Vorderlader - Kanonen

Es gibt 133 Antworten in diesem Thema, welches 40.092 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. April 2022 um 11:28) ist von edwin2.

  • Ich meine mal gelesen zu haben, dass beim Böllerbau verlötete Verschlüsse oder Rohrteile auch nicht zulässig sind. Daher wird das wohl generell bei VL gelten dürfen.
    Das mit dem Drall kann stimmen. Bei kurzen Läufen sieht mal den krummen Verlauf nicht immer. Lt. der Tabelle von Lothar Walther baut er VL-Läufe mit einer Dralllänge von 45 - 120 cm:
    http://www.lothar-walther.de/43.php

    Man kann den Drall aber beim Putzen merken. Ein guter Putzstab mit Lagerung dreht sich, wenn man ihn mit strammen Patch einführt oder zieht. Bezogen auf der Lauflänge wird das dann 1/4 Umdrehung oder mehr sein.

    Interessantes Detail am Rande: Alle mir bekannten Drallbohrungen sind rechts- gerichteten Drall. Ausnahme ist nur meine 1911 Les Bear. Die dreht links. Eine Begründung auf den fast immer vorkommenden Rechtsdrall habe ich noch nicht gefunden. Zugegebenermaßen habe ich bei VL nicht so genau geschaut.

  • Die Zinnfiguren eines preußischen Geschützzuges


    Da muss ich glatt mal im Keller suchen gehen. Von dem Geschütz mit Pferden und Reiter müsste ich eigentlich noch die Gußformen aus meiner Kindheit haben.

    Aus technischen Gründen befindet sich die Signatur auf der Rückseite des Beitrages!

  • Bei der Überprüfung der Ausbuchtungen im Lauf in Höhe der Schildzapfen mit dem Innentaster ergab sich ein Wert von einem Zehntel. Da sich die Schildzapfen direkt gegenüberstehen also eine Laufverengung an dieser Stelle von zwei Zehntel. Wohl nicht so relevant das sie dadurch keinen Beschuß erhalten hätten.
    Inwieweit sich diese Abdrücke im Flugverhalten der Bleikugeln auswirken, da kann man sicher nur spekulieren.


    @ LEP FAN

    Diese Formen werden mitunter auch bei Ebay für kleines Geld angeboten.
    Interessant die Preise für fertig bearbeitete und bemalte Figuren, die meißt ein mehrfaches der unfertigen Figuren beträgt. Und da gibt es ordentliche Unterschiede im Grad der Bearbeitung, bis hin zu einer Perfektion die diese Figürchen zu kleinen Kunstwerken werden lassen.
    Ich selber habe mich noch nicht mit diesem Zinnfigurenthema beschäftigt, habe aber beim Betrachten einer Figur unter der Lupe gesehen das ein enormer Arbeitsaufwand in der Berarbeitung liegt wenn man nicht nur mal eben grob die Gußnähte entfernen will.

    @ Floppyk

    Die Frage von verlöteten oder nicht verlöteten Kanonenrohrteilen stellt sich nach meiner Recherche auch erst im 20. Jahrhundert.
    Vorher sind die Rohre wohl wie die Originale im Ganzen gegossen worden.
    Modelle gab es schon seit Kanonen hergestellt wurden und sind in den Museen zu bewundern. Ursprünglich dienten sie als Anschauungs - und Lernmaterial zur Ausbildung der Artilleriebedienungen und Kanoniere.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • ....
    Man kann den Drall aber beim Putzen merken. Ein guter Putzstab mit Lagerung dreht sich, wenn man ihn mit strammen Patch einführt oder zieht. Bezogen auf der Lauflänge wird das dann 1/4 Umdrehung oder mehr sein....

    Wenn man an diese gelagerten Putzstöcke eine 360° Skala mit Zeiger anbauen würde könnte man den Drall genau ablesen.
    Oder gibt´s das schon?

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

    Einmal editiert, zuletzt von Zündnadel (8. September 2014 um 14:46)

  • Ich wüsste nicht, aber im Prinzip kann man sich sowas ja einfach basteln. Gute Putzstöcke für Patronenwaffen haben einen kugelgelagerten Griff, wie z.B. die von Dewey. Allerdings braucht man bei VL den Putzstock auch als Krätzer, Wischer usw. und daher haben die für VL vorgesehenen Stöcke meistens/immer (?) keine drehbare Lagerung im Griff. Falls man da was kauft, sollte man diesen Umstand wissen. In Sachen VL benutze ich einen festen Stock, der aber mit verschiedenen Aufsätzen versehen werden kann. Liegen dann auch im Set dabei.

  • .....und daher haben die für VL vorgesehenen Stöcke meistens/immer (?) keine drehbare Lagerung im Griff. Falls man da was kauft, sollte man diesen Umstand wissen. In Sachen VL benutze ich einen festen Stock, der aber mit verschiedenen Aufsätzen versehen werden kann. Liegen dann auch im Set dabei.

    Bei glatten Kanonenläufen hat ja der nicht gelagerte Putzstock Tradition. Da würde der Drehbare auch wenig Sinn machen.
    Und bei dem kaum vorhandenen Drall bei der Dikar Kanone macht wohl auch ein Gelagerter keinen Sinn.
    Muß mir mal so ein Set bestellen.
    Gibt es da was Universelles für mehrere Kaliber, also selber Putzstock mit kaliberabhängigen, wechselbaren Vorsätzen?

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  • Gibt es da was Universelles für mehrere Kaliber, also selber Putzstock mit kaliberabhängigen, wechselbaren Vorsätzen?


    Ich habe mal einen gebrauchten VL-Koffer gekauft. Da war so ein Set dabei. Mündungsschoner aus Kunststoff für 32/36 sowie 44/45, aufschraubbare Vorsätze für Krätzer, Patchhalter, Ladestock, Läppchenhalter und (?).
    Bei entsprechend kurzen Stöcken für VL-Kurzwaffen würde ich keine mit Verschraubung nehmen. Das stört und falls man mit der Stoßstelle über die Mündung rattert, ist das nicht so gut.
    Nachtrag: Bürsten müssen meistens extra gekauft werden. Da das Verschleißteile sind, achte auf vereinheitlichtes Gewinde. Wer aktiv VL-schießt, braucht die Bronzebürste zum Putzen und den Wollwischer zum feuchten Zwischenwischen während des Schießens. Bürsten werden nach Kaliber ausgesucht. Nylonbürsten reichen m.M. zur Reinigung nicht aus. Zusätzlich empfehle ich auch einen Beutel Patches zum Putzen mitzubestellen. Sie sind nicht so teuer, aber das spart das Gefummel mit passenden Putzläppchen, die ja einigermaßen stramm durch den Lauf passen müssen. Sie sind auch weitgehend fusselfrei. Wenn man die runden Patches nimmt, kann man die Andruckkraft durch außermittiges Aufstecken auf der Spitze des Stocks regulieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Floppyk (8. September 2014 um 16:00)


  • Zitat Floppy K: " Zusätzlich empfehle ich auch einen Beutel Patches zum Putzen mitzubestellen. Sie sind nicht so teuer, aber das spart das Gefummel mit passenden Putzläppchen, die ja einigermaßen stramm durch den Lauf passen müssen. Sie sind auch weitgehend fusselfrei. Wenn man die runden Patches nimmt, kann man die Andruckkraft durch außermittiges Aufstecken auf der Spitze des Stocks regulieren."


    Statt (Reinigungs-) Patches zu kaufen - ich nehme mir einfach einen Packen der etwas dickeren Vlies - Abwaschlappen / Haushaltstücher, und zerschneide diese. Ist das gleiche Material wie bei den gekauften Patches, und kostet fast nichts.

  • Etwas über die Herstellung von bronzenen Kanonenrohren

    Die Arbeitsabläufe die zu einem fertig gegossenen Kanonenrohr führen sind sehr komplex.
    Deshalb will ich am Beispiel eines Bronzerohres kurz anreißen wie das zur Mitte des 18. Jahrhunderts gehandhabt wurde.
    In der Enzyklopedie von Diderot sind Bilder aus einer französischen Gießerei zu finden die den Formenbau zur fertigen Gußform zeigen.

    Zu dieser Zeit konnten die Gießereien schon auf eine Erfahrung von Jahrhunderten zurückgreifen, sodaß es selten vorkam das ein Guß mißlang.
    Durch Ausprobieren war man zu einer Bronzelegierung gekommen die eine erforderliche Zähigkeit und Härte hatte, die Voraussetzung dafür war über einen gewissen Zeitraum Kanonenrohre einsatzfähig zu erhalten. Wenn es hoch kam konnte man die Rohre für 2000 Schuß nutzen. Die Zündlöcher mußten allerdings in dieser Zeit bis zu dreimal erneuert werden.
    Die erforderliche Zähigkeit des Metalls brachte der Kupferanteil, die Härte war vom Zinn abhängig. Man hatte gelernt für unterschiedlich große Geschütze diese Legierung zu variieren.
    Für eine mittlere Rohrgröße verwendete man die Mischung 100 Teile Kupfer und 12,5 Teile Zinn.
    Entscheidend war die Reinheit des Grundmetalls. So war zu dieser Zeit z.B. Zinn aus Japan gefragt, welches eine hohe Reinheit hatte.

    Der Formenbau zur Gußform ähnelte dem Bau der Glockenformen, war aber weitaus komplizierter. Vor allem wenn die Seele mitgegossen werden sollte, wovon man aber irgendwann abkam, denn sie war oft gußbedingt unsauber und mußte nachgebohrt werden. Ein Verfahren was zwangsläufig ungenau war, sodaß man dazu überging Vollgüsse herzustellen die anschließend sauber gebohrt werden konnten.
    Die Formen bestanden aus zwei Teilen, dem Rohrstück und dem Bodenstück, was damit zusammenhing das man ja die eigentliche Form später aus der Gußform entfernen mußte um den dadurch entstehenden Leerraum ausgießen zu können.

    Im Diderot wird der Formenbau des Rohrstücks dargestellt und ich will unter den Stichen kurz anreißen was gezeigt wird.


    Zu sehen ist die erforderliche Drehbank. Auf den Hölzern außen liegt in Nuten die Spindel, ein achteckiger Balken aus Nadelholz, der sich zu einem Ende hin verjüngt, weil er später aus der Form herausgezogen werden muß. Die Stärke dieser Spindel richtet sich nach dem herzustellenden Kaliber.
    Man ist gerade damit beschäftigt auf diese Spindel eine dicke Strohkordel aufzuwickeln, auf die danach die erste Lage der Formmasse, eine Mischung aus Ton, feinem grauen Flußsand, Pferdemist und Kuhhaaren aufgetragen wird.


    Hier wird mittels des Formbretts die eigentliche Rohrform auf die aufgetragene Formmasse übertragen.
    Das Formbrett ist auf der Drehbank im Abstand des halben Rohrdurchmessers befestigt und die Spindel mit der Formmasse wird gedreht, sodaß die überflüssige Formmasse dadurch vom Brett abgestreift wird. Dadurch ergibt sich die spätere äußere Form des Rohres.


    Hier der nächste Schritt, der insgesamt sehr komplex ist. Das Anbringen der Schildzapfen und der Delphinhenkel. Da beides für den späteren Guß hohl sein mußte erforderte dieser Arbeitsgang viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl der Ausführenden.


    Nachdem jetzt die Form des Rohrstücks komplett war wurde sie mit Seife bestrichen, welche als Trennmittel zu den nächsten Schichten aus Formmasse diente, denn nach Fertigstellung der eigentlichen Gußform mußte ja diese Form innen entfernt werden. Deshalb durfte sie sich natürlich nicht mit der innersten Schicht der Gußform verbinden.
    Nachdem die Gußform die erforderliche Stärke hatte wurde das Ganze zur Stabilisierung, und um die Form in die Gußgrube hieven zu können mit einem Eisenkorsett umgeben.
    Darüber kam dann noch eine Schicht der Formasse.


    Hier ist der Trockenvorgang mittels Feuer unter der gesamten Formlänge zu sehen. Das mußte sehr vorsichtig geschehen damit es nicht zur Rißbildung in der Tonmasse kam.
    Die Form wurde dabei ständig gedreht.


    Hier ist die gefüllte Dammgrube vor dem Ofen zu sehen und man ist kurz vor dem Guß.
    Die Kanäle weisen auf vier Rohre hin die gleichzeitig gegossen wurden.
    Vorher wurde in der Grube die innere Form entfernt, die Form des Bodens mit dem Zapfen angesetzt und die gesamte Form gebrannt damit sie dem Guß standhalten konnte.
    Die Rohre stehen mit dem Boden nach unten in der Grube, die dann rund um die Rohre mit Erde, die zwischendurch immer verdichtet wurde, gefüllt wurde, nachdem die erforderliche Gußkanäle gelegt waren.

    Nach der Überprüfung ob die Bronze homogen legiert war und die richtige Temperatur hatte konnte der Guß erfolgen.

    Wie gesagt ein sehr komplexer Vorgang, den man hier nur in Kürze und lückenhaft anreißen kann.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

    Einmal editiert, zuletzt von Zündnadel (9. September 2014 um 16:54)

  • Das anschließende, nicht schußfähige Kanonenmodell mit einer Länge von 43 Zentimetern ist detailmäßig an Feldkanonen zur Zeit Ludwig des XIV. angelehnt, also zu Ende des 17. Jahrhunderts, Anfang des 18. Jahrhunderts, von mir ersteigert zum Drittel des Preises für den sie heute noch in verschiedenen Shops zu bekommen ist.
    Hier noch mit einer prächtigen Verzierung des gesamten Rohres. Diese Dekore sind im Laufe der Zeit fast vollständig verschwunden und haben einer funktionalen Nüchternheit Platz gemacht, wie im vorigen Kommentar die Stiche aus dem Diderot zeigen, die zur Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sind.
    Warum man hier bei diesem Modell die wichtigen Henkel in Delphinform in Höhe der Schildzapfen weggelassen hat ist mir schleierhaft.

    Die Bilder:


    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Hier eine Kanone mit Perkussionszündung.

    Das Rohr hat eine Länge von 21 cm mit 10 mm Bohrung und ist noch nicht fertiggedreht.
    Der fratzige Stahl hat 2 Widea - Drehstähle gekostet, so das ich die endgültige Form einer amerikanischen Bürgerkriegskanone bei einem Freund auf einer größeren Drehbank mit Kühlflüssigkeit vollenden werde.
    Gezündet wird mit einer selbstgebauten Perkussionszündung über Zündhütchen. Der Auslöseteil wird über einen Handgriff zur Seite gedreht und dann das Zündhütchen eingesetzt.


    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

    Einmal editiert, zuletzt von Zündnadel (24. September 2014 um 16:07) aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler

  • Bevor der Thread ganz wegpennt - hier mal mein Modellkanönchen, selbstgebastelt, Cal. 2mm:

    Der Zahnstocher dient zum Größenvergleich.

  • Jo, die Dose ist nett. Auf der Unterseite ist ein Schieber, der gibt einem die Kugeln passend 'raus :^)

  • ein Hallo an alle Kanoniere hier ............
    Man(n) sieht hier so viele wunderschöne Modell Kanonen, stammen die alle aus einem Bausatz oder sind die teilweise auch
    selbst entwickelt ? (schussfähig sollten sie schon sein)
    Ich bin ein Neuling in dieser Kanonen Branche !
    Aber ein VL Schütze !
    Jetzt mal meine Frage :
    Wo bekommt man solche Kanonenrohre ?
    Wo bekommt man die Beschlagteile an den Lafetten ?
    Wo bekommt man solche Holzspeichenräder ?

    wer kann mir hier weiterhelfen ?(
    bedanke mich
    der Rönsahler