Welches Schaftöl ist geeignet?

Es gibt 41 Antworten in diesem Thema, welches 7.179 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. November 2014 um 18:25) ist von Berlin42.

  • Vielen Dank für die Kommentare, aber wäre super, wenn mir hierzu noch jemand weiterhelfen könnte:

    Habe die beiden Griffpaare mittlerweile gründlich abgeschliffen (120 er Papier), echt ne Sauarbeit. Heute folgt der Feinschliff, ist Stahlwolle o. Sandpapier mit feiner Körnung besser geeignet, falls letzteres; welche Körnung empfiehlt sich?

    Dann geht´s nach Feierabend gleich mal i.d. Baumarkt.
    Ich meine gelesen zu haben, dass 240er Körnung sich für den "Feinschliff" gut eignet!?

  • Hallo,

    ich weiss jetzt nicht, wie sich das haptisch (Achtung Neudeutsch!) bei den
    Griffschalen so ist.
    Bei Gewehrschäften schleife ich mich schrittweise von 180/220 über 320,
    400, 600, 800 bis zu 1.000 oder 1.200 durch, je nachdem wie es sich nach
    dem jeweiligen Wässern noch anfühlt.
    240 dürfte wohl noch etwas grob sein, aber wie gesagt, ich weiss ja nicht,
    wie Du das bei den Griffschalen haben möchtest.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Ich habe zwei kleine Flaschen Scherell's Schaftöl, was mein Büchsenmacher verkauft. Es besteht im Hauptbestandteil auch nur aus Leinölfirnis, welches mit Farb- und Duftstoffen versetzt wird. Genau wie dieses Belsin wird es in mehreren Farben verkauft. Da der Auftrag stets sehr dünn erfolgt, kann man in den meisten Fällen ruhig die dunkle Sorte nehmen.
    Das Scherell's ist mit rd. 8 € für die kleine Flasche sehr teuer.

    Es tuts auch eine 1/2 L Dose Leinölfirnis aus dem Baumarkt. Wichtig ist der Zusatz "Firnis".
    Bitte grundsätzlich sehr dünn auftragen. Alles Öl was innerhalb ein- bis zwei Stunden nicht vom Holz aufgesaugt wurde wieder mit einem Lappen abwischen und dann gründlich trocknen lassen. Diesen Vorgang kann man mehrmals wiederholen. Wischt man das überschüssige Öl nicht ab, bildet sich eine klebrige Schicht, die nur sehr langsam trocknet. Ich habe das mal mit einem neuen Schaufelstiel getestet. Wenn man es mit dem Ölen übertreibt, ist er auch nach einem halben Jahr nicht trocken und bleibt klebrig.
    Wer eine schöne glatte Oberfläche haben will, der kann nach dem Trocknen einen superfeinen Schliff machen und dann das Ölen wiederholen. Zum Schluss nur noch mit einem stabilen Leinentuch (altes Geschirrhandtuch aus der Küche) das Holz kräftig polieren.

    Hat man Dellen und Druckstellen im Holz, kann man diese fast immer vollständig mit folgendem Trick entfernen:
    Sauberes (!) Baumwoll- oder Leinentuch mit Wasser gut feucht machen. Bügeleisen auf mittlere Temperatur einstellen. Feuchtes Tuch auf die Delle legen und mit der Spitze des Bügeleisens unter sanftem Druck erwärmen. Das Wasser soll verdampfen und in das Holz eindringen. Die Feuchtigkeit lässt das Holz quellen und treibt die Delle wieder dauerhaft heraus.
    Solange das Holz in seiner Struktur nicht beschädigt ist, klappt das sogar sehr gut. Das Holz natürlich nicht braun werden lassen. Wenn das Tuch von der Hitze leicht bräunlich wird aufhören und neu befeuchten.
    Mit diesem Trick hat mal ein Tischler unsere ganze Holztreppe im Haus wieder neuwertig hinbekommen. Allerdings wird eine Lackschicht dabei beschädigt. Ein Ölschaft lässt sich aber nach dem Trocknen mit ultrafeinen Sandpapier und Schaftöl sehr gut reparieren.

    Benutzten Leinöllappen nach jeder Benutzung nass auswaschen oder in dichter Dose lagern. Ansonsten besteht Gefahr der Selbstentzündung!

  • So Leute, ich muss Euch nochmals für Eure teilweise wirklich genialen Kommentare danken!
    Habe gestern nochmal bei Hornbach eingekauft und mich mit allen erdenklichen Sorten Schleifpapier eingedeckt.

    Abends ging´s dann an die Arbeit, erstmal wurden mit 240er Körnung die letzten Unebenheiten ausgeglichen, sodass nun sogar eine ordentliche Delle von den alten Griffen verschwunden ist. Danach habe ich die Oberfläche leicht befeuchtet und die verbliebenen Fasern erst mit 480er, dann mit 1000er Körnung abgeschliffen. Jetzt ist alles richtig schön glatt, aber nicht zu glatt. Soll ja noch griffig sein...

    Morgen wird das Balsin-Öl aufgepinselt. Bin gespannt auf das Ergebnis.

    Was muss ich jetzt beachten, damit nichts kleben bleibt? 3-4 Std. einziehen lassen und dann den Rest abwischen, ein paar Tage später dasselbe nochmal, bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist?

  • Das ist das Schöne beim Ölen. Man darf ruhig dick auftragen. Pinselstriche und Pinselhaare sind egal. Nach einigen wenigen Stunden wischt du einfach die nicht ins Holz gesogenen Reste wieder weg. Dann trocknen lassen. Das kannst mehrfach wiederholen. Zum Schluss kannst sehr, sehr fein schmirgeln und nochmals ölen. Zum Schluss mit sauberen und stabilen Lappen ordentlich polieren. Je nach Mühe kommst du einer fast perfekten Oberfläche nahe.

    Was die Dellen betrifft immer zuerst probieren ob man das mit feucht bügeln herausbekommt. Erst danach schmirgeln.

  • Hallo,

    ich trage das Schaftoel immer zwei bis drei Mal satt auf und verstreiche
    es grob mit dem Pinsel.
    Danach lasse ich das Ganze ein bis zwei Stunden stehen und dann
    reibe ich den ganzen Schaft mit den Händen so lange ein, bis alles
    überschüssige Oel eingezogen ist.
    Die Handwärme ünterstützt diesen Vorgang und ich komme damit in
    jeden Winkel.

    Sollte gerade bei den relativ kleinen Griffschalen recht gut gehen.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hab mich jetzt auch mal dran gemacht meinen FWB 300er Tirolerschaft auf zu arbeiten und zwar mit dem Balisin Öl,2 Stunden schmirgeln und danach noch ne Stunde mit Stahlwolle bearbeitet,jetzt wird der Schaft schon seit 3 Tagen geölt insgesamt schon 8 mal und er saugt das Öl immer noch auf,bei mir hinterlässt das Balisin Öl keine klebrigen stellen,lasse es immer ca.4 Stunden einwirken.War heute bei meinem Büchsenmacher,der meinte nach dem Ölen müsste der Schaft noch gewachst werden ?( wenn ja welches Wachs soll ich nehmen hat da wer Erfahrung.

    Feinwerkbau 150,150 Tirolerschaft,300,300 Tirolerschaft,300S,601,Feinwerkbau 65,1911 Wilson Combat Classic 45 ACP,Sauer & Sohn K98 8X57IS.

  • Wichtig ist, das Öl nach dem Einreiben erstmal vollständig aushärten lassen, sonst saugt das Holz immer mehr Öl auf und wird im inneren nie hart. Nähmaschinenöl o.ä. kann gar nicht aushärten.
    Nach dem Ölen kann man, statt mit Schaftwachs wachsen, den Schaft auch mit Schaftöl ölen.

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Ich vermute mal es geht um Nußbaumgriffschalen?
    Denn nur da macht in meinen Augen das aufwändige Ölen einen Sinn, genauso etwa wie bei Nußbaumschäften.
    Bei den freien Waffen hat man es ja zum großen Teil mit preiswerten Buchenschäften zu tun, wo ich selber keinen großen Aufwand betreibe, sondern bei größeren Macken abschleife und mit gefärbten Lacken spritze, wie es dem Original entspricht, und was ja auch bei sorgfältigem Umgang über viele Jahre haltbar ist.

    Bei den wenigen Nußbaumgriffschalen über die ich verfüge gehe ich nach einer sehr einfachen Methode vor.
    Nach dem Feinschleifen kommt leicht gefärbter Antikwachs darauf, der über zwei, drei Stunden einzieht, wonach dann mit einem Nesselschwabbel poliert wird.
    Die Griffschalen können danach sofort benutzt werden und sehen gut aus wie auf nachfolgendem Foto zu sehen.


    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • ich pflege und bearbeite meine Griffe und Schäfte mit Nähmaschinenöl aus dem 99 Cent Lädchen


    Genau das würde ich nicht tun, wie auch fast alle pflanzlichen Öle, außer eben Leinölfirnis.
    Mineralisches Öl wird nicht hart und weicht eher das Holz auf. Pflanzliche Öle werden ranzig und stinken. Allen ist gemein, dass man immer mit dem Anfassen ölige Finger bekommt. Schlimmer noch die Langwaffen, die dann auch ölige Flecken in der Kleidung machen würden.
    Leinölfirnis dringt ins Holz ein und wird nach - allerdings langer - Trockenzeit hart. Deswegen kann man den Schaft auch später wieder schleifen, als wäre er lackiert. Ölfarben für Gemälde bestehen auch aus Leinölfirnis und werden hart.
    Es hat schon seinen Grund, warum man gute Holzschäfte und Griffteile für Waffen meist mit Schaftöl ölt oder wenn es billiger und schneller gehen soll eben lackiert. Dafür sind halt einige wenige Sachen sinnvoll, andere eben nicht. Wie so oft ist falsche Sparsamkeit fehl am Platze. Wenn es billig sein soll, tut's die einfache Dose Leinölfirnis aus dem Baumarkt. Das ist sogar billiger als Nähmaschinenöl. Man muss es nur suchen und kaufen.

  • Hier endlich auch mal Bildmaterial. Oben der Zustand nach dem Feinschliff und vor der Ölung. Unten direkt nach dem ersten Ölen. Macht ja sogar richtig Spaß :D
    Für meine laienhaften Augen sieht das schon super aus, Fotos vom endgültigen Zustand folgen natürlich.

  • Nachdem ich schon dutzende Schäfte geschliffen, gebeizt und geklarlackt habe dachte ich mir ich versuche es auch mal mit einem Ölschaft. In diesem Fall bot sich der Schaft einer heruntergekommenden FWB 300s an.
    Begonnen habe ich mit dem obligatorischen Abschleifen des Klarlackes auf den großen Flächen mit 180er Schleifpapier. Die Punzierung habe ich zuvor sorgfältig mit Backofenspray und Zahnbürste gereinigt.Vor dem Schleifen wurde die Punzierung des Griffes pingelig abgeklebt. Rund um die Punzierung habe ich nur 360er Schleifpapier verwendet. Beulen und Dellen gingen mit dem Dampfbügeleisen ganz gut raus. Es folgten schleifen, wässern, trocknen, schleifen, wässern, trocknen usw.

    Im Gegensatz zu einigen anderen schleife ich nicht mit feinerem Papier als 380er, ist mir auch so glatt genug. Da ich eher dunkle Schäfte mag wurde der Nusschaft in mahagoni mit einer Beize auf Wasserbasis gebeizt. Den Griff habe ich zuvor mit einem Mini-Haarpinsel in Mooreiche gebeizt, er wirkt jetzt schwarz.

    Nach dem Trocknen habe ich mit dem Pinsel eine erste Schicht Hartöl GE 110 von Proterra satt aufgetragen. Ich hatte noch einen Rest im Keller stehen. Ich behaupte mal, dass sich die ganzen Öle auf Leinölbasis nicht grundsätzlich voneinander unterscheiden. Tru Oil mal ausgenommen.

    Nach ca 30 Minuten nahm ich mit einem Baumwollballen das überschüssige Öl auf bis sich das Holz trocken anfühlt. Der Schaft durfte einen Tag trocknen. Die zweite Schicht habe ich nach Herstelleranweisung mit einem sehr feinem Schleifvlies einmassiert und wieder mit dem Baumwollballen verrieben. Mittlerweile sind 14 Tage vergangen, Vorgestern ist die 6.Schicht Hartöl drauf gekommen. Das Holz fühlt sich schon ziemlich trocken und sehr angenehm an.

    Umbedingt zu empfehlen bei der ganzen Sache ist ein selbstgebauter Schafthalter. Man kann den öligen und klebrigen Schaft schlecht irgend wo ablegen, unschöne Abdrücke wären die Folge.

    Die Maserung des Holzes wird sehr schön angefeuert, das Holz "lebt".
    Ich bin begeistert.

    Die anderen Schäfte werde ich auch ölen, allerdings nicht mehr beizen. Zusammenfassend alles eine Menge Arbeit, aber das Ergebnis befriedigt.
    Das letzte Bild ist vor einer halben Stunde "geschossen" worden. Im Moment muss der Schaft noch draußen im UV-Licht und Sauerstoff weiter aushärten, Wärme allein in der Wohnung beschleunigt nicht die Trocknung.

    LG der Jörg






  • Hallo zusammen, die Griffe sind mittlerweile dreifach geölt, bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Allerdings habe ich gerade gemerkt, dass das Öl nach dem "Trockenwischen" an einigen Stellen sogar wieder austritt, ein paar Sekunden nach dem gründlichen Entfernen der Ölreste sind wieder ein paar Öltropfen auf dem Holz zu sehen. Ist das normal? Muss ich das immer wieder abwischen oder was kann man dagegen tun?