Rundkugeln, und gezogene Läufe: wie passt dies denn zusammen ?!?

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 6.669 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Juni 2020 um 22:50) ist von Rechkalov.

  • Halloa,

    Habe selber keinerlei Scheine, "damals" freiwillig die Bundeswehr "verpasst", und auch sonst keinerlei Erfahrungen mit Vorderladern. Daher ist meine Frage eher als Logik-klärende Neugierfrage gedacht!
    Also: neue Vorderlader haben offenbar meistens auch gezogene Läufe; ... wie bei Patronen-Waffen, mit kegelförmigen Geschossen, bei denen dürfte es Sinn machen. Bei Vorderladern werden aber doch Rundkugeln mit Filzplâttchen verwendet. Die werden doch eher unkontrolliert auf Reise geschickt?! Oder werden die bei gezogenen Läufen auch etwas in der Bahn stabilisiert, wie kegelförmige Geschosse?
    ... doofe Frage, ich weiß!

    Gruß, Manfred

  • Hallo Manfred,

    für Vorderlader werden unterschiedliche Geschossarten verwendet. Neben den klassischen Rundkugeln, die zusammen mit Schusspflastern verwendet werden gibt es noch andere Arten wie z.B. Maxiball, die direkt geladen werden und sich an die Züge anpressen.
    Die genannten Schusspflaster sind dünne Baumwollstoffstücke. Diese werden vor dem Laden der Kugel auf die Laufmündung gelegt, mit der Kugel zusammen hineingedrückt und liegen dann zwischen Lauf und Kugel.
    Da das Pflaster dabei auch in die Züge gepresst wird, wird beim schießen der Drall auf die Kugel übertragen.
    Die Dicke des Pflasters muss genau zu Kugel und Lauf passen, damit das gut funktioniert.
    Zusätzlich werden die Pflaster vorher noch mit Spucke, Wasser, Fett, Öl, o.ä. getränkt, was der Schmierung und der Laufreinigung dient.


    "There is only one good, knowledge, and one evil, ignorance." - Socrates

  • Ich kann zu 99% versprechen daß bei einem Flobert Gewehr
    aus dem Rundkugeln verschossen werden, diese sich bis zu
    einer mir nicht bekannten Entfernung, NICHT um sich selber drehen.
    Außer um ihre Längsachse.
    Also sie nehmen die Drehung vom Lauf mit und überschlagen sich nicht.
    Meistens jedenfalls.

    Ich rede vom Lauf mit Zügen. Die meisten hatten ja Glattlauf.
    Da weiss ich es nicht.

  • Gugsch du hier.

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    Vernünftig ist wie tot, nur vorher.
    Umarex Peacemaker Diabolo, Umarex Legends Cowboy Rifle.

  • Interessiert mich, (daher die Frage) Vorsichtig Offtopic:

    Beim laden der Trommeln mit Schwarzpulver, hab ich in diversen Videos gesehen, dass auch ein weißes Pulver dazugeschüttet wird, was ist das?^^
    und Bezüglich Fett, manche machen es vor die Kugel, und die anderen Nach der Kugel, gibt es da gravierende Unterschiede?

  • Beim Revolver wird Gries (kein Witz) auf die Pulverladung geschüttet, das wird gemacht, weil wenig Pulver geladen wird beim Scheibenschießen und kein Hohlraum zwischen Pulver und Kugel, das verhindert, dass das Pulver schön zusammengepresst wird. Weniger Pulver bedeutet weniger Rückstoß. Das machen Scheibenschützen. Fett wird auf die Kugel gesetzt, nur da nützt es zur Schmierung von Kugel und Lauf. Zwischen Pulver und Kugel würde das Pulver feucht und zündet nicht.

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  • Gut, dann habe ich das richtig begriffen.

    Fettes Merci. In diesem Falle Fett als Erstes.

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Fett wird auf die Kugel gesetzt, nur da nützt es zur Schmierung von Kugel und Lauf. Zwischen Pulver und Kugel würde das Pulver feucht und zündet nicht.

    Ist nicht ganz richtig. Der Hauptgrund für das Fett bei VL - Revolvern ist das verhindern von Durchzündungen. Andernfalls könnte es passieren, dass die Verbrennungsgase die Nachbarkammer erreichen und dort von vorne her das Pulver entzünden.
    Das Zwischenmittel unterstützt das und sorgt dafür, dass die Kugel möglichst nahe am Laufanfang sitzt.
    Manche verwenden aber auch die Ladereihenfolge Pulver, Zwischenmittel, gefetteter Filz und dann Kugel. Dann spritzt das Fett beim schießen nicht zu den Nachbarständen.
    Als Zwischenmittel eignet sich übrigens auch getrockneter Kaffeesatz.

    Es gibt übrigens auch Schützen, die auch bei VL - Pistolen und Gewehr Zwischenmittel verwenden. Dadurch wird verhindert, dass das feuchte Schusspflaster mit dem Pulver in Kontakt kommt.


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  • Mich beschäftigt immer wieder die Frage ( selbst VL Einsteiger Gewehr ) wie das Napoleon, Wellington, Blücher und Co. so auf dem Acker geregelt bekamen. Gerade noch wenn Regen dazu kam. Das war doch im Gefecht echt eine Herausforderung. Der "Ami" Spruch heisst ja nicht umsonst: Keep your Powder dry.

  • Wenn es nicht zündete hatte man ein Problem.
    Man hat auf ehemaligen Schlachtfeldern immer wieder Waffen gefunden
    die mit mehreren Kugeln und Pulver hintereinander geladen waren.
    Aber das hat mit dem Thema Rundkugeln nichts zu tun.

  • Das Fett auf der Kugel wird nicht wegen zünden der Nebenkammer gemacht. Ich schieße seit 45 Jahren auch SP Revolver und es hat noch nie ein "Nebenbrenner" gegeben Das Fett wird nur zur Schmierung verwendet. Das einzige zünden neben einer Kammer kann nur durch ein nicht richtig gesetztes Zündhütchen kommen. Die Kugel macht die Kammer absolut dicht. Alles andere ist ein "Märchen".

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  • BTT
    Irgendwo las ich mal eine Abhandlung, ob der Drall einer Rundkugel in Sinne der Präzision Sinn macht. Das wurde eindeutig bejaht. Wohl aus diesem Grund haben auch die meisten Vorderlader gezogene Läufe. Eine Ausnahme sind Musketen, sowie Kanonen. Bei Kanonen machen Glattläufe auch deswegen Sinn, weil daraus auch Kartätschenladungen verschossen wurden. Das ist quasi die Schrotladung der Artillerie.
    Auch alle Flinten haben Glattläufe, aus denen Schrote verschossen werden sollen. Nun mag der Einwand kommen, dass es auch Vorschaftrepetierflinten mit gezogenen Läufen gibt. Das ist auch richtig, aber sie sind für Slugs, also Flintenlaufgeschosse gedacht.
    Warum macht man das? Das hat einfach den Grund, weil Schrote aus gezogenen Läufen extrem streuen und damit schon nach kurzer Distanz ihre Schrotwirkung verlieren. Deswegen auch der übliche Choke am Laufende einer Flinte, die die Schrotgarbe noch eine gewisse Distanz zusammen hält.
    Das bekannte Flobertgewehr hat auch einen Glattlauf. Auch das hat einen genauen Grund.
    Die Flobertbüchse (!) soll Schrot und Kugeln verschießen können. Zwar gewinnt die Kugel durch den Laufdrall an Präzision, jedoch würde der Nachteil der zu starken Schrotstreuung überwiegen. Umgekehrt ist der Nachteil des Präzisionsverlustes der Kugel nicht so groß, wenn man die Kugel aus einem Glattlauf verschießt. Ohnehin kein großer Nachteil, weil der Flobert nicht als Präzsisionsbüchse für größere Distanzen gedacht war, sondern ein Waffe für relativ kurze Distanz. Es ist als das Rattengewehr für den Kuhstall gedacht gewesen, was universell Kugel und Schrot verschießen sollte.
    Die Flobertbüchse ist eine rechtliche Besonderheit. Als Büchse bezeichnet man eigentlich Langwaffen mit gezogenen Läufen. Dennoch ist das Flobert trotz glattem Lauf eine Büchse.

    OT: Das Fett bei Bleigeschossen dient nicht zur Abdichtung, sondern vermindert eine Verbleiung des Laufs. Deswegen sind auch die Geschosse von KK-Patronen gefettet. Blei selbst benötigt keine Schmierung, sowie auch alle Mantelgeschosse keine Fettung haben, obwohl man wegen des harten Mantels bzw. des harten Materials bei Solids eine nötige Schmierung eher vermuten würde.
    Bei VL-Pistolen wird kein Fett verwendet. Die Rundkugel wird mit einem befeuchtetem Schusspflaster gesetzt. Die ein den Lauf eingebrachte (minimale) Feuchtigkeit hält die Rückstände etwas geschmeidig, so dass diese nicht so stark verkoken, bzw. festbacken. Dann gehen nachfolgende Ladevorgänge etwas leichter.


  • Man hat auf ehemaligen Schlachtfeldern immer wieder Waffen gefunden
    die mit mehreren Kugeln und Pulver hintereinander geladen waren.
    Aber das hat mit dem Thema Rundkugeln nichts zu tun.

    Hallo zusammen, offtopic aber ich finde das Thema interessant weil man sich kaum den Stress eines Soldaten vorstellen kann, der aufrecht marschierend und ladend auf einem Schlachtfeld des 19. Jahrhunderts steht. Laut dem sehr empfehlenswerten Buch von Jan Boger über den US Bürgerkrieg wurden nach der Schlacht von Gettysburg 37.000 Gewehre aufgesammelt, davon 24.000 noch geladen und davon 18.000 mit mehr als einer Ladung! Die Soldaten haben einfach mechanisch immer wieder neu geladen und konnten kaum einen logischen Gedanken fassen.