Einfach nicht zu fassen, so etwas! Heute morgen gegen 11 Uhr in der VISIER-Redaktion. Plötzlich steht ein Mensch mit Kittel im Büro: "Ich muß hier die Elektrik prüfen, ich bin vom TüV, wir kommen alle zwei Jahre". In einer Waffenredaktion geht natürlich immer jemand mit Betriebsfremden mit, aber üblicherweise schauen die mal auf diesen Wasserzähler oder jenes Heizungsmeßgerät und gut isses. Dieser nicht. Öffnet den zentralen Schaltkasten, greift in seine Kitteltasche und fummelt einen Schraubendreher hervor. Kurzer Check an den Sicherungen: "Oh, zisch, kokel", begleitet von plötzlich einsetzender Dunkelheit.
Da hat dieses technische Genie mit seinem Schraubi eine ungewollte Brücke hergestellt und gleich drei dieser Automaten gekillt. Resultat: Plötzlicher Stromausfall im gesamten zweistöckigen Büro. Absturz des Servers (Notstromaggregat springt an), aber sämtliche am Redaktionssystem und am getrennten Vertriebssystem hängenden Rechner stürzen ab. Hektik auf dem Flur, ein überrascht schauender "Techniker", der nur "Aber das wollte ich doch gar nicht!" murmelt und "jetzt schnell zum nächsten Termin muß". Daß wir ihn nicht gehen lassen wollten, zwei Leute den Ausgang versperrten und er vom Geschäftsführer fast gelyncht wurde, konnte er gar nicht verstehen. Eine kleine Überschlagsrechnung auf Schadenersatz (wir haben Redaktionsschluß und insgesamt zwei Stunden Ausfall für 20 Leute) ließ ihn cool, seinen Chef (per Telefon) ebenfalls "Wir sind versichert!".
Als er dann, nach Feststellung der Personalien, am nächsten Schaltkasten weitermachen wollte, haben wir ihn doch vor die Tür gesetzt. Der schnell eintreffende Notdiesnt stellte dann fest, daß eindeutig vor dem Crash alles okay war und nur sein ungeschicktes Herumfuchteln mit dem SD zum Kurzschluß führte.
Gäbe es einen Elektrikergott, hätte es nur einen kurzen Spannungsbogen gegeben, einen Fleck auf dem Teppich und etwas Asche zum Websaugen. So muß man sich mit Elektrikern rumärgern, die ihr Handwerk offenbar auf dem dritten Bildungsweg gelernt haben.