Beeinflusst kalte Luft die Bal. Kurve ?

Es gibt 38 Antworten in diesem Thema, welches 3.473 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. November 2012 um 21:26) ist von Trail_finder.

  • Halle Leute,
    heute habe ich in Helmond an einem FT-Turnier teilgenommen. Es war mit 5-8°C ziemlich kühl und sehr feucht.
    Beim Einschiessen stellte ich fest, daß ich auf alle Entfernungen 8-40m 0,5 Moa tiefer lag als normal. Bei 50m sogar 1 Moa.
    Kann das an der Dichte der Luft liegen?
    Bisher hatte ich mit meinem ZF keine Temperaturprobleme bei niedrigen Temperaturen. Deshalb kann ich mir diese relativ große Abweichung nicht erklären.

    Gruß Udo

  • Kalte Luft = höhere Dichte = höherer Luftwiderstand = stärkere Abbremsung = langsameres Dia = stärkere Geschossabfall.
    Also ja, die dichtere, kühlere Luft wird die ballistische Kurfe beeinflussen.
    Als Faustregel wurde mir mal beigebracht, dass 20°C Temperaturunterschied eine Höhenabweichung von ca. 1MOA verursachen.
    Wenn man mal davon ausgeht, dass die Waffe wohl bei um die 20°C eingeschossen wurde und die Abweichung bei 8-9°C ca. 0,5MOA war sollte das auch beim LG anwendbar sein.

  • Das ist ein nahezu unlösbares Problem!

    Eines der vielen nahezu unlösbaren Probleme in unserem Field Target Sport.
    Das Resultat ist irgendwie nachweisbar, die Ursache nicht.

    - Ziemlich sicher ist, dass die meisten ZFs temperaturabhängig unterschiedliche Schärfe"Daten" liefern.
    - Ziemlich sicher ist, dass die Schmierung ganz besonders in Prellern, aber auch in Pressluftgewehren zu temperaturabhängig unterschiedlichen Eo´s führt.
    - Ziemlich sicher ist, dass Komprimierung, Dekomprimierung und "Verbrennung" (gewünschtes Dieseln) bei Prellern temperaturabhängig ist.
    - Ziemlich sicher ist auch, dass Dekomprimierung der Druckluft bei Pressluft nicht temperaturunabhängig ist.
    - Ziemlich sicher ist auch, dass die Luft zwischen Gewehr und Ziel, durch die man durchs ZF schaut nicht vernachlässigbar ist. Die Luft ist ein temperaturabhängiges optisches Medium, sie ist DA!
    - Ziemlich sicher ist, dass der Abzug irgendwie auf Temperaturdifferenzen von mehreren 10°Celsius reagiert. Allein durch die temperaturabhängige Längenausdehnung der Bauteile.

    Ganz sicher ist, dass niemand weiß, welcher Effekt welche Rolle spielt. Was Alex996 schreibt, scheint mir eher eine Benchrest- oder Scharfschützenerfahrung zu sein, die auf wirklich große Distanzen, mit viel, viel Luft zwischen Schütze und Ziel zutrifft. Bei uns mit geringer Geschossenergie und kurzen Zieldistanzen aber auch zutreffen könnte.

    Mein Tipp: Glaube erst einmal, dass Abweichungen an dir und nicht an den Umgebungsbedingungen liegen. Läßt sich dieser Ansatz nicht mehr halten, weil es objektiv andere Schussbilder gibt als im Sommer ...... versuche das mit einer Korrektur am Höhenturm zu optimieren. Geht das auch nicht, weil die ballistische Flugbahn nicht mehr mit deinen "sommerlichen" Einschießwerten übereinstimmt ... dann musst du dein ZF-Gewehr-System für die kälteren Temperaturen komplett neu einschießen, was absolut keinen Spaß macht!

    Eine Erklärung für dieses häufig auftretende Phänomen zu finden scheint mir müßig, zuviele Parameter könnten zusammengemischt die Ursache sein.

    Aber wer weiß, vielleicht hat ja einer meiner Nachposter eine Korrekturlösung gefunden?

    Gruß
    Musashi

  • Nun, man könnte es mal mit einer warmen und auch im Warmen gespannten Waffe versuchen.
    Dann sollte es sich auf die optische Dichte der Luft und auf ihre reale Dichte reduzieren lassen.

    Man könnte noch weiter gehen und mit dieser Waffe auf ausreichende Distanz durch ein Crony schießen, mal bei 20°, mal knapp über Null.
    Dieses sollte aber auch bei beiden Temperaturen die gleichen Messergebnisse liefern können, aber auch das Gerät lässt sich temperieren.


    Stefan

  • Hm, danke Musashi.
    Soviel Parameter kann man wirklich kaum überblicken.
    Ich kam heute super klar mit dem Klickausgleich, immer 4 dazu und ich habe sauber getroffen. Ein Fehlschuß auf 40m durch seitliches verwackeln zeigt einen Einschlag auf genau 3 Uhr, passte also.
    Bei anderen Turnieren übers Jahr verteilt habe ich auch schon mal 1-2 Klicks korrigiert. Da habe ich mir nichts bei gedacht.
    Aber heute war es schon extrem. Die Steyr zeigte bisher keine V0 Abweichungen bei Temperaturänderung, aber gemesssen wurde heute leider nicht. Aber wie du bereits erwähnt hast, kommen ja noch einige andere Faktoren in Frage.
    Schützenfehler schliesse ich mal aus, weil die Abweichung bei allen Entfernungen auftrat und ich sehr sicher bei Schüssen bis 20m bin. Bei 40-50m würde ich einen Schützenfehler meinerseits allerdings nie ausschließen. ;)

    Das beste wird wohl sein, immer schön beim Einschiessen aufpassen was die Knarre so macht, entsprechend korrigieren und sich keine belastenden Gedanken dazu machen. So hat es heute gut funktioniert.
    Trotzdem werde ich mal in diesem Winter ein paar Kalt-Warm Tests machen.
    Eventuell ist das ZF doch etwas temperaturempfindlich obwohl ich letzten Winter in Klasse 3 nix davon bemerkt habe.

    Gruß Udo

    EDIT: Ich habe gerade mal mit Chairgun rumgespielt. Bei Temperatur und / oder bei Luftdruckänderungen ändert sich die Trefferlage nur um 2 Klicks und ich habe extremere Werte eingegeben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Udo1865 (5. November 2012 um 00:33)

  • Ich habe letzten Winter auch nix bemerkt das mein Glas temperaturfühlig ist. Das war in Klasse 4 und bis 25m sind die Abstände auf der Frontparallaxe recht groß. Jetzt in Klasse 2 habe ich bei den tieferen Temperaturen festgestellt das ich 50m nur noch mit 47,5 messe. Also hab ich heute eine 2 Skala angebracht, bei mir recht simpel da aus Klebeband und mir darauf eine 2. Beschriftung angebracht. Tatsächlich kann ich unterhalb von 26m meine alte Skala verwenden. Mal sehen was passiert wenns nochmal 10° kälter wird. Das nächste Phänomen heute war dann allerdings eine veränderte Trefferlage. Bei 40m, dem 2. Schnittpunkt in meiner ball. Kurve rund 3cm hoch. Auch auf 12m, dem 1. Schnittpunkt ebenfalls Hochschuss. Zuerst habe ich die V0 kontrolliert, unverändert. Dann am Höhenturm ausgeglichen, nachdem ich auf 40m wieder Fleck traf passte es auch auf 12m und auf allen anderen Entfernungen mit den gewohnten Dots wieder.

    - Ziemlich sicher ist, dass mir dieser Thread hier gerade richtig kommt und ich nachdem ich Musashis Ausführungen gelesen habe wieder ruhiger schlafen kann... ;^)
    Danke! :thumbup:

  • Hi Udo,
    ich hatte vor ein paar Jahren schon mal einen Vergleich geschossen:
    https://www.co2air.de/wbb3/index.php…ght=#post866927

    Luftdruck -dichte -feuchtigkeit, also die "Suppe" zwischen Gewehr und Ziel, beinflussen die Trefferlage ganz sicher.
    Ich merke z.B. jedes mal wenn ich bei Euch in Dorsten schieße, dass die Diabolos auf 25m fast 2 Dots tiefer einschlagen.
    Höhe Wofsau ca 350m über Null - Ihr seid glaube ich bei so 50m.

    Gruß Herbert

    neuer Nick wegen (technischer Probleme):

    Herbk_II

  • EDIT: Ich habe gerade mal mit Chairgun rumgespielt. Bei Temperatur und / oder bei Luftdruckänderungen ändert sich die Trefferlage nur um 2 Klicks und ich habe extremere Werte eingegeben.

    Udo,

    zwei bewährte Tipps aus der Praxis, wenn sowas auftritt:

    -als allererstes miß die V0 (Combro hast Du wahrscheinlich-ist Grundausstattung), wenn zu niedrig, reguliere die V0 nach
    -ganz allgemein und temperaturunabhängig achte darauf, den Lauf regelmäßig zu reinigen (wird immer unterschätzt), natürlich nicht unmittelbar vorm Wettkampf

    Wenn dann immer noch Probleme auftreten, kannst Du weitersuchen.
    Aber auch erst dann.

    Grundregel: Solange über die V0 keine Klarheit besteht, wird nix am ZF verstellt.

    Gruß,
    acciaio

    “The Dominator has no ‘soul’.
    It just sits there, completely dead and with pure, mechanistic precision puts every pellet where it’s supposed to go.”
    (Simon Moore at ukairguns.co.uk)

  • Ihr müsst im Winter einfach die gleiche dünne Kleidung tragen wie im Sommer, da gleicht das Zittern alle anden Faktoren locker aus. :)

    Alternativ könnte man ja eine klimatisierte Lanebox einführen.

    Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite des Beitrages!

  • . moin.
    kann es sein , das der schütze mit seinen fehlern immer noch schlechter ist als was die kälte an abweichungen produziert?
    Find ich seltsam das so azf derart kurze enrfernungen messen oder verbessern zu wollen...

    fliegt doch nur höchstens 0,3 sekunden lang bis 40 meter

    Gruß cfk

    Einmal editiert, zuletzt von carbonator (5. November 2012 um 12:05)

  • Echt Krass welche Parameter es gibt und auf was man achten muss.
    Hatt sich schonmal jemand mit der Corioliskraft beschäftigt?

    Selbstverständlich.
    Zunächst muß man beachten in welche Himmelsrichtung die Lanes ausgerichtet sind. Ein Kompass ist hier hilfreich.

    Betrachtet man die Corioliskraft aufgrund der Erdrotation, interessiert ein FT-Schütze sich meist nur für horizontale Bewegungen und auch nur für die horizontale Komponente der Corioliskraft.

    Für diese gilt:
    Fc,n = -2*m*ω*ϑo*sinφ
    bzw.
    Fc,o = -2*m*ω*ϑn*sinφ

    Dabei ist:
    Fc,n die Komponente der Corioliskraft in nördlicher Richtung,
    Fc,o die Komponente der Corioliskraft in östlicher Richtung,
    φ der Breitengrad,
    ϑo die Komponente des Geschwindigkeitsvektors in östlicher Richtung und
    ϑn die Komponente des Geschwindigkeitsvektors in nördlicher Richtung.

    Der Breitengrad des Schiessortes ist genau zu beachten. Für den Schiessplatz in Schermbeck ist es: 51° 41´
    Dann fehlt noch die örtliche Winkelgeschwindigkeit. Diese ist:
    40.000 * cos(Breitengrad) / 24 das sind dann genau: 292,7 m/s

    Viele Schützen wundern sich, weshalb ihre Waffen auf verschieden Plätzen unerklärliche Abweichungen nach links oder rechts haben. Das liegt an der Stärke der Korioliskraft am entsprechenden Breitengrad und an der Ausrichtung der Lanes.

    Bei Nord-Süd ausgerichteten Lanes hat man Rechtsschüsse.
    Bei Süd-Nord Linksschüsse
    Bei West-Ost Hochschüsse (man schiesst gegen die Drehrichtung der Erde (292,7 m/s))
    Bei Ost-West dementsprechend Tiefschüsse

    Bei anderen Ausrichtungen kann es zu merkwürdigen Effekten kommen. Bei Seitenwind von rechts und der entsprechenden Ausrichtung der Lane kann es sein, das das Diabolo plötzlich nicht nur seitlich, sondern auch nach oben abweicht. Bei Wind von links entsprechend nach unten.
    Diese Abweichung ist nicht unerheblich und sollte immer beachtet werden.

    Um die Drift einfacher zu berechnen hilft die Coriolisbeschleunigung weiter:
    Mit der Coriolisbeschleunigung wird ein Körper in Richtung der Corioliskraft beschleunigt, wenn dieser keine andere Kraft entgegenwirkt. Der Betrag der Coriolisbeschleunigung ist dann ac= Fc / m wobei m die Masse des Körpers ist.

    Mit dem Coriolisparameter fc = 2 * ω * sinφ kann man die Formeln für die horizontale Komponente der Corioliskraft aufgrund der Erdrotation einfacher darstellen. Der Betrag der Corioliskraft ist dann einfach Fc = fc * m * ϑ
    Für Dorsten(Schermbeck) gilt dann für fc ein Wert von 0,00012

    Mit diesen Werten rechnet man zunächst die Kraft Fc aus, welche auf das Diabolo wirkt. Über die Flugzeit wird dann die entsprechende Abweichung berechnet. Dies muß man natürlich für jeden Schiessplatz national oder international machen. Google hilft da meistens weiter, da die Laneausrichtung der Schiessplätzen meistens auf der Satellitenaufnahme zu erkennen ist. Dann noch eine Korrekturtabelle für verschiedene Entfernungen erstellt und fertig. Ganz ohne Zauberei.

    Gruß Udo

    5 Mal editiert, zuletzt von Udo1865 (18. November 2012 um 11:25)

  • Ich danke dir Udo.
    Ich habe alle Formeln in den Ballistik Rechner importiert.
    Jetzt treffe auch wieder eine 20 ´er Hitzone auf 50 m mit meiner 7,5 Joule Wumpe.
    Aber las uns das bitte nicht weiter verbreiten sonst trifft ja jeder und wir müssen doch weiter trainieren.


    Joachim

    Edit : Ach ja ich extra schon mal in Australien angerufen um meine Vermutung zu bestätigen, aber die konnten mir damals auch nicht weiter helfen. Dank deiner Formeln ist das jetzt ja auch nicht mehr nötig

    Disclaimer :
    Ich distanziere mich ausdrücklich von allen Aussagen die ich gestern oder gar vor einer Stunde gemacht habe.
    Jedwede Ähnlichkeit mit der Realität wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

    Fotos von mir auf Flickr: http://www.flickr.com/photos/joey_s/

  • @ Udo

    Ein sehr guter Beitrag. Allerdings vermisse ich bei den Parametern, die zu beachten sind, noch die Angabe über die Höhe über Normalnull (NN), auf der sich der jeweilige Schütze befindet.
    Ich denke, daß das ein nicht zu vernachlässigender Faktor bei der Berechnung sein sollte.

    Gruß Ralf

    Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Anonyme Prellerschützen".


    Field-Target mit einer HW97RS im 1. DFTC2000 e.V.

  • Hat sich eigendlich schon mal jemand Gedanken gemacht wie sich die Kontinentaldrift beim schiesen bermerkbar macht?
    Besonders bei Federdruckwaffen machen sich ja Störungen im Erdmagnetfeld hervorgeruffen durch Sonnenfleckenaktivitäten bemerkbar. Merke ich jedes mal wenn ich einen Fehlschuss habe.
    Beim Kauf von Diabolos ist immer auf ein korektes Herstellungsdatum zu achten, sonst kann man sich für die kein anständiges Horoskop legen lassen Mann stelle sich mal vor, die Hitzonne miiten im Absehen und plötzlich Platsch, kommt der Jupiter vorbei, wie will man da treffen:)

    Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite des Beitrages!

  • @ LEP FAN
    @ Jhary

    Ich glaube echt, Ihr nehmt die Sache nicht ernst genug. :(
    Was zu den ganzen Berechnungen noch dazu kommen sollte ist, ob eine Wasserader unter der jeweiligen Schiessbahn verläuft.
    Außerdem ist eine positive Einstellung beim Schiessen ein absolutes MUß!! Weil sonst gibts böses Feng Shui.

    Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Anonyme Prellerschützen".


    Field-Target mit einer HW97RS im 1. DFTC2000 e.V.