Schießen und Waffen in der DDR. Wie war das wirklich?

Es gibt 113 Antworten in diesem Thema, welches 31.761 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Januar 2018 um 19:47) ist von BMR.

  • Also ich lebe ja in der heutigen DDR und ich weiß dass auch heute noch in den kleinen Dörfern jeder Dritte ein LG hat. Meist verstauben die in irgendwelchen Ecken in der Garage, im Keller, in der Scheune oder auf dem Dachboden. (So viel mal zum Thema verschlossenes Behältnis... :D )

    Meist ganz billige Knicker wie Umarex Mod.61/62, oder die aktuelleren Pendants Norconia B2 und Perfecta 31/32. Bin ich jedenfalls schon sehr oft drüber gestolpert. Aber so wirklich regelmäßig genutzt werden die meist nicht. Verstaubt, rostig, verbastelt, defekt,... hab schon alle möglichen Zustände gesehen.

    Lustiger weise haben selbst Leute die eher gegen Waffen sind manchmal ein LG zu liegen ohne es zu wissen. ^^

  • Ich denke mit dem "verstauben" ist nicht absichtlich von den Personen gewollt, aber was bleibt einem denn heute übrig?
    Wenn man heute z.b in einer Mietwohnung lebt, dann kann man damit nicht mal fix als 12 jähriger steppke zum Kumpel laufen da der ja einen Garten hat.
    Wer heut im Genuss eines Grundstückes ist, der hat es auch nicht einfach, ich lebe auch auf dem Dorf, aber ich würde niemals im Vorgarten Ziele aufbauen und mich dabei beobachten lassen wie ich Dosen plinke.
    Grob gesagt vermute ich fast, das 30min später die Polizei da steht, denn die Dias könnten ja das Grundstück verlassen.

    So und damit steht meine Diana und ein Haenel seit 3 Jahren im Schrank, ich müsste mir also hinter dem Haus was einfallen lassen wie ich nicht gesehen und nicht gehört werde, denn das "plink" im Kasten nach dem hundertsten Schuss würde manch Nachbar auch nerven und allein gesehen zu werden is mir zu riskant.
    Ihr wisst ja wie manche zugezogene regieren gerade Personen aus W....Berlin. :whistling:

    Von daher denke ich ist das verstauben nicht gewollt sondern ein Nachteil der heutigen Zeit und wenn man könnte wie man wollte, würden viel mehr die Schätzchen putzen und wienern.

    LG
    Sascha

  • Ach ja, wie schön frei war der Umgang mit Luftgewehren damals in meiner Kindheit noch ... Ach Mist, Moment mal. ?( In meiner Kindheit gab es die DDR schon nicht mehr, aber eine ganze Generation kannte dafür bereits das :F: . ;(

    Es ist interessant und zugleich rührend bis traurig, was die CO2Air-Nutzer für Erinnerungen haben und wie sehr sich die Zeiten geändert haben. Leider wird das wohl nicht mehr rückgängig zu machen sein, die Bevölkerung ist inzwischen mehrheitlich nicht mehr für den offenen Umgang mit Luftgewehren geeignet.

    Wobei das alles eine Frage der Erziehung ist. In unserem Hause gibt es einen 12-Jährigen, der seit Jahren an Luftgewehre & Diabolos herankommen würde, um allerlei Schabernack zu treiben, wie Jungs es in dem Alter eben tun. Da ich ihn aber konsequent an den verantwortungsvollen Umgang herangeführt habe, kommt ihm das nicht mal ansatzweise in den Sinn. Im Gegenteil, die ständige Verfügbarkeit scheint das Interesse an "echten Waffen" deutlich zu senken.

    If G is the number of guns you currently own and N the number of guns you desire, then: N = G + 1

  • Ich denke mit dem "verstauben" ist nicht absichtlich von den Personen gewollt

    Viele haben eins weil sie es von früher noch so kennen und auch eins haben wollten, sich dann aber nicht wirklich damit beschäftigen. Das kommt dann höchstens mal beim Grillabend mit Kumpels zum Einsatz, sonst steht es in der Ecke. Bei solchen Leuten kann eine Dose Dias Jahre lang halten.
    Andere haben sich eins geholt weil ein Kumpel auch eins hat, wieder andere kennen das WaffG nicht und denken Schädlingsbekämpfung auf dem eigenen Grundstück ist ok.
    Und es gibt auch welche die ein LG haben für.... "Wenn mal was ist."

  • Ich hab mein Haenel 310 bekommen, als ich 12 war - konnte es damals nur mit Mühe spannen. Damit wurde im Garten, auf abgeernteten Feldern oder im Wäldchen hinter dem Haus geschossen. In der Schule wurde ab der 5. Klasse auch regelmäßig auf Sportfesten mit den 310ern geschossen ( das war so 1975 /76 rum, zuerst auf Luftballons, dann die Fernwettkampfscheiben. War auch Bedingung für das Sportabzeichen der DDR. Hin und wieder auch im Sportunterricht, und dann ab der 8, Klasse im Fach "Vormilitärische Ausbildung / Wehrerziehung". In der Lehre kam dann das "Wehrlager" einmal im Jahr, mit Geländeausbildung und Schießausbildung an der KK-MPi 69 als obligatorische Übung. Mädchen und Verweigerer machten dafür Ausbildung bei der Zivilverteidigung, also Sani - und Katastrophenschutz. Und bei der GST konnte man Schießen als Sport machen, entweder militärisch ausgerichtet an der KK-MPi, oder sportlich mit Luftgewehr, der TOZ oder dem Suhler Modell 150.
    Privater Waffenbesitz von Feuerwaffen war quasi unmöglich, aber die Lehrmeister im Betrieb (die waren dann auch die Ausbilder bei der GST) haben schon mal die KK-MPi mit nach Hause genommen und damit marodierende Füchse vom Hühnerklau abgehalten ..
    Es gab nur die Hähnels, wir hatten Versuche gemacht, uns Luftpistolen aus der CSSR oder der Sowjetunion mitzubringen, gab aber nur Ärger. Nix wirklich Schlimmes, Aber Gespräche der Polizei mit den Eltern reichten auch schon ;)
    Jagen war möglich, aber setzte ein gewisses "gesellschaftliches Engagement" voraus, also zum Beispiel ehrenamtliche Tätigkeiten, Parteimitgliedschaften waren hilfreich, und ein paar Beziehungen zu Jägern ebenfalls. Waffe war in der Regel Flinte mit FLG, die konnte man sich dann mit Mun abholen und hat sie nach der Jagd wieder abgegeben und die Mun abgerechnet.

  • Ich werte diese übertriebene Bigotterie heutzutage als einen Auswuchs des Wohlstands weil man sonst keine Sorgen hat. In der DDR hatte der Staat jedenfalls keine Angst vor LG. Eine Joulegrenze gab es offiziell auch nicht. Wozu auch? Starke Gewehre wurden nicht gebaut und fertig.

    Die Ersatzteilversorgung war suboptimal. Die Gewehre wurden bei uns mit allen möglichen Einzelteilen repariert. Ich hatte mal ein 310, dessen Spannhebel mit einem Nagel repariert wurde weil der Bolzen gebrochen war. Das hat immer nur kurz geholfen und musste wohl regelmäßig erneuert werden weil der Nagel einfach zu weich war. Irgendwann war die Gabel am Spannhebel aufgebogen. Bei einem III-56 wurde die Schraube im Knickgelenk einfach festgeschweißt, weil am Gewinde abgebrochen.

    Ich denke so kamen auch die ungeeigneten Federn in die Gewehre. Eine Tuningmaßnahme aus der Not heraus.

    Es grüßt der Ottokar :^)

  • Ja das kenne ich auch noch, wenn ich mich nicht ganz täusche kam eine Feder von der MZ Telegabel in die Knicker.

    Hallo,

    ich meine mich erinnern zu können, dass es von einer RT 125 war. Angabe ohne Gewehr äh Gewähr.

  • ich meine mich erinnern zu können, dass es von einer RT 125 war. Angabe ohne Gewehr äh Gewähr.

    Gerry, das ist 100% richtig, es waren definitiv die Federn von der 125er RT (Motorrad), die zu besorgen war allerdings auch wieder ein Kunststück, hatte eine bei mir im Knicker und habe dann die zweite meinem damaligen, besten Freund gegeben, weil mir dessen Genörgle nach 14 Tagen sowas von auf die Ei... ging.
    Mit der Feder hatten die Knicker richtig Bums, wäre interessant wie viel Joule das waren - aber wir werden es nie erfahren.
    Obwohl, eine 303 zu besorgen kann nicht das Problem sein, mit RT Federn wird es schon schwieriger.
    Fragen wir doch mal eBay . . .
    Gibt es auch noch, angeblich original.

    https://www.ebay.de/itm/MZ-RT-125-…s0AAOSw~gRV3hv7

    Na, die Idee ist geboren, will nicht mal jemand ein bisschen experimentieren?
    Wieviel Joule hat die 303 mit RT Feder?

    Uli

    2 Mal editiert, zuletzt von HW 100 SE (1. Dezember 2017 um 17:58)

  • Mir „schoss“ eben durch den Kopf, dass ich dieses Jahr zu meinem 57. Geburtstag auch mein 50 jähriges Jubiläum hatte. Zu meinem 7. Geburtstag wurde ich von meinem Großvater an das Schießen herangeführt, ich glaube es war eine Diana 16, die stammte irgendwie aus den dreißiger Jahren (kann das sein?).
    Ich habe eben herzhaft gelacht, wie er das damals gemacht hat, darf man heute in keinem Forum mehr schreiben, da brüllt gleich wieder ein "Tierschützer" auf, auch wenn es nur um Fliegen geht.
    Ach ja, Insekten sind ja keine Wirbeltiere.
    Aber damals war 1967 und da gingen die Uhren noch anders.

  • Ja der Umgang mit den Luftgewehren war im Arbeiter- und Bauernparadies sehr entspannt.
    Ich erinnere mich immer wieder gern an die Urlaube bei Verwandten und Bekannten in Wernigerode oder Tanne. Onkel Helmut in WR hatte eine 49er oder 310er ich weiß nicht mehr genau, da wurde im Veckenstedter Weg, hinterm ElMo, im Hinterhof geschoßen und keinen hats gejuckt. Bei Onkel Georg in Tanne waren wir immer mit einem Haenel-Knicker in Wald und Flur unterwegs.
    Meine Mutter ist da jedesmal tausend Tode gestorben, meinem Vater wars egal der hatte mir den Umgang mit LGs ja beigebracht.

    Schönes Wochenende und schönen 1. Advent,

    Dete

    Anschütz sind die Meistermacher, aber Kenner wählen Walther.

  • Bei den tollen Geschichten kommt mir ein Gedanke, was will die heutige Jugend in 30-40 Jahren erzählen?
    Wie toll sie bei Facebook was gepostet haben oder wie sie damals Scheiben im Bus zerkratzt haben?

  • Wie sie nach dem Komasaufen im Krankenhaus aufgewacht sind?

    LG Mario

    Sagt ein Banker zum Politiker: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm"

    Baikal MP46M + 53, FWB LP65, Weihrauch HW40 & HW45, Beretta FS92, Umarex UX Patrol, Umarex Python .357, Hämmerli 850 AirMagnum, Walther LGU Varmint, FWB 300S, FWB 601, Tesro PA10-2 Classic, Anschütz 9015 "Verein bunt"

  • Wir haben damals Hin und Wieder Diabolos aus`m Westen mitgebracht, weil Drüben manchmal Engpass war. Hier wurden die Diabolos vom VEB Schönebeck aber für`n Appel und `n Ei bei Frankonia verscheuert, dass war schon echt verkehrte Welt damals.

    Anschütz sind die Meistermacher, aber Kenner wählen Walther.