Luftgewehre braucht kein Mensch. Alles, was ein Luftgewehr kann, kann ein Kleinkalibergewehr auch und zwar meist besser.
Wenn es darum geht, auf ungefährliche Weise dem Schiesssport nachzugehen, sind die seit wenigen Jahren erhältlichen Laserzielsportgeräte deutlich sinnvoller, weil billiger in der Anschaffung und im Unterhalt; zudem mit wesentlich vereinfachter Trefferauswertung.
Das allerallerstärkste Luftegwehr schafft mit erheblichem technischem Aufwand (und entsprechenden Kosten) gerade mal 120 Joule – das bringt jedes Kleinkaliber für einen Bruchteil dieser Kosten. Auch sind 100 Meter für nahezu jedes denkbare Luftgewehr schon die alleralleräusserste Reichweite – da fängt der Spass mit einer regulären Schusswaffe gerade erst an .....
Ein einfache Pistolenpatrone liefert locker mal 500 Joule, eine starke .44 Magnum schon 1500 bis 2000 Joule .... und das obere Ende wurde gerade mit der neuen .500 S&W nach oben geschoben.
Im Langwaffenbereich schafft es die .460 Weatherby Magnum ohne weiteres auf 10.000 Joule und wem das immer noch nicht reicht, der greift eben zur .50 BMG – die russische 14,5 * 129 mm Patrone ist nun in Deutschland wirklich zu selten, um noch ernstlich Erwähnung zu finden.
Aber dennoch gibt es einen grossen und wachsenden Interessentenkreis der „Freunde des Überflüssigen“, der sich auf Waffen festgelegt hat, die auf die eine oder andere Weise mit Druckluft funktionieren?
Warum?
Ist es die Faszination, eigentlich mit „nichts“ zu schiessen?
Diesem uns alle ständig umgebenden, unsichtbaren aber lebensnotwendigen Medium Luft, dessen ungeheure Kraft und physikalische Eigenschaften im Luftgewehr plötzlich so unmittelbar spür- und erfahrbar werden??
Das kleine Wunder an Technik, das es eben mal schafft, mit Hilfe dieses uns umgebenden „Nichts“ auf eine Distanz von 10, aber auch 25 oder 50 Metern (je nach Luftgewehr) ein kleines rundes Loch genau an die Stelle einer Pappkartonzielscheibe zu Zaubern, die man gerade eben noch im Fadenkreuz des Zielfernrohres sah – und das vielleicht noch, nachdem man den Drucktank der Waffe gerade mit einer einfachen Luftpumpe selbst quasi mit Muskelkraft befüllt hat ... wahrhaftig, dass IST ein kleines, aber existierendes Wunder das die allgegenwärtigen Gesetze der Physik für jeden unübersehbar macht.
An dieser Stelle möchte ich den philosophischen Teil beenden und zu einem anderen Thema übergehen:
In einem englischsprachigen Luftwaffenforum las ich gerade einen Aufruf, ausschliesslich und nur mit Luft – nicht mit anderen Gasen – zu schiessen, um niemanden zu gefährden.
Das hat mich sehr gewundert, denn welche anderen – gefährlichen – Gase kommen denn eigentlich in Betracht?
Nach meinem Kenntnisstand kann man ein „Luftgewehr“ mit folgenden Gasen schiessen:
1. Luft: Das natürliche Gasgemisch, dass uns alle umgibt. Normalerweise wird sie als Pressluft verdichtet, beim Verdichtungsprozess gereinigt und getrocknet.
2. Kohlendioxid: Ein natürlicher Bestandteil der Luft, etwa 0,03 Volumenprozent im natürlichen Vorkommen. Etwa 1,5 mal schwere als natürliche Luft; wird normalerweise nicht aus dieser, sondern durch chemische Prozesse aus anderen Stoffen gewonnen und gereinigt und verdichtet in Druckbehältern abgefüllt. Kohlendioxid – chemisch CO2 – ist ungiftig, kann aber in grosserer Konzentration durch Verdrängung der Luft (und des darin enthaltenen Sauerstoffes) zum Erstickungstod führen. Aufgrund verschiedener chemischer Eigenschaften – es wird unter Druck teilweise flüssig – hat sich als Antrieb für Luftgewehre als bei weitem nicht so geeignet herausgestellt, wie dies früher zeitweise angenommen wurde. Meines Wissens stellt dennoch nur ein einziger – zudem unbekannter – Hersteller (http://www.joniskeit.de) eine Luftdruckwaffe her, die ohne Umrüstung abwechselnd mit Druckluft oder Kohlendioxid arbeiten kann.
3. Stickstoff: Mit rund 78 % macht Stickstoff – Nitrogen – den weitaus grössten Anteil der natürlichen Luft aus. Insofern schiesst ohnehin jedes Luftgewehr zu fast 80% mit Stickstoff. Die Verwendung von Reinstickstoff soll weitere – für mich nicht erkennbare - Vorteile bringen. Stickstoff ist ungiftig, aber dichter als die natürliche Luft und verdrängt diese in Reinform; damit auch den Luftsauerstoff. Somit kann de Erstickungstod eintreten. Industriell wird Stickstoff trotz des hohen Anteils in der Luft meist aus chemischen Grundstoffen hergestellt und gereinigt und getrocknet in Druckbehältern abgefüllt.
4. Luft- Brennstoff-Gemische: Visier berichtet vor über zehn Jahren mal darüber – in den 50ziger Jahren gab es ein Luftgewehr mit einem angeflanschten Vorratsrohr für Ether. Nach dem Spannen der Druckfeder wurden wenige Tropfen des Ethers in den Kompressionsraum gesprüht. Beim Schuss erhitzte sich die verdichtete Luft und brachte den Ether zur explosionsartigen Verbrennung – was das Geschoss zusätzlich beschleunigen sollte. Diese Büchsen waren nur wenige Jahre am Markt – denn diese Beschleunigung ist nicht wirklich erheblich und zudem selbst bei hochgenauer Dosierung der Beigabe sehr unregelmässig. Immerhin: es funktioniert wirklich, und zwar auch mit anderen Stoffen als Ether, wie z.B. Waffenöl, Alkohol; Aceton – und sogar mit einfachem Wasser.
Bei letzterem kommt die – nur mit einem Chronymeter nachweisbare – Leistungsteigerung aber nicht durch eine Verbrennung zustande, sondern einfach durch die Tatsache, dass Wasserdampf dichter als blosse Luft ist und das dichtere Medium offenbar in der Lage ist, das Geschoss stärker zu beschleunigen.
Leider führt Wasser im Kolben, der sich im Gegensatz zum Lauf nicht reinigen lässt, schnell zu Korrosion; verschiedene Lösungsmittel beschädigen die aus Kunststoff bestehenden Dichtungen.
Andere „Treibstoffe“ für Luftgewehre / -pistolen sind mir nicht bekannt – ich kann mir deswegen nicht vorstellen, worauf die Briten angespielt haben.
Falls jemand von Euch mehr weiss, würde ich mich über jeden Hinweis freuen