Ganovenbraut seufzt: "Und ich ziehe immer solche Nieten!"
Aber auch unser archaisches Erbe spielt eine Rolle: Zum freien Mann gehört die Waffe!
Da wir aber nunmal in Zeiten des "Gender-Mainstream", der fortschreitenden Feminisierung und Infantilisierung in der "Zivilgesellschaft" unser postheroisches Dasein fristen müssen...
Zum Schluß noch die Bibel: "Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen!" - heißt es da bekanntlich, zudem auf eine typische, nämlich aussichtslose Verteidigunggssituation bezogen. An anderer Stelle aber auch "Wer kein Schwert hat, der verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert!" Wie immer Jesus letzteres meinte, vermutlich nur allegorisch.
Aber egal, zur Verteidigung der eigenen vier Wände ist für Hartgessottene tatsächlich eine Waffe das Non plus Ultra, die mehr als zweitausend Jahre alt ist, damals gab's auch nichts anderes, - eben das Schwert, am besten das römische Kurzschwert, der Gladius!
Es gibt sie im Internet als Replika, auf Wunsch auch messerscharf geschliffen. Eine fürchterliche Waffe! Mit der man auch ohne Gladiator-Ausbildung leicht jeden Angreifer auf Distanz halten oder ausschalten kann, auch wenn er eine scharfe Waffe hat, sofern er sie nicht mehrere Meter weg im Anschlag hält.
Aber auch hierbei sollte man sich, ähnlich wie bei der Idee, sich mit einem Messer zu bewaffnen, fragen: Bin ich der Typ zu sowas? Kann ich notfalls Blut sehen? Theorie und Praxis können auch da weit auseinanderklaffen. Schlachter und Jäger von Beruf sind klar im Vorteil.