Hallo,
gestern war ich mit Ulrich Eichstädt bei Weihrauch in Mellrichstadt. Dieser Besuch steht in Zusammenhang mit dem 12-seitigen Sonderbeitrag zur HW 97k im Juni-Heft von Visier. Das 97k feiert dieses Jahr seinen 15-ten Geburtstag.
Es war ein schon ein wirklich besonderes Erlebnis, die Geburtsstätte dieses Luftgewehrs und seiner Brüder und Schwestern zu besuchen. Hier und jetzt nur ein ganz kurzer erster Bericht, der ergänzt werden kann und wahrscheinlich auch wohl ergänzt werden wird.
Hans-H. Weihrauch und Stefan Weihrauch haben Uli und mir einen halben Tag lang eine bemerkenswerte Gastfreundschaft geboten. Völlig offene Gespräche in einer sehr entspannten Atmosphäre, verbunden mit einer von beiden begleiteten Werksbesichtigung, bei der jede Frage detailliert beantwortet wurde. Es waren viele Fragen und viele andere konnten trotz der langen Zeit dann doch nicht gestellt werden..... zuviele Eindrücke!
Ich habe als Ingenieur viele Werksbesichtungen erlebt, in unterschiedlichsten Betrieben, aber ich habe noch nie eine so große Fertigungstiefe erlebt. Weihrauch macht fast alles selbst: Angeliefert wird das Rohmaterial, Halbzeug aus Stahl, Aluminium o.a.. Alle Bearbeitungsschritte einschließlich der Oberfächenbearbeitung erfolgen bei Weihrauch selbst in Mellrichstadt. Nur Kunststoffteile oder Holzschäfte/-Griffe werden extern gefertigt. Alles in einer Hand, alles vor Ort, beindruckend.
Ich habe etliche Fotos gemacht, zunächst nur die Highlights.
Es wird zwei neue Schäfte für die HW77/97 geben, als Sonderedition. Der eine Schaft ist ein Lochschaft mit höhergezogener Backe, von dem es leider noch keinen Prototypen gibt, nur eine CAD-Zeichnung. Der andere ist ein Schichtholzschaft mit neuer Form und vor allem neuer Farbgebung. Ich hatte den Prototypen in den Händen, die Verarbeitung bis zur Lackierung war perfekt. Die Fischhaut am Pistolengriff vielleicht nicht superscharf geschnitten, aber die Abschlusskappe unten optisch umso gelungener.
DIe Fertigung und Produktion der spanenden Bearbeitung ist mit modernsten Bearbeitungszentren hochautomatisiert. Da kann man kaum noch interessante Fotos machen. Hinter dem Plexiglas gekapselter Riesenmaschinen arbeitet CNC- gesteuerte Präzisionsmechanik mit der hierfür typischen Extrem-Geschwindigkeit. Aber es gibt zu meiner Freude noch die wenigen Arbeitsgänge, wo der Experte mit langjähriger Erfahrung nicht durch eine automatisierte High-Tech-Maschine ersetzt werden konnte.
Die vorbereiteten Läufe werden zunächst gehont. Ein Verfahren, das dazu dient, Geometrie (Durchmesser) und Oberflache (Rauheit) des Laufes zu optimieren. Der Roh-Lauf wirkt beim Blick hindurch eher stumpf, der gehonte Lauf glänzt. Dann folgt der Schritt, der aus einem "Rohr" einen Lauf für ein Geschoss macht: Das Einbringen der Züge. Weihrauch arbeitet nach dem Knopfziehverfahren, bei dem ein knopfförmiges Hartmetall-Formteil, bei dem die Züge aus der Kontur hervorstehen durch den Lauf gezogen wird. Eine Rotationsvorrichtung der Maschine gewährleistet den Drall.
Jeder Lauf wird manuell gerichtet, mit einem Gerät, das sich wahrscheinlich in den den letzten Jahrzehnten nicht geändert hat...... und mit viel Erfahrung, sehr viel Erfahrung und Können.
Warum? Nach all diesen Bearbeitungsschritten, in denen Material aus dem Lauf abgenommen wurde, ist dieser innen ziemlich garantiert krumm. Es werden Materialspannungen freigesetzt, die zu einer Verformung führen. Und dann ist da jemand unverzichtbar mit gutem Blick , gutem Gefühl und viel Erfahrung, der genau weiß, wo er wieviel biegen muss, damit es wieder gerade wird.
An dieser Stelle noch einmal meinen Dank an Hans-H. Weihrauch und Stefan Weihrauch, die sich heute soviel Zeit genommen haben.
Hier noch ein Foto von Uli, wie er grade das Werksgelände fotografiert.
Gruß
Musashi