Diabolo Durchschlagstest auf 50m mit 7,5 Joule

Es gibt 589 Antworten in diesem Thema, welches 94.652 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. März 2021 um 21:47) ist von Technixx.

  • Hallo,

    dieser Thread ist für mich einer der interessantesten in den letzten Jahren!
    Ich war vor etlichen Jahren auch einmal im Diabolo-Fieber und wir (User., die schon entschwunden sind und ich) haben wirklich aufwändige Tests durchgeführt.
    Hier gibt es kein youtube Video nur eine Excel Tabelle.

    Ergänzung zum Diabolotest

    In dieser Zeit habe ich auch gemessen und gewogen und auf Glasplatten die Rotationssymmetrie überprüft und sortiert ohne Ende.

    Ich habe nichts erreicht, außer das Wissen, dass Diabolos wirklich sauber sein müssen, dass Nachölen bei Federdruckgewehren nichts bringt, dass man extrem darauf achten muss, dass Diabolos niemals in der Dose geschüttelt werden dürfen, weil kleinste Macken am Rundkopf massive Auswirkungen auf das Flugverhalten nach sich ziehen.

    Dann habe ich an ein paar FT-Weltmeisterschaften mitgeschossen und natürlich die unschlagbaren britischen Schützen beobachtet. Zweimal hatte ich das Glück mit dem zukünftigen Weltmeister oder Vize-Weltmeister im Squad zu schießen. Da kommt man über etliche Stunden und auch Tage ins Plaudern und die Briten sind so überlegen und so fair und ehrlich, dass ich viel lernen durfte.
    Robert (Bobby) Banks war seinerzeit Trainer der britischen Nationalmannschaft, mit ihm durfte ich die WM in Polen schießen. Er schoß mit Daystate-Diabolos (von JSB hergestellt), die hatte er in seiner Hemdtasche, mal eben reingeschüttet. Ich habe ihn gefragt, ob er die irgendwie sortiert hat - verständnisloses Gesicht. Er hat sie einfach aus der Dose in die Hemdtasche gekippt. Wobei eine Hemdtasche kein schlechtes Aufbewahrungsbehältnis ist, viel besser jedenfalls als die stylischen Hardlederbeutel, von denen ich auch einmal einen hatte aber nie bei Wettkämpfen eingesetzt habe... zu hart!

    Keinesfalls soll das oben gesagte bedeuten, dass dieser Thread sinnlos ist!

    Er ist sehr sinnvoll, weil nämlich die britischen Pressluftschützen die Läufe auf ihren Pressluftwaffen solange tauschen, bis der Lauf zum Diabolo passt!
    Sie probieren aus einem großen Vorrat von Läufen den perfekt schießenden Lauf aus, der da "rumsteht" weil er aus einer anderen Waffe keine überzeugenden Resultate gebracht hat.
    Diese Info hat mich seinerzeit schon sehr gewundert, weil man ja meinen könnte, dass die Läufe der Steyr-Gewehre eigentlich ja alle gleich sein sollten.

    Der Diabolo aus einer bestimmten Charge muss zu einem Lauf passen! Und von dieser Diabolo-Charge hat man reichlich eingekauft. Der Rest war den britischen Top-Schützen eigentlich egal.

    Nicht ganz! Sie spüren, wenn sie den Diabolo in den Lauf einführen (aus der Hemdtasche), wenn etwas nicht in Ordnung ist. Dann fragen sie kurz nach, ob okay, versenken diesen Diabolo im nahen Erdreich und laden für den wirklichen Wettbewerbs-Schuss einen weiteren Diabolo nach.
    Ich kenn das auch, es muss beim Einschieben in den Lauf ein gewisser Widerstand entstehen. Der Lauf, das Diabolo-Lager, ist die Lehre an der sich gut und schlecht unterscheidet.

    Gruß,
    Musashi

  • Hat jemand eigentlich mal nach der Wirksamkeit (oder nicht) von diesen Airstrippern (wie heißen die eigentlich auf Deutsch?) geschaut? Dadurch, dass sie die Luft an der Mündung vom Diabolo abgelenkt wird, könnte es sein, dass das Teil stabiler fliegt die Nutation erst später erkennbar wird.

    So wie ich es verstehe (bitte korrigieren, wenn ich falsch liege!) ist es so, dass das Diabolo schon nutiert wenn es den Lauf verlässt. Dann verstärkt sich eben dieser effekt über die Entfernung und auch wegen der Änderung des Anströmwinkels, und diese Nutation führt dann halt zur "korkenzieher" Flugbahn. Und hier wurden Wind und so noch gar nicht berücksichtigt... Hat jemand mit so nem Dia schon ne CFD Simulation ausprobiert, auch um zu schauen, was die verschiedenen Anströhmwinkel bewirken? Ich könnte mir vorstellen, dass wegen dem Kelch Diabolos sehr empfindlich auf sowas reagieren (der Winkel, unter dem die Ströhmung auf den Kelch trifft, ist ja deutlich spitzer als bei nem GK Projektil z.B.)

    Friendly fire - isn't

  • Er ist sehr sinnvoll, weil nämlich die britischen Pressluftschützen die Läufe auf ihren Pressluftwaffen solange tauschen, bis der Lauf zum Diabolo passt!
    Sie probieren aus einem großen Vorrat von Läufen den perfekt schießenden Lauf aus, der da "rumsteht" weil er aus einer anderen Waffe keine überzeugenden Resultate gebracht hat.

    Leider fehlt uns in DE die Infrastruktur, damit meine ich das Potential einer LG-Szene, damit man sich eine derartige Tauschkultur von Luftgewehrläufen leisten könnte. Es wäre geradezu ein paradiesischer Zustand ausreichend Läufe frei für das Austesten zur Verfügung zu haben und aus diesem Fundus das passende Gegenstück zum Geschosstyp herauszufinden.

    Deshalb, so bleibt zu befürchten, wird man weiterhin in DE den umgekehrten Weg gehen müssen, auf Fortuna hoffen und den Rest mit Tüfteln und Probieren zu einem zufriedenstellenden Ergebnis beitzutragen. ( Nur zum Trost: In "Merry old England" fährt man ja auch anders herum, somit verwundert es nicht ;^) ).

    Danke Musashi, es ist eine gute Standortbestimmung.

    Volker

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Während des Durchlesens von Musashi´s Diabolotests wurde es mir warm ums Herz, deckt sich doch seine Vorgehensweise mit dem was ich eine Seite vorher mit " pingelig anmutendes Verfahren " bezeichnet habe. Aber nur so kommt man zu nachvollziehbaren, reproduzierbaren Ergebnissen.

    Natürlich steht den wenigsten eine so hochwertige Untersuchungsmaschinerie zur Verfügung über die er schreibt " ja, ich habe die Möglichkeit die eine oder andere Top-Maschine nutzen zu können. Bei der 3D-Messmaschine handelt es sich um ein x-Mal-100.000 Euro Gerät, bei der Waage ( 0,000001 g Auflösung ) um ein x-Mal-1000 Euro Gerät. Beim Combro um ein x-Mal 1Euro Gerät ", aber den damit verbundenen Willen zur größtmöglichen Genauigkeit sollte man sich unbedingt zu eigen machen.

    Da ich, wie schon erwähnt, selber im Moment wegen einer fehlenden High Speed Kamera in der erforderlichen Auflösung nicht weiterkomme, bin ich gespannt auf die Vorgehensweise und Ergebnisse von HaDeS, und werde mich danach sicher wieder einschalten.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Ein wichtiger Punkt aus meiner Sicht ist auch das Schwingungsverhalten des Laufes.
    Die Schwingung selbst kann man sich Grafisch ja als Sinuskurve vorstellen.
    Wichtig ist nun der Moment an dem das Dia den Lauf verlässt.
    Das sollte eintweder ganz oben oder eben ganz untern an der Sinuskurve geschehen.
    Da an diesem ich nenne es mal Umkehrpunkt, der Lauf für einen kuzen Augenblick steht.
    Wenn an diesem Punkt das Dia den Lauf verlässt, wirken auch nachströmende Gase recht Zentral hinter dem Dia.
    Ehe der Lauf aus dieser Position raus ist und die Gase Dezentral wirken, ist das Dia eigendlich schon so weit genug weg.
    Und nun wirds Interessant, denn sowohl das Kopfmaß (Übermaß) als auch das Geschossgewicht haben direkten Einfluss
    auf diesen Punkt, an dem das Dia aus dem Lauf kommt.
    Daher meine Überlegung mit der Matrize.
    Mein weiteres Vorgehen dazu: Matrize bauen, Dia`s auswiegen, HW100 in der Vo so konstant wie nur möglich machen
    und wenn das alles gegben ist, werde ich die Leistung der HW100 in kleinen Schritten soweit runterregeln bis sie die engsten Streukreise macht.
    Dieses werde ich dann Schriftlich und per Video dokumentieren.

    Thomas

  • Hallo Thomas,

    ein sehr interessanter Ansatz ist das von Dir. Allerdings ist es mit dem Abwiegen des Diabolos noch nicht allein getan. Man kann Dias nach Gewichtsklassen durchaus selektieren. Innerhalb einer jeden Gewichtsklasse existieren aber dann immer noch verschiedene Kopf- und Kelchmaße.

    Oder mal anders herum ausgedrückt: Nachdem ich eine Dose nach identischen Kopf- und Kelchmaßen durchgemessen und aussortiert hatte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass die einzelnen Geschossgewichte immer noch erheblich differierten. Man muss sich also obendrein noch fragen, was denn noch so alles unproportional zwischen Kopf und Kelch herumeiert. Zumindest bei den JSB Heavys gibt es einen deutlichen zylindrischen Körper, mit dem ,ballistisch gesehen, auch noch einiges im Positiven wie im Negativen geschieht. ( Ich weiß, dass jetzt "Erbsen gezählt werden" )

    Volker

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • .....
    Wichtig ist nun der Moment an dem das Dia den Lauf verlässt.....

    Und da wäre es sinnvoll nicht nur vor dem Einschlag im Ziel highspeedmäßig unterwegs zu sein, sondern auch sofort nachdem das Dia den Lauf verlassen hat, um feststellen zu können ob das Trudeln hier teilweise schon einsetzt.

    Nachfolgende Bilder verdeutlichen darüberhinaus das man es zusätzlich wahrscheinlich auch noch mit ungünstigen aerodynamischen Effekten auf der Flugbahn des Dias zu tun haben könnte, hervorgerufen durch herstellungsbedingte Unterschiede, wie unterschiedlich ausgeprägte Pressnähte an der Schürze, oder/und unterschiedliche Wandstärken am Kelch, wie auch Diffamierungen an demselben, die zu Gewichtsverlagerungen aus der Achse heraus führen und auf der Flugbahn durch den Drall des Geschosses noch verstärkt werden.


    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Andersherum gesehen würde dann eine Dose der "perfekten" Diabolos ohne Unterschiede mit 200 Stück an die 40 Euro kosten. Ob sich das für den Hersteller lohnen würde?? Außerdem verschleißen die Werkzeuge ja auch mit jedem Dia, der hergestellt wird. Das ist eine weitere "Fehlerquelle".
    Ist nicht negativ gemeint, euer Engagement und Wissen in höchsten Ehren, versuche nur auch die andere Seite zu beleuchten, warum es diese Unterschiede gibt.

  • @ Moritz 1994

    Das hier unsere Geschichte keine direkten Auswirkungen auf den normalen Schießbetrieb hat ist allen Beteiligten sicher klar, und die Auswirkungen von Ausreißern unter den Dias ist seit langem bekannt, weshalb es extra ausgesuchte Dias zu kaufen gibt und die Schützen vor Wettkämpfen selbst ihre dafür vorgesehenen Dias aus der großen Masse auswählen.

    Was mich persönlich hier an diesem Thema so reizt ist der Spaß ein wenig forscherisch unterwegs sein zu können, mit der Möglichkeit eine These tatsächlich auch letztendlich zu beweisen.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Im 10m Bereich gibt es ja solche Diabolos. von Jungfrauen bei Vollmond handsortiert!

    http://triebel-shop.com/product_info.php?products_id=41372

    Jeder Diabolo steckt da einzeln in einer Syroporplatte.
    100 Stück etwa 7€

    P.S. Die sollten mal lieber bei Sonnenlicht sortieren, da sieht man die Fehler besser. :)

    handsortiert? Hätte gedacht, das läuft mittlerweile maschinell mit Lichtschranken usw.... Wieder etwas dazugelernt.
    @ Okidoki habe befürchtet, ihr macht euch den Aufwand mit dem sortieren auch zum Freizeit plinking. Das wäre ja wahnsinn xD

  • @ Okidoki habe befürchtet, ihr macht euch den Aufwand mit dem sortieren auch zum Freizeit plinking. Das wäre ja wahnsinn xD


    ...na dann hast Du gerade eine Wahnsinnigen vor dir. Out of the box gibt es bei mir nur für Tests zum Veranschaulichen. Jedoch selbst zum Plinken ist mir ein schlechtes Diabolo zu schade fürs Gewehr; denn ein schlechtes Diabolo bereitet keine Freude am Schießen.

    Weniger ist mehr.

    Volker

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Manche Testreihen sind auch einfach nur übertrieben, vergleicht man eine V0 Schwankung von nur 2m/s mit 0,01g Gewichtsschwankung dann wird das klar.

    160m/s ; 0,50g Diabolo = 6,4J


    160m/s ; 0,51g Diabolo = 6,53J


    162m/s ; 0,50g Diabolo = 6,56J

    Ich behaupte mal die V0 Schwankung wird eher ein Problem sein als das Diabolo Gewicht. 0,01g sind schon großzügig bei einem so kleinen Objekt!

    Zum HW100, ich verschieße gerne die H&N Hunter und habe festgestellt das sie genau wie die H&N Hunter Extrem genau so kleine Streukreise machen wie die JSB Exact und JSB Extrem. Bei JSB reagiert mein HW100 eher auf 4,51 und 4,52. Die 4,52 sind definitiv schlechter als die Hunter und die JSB in 4,51 sind einen Hauch besser als die Hunter..
    Stabilisieren sich die Hunter?? Kein Plan oder besser, zu wenig Ahnung von dem ganzen Thema.
    Ich hätte beiden Hunter nix zugetraut.

    Ich habe Legasthenie, nicht Dyskalkulie..

  • Ich behaupte mal die V0 Schwankung wird eher ein Problem sein als das Diabolo Gewicht. 0,01g sind schon großzügig bei einem so kleinen Objekt!

    Also zu vernachlässigen ist das Gewicht auf gar keinen Fall, ich hatte schon Exact Dosen durchgewogen da waren Schwankungen von über 0,03g drinnen.


    Gruß Marcus

    Ein Stock im Ar3ch hat nix mit Rückrad zu tuhen! ^^

  • Die Frage wird ja am Ende auch sein, wie genau lassen sich die Vo Schwankungen lokalisieren.
    Ich behaupte jetzt einfach mal, das es ohne wirklich exakte Dia`s mit identischen Kopfmaßen und Gewicht nicht möglich ist.
    Denn auch diese beiden Faktoren des Dia`s haben Einfluss auf die Vo.
    Ich denke, dass erst wenn mit den Dia`s alles nur mögliche getan ist um da Gleichmäßigkeit zu haben, kann man sich um den Rest kümmern.

    Sicher hat das hier jetzt alles nichts mehr mit dem eigendlichen Schießen im Normalfall zu tun, aber für ein Höchstmaß am Präzision muss man auch einiges tun.
    Es wird ja niemand dazu gezwungen sich die Nächte mit Kopfmaßen und Dia`s sortieren zu vertreiben.
    Ich wills aus meiner Sicht und nur für mich mal mit dem Motorradfahren vergleichen, der Weg ist das eigendliche Ziel.
    Mir gehts nicht drum bei A Loszufahen und an Punkt B anzukommen, mir gehts um die Strecke dazwischen.
    Und da gehört für mich auch dazu, dass ich alle Eingeweide meiner Waffe kenne und das ich mir auch mit den Dia`s große Mühe gebe.

    Um nochmal kurz auf die angesprochene Laufschwingung zu kommen.
    Meine Vermutung ist ja unter anderem auch, das dieses der Grund dafür ist warum einige Schützen mit den Geölten Dia`s besser fahren
    und wiederum andere keine Verbesserung oder gar eine Verschlechterung feststellen.
    Durch die veränderte Reibung wird der Punkt an dem das Dia den Lauf verlässt geändert.
    Ich kann mich an einen Bericht in der Visier erinnern wo es glaube um eine Walther Pressluftpistole oder die Hämmerli 480 ging.
    In diesem Bericht wurde der emense Aufwand beschrieben mit dem der Lauf immerwieder Hundertstel um Hundertstel Millimeter gekürzt wurde und wieder Testserien
    geschossen wurden und dann wieder gekürzt und immer so weiter, bis die richtige Lauflänge für die optimale Laufschwingung gefunden wurde.

    Vieleicht kann der Große Uli an dieser Stelle mehr Licht ins Dunkel bringen, fals er zugriff auf diesen Testbericht hat.
    Ist aber sicher schon 20 Jahre her. Wäre schon nochmal interessant das zu lesen.

    Thomas

  • Zitat

    Meine Vermutung ist ja unter anderem auch, das dieses der Grund dafür ist warum einige Schützen mit den Geölten Dia`s besser fahren
    und wiederum andere keine Verbesserung oder gar eine Verschlechterung feststellen.
    Durch die veränderte Reibung wird der Punkt an dem das Dia den Lauf verlässt geändert.

    Das kann ich nur bestätigen.Das haben meine Tests mit den JSB Heavy in 4,5 / 4,51 / 4,52 und 4,53 deutlich bewiesen :thumbup:

    Gruß Robert