Laufeffizienz bei Luftdruckwaffen mit Kolbensystem

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.236 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. August 2013 um 15:26) ist von Ulrich Eichstädt.

  • Hallo!

    Nach einer anregenden Diskussion im Chat würde ich gerne das Thema hier mit der breiten Öffentlichkeit diskutieren.
    Es geht darum wie lang ein Lauf sein muss um die Energie der komprimierten Luft optimal an das Diabolo weiter zu geben.
    Es wurde die Theorie aufgestellt das ein zu kurzer Lauf die Bewegungsenergie der komprimierten Luft nicht ausreichend an das Geschoss weiter geben kann weil die Verweildauer des Diabolos im Lauf zu kurz wäre um die Bewegungsenergie optimal weiter zu geben.
    Ein langer Lauf würde dies zwar bewerkstelligen aber ab einer gewissen Länge würden die Reibungsverluste die Energie wieder abbauen bevor das Diabolo den Lauf verlässt.

    Wie kann man das Berechnen um herauszufinden wie lang der optimale Lauf sein müsste um ein Diabolo mit einem Gewicht von 0,5 Gramm optimal zu beschleunigen?

    Falls die Berechnung zu kompliziert wäre hätte ich noch die Idee gehabt das man ein billiges China LG in den Schraubstock einspannt und dann die Vo misst.
    Danach schneidet man vom Lauf 5cm ab und misst wieder die Vo und so weiter.
    Da müsste sich anhand der Vo Messung doch bemerken lassen wann ein Lauf zu kurz ist um die 7,5 Joule vom Kolben auf das Diabolo zu übertragen?

    Wie würdet ihr diese Frage lösen?

  • Das hat auch was mit dem Transferport zu tun und dem Losbrechmoment der Murmel (=Härte der Legierung, Durchmesser etc.)

    Guck dir mal die Lauflänge einer HW97k an, die langt für ~20J. Die Läufe einiger Luftpistolen ermöglichen ebenfalls fast 7,5J, meist sind die aber für besseres Schussverhalten "kastriert", auf 10m macht 1 oder 2J e0 nix aus. Die Idee mit dem Lauf abschneiden leuchtet vielleicht erst ein, klemmt aber spätestens da dran das du das eigentlich nicht darfst.

    Der Kern der Aussage ist in soweit richtig. Es kommt auch auf das Verhalten des Gesamtsystems an. Ein 425mm Lauf auf einem Federdruckgewehr macht u.U. was ganz anderes als auf einem Pressluftgewehr.

  • Zitat

    Die Idee mit dem Lauf abschneiden leuchtet vielleicht erst ein, klemmt aber spätestens da dran das du das eigentlich nicht darfst.


    Das ist aber ein rein gesetzliches Problem und zum Glück kein Technisches ;)
    Gibt es zumindest eine Schätzung oder eine Faustformel wie man die optimale Länge des Laufes in Erfahrung bringen könnte?

  • Wenn du mit einer Schätzung zufrieden bist würde ich mal schätzen das sich die Entwickler da schon irgendwas bei gedacht haben und das daher die orginal Lauflängen schon gut im Optimum liegen.

    Alles andere ist zu schwammig, das hängt noch von zu viel anderen Faktoren ab, wie ja schon geschrieben wurde.

    Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite des Beitrages!

  • Die Berechnung ist in der Tat nicht trivial.
    Das einfachste wäre wohl das Abschneiden das Laufes. Das Problem hierbei ist aber, dass du unter Umständen nie die Situation hast einen zu langen Lauf zu haben und somit die v0 stetig sinkt. Daher weißt du nicht, ob ein evtl. längerer Lauf besser wäre.
    Außerdem ist zweifelhaft, ob das Ergebnis irgendwas zur Diskussion beitragen würde, denn dann hast du möglicherweise die optimale Lauflänge eines ganz bestimmten Gewehrs mit einem bestimmten Antrieb. Aber was sagt das über andere Antriebssysteme aus?

  • Wenn es rein um die technische Auslegung eines optimalen Laufes geht... Na ja, ich hänge mich mal aus dem Fenster und sage mal das man das lieber an 3-30 Laufrohlingen (je nach Perfektionismus) ausprobiert als da tagelang zu rechnen.

    Es gibt zb. das Gas Gun Design Tool, hiermit lassen sich ein paar(!) halbwegs(!) brauchbare Rechnungen zu Presslufgewehren anstellen.

    Wenn es nur darum geht das du dir einen Lauf kürzen lassen willst, ohne viel von der Leistung zu verlieren... Wie gesagt, schau dir die HW97k an, die ist mit ihrem recht kurzen Lauf für fast 20J gut. Eine AirMagnum 850 verliert zb. keine Leistung wenn man den Lauf auf 425mm einkürzt. Gut, CO², anderes System. Nur ein Anhaltspunkt.

  • CO2 kommt gut mit längeren Läufen klar, da es ja relativ langsam verdampft und so der Druck nicht zu schnell fällt.
    Pressluft oder Vorkomprimierer können recht kurze Läufe haben, wie man ja an einigen Presslüftern sieht.


    Aber hier ging es um Federdrücker, wenn ich mich jetzt nicht täusche.
    An deren Mündung ist das Dia häufig, wenn nicht immer, deutlich langsamer als irgendwo im Lauf unterwegs.

    Ich hatte ja mal die Zeiten und Bewegungen eines LGs gemessen (mit kruden Mitteln) und festgestellt, dass das Dia weniger Zeit im Lauf verbracht hat, als es für diese Strecke bei Mündungsgeschwindigkeit eigentlich gebraucht hätte.
    Es muss also zwingend unterwegs mal wesentlich schneller gewesen sein.
    Das Wo bliebe noch zu ermitteln und schwankt wahrscheinlich extrem zwischen verschiedenen Diasorten.


    Stefan

  • schau dir die HW97k an, die ist mit ihrem recht kurzen Lauf für fast 20J gut


    Oder noch extremer die Prosport, die hat grade mal 24cm bei 16J. (20J bei 5,5)

    Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite des Beitrages!


  • Es wurde die Theorie aufgestellt das ein zu kurzer Lauf die Bewegungsenergie der komprimierten Luft nicht ausreichend an das Geschoss weiter geben kann weil die Verweildauer des Diabolos im Lauf zu kurz wäre um die Bewegungsenergie optimal weiter zu geben.


    Das stimmt auch in der Praxis. Ich kenne das aus dem Bereich scharfer Waffen. Bekannt ist z.B. dass eine KK KW mit der gleichen Munition in etwa gute 100 Joule entwickelt, während die LW in etwa 160 J draus macht. Somit steht mehr Gasdruck bzw. -Volumen zur verfügung, als der kürzere Lauf dem Geschoss in Geschwindigkeit geben kann. Weierhin ist auch bekannt, dass die Patrone 30-06 überproportional zur .308 mehr Leistung verliert, wenn man kürzere Lauflängen verwenden will, um ein Jagdgewehr führiger zu machen. Deswegen muss die zur Verfügung stehende Gasmenge mit der Lauflänge harmonieren. Auch die Präzision wird dadurch beeinflusst. Das ist mit ein Grund, warum man die Diabolos, wie auch scharfe Munition mit der Waffe testen muss, wenn man bestmögliche Präzision haben will.


    Wie würdet ihr diese Frage lösen?


    Eigentlich gar nicht, denn die Frage stellt sich so gar nicht. Entweder will man Langwaffe schießen, weil man Leistung oder die Präzision auf größerer Distanz haben will, oder man schießt Kurzwaffe auf entsprechend große bzw. nähere Ziele. Einige Zentimeter mehr oder weniger machen sich kaum bemerkbar. Überhaupt wird das letzte Quentchen Energie bzw. Geschwindigkeit überschätzt.

  • Ich behaupte mal (in vielen Fällen weiß ich es auch definitiv... :whistling: ), dass alle Hersteller irgendwann solche Versuche gemacht haben - drüber geschrieben hat vor Jahren mal Lupi-Hersteller Joniskeit, der bei seiner Joniskeit-Kompressionspistole den Lauf zentimeterweise gekürzt und die v0 gemessen hat. Je nach Energiequelle ist die ideale Lauflänge unterschiedlich. Trotzdem werden oft längere Läufe genommen, um eine ausreichend lange Visierlinie zu haben. Bei Matchluftgewehren geht man schon lange mit Kurzläufen zwischen 42 und 49 cm ins Rennen, über die nur ein 70-72 cm langer Mantel gesetzt wurde. Mehr als 42 cm braucht man für enge Schußbilder und bei 7,5 Joule eigentlich nicht. Bei höherer Energie (etwa für Field Target) ist das wieder was anderes.

    Der ideale, präziseste KK-Lauf braucht übrigens nur 36 cm - verwendet im KK-Gewehr von Olympiasiegerin Sylvia Sperber.


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...

  • Kleiner Einspruch, Uli.
    Gerade bei Matchwaffen ist die Endgeschwindigkeit bzw. die daraus resultierende Energie zweitrangig. Die Verweilzeit des Geschosses im Lauf soll kurz sein. Denn solange das Geschoss im Lauf ist, steht es auch unter Einfluss möglicher Laufbewegung durch den Schützen.
    Daher ist die Lauflänge immer ein Kompromiss. Je nach Wichtung, kann der Hersteller Rücksicht darauf nehmen. Aber auch deswegen gibt es keinen klaren Vorteil für einen langen oder kurzen Lauf.
    Aber solange Dosen zerdeppern im Vordergrund steht, dürfte ein möglichst langer Lauf innerhalb vernünftiger Grenzen vorteilhaft sein.


  • Ich hatte ja mal die Zeiten und Bewegungen eines LGs gemessen (mit kruden Mitteln) und festgestellt, dass das Dia weniger Zeit im Lauf verbracht hat, als es für diese Strecke bei Mündungsgeschwindigkeit eigentlich gebraucht hätte.
    Es muss also zwingend unterwegs mal wesentlich schneller gewesen sein.
    Das Wo bliebe noch zu ermitteln und schwankt wahrscheinlich extrem zwischen verschiedenen Diasorten.

    krude Mittel? Wie wurde das bestimmt? Das Dia ist ja nur sehr kurz im Lauf. Vom Gefühl würde ich sagen, dass das Dia den größten Teil des Laufes beschleunigt wird bis der Druck vor und hinter dem Diablo etwa ausgeglichen ist.

  • Beim Presslüfter oder Sodabläser kann ich die Energie durch Ventilöffnungszeit und Volumen
    beinflussen und somit auch lange Läufe für den Druckaufbau ausnutzen.
    Beim Federzapler kommen viele Unbekannten mit rein. Je nach Dieselfaktor, Losbrechmoment,
    Transferport, und Kommpressionsvolumen habe ich mehr oder weniger Dampf hinterm Diabolo.
    Sobalt der Druck nicht mehr zur Beschleunigung reicht, könnte der Lauf aufhören. Ich glaube wo
    genau das ist kann man nicht berechnen. Das muss man probieren und ist bei jedem Zapler
    anders.

    Gruß Klaus

  • krude Mittel? Wie wurde das bestimmt? Das Dia ist ja nur sehr kurz im Lauf. Vom Gefühl würde ich sagen, dass das Dia den größten Teil des Laufes beschleunigt wird bis der Druck vor und hinter dem Diablo etwa ausgeglichen ist.


    Druckausgleich?
    Unmöglich!
    Das Dia hat Reibung, und zwar nicht zu knapp, da braucht es einige bar, um es in Bewegung zu halten.
    Wenn es einen Druckausgleich gäbe, so wären bei Luftgewehren sämtliche Schalldämpfer vollständig überflüssig, weil es nichts zu dämpfen gäbe.


    Hier sind meine Messungen:
    Was kommt zuerst - Austritt des Dias oder Einschlag des Kolbens?

    Ab Beitrag 89 kommen die Geschwindigkeitsüberlegungen:
    Post 89


    Stefan

  • Wie würdet ihr diese Frage lösen?


    Wenn es um die optimale Lauflänge für die maximale Mündungsgeschwindigkeit bei einem gegebenen Antrieb geht würde ich (wenn ich denn dürfte :) ) einen Lauf etwa alle 1cm quer durchbohren (sehr klein) und mit Lichtschranken bestücken. Mann bekommt da dann eine Folge von Cronnys und kann dann bestimmen wo das Geschoss am schnellsten ist. Da kann man dann die Puksäge ansetzen.
    Ob das dann auch der Punkt ist der der Präzision am förderlichsten ist steht auf einem anderen Blatt, aber das ist wohl bei dem puksägenbearbeiteten Lauf eh egal :)

    Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite des Beitrages!

  • Gerade bei Matchwaffen ist die Endgeschwindigkeit (...) zweitrangig.

    Das mag bei logisch denkenden Menschen so sein, bei Wettkampfschützen gilt das nicht. Und zwar in beiden Richtungen.

    Da gibt es die eine Firma, die ihre Match-Lupis stets so gebremst ausliefert, dass sie auf viele Schüsse pro Füllung kommt. Dafür bleibt aber die Präzision auf der Strecke, die nachweisbar bei etwas höher gedrehter v0 engere Schussbilder brachte. Es gibt quasi einen idealen v0-Bereich mit den engsten Schussbildern.

    und dann gibt's die Firmen, die ihre Gewehre und Pistolen immer mit "viel Wumms" ausliefern (zur gesetzlichen Energiegrenze soll sich jeder eigene Gedanken machen, ich verrechne mich da immer nach unten... :whistling: ), weil es manche Schützen lieber wollen. Bringt auch nicht die immer die besten Leistungen...


    Ich bin der Keith Richards dieses Forums und immer noch hier...