So, nachdem ich schon eine ganze Weile nicht mehr geschrieben habe, muss ich doch mal wieder ein paar Gedanken loswerden.
Armbrust-Schießen ist für mich genauso BOGENSPORT, wie das Schießen mit Bögen (trad. Bögen / Compound)!
Die meisten Armbrustschützen blicken auf den Armbrustsport aus ihrem Blickwinkel, damit meine ich die Leistungsdaten (Joule /fps) von aktuellen, modernen Jagt-AB.
Ich als ehemaliger, langjähriger, traditioneller Bogenschütze weiß, dass man auch mit Bogen, die grob zwischen 160 - 200 fps schießen, auf dem 3D - Parcours / Turnier seinen Spaß haben kann. Das auch diese, als Sportgeräte verwendeten Bögen ernstzunehmende Jagtwaffen (besonders der Compound-Bogen) sind, steht außer Frage.
Wir alle wissen, wie schwer es ist geeignete Möglichkeiten zum AB-Schießen zu finden. Gerne würde ich auch mal wieder auf einem 3D Parcours schießen, aber mit der Armbrust ist dies so gut wie unmöglich.
Fragt man mal nach, warum das so ist, kommen die Standartantworten und mitunter fadenscheinigen Begründungen.
Hier mal eine Auflistung der gängigsten Argumente: Die AB ist eine Schusswaffe, der Bogen ist ein Sportgerät (heißt wir sind “anständige Bogensportler” und mit diesen gefährlichen AB- Schützen wollen wir nichts zu tun haben). - Die AB- Pfeile verscheißen die Scheiben zu stark. - AB-Schießen geht aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Steht in den Vereins- /Parcoursregeln, das war schon immer so und so soll es auch bleiben.
Für die meisten Vereine / Parcoursbetreiber gibt es auch gar keinen Grund sich mit dem Thema AB auseinander zu setzen. Bogenschützen gibt es wie Sand am Meer, mit denen kann man gutes Geld verdienen, warum soll man sich da um eine (problematische?) Randgruppe kümmern.
Aus Gesprächen mit Bogenschützen weiß ich, dass die allermeisten von der AB nicht die leiseste Ahnung haben. Woher auch, wenn man sich nie mit dem Thema beschäftigt hat.
Besonders die Zuggewichte von AB treiben den meisten den Angstschweiß auf die Stirn, nur man kann es eben nicht 1:1 vergleichen.
Auch musste ich mir schon sagen lassen, dass man die AB ja spannen könnte, einen Pfeil auflegen und dann mit der schussbereiten AB durch den Parcours laufen könnte und das sei ja nun extrem gefährlich. Stimmt, das ist genauso gefährlich, wie wenn ein GK-Schütze seine Waffe auf dem Parkplatz lädt, entsichert und dann quer durch das Schützenhaus zu den Ständen läuft. So etwas macht doch kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch! Als Antwort bekam ich, das ist etwas anderes, der GK - Schütze hat schließlich eine Waffensachkunde hinter sich, aber ein AB kann sich jeder kaufen.
Ja, Idioten gibt es überall, auch im Straßenverkehr und da hat man auch einen Führerschein.
Solche Diskussionen kotzen mich einfach nur an! Wenn man schon wenig bis gar keine Ahnung von ABs hat, kann man ja im wenigstens jede Menge Vorurteile haben.
Es geht auch ganz anders, blicken wir mal nach England.
Die NFAS (National Field Archery Society) : https://www.nfas.net/index.asp
Wen es interessiert, ein Link zum Regelwerk, runterscrollen bis Crossbow (XB) kommt:
https://www.nfas.net/downloads/rules/NFASRuleBook2019.pdf
Die NFAS hat ganz selbstverständlich auch AB Schützen in ihren Reihen. Klickt man sich mal durch deren Fotogalerie sieht man wie dort alle Bogenklassen inklusive AB gemeinsam ihren Spaß haben.
In England gibt es auch noch zusätzlich die NCF (National Crossbow Federation of Great Britan)
Beide Vereinigungen hatten (haben?) unterschiedliche Regelwerke. NCF.max 90# / Powerstroke 10,8” meines Wissens nach war (ist?) eine Excalibur Apex (90#) bei der NCF regelkonform. Bei der NFAS waren es 150# und der gleiche Powerstroke. Das ist übrigens der Grund warum es die Jandao / Sanlida Chase Wind in 90# und 150# gibt. Beide Modelle sind bzw waren für die engl. Vereinigungen regelkonform.
Excalibur hat in Zusammenarbeit mit einem engl. Händler eine AB entwickelt, die für die NFAS regelkonform war.
http://www.outdoorhobbies.co.uk/blog/2018/05/1…arget-crossbow/
Allerdings wurde das Regelwerk bei der NFAS vor ungefähr einem Jahr geändert / vereinfacht.
Hier mal ein richtig guter Artikel, von einem Engländer, langjähriger Bogenschütze, der seine ersten Erfahrungen mit einer Einsteiger-AB macht.
https://www.gunmart.net/shooting-advic…t-wood-crossbow
So einfach kann es sein, keine Compound-AB max. 300fps. Aus dem Pfeilsatz des AB- Schützen werden 5 Pfeile ausgesucht, diese müssen dann durch den Chrono geschossen werden, die Durchschnittsgeschwindigkeit wird ermittelt (abzüglich 3% Toleranz) und gut ist. Wenn jemand angibt, dass seine AB nur max. 270 fps schießt reichen sogar 2 Pfeile.
Bevor jetzt ein Aufschrei kommt, dass ich mich über Ausgrenzung beschwere und selbst Compound AB Schützen ausgrenzen will, kann ich nur sagen, dass ich niemand ausgrenzen möchte. Nur halte ich diese Joule / fps Monster größtenteils ungeeignet für das 3D Schießen auf gängigen Bogenparcours / in Bogenvereinen und auch für ungeeignet dafür, dass AB Schützen akzeptiert werden. Schön wäre es natürlich auch, wenn sich die “Monster AB- Schützen“ auch außerhalb von GK- Ständen austoben könnten. Steinbrüche, ehemalige Kiesgruben mit massiven, natürlichen Backstops usw.
Noch was in eigener Sache, ich schieße immer noch meine Jandao Tomahawks, mittlerweile stark modifiziert, auf mich angepasst. Meine Tomahawk, mit den 90# Chase Wind WA ist mittlerweile meine Lieblings AB, bedingt, durch den längeren Powerstroke und den anderen Anstellwinkel der WA gegenüber der Chase Wind hat sie ( geschätzte) 120 / 130# / 12,2” Auszugslänge, beschleunigt sie einen 379 Grain Pfeil auf 238 fps. / 64 Joule. Die AB ist von den fps / Joule in etwa gleich mit einer Chase Wind mit 150# . Zum Vergleich die 200# original Tomahawk Version: Auszugslänge 12,2” / 416 grain Pfeil / 303 fps. 112 / 115 Joule. (Wäre in England auch noch regelkonform). Die ABs haben hundert von Schüssen hinter sich und funktionieren völlig problemlos. Bin immer noch absolut zufrieden.
Mit der schwächeren Tomahawk (HHA Optimizer / Hawk 2-7 x32 eingeschossen auf 18 - 50m)) kann ich problemlos auch auf Ethafoam Lamellen Scheiben, Holzwolleballen und Strammitscheiben schießen. Die "Kindergeburtstags-AB" macht richtig Spaß! Mit der 200# Version bin ich was die Ziele angeht, wesentlich eingeschränkter.
Warum kann man in Deutschland keine ähnliche Regelung wie in England einführen? Compound-Bögen mit 60# und 300fps sind doch auch problemlos möglich. Der Unterschied zwischen einer mechanischen Sperr-Speicherfunktion und einem 90% Let-Off ist eigentlich auch nicht sonderlich groß.
Wenn das Gesetz nicht passt, dann wäre es doch Aufgabe von unseren Interessensverbänden , dass das Gesetz sinnvoll geändert wird.
Ich weiß, jetzt kommen wieder solche Typen, die sich an Begriffen wie “den Schusswaffen gleichgestellter Gegenstand / Schießstandspflicht usw. regelrecht aufgeilen.
Zum Thema Gesetze: https://www.bogenparadies.de/de/armbrust
Für mich juristisch Ungebildeten, ist da einiges unverständlich. Wahrscheinlich alles Auslegungssache, Gummiparagraphen....
Wieso gibt es in Deutschland (wenn auch ganz wenige) Parcours, auf denen AB-Schießen möglich ist? Siehe Turniere beim Armbrustbund. Wieso gibt es Turniere mit AB sogar bis 200Joule?
Bitte nicht falsch verstehen, ich freue mich, das dem so ist! Das sich endlich mal was tut!
Ich kann mir bloß beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Veranstalter so blöd sind und etwas llegales machen!
Weil ich die Situation für Armbrustsportler so frustrierend finde, habe ich vor mehreren Wochen den DFBV (Deutscher Feldbogen Verband) angeschrieben. Ich war da mal Verbandsmitglied und schrieb denen, dass ich aufgrund von Schulterproblemen keinen Bogen mehr schießen kann. Warum man sich denn so von den AB- Schützen abgrenzt, wieso diese Berührungsängste und ob man sich nicht, nach englischen Vorbild, auch dem AB-Sport öffnen könnte. Die haben mir bis heute noch nicht mal geantwortet! Das kommt mir doch aus dem Berliner Raum bekannt vor....
Seit man es glücklicherweise geschafft hat, dass die AB nicht WBK pflichtig geworden ist, hat sich nichts mehr getan für die AB-Sportler. Ist man zufrieden mit dem, was man im eigen Umfeld erreicht hat und der Rest ist einem, mehr oder weniger egal?
Für ein positives Image der Armbrust, wird meiner Meinung nach recht wenig getan, das Gegenteil ist der Fall! Diese You-Tube Videos, zum Thema Armbrust, bei denen es ständig um Self- Home Defence geht, was man mit einer AB alles kaputt schießen kann, wie tödlich so ein Gerät doch sein kann ect. Leute, die sich gerne ein vollautomatisches Sturmgewehr kaufen würden, dies aber zum Glück nicht können, die kaufen sich eben dann eine AB. In der heutigen Zeit, bei den politischen und gesellschaftlichen Zuständen und der daraus resultierenden Panik, ist das für einige ein lukratives Geschäftsmodell. Die Händler freuen sich, wenn sie ihre Ware verkauft haben, wo die Kunden dann damit schießen ist doch egal...
In letzter Zeit, hatte ich mehrmals das zweifelhafte Vergnügen, Leute kennenzulernen, die von Gebrauch ihrer AB herzlich wenig Ahnung hatten, dafür aber taktisch Schießen wollten (was immer das sein mag?), ständig vom Notfall / Kriese / Verteidigung usw. faselten. Zum Kotzen!
Irgendwas läuft gewaltig schief, zumindest für Leute die einfach nur friedlich ihrem AB-Hobby nachgehen wollen!