Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 10.006 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Februar 2015 um 11:08) ist von Shootee.

  • @ FrankDie

    Frank, so perfekt wie es auf den Bildern scheint ist der Schaft vom Schleifen her nicht. Er war schon vorgeschliffen von dem Forenuser der mir das Gewehr verkauft hat und außer ein paar Dellen mit dem Bügeleisen hochzuholen habe ich es dabei belassen. An einigen Ecken, z.B. hinter dem Griffstück hätte es noch eines besseren Feinschliffs bedurft.
    Wäre das Holz nicht ein sehr heller, preisgünstiger Splintteil gewesen, oder gar ein Teil mit schöner Wurzelholzmaserung, hätte ich mehr Aufwand betrieben und diese Arbeit perfekt durchgeführt, wie z.B. bei einer schön gemaserten Tiroler Schäftung.
    Die Faserung an den Hirnholzstellen war bei diesem Schaft sehr dicht sodaß diese Stellen nur eine ganz kleine Nuance vom Ton abweicht, dunkler ist.
    Ein Wässern dieser Stellen geht oft nach Hinten los weil auch die Stellen rund um das Hirnholz Wasser ziehen und dann beim Beizen unschöne hellere Ringe hinterlassen.
    Nach meiner Beobachtung eignet sich bei solchen Hirnholzstellen ein Porenfüller besser, der nach dem Trocknen noch mal überschliffen werden kann.


    Gruß

    Rolf

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Hi,
    um einen dunklen Schaft heller zu bekommen muss erst mal die Farbe runter! Außer mit Lack wird sonst jede Behandlung den Farbton nur dunkler machen. Heller beizen geht nicht wirklich, ich kenne jedenfalls keinen der sein Gewehr gekalkt hat.

    Also ist die Frage erst mal nicht was man drauf tut, sondern wie und ob man die alte Beize runter bekommt. Ob nun die ab Werk vorhandene Farbe nur oberflächlich ist oder mit industriellen Druckverfahren in die Tiefe eingebracht wurde (damit man Schrammen nicht so schnell sieht) musst Du erst mal raus finden.

    Ich würde aber nicht versuchen die Farbe runter zu schleifen, das kann böse ins Auge gehen, von endlosen Stunden Arbeit mal ganz abgesehen. Ich denke am Ende wirst Du das Ding in dem Fall entnervt wieder dunkelbraun machen, weil manche Stellen einige Millimeter tief dunkel gefärbt sind.

    Mein Tipp ist immer Antikwachs. Damit kann man im Grunde nichts falsch machen, es riecht gut, schützt Holz und Metall. Dazu ist es praktisch ungiftig, bei Verarbeitung und Handhabung. Kann man auch für Kinderspielzeug nehmen. Je nach Benutzung 1 bis 5 mal im Jahr aufgebracht, hält das Holz ewig und ist deutlich weniger empfindlich gegenüber Flüssigkeiten und Stößen.
    So eine 500g Dose hält einige Jahre und ist auch für alle Möbel zu benutzen. Immer gut verschließen und ab und an nach Benutzung ein paar Tropfen Wasch/Feuerzeugbenzin dazu, damit es nicht hart wird.

    Um böse aussehendes Holz in kurzer Zeit wieder hin zu bekommen, gibt es Renuwell für Möbel aus Holz in Drogeriemärkten, steht direkt neben dem Antikwachs. Das wirkt klasse gegen Schrammen und Flecken. Eine Stunde nach so einer Behandlung noch mal mit Antikwachs drüber und aus Sperrmüll wird mit wenig Arbeit ein Liebhaberstück. Ohne das man ein Diplom in Tischlereiwesen und Schaftologie haben muss.

    Worüber man sich klar sein sollte, jede Form von Wachs oder Öl bringt das Holz weiter weg vom Naturzustand. Weshalb es immer schwerer wird wieder auf andere Oberflächen, wie z.B. eine Lackierung, um zu schwenken, wenn erst mal Öle und Wachse eingezogen sind. Das führt dann in der Regel zu Problemen mit Haftung und Aushärtung.
    Beize zieht oft gar nicht mehr ein.
    Also, einmal entscheiden und dann dabei bleiben. Kinder wollen ja oft nach kurzer Zeit wieder etwas anderes haben, ich versteh das..

    Viel Erfolg!

    PS natürlich kann man Holz mit fiesen Mitteln wieder entfetten und entölen, aber das ist doch eher was für Leute die davon was kennen. Ein wenig was hat so ein Restaurator ja doch schon gelernt.

  • Moin ihr Lieben! Ich kann Euch bei Wachs nur die Empfehlung geben, es warm zu machen, also flüssig. Dann wird der Auftrag sehr viel feiner und es zieht auch deutlich besser und tiefer ein. Will man sich die ganze Zusatzarbeit sparen, nimmt man Hartwachsöl von Clou. Das ist sogar für die Anwendung von strapazierten Treppenstufen geeignet und reicht daher für einen Gewehrschaft locker als Schutz. Das Zeug kommt schon flüssig und ist daher sehr einfach zu verarbeiten. Noch ein letzter Hinweis: Immer Handschuhe tragen!

  • Hi!
    Das geht natürlich ganz fein, mit Wachs warm machen, aber zumindest die Antikwachse, die ich immer benutze, haben einen Anteil an leicht flüchtigen Terpentinölen und Testbenzin. Weswegen sie warm extrem brennbare Dämpfe produzieren, aber auch nach dem Erwärmen viel härter werden als vorher. Weshalb man sie dann gar nicht mehr kalt verarbeiten kann.
    Bereits beim normalen Gebrauch härtet es in der Dose ja immer weiter aus. Weshalb ich ab und an mal einen Spritzer Feuerzeugbenzin drauf gebe, nach Benutzung. Dann bleibt es immer schön weich. Pinienterpentinöl ist natürlich auch sehr gut zum nachdünnen geeignet, wenn man es denn hat. Diese Lösungsmittel transportieren das Wachs ja in die Tiefe der Faser und dampfen dann langsam aus.

    Sonst hilft es aber auch und sogar besser, wenn man das Werkstück warm macht. Dann wird das Wachs da dünn wo es einziehen soll. Also z.B. im warmen Heizungskeller arbeiten, nachdem der Schaft da ein paar Stunden lag, oder natürlich im Sommer, in der Sonne.

    Gruß!

  • Vertragen sich Oel(Schäfte) und Wachs bedenkenlos, sprich
    kann man einen Oelschaft nachträglich wachsen? (wg. Glanz)

    liebe Grüsse ... Patrick


    Ja das geht, aber wenn möglich im System bleiben. Ich nehme, wie bekannt die bio Öle von Auro und gelegentlich auch das Hartwachs von denen.

    LG Tua

  • Also, gegen ein Hartwerden des Wachses in der Dose setze ich ganz normales Terpentin ein. Einmal im Jahr einige Tropfen reichen aus. Da diese Dosen in der Regel keine festschließende Deckel haben ist ein Klebeband rund um den Deckelrand hilfreich.

    Hat man sich einmal für eine Art der Versiegelung entschieden tut man gut daran sie bei möglichen Aufarbeitungen beizuhalten. Öle mit ganz anderen Zusammensetzungen auf gewachste Flächen aufbringen oder umgekehrt führt zu keinen wirklich guten Ergebnissen.

    Ein Erwärmen des Holzes, etwa durch einen Fön, bringt bei flüssigem Wachs etwas, bei Hartwachs wenig.
    Man sollte nach Verarbeitungshinweisen der Hersteller suchen und diese dann einhalten, weil die Wachse unterschiedlich in den Grundsubstanzen und Mischungen sind.

    Eine dunkle Beizung zu beseitigen ist wegen der möglichen Eindringtiefe in der Regel nur mit chemischen Mitteln wie etwa Laugen möglich, und man tut gut daran, nicht nur wegen den gesundheitlichen Risiken, sowas einem Fachbetrieb zu überlassen.

    Und, ist so eine Behandlung eines Gewehrschaftes oder Holz im Allgemeinen nicht ein einmaliges Abenteuer kommt man um entsprechende Fachliteratur nicht herum.
    Die da von Restauratoren mit langen Berufserfahrungen veröffentlichten Tipps und Tricks hier wiederzugeben würde den Rahmen eines Forenthreads vollkommen sprengen.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Was ist wenn ich zb einen Schaft erwische ( Hw 100 ) der von der Farbe und Maserung optisch sehr gut wäre , könnte man da direkt mit bsp. True Öl ran oder muss man dann trotzdem den Schaft von GRund auf neu aufbauen ?

  • Vertragen sich Oel(Schäfte) und Wachs bedenkenlos, sprich
    kann man einen Oelschaft nachträglich wachsen? (wg. Glanz)

    liebe Grüsse ... Patrick

    Ja,vertragen sich,ich habe meine Schäfte(150/300er Tiroler)beide mit Balistol Schaftöl(eine Woche jeden Tag) bearbeitet und danach mit Antik Wachs Möbelwachs (3 mal jeweils bei Zimmertemp.5 Stunden einziehen lassen)konserviert,es hinterlässt beim schießen keinerlei Rückstände weder auf den Händen noch auf der Kleidung.

    Feinwerkbau 150,150 Tirolerschaft,300,300 Tirolerschaft,300S,601,Feinwerkbau 65,1911 Wilson Combat Classic 45 ACP,Sauer & Sohn K98 8X57IS.

  • Hi,
    das kann man nur beantworten, wenn man das entsprechende Teil in der Hand hat.

    Ich würde dann, nach dem entfernen aller Teile, das Holz erst mal mit warmen Wasser, Reiniger (Meister Propper o.ä.) und einer Wurzelbürste richtig sauber machen und trocknen. Damit gehen erst mal Dreck und im Laufe der Jahre aufgebrachte Pflegemittel weg. Dann kann man das Holz ausbeulen. Vermutlich würde ich dann erst mal mit Stahlwolle oder besser, ScotchBrite, immer mit der Maserung, schleifen.
    Dann kann man sich auf dem Markt der unzähligen Produkte umsehen und überlegen was man weiter macht. Von Abbeizen, Laugen etc. bis Beizen und Klar lackieren.

    Die objektiv beste Lösung, weil ohne Fehler in akzeptabler Zeit vom Laien zu machen und immer wieder zu erneuern, dazu noch sehr gut zu greifen ist nun mal Wachs.
    Mit ca. 20 Euro für etwas ScotchBrite und eine Dose Antuk-Wachs bist Du fertig. Reicht für 50 Schäfte und 5 Jahre. Gibt es im guten Drogeriemarkt, Wasser, Putzkram und Bürste hat Mama zu Haus. Nach etwas Wartezeit dann nach Geschmack mit alten Unterhosen polieren oder eventuell wiederholen. Damit wird der Schaft 150 Jahre und älter.

    Damit versaust Du auch nichts.

    Gruß!

  • Hi,
    das kann man nur beantworten, wenn man das entsprechende Teil in der Hand hat.....

    Das ist der Punkt !
    Man kann zwar nachvollziehen welches Versiegelungsverfahren bei den Schäften verschiedener Hersteller ursprünglich angewandt wurde, aber wirklich sieht man es bei einem Holzteil nur dann wenn es einem selber vorliegt und man erkennt was an Versiegelung tatsächlich darauf ist.
    Und erst dann kann man entscheiden wie man bei einer Restaurierung vorgeht.

    Für mich war der im Öffnungspost gezeigte Schaft der erste den ich ich gewachst habe, allerdings bestand bei mir keinerlei Zweifel über das brauchbare Endergebnis, weil es die gleiche Vorgehensweise ist die mir seit zig Jahren bei ähnlichen Holzarbeiten erfolgreich gedient hatte.
    Der samtmatte Glanz war gefragt und wurde erreicht.

    Hätte ich den Schaft glänzend gewollt, würde ich nicht die hier so beliebten Hartöle einsetzen sondern das Spritzen mit entsprechenden Lacken vorziehen, die auf Dauer haltbarer sind und ganz einfach immer mal mit einer passenden Möbelpolitur aufgefrischt werden können, wie ich es z.B. bei uralten, lackierten Dianaschäften mache.

    Und bei wirklich hochwertigen Schäften in Wurzelholz, wo der dunklere Nußbaumton im Holz verankert ist, wo also der Zirkus des Beizens von vorneherein wegfällt, reicht ein guter Ölschliff.

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  • Jedes Hartöl lässt sich auch matt verarbeiten, das entscheidet allein der Bearbeiter.

    Wenn ich matt möchte, darf das Öl nicht so lange auf dem Holz stehen bevor es abgerieben wird.

    Oder wenn es zu sehr glänzt, kann man es mit Schleifmitteln mattieren.

  • wenn du ein richtig tiefes matt möchtest musst du den schaft behandeln wie üblich und zum schluss wenn das hartöl ausgehärtet ist einmal vorsichtig mit einem baumwolltuch welches in verdünnung oder ethanol getaucht war drüber reiben dann wieder einarbeiten mit nem trockenen tuch und schon ist es matt und geölt ;) nur aufpassen das du nicht reibst wie bekloppt dann hast du das öl wieder unten wirklich nur ganz zart und kurz

  • Hätte ich den Schaft glänzend gewollt, würde ich nicht die hier so beliebten Hartöle einsetzen sondern das Spritzen mit entsprechenden Lacken vorziehen, die auf Dauer haltbarer sind und ganz einfach immer mal mit einer passenden Möbelpolitur aufgefrischt werden können, wie ich es z.B. bei uralten, lackierten Dianaschäften mache.

    Das habe ich mich nicht getraut zu schreiben, trifft aber zu 100% zu. Es ist einfach der beste Weg zu einem glänzenden Ergebnis komme. Wobei selbst das wirklich gute Lackieren eines so schwierigen Körpers, wie es ein Gewehrschaft ist, schon einiges an Geschick erfordert. Diese ganze Ölerei ist eine eher mystische Meditationsübung, die den Schaft und seinen Besitzer für immer mental verbindet. Ich stehe mehr auf Klarlack auf´m Stück Holz, etwas das lange hält, gut aussieht, praktisch ist und sicher reproduzierbar erzeugt werden kann.

    Gruß!

    Einmal editiert, zuletzt von Trifftnienix (18. Dezember 2014 um 12:20)

  • Für einen Neuling liest sich das hier so, als wenn mattieren wahnsinnig schwer wäre. Bei mir hat ein sanftes Abreiben mit Stahlwolle bisher immer gereicht, um eine behandelte Oberfläche matt zu bekommen. Eigentlich der einfachste Schritt im ganzen Arbeitsvorgang.

  • Nachgeölt, geht schnell 8)

    Ein Schaden im Lack ist dagegen nicht so einfach auszubessern, vor allem nicht für Laien.

    Aber jeder wie er mag und es ihm gefällt.

    Für mich kommt nur ölen in Frage, daher werden alle gelackten Schäfte umgearbeitet.

    Ich mag den Geruch von einigen Ölen auch sehr :love: :D