Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.783 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. Juli 2011 um 23:20) ist von Lothman.

  • Hi,

    ein dem Forum sicherlich wohl bekannter Büchsenmacher zeigt im Web per Video den in Deutschland verbotenen Austausch einer Luftgewehrfeder anhand einer HW77. Dabei fällt auf, dass die Exportfeder länger als die Orginalfeder ist und somit mit einer gewissen Vorspannung eingebaut werden muß.
    Wäre es aus technischer Sicht nicht besser, es würde eine gleichlange Feder mit höherer Federkonstante verbaut werden? Da die Exportfeder ja auch bei ungespannten Gewehr ständig unter einer Vorspannung steht, müßte im Bereich der Vorspannung doch auch eine gewisse Erlahmung stattfinden und somit die Vorspannung mit der Zeit nachlassen. Oder ist dieser Effekt vernächlässigbar?

    Wie ist das bei WBK-pflichtigen Luftgewehren? Ist da die Orginalfeder üblicherweise auch mit Vorspannung eingebaut?

    Gruß
    KH

  • Hallo,

    praktisch jede Feder ist mit einer zumindest minimalen Vorspannung eingebaut. Der Kolben sollte schon immer durch die Feder an Ort und Stelle bleiben.
    In aller Regel nimmt die Vorspannung bei stärkerer Feder auch zu, allein deshalb, weil viele Luftgewehr-Hersteller bei gleichem System (alle mechanischen Teile gleich) nur die Feder ändern, um aus einem 7,5J Luftgewehr ein 16J oder auch 23J Luftgewehr zu machen. Weihrauch beispielsweise verwendet sogar dieselbe Feder, die nur entsprechend gekürzt wird, um unterschiedliche Leistungsklassen zu ermöglichen.

    Eine einigermaßen hochwertige Feder hält die Dauervorspannung im entspannten Gewehr auch viele Jahre klaglos aus.

    Wirklich gute Spitzenfedern sind allerdings auf ihre Mündungsenergie hin optimiert. Drahtdurchmesser, Windungszahl, Länge, Oberfläche, Vergütung, all diese Faktoren werden verändert um eine perfekte Feder für 7,5J, 10J, 12J, 16J oder Max Joule zu fertigen.
    Die 16,3J Feder von dem britischen Tuning-Spezialisten V-Mach für die HW 77/97 besitzt fast keine höhere Vorspannung als die Original 7,5J Originalfeder von Weihrauch. Das vereinfacht Pflege und Reparatur erheblich.

    Die Herstellung einer wirklich guten Feder für ein Luftgewehr ist aber eines der größten Geheimnisse auf unserem Planeten. Niemand - außer natürlich Steve Pope - weiß, wer der Lieferant seiner Federn ist. So wie niemand die Rezeptur des Coca Cola Konzentrats kennt.

    Selbst erfahrene Federhersteller mit langer Erfahrung verzweifeln an der Aufgabenstellung eine perfekte Feder für ein Federdruckluftgewehr herzustellen.
    Vielleicht muss auch ein bisschen Glück im Spiel sein, die zufällig zu der perfekten "Rezeptur" führt.

    Gruß
    Musashi

  • Also ich für meinen Teil kann dazu sagen, dass ich eine Feder (Standart ~170m/s Feder) in meinem 312er verbaut hatte, diese etwa 15 Monate !!!GESPANNT!!! war und etwa 1/16 ihrer Länge verloren hatte.

  • Hi,

    und vielen Dank für die wirklich interessanten Antworten.

    Stimmt, die Weihrauchs haben ja die abgesägten Federn. Auch wenns recht gut funktioniert, aber handwerklich gesehen, gehört sich sowas ja nicht. Über den Daumen müsste die 23J-Feder ja um die Hälfte länger sein als die abgeschnittene 7.5J-Feder. Die 23er ist ja dann auch schon recht stark vorgespannt. Dann hab ich den Einfluss der Federerlahmung doch erheblich überschätzt.
    Besonders die Aussage von Monsterkill ist sehr aufschlussreich. Ich hätte vermutet, dass man die Feder wegwerfen kann. 1/16 kürzer ist ja fast nichts, es sei den die Federkonstante hätte auch gelitten. Monsterkill, hast du einen V0 bzw. E0-Vergleich?

    Gruß

    KH

  • Hallo!
    Ich habe neulich erstmalst eine Luftgewehrfeder eingebaut. Zunächst war die Feder 25% länger als die alte. Da ich aber gleiche Federstärke, Windungszahl und Durchmesser hatte, mußte sie ja passen. Ich habe sie dann erst einmal auf Block gesetzt, weil auch die Originalfeder im 25D so belastet wurde. Folglich darf ihr das nicht schaden. Danach war sie nur noch 10% länger als die alte. Was bedeutet, das man bei den einschlägigen Weblieferanten das preiswerteste kauft was es auf dem Markt so gibt. Auch die Oberfläche war alles andere als hochwertig. Billigst! Vermutlich ein simpelstes Standardteil.
    In anderen Bereichen der Technik ist es undenkbar eine nicht vorgesetzte Feder als Ersatzteil zu verwenden.Ich habe ein einziges mal so eine Feder beim Autotuning erlebt. Das Auto stand nach Einbau der "Tieferlegungsfedern" höher als vorher da. 700 Kilometer später habe ich den Wagen nicht mehr auf dei Hebebühne bekommen, so tief lag er. Normalerweise setzen sich solche Federn kaum merklich und wenn, erst nach 10.000den Kilometern. So etwas geht, egal wo, gar nicht. Nicht mal im Kugelschreiber.
    Das Setzen einer Feder ist ein ganz simpler Vorgang bei dem sie einmal bis zur maximalen, vorgesehenen Grenze gedrückt wird. Kostet natürlich etwas Geld. So um die 3 Cent pro Stück.
    Wie das bei teuren Gewehr-Tuningfedern aussieht weis ich nicht und ist auch egal, weil sie schlicht von uns "Normalen" nicht benutzt werden dürfen, ohne wenn und aber. Allerdings gibt es heute tatsächlich Materialien und Verfahren, die optisch ähnlichen Federn unglaubliche Eigenschaften und Lebensdauer geben. Nur glaube ich nicht, das so ein High Tech bei den Luftbüchsen jemals ankommen wird. Dafür gibt es zu wenige und eigentlich ist die Technik ja etwas antiquiert.
    In anderen Bereichen der Technik muss so eine Feder das, was ein Luftgewehr in 40 Jahren macht, in 3 Stunden bringen. Wo? Fährt hier einer ein 4-Takt Motorrad? Da. Gerne mal 5000 Schuß pro Minute!

    Gruß!

  • Also ich für meinen Teil kann dazu sagen, dass ich eine Feder (Standart ~170m/s Feder) in meinem 312er verbaut hatte, diese etwa 15 Monate !!!GESPANNT!!! war und etwa 1/16 ihrer Länge verloren hatte.

    Das sollte man natürlich nicht machen. Vor allem nicht, wenn noch ein Diabolo im Lauf steckt!!!
    Im ersten Fall ruinert man nur die Feder, im zweiten Fall möglicherweise seine Gesundheit

    Auch im ersten Fall kann man seine Gesundheit ruinieren, zumindest ein Auge. Hier drohen auch ohne Diabolo schwerste Verletzungen. Kein Mensch denkt nach 15 Monaten daran, dass das Gewehr noch gespannt sein könnte.

    Der zweite Fall ist mir in meinen Anfangstagen als Freizeitschütze einmal! passiert.
    Geladen-geschossen....geladen-geschossen...geladen-geschossen...geladen - Telefon klingelt.....
    Telefoniert..telefoniert....
    Zurück zum Gewehr (war natürlich schon entsichert) , genommen um neu zu laden PAFF!
    Zum Glück steckte der Diabolo im Putz.

    Hobbyschützen passieren leider solche Fehler, wie sie Sportschützen (hoffentlich) nie mehr passieren. Der Sachkundelehrgang und die Kollegen im Verein bringen das in Fleisch und Blut.

    Hätte ich aber nach dieser einen Situation vor vielen Jahren nicht mehr gebraucht. Ich habe mich so erschrocken und mir nachher durch den Kopf gehen lassen, was da alles hätte passieren können, dass ich seitdem nie mehr eine durchgeladene Waffe (bei Federdruck gespannt und geladen - egal ob noch gesichert oder nicht!) weggestellt habe. Diese wird sicher abgefeuert, bevor man sie ungeladen und ungespannt wegstellt.

    Wenn man das beherzigt, kann einem auch nicht mehr passieren, dass man ein gespanntes Luftgewehr wegstellt.

    Ein zweiter Fehler, der oft bei Hobbyschützen zu beobachten ist, ist der Finger am Abzug, lange bevor das Ziel im Anschlag fest anvisiert ist. Das hatte ich mir als Hobbyschütze auch angewöhnt - üble, sehr üble und gefährliche Sache !

    Und damit keine Missverständnisse entstehen: Ich habe gesagt, dass eine gute Feder jahrelange Vorspannung aushält, also die Federspannung die noch verbleibt, wenn das Gewehr entspannt ist. ;)

    Gruß
    Musashi

  • PS
    Das verlieren von Federkraft bei gespannter Waffe halte ich für ein Märchen. Es sei denn man lagert das Gewehr bei über 300°C.

    Die Federkonstante steigt, wenn ich mich recht erinnere mit der 3. Potenz zur Drahtstärke. Auf jeden Fall machen wenige Zehntelmilimeter dort mehr aus als einige Zentimeter in der Länge aus. Wer eine Formelsammlung zur Hand kann ja mal nachschauen.

    Ich kann nicht sagen ob alle Luftgewehrfedern belastet werden bis sie (oder zumindest fast) auf Block liegen. Wenn ja wird sich bei den ersten Schüssen die Federkraft stark und mit andauernder Nutzung immer weniger ändern. Irgendwann bricht sie dann oder wird, weil sie zu schlapp ist, davor ausgewechselt.

  • Das Setzen einer Feder ist ein ganz simpler Vorgang bei dem sie einmal bis zur maximalen, vorgesehenen Grenze gedrückt wird. Kostet natürlich etwas Geld. So um die 3 Cent pro Stück.
    Wie das bei teuren Gewehr-Tuningfedern aussieht weis ich nicht und ist auch egal, weil sie schlicht von uns "Normalen" nicht benutzt werden dürfen, ohne wenn und aber. Allerdings gibt es heute tatsächlich Materialien und Verfahren, die optisch ähnlichen Federn unglaubliche Eigenschaften und Lebensdauer geben. Nur glaube ich nicht, das so ein High Tech bei den Luftbüchsen jemals ankommen wird. Dafür gibt es zu wenige und eigentlich ist die Technik ja etwas antiquiert.
    In anderen Bereichen der Technik muss so eine Feder das, was ein Luftgewehr in 40 Jahren macht, in 3 Stunden bringen. Wo? Fährt hier einer ein 4-Takt Motorrad? Da. Gerne mal 5000 Schuß pro Minute!

    Himmel,

    hab ich grad etwas geschrieben, und zack schiebt sich ein durchaus qualifizierter Beitrag dazwischen ;) Muss ich mich auch zu äußern.

    Gute Federn für Federdruckgewehre werden gesetzt.
    Häufig jedoch wird auf das Setzen verzichtet. Der Hersteller übergibt diese Tätigkeit an den Kunden nach dem Motto: "Wenn der 50 Schuss abgegeben hat, ist die Feder gesetzt."

    Der Vergleich mit hochbeanspruchten Federn irgendwo sonst, ob in Antrieben oder Federbeinen geht allerdings ins Leere!
    Ich kenne keinen Einsatzfall, bei dem eine Feder derart beansprucht wird wie einem Federdruckluftgewehr. Kein Konstrukteur im Fahrzeugbereich würde einer Feder zumuten, explosionsartig vom völlig gespannten Zustand bis fast zum völlig entspannten Zustand zu expandieren. Und das auch noch mit nur eingeschränkter seitlicher Führung. Und Alleingelassen, weil es radikal plötzlich keinerlei Gegenkraft mehr gibt.

    Das was die Feder in einem Federdruckgewehr beim Schuss erlebt, muss man sich entweder gut vorstellen können oder in Superzeitlupe (nein..es gibt keinen youtube-Link!) gesehen haben. Bei jedem Schuss erlebt die Feder eine Art Kollaps. Sie zuckt wild herum verdichtet sich mal hier mal dort, verliert dabei auch ihren Anschluss/Kontakt an die Kolbenvorderseite. Tanzt wie ein Derwisch.

    Diese hochfrequenten Schwingungen der Feder, dieses wilde Zucken im Millisekundenbereich überträgt sich auf das ganze System, damit auch auf das Zielfernrohr. So als wäre das Zielfernrohr Teil einer Kirchenglocke.

    Federn in industriellen Anwendungen werden immer in ihrem Standardbereich belastet: Nie ganz gespannt, nie ganz entspannt, meist sehr gut geführt, nie "alleingelassen". Eine solche Feder arbeitet in ihrem "Wohlfühlbereich", ganz vereinfacht ausgedrückt. Selbst dann, wenn sie hochfrequent belastet wird. Sozusagen stark belastet im grünen Bereich.

    Federn in Federdruckgewehren arbeiten eigentlich immer im roten Bereich.

    Ich bin als Ingenieur jetzt nicht der Feder-Profi und habe zudem versucht, das allgemein verständlich rüberzubringen. Ich hoffe, ihr seid mit der Erklärung zufrieden.

    Gruß
    Musashi

  • Das was die Feder in einem Federdruckgewehr beim Schuss erlebt, muss man sich entweder gut vorstellen können oder in Superzeitlupe (nein..es gibt keinen youtube-Link!) gesehen haben. Bei jedem Schuss erlebt die Feder eine Art Kollaps. Sie zuckt wild herum verdichtet sich mal hier mal dort, verliert dabei auch ihren Anschluss/Kontakt an die Kolbenvorderseite. Tanzt wie ein Derwisch.


    Ich stelle mir das bildlich so vor: Eine Feder mit der Wicklungszahl N ersetze ich dur N einzelne Federn. Jede Feder hat eine Federkonstante und eine Masse. Bei dem schlagartigen Entspannen der Feder spielt Massenträgheit der einzelnen Federelemente wohl eine nicht unwesentliche Rolle. Unmittelbar nach der Schußauslösung sieht die erste Feder (Wicklung am Kolben) nur die Kolbenmasse. Die zweite Feder sieht die Kolbenmasse plus die Masse der ersten Feder, usw. Also hat jede folgende Feder eine größere Masse zu beschleunigen. Da aufgrund der Federkonstanten auch die Beschleunigungskraft jeder Feder gleich ist, müßten sich folglich vom Kolben her gesehen jede Feder sich langsamer entspannen. Dadurch entsteht dann eine Schwingung, die sich der axialen Ausdehung überlagert.

    Kann man das so sehen, oder habe ich hier einen Denkfehler?

    Echt schade, dass es kein Video davon gibt...

    KH

  • Sorry, aber leider habe ich keinen V0 Vergleich, was ich ziemlich schade finde weil mich das auch tierisch interessiert hat. :S

    Ich vermute aber das die Feder nicht Wesentlich an "Druck" verloren hat, man sollte denken es sollte wegen der verloreren Länge 1/16tel sein.

    Was nicht 1/16tel der V0, viel wahrscheinlicher aber 1/16tel der E0 entspricht, und somit für den Schützen <20m kaum wahrnehmbar sein sollte.
    Man müsste wissen ob sich die Energieabgabe der Feder linear zu ihrer Länge verhält.

    Zudem ist noch zu sagen, dass es eine Orginalfeder aus der DDR war und somit vor 1989, ich vermute mal die Qualität dieser war ausgezeichnet.

    Musashi, es war gespannt, und ja, es war auch ein Dia im Lauf.
    Aber in dem in dem Fall konnte keinen geschadet werden, weil das LG zu dem Zeitpunkt "defekt" war und sich ein Schuss nicht lösen konnte.
    Nun ja, scheinbar war es nicht wirklich defekt allerdings wurde danach trotz dem eine neue Feder verbaut. :thumbsup: