Was soll "dieseln" sein?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.655 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Juni 2011 um 00:17) ist von Musashi.

  • Hey Leute ich bin aus dem Lexikon nicht ganz schlau geworden.


    "Unter Dieseln versteht man bei Federbetriebenen Druckluftwaffen wenn es durch Kompression von Luft und Öl zu einer Explosion kommt. Hervorgerufen wird die Explosion wenn sich leichtenzündliches Öl in der Kolbenkammer befindet. Durch das dieseln können die Dichtung sowie andere Bauteile schaden nehmen. Neue Gewehre dieseln teilweise bei den ersten schüssen was normal ist."


    Kann es sein das mein haenel 312er deswegen ständig Rauch nach einem Schuss in Lauf und Ladeluke hat?

    habe jetzt etwa 500 Dias verfeuert und es ist immernoch gleich, oder liegt es an den Dias? (Umarex Mosquitos und Rundkopf)

  • Hallo,
    es gibt Waffen die dieseln immer leicht... wie z.B. die HW45. Wenn es etwas qualmt ist es nicht schädlich, einige Waffen brauchen das sogar um an die maximale Leistung zu kommen. Knallt der Schuss aber laut oder sieht man sogar an der Mündung Feuer so ist das sehr schädlich. Die Feder kann brechen, Dichtung nimmt Schaden. Ich hab da vor tagen nen Link von Umarex USA bekommen, ich guck mal. Mein 312er hat auch immer leicht gequalmt, ist normal.

    Gruß, David

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  • Aber was ist dieses dieseln denn jetzt genau bzw. wie kann man es feststellen? Viele reden hier vom dieseln aber ich komm nicht dahinter. Ist es wenn Fett/Schmiermittel aus der Mündung kommt? (das hatte ich bei den ersten 10-20 Schüssen nach der Wartung)

  • Hallo,
    wenn leicht enzündbares Öl/Fett im Kolbenraum ist dieselt das. Durch die Kompression im Druckraum wird es ja warm... und dadurch entzündet sich das dann Öl. Dann knallt es auch recht laut und die V0 ist höher..dadurch trifft man auch schlecht da die V0 immer verschieden ist. Das passiert oft wenn man den Lauf mit Öl reinigt und dann das Gewehr hochkannt hinstellt. Dann läuft das Öl in den Kolbenraum.

    Gruß, David

    Edit: hier mal der Link: http://www.umarexusa.com/pages/dieselin…=ZeroedIn-Jun11

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  • "Have you noticed smoke coming out of the barrel or breech of an air rifle or an unusually loud shot?"

    Dem Link zufolge dieselt mein 312er aber ganz gewaltig, es ist zwar nicht ungewöhnlich laut, aber es qualmt definitiv gewaltig. Ich dachte immer es wäre der Abrieb vom Dia der verdampft wegen der Reibung im Lauf.

  • Was ich daran nicht verstehe ist die mehrfach genannte längere Zeitdauer des Dieselns...irgendwann muss das Zeug doch mal verbraucht sein. Da hängt doch kein halber Liter Öl im System.

    Und er sprach: Das größte Rätsel, süßes Kind, das ist die Liebe - doch wir wollen es nicht lösen. (Heinrich Heine)

  • Machen wir es mal einfach.

    Ein moderner 1L-Dieselmotor schaftt 100km mit 3 Litern.
    Gehen wir mal von 3000U/min aus und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100km/h.
    In dieser Stunde macht er also 180.000 Umdrehungen, und verbrennt dabei 90 Kubikmeter Gas-/Luftgemisch.

    Wenn ich mich jetzt nicht irre, ist das Verhältnis Luft/flüssiger Diesel also 30.000/1 (mit Diesel als Aerosol gerechnet ist das Verhältnis natürlich ein anderes!).

    Ein LG nehmen wir mit einem Kolbenvolumen von 50ccm an.
    Oder 50.000cmm, damit kann man einfacher rechnen.
    Es reicht also eine Menge von 0,167Kubikmillimetern Öl aus, um ein LG unter Motorbedingungen dieseln zu lassen.

    Nun arbeitet ein Dieselmotor mit geradezu lächerlicher Verdichtung von 20:1 und einer recht langsamen Verdichtung.
    In einem LG kann das ein Vielfaches davon sein, was auch noch schneller verdichtet wird, die zum Zünden nötige Ölmenge reduziert sich entsprechend.

    Soviel braucht es also nicht.


    Stefan


    ps:
    Hoffentlich habe ich jetzt keinen Mist geschrieben!

  • Das nennt man "dieseln" weil es im Endeffekt der gleiche Effekt ist wie bei einem Dieselmotor. Durch die Kompression wird das im Kolbenraum befindliche Öl zur Selbstzündung gebracht. Ballistol z.B. dieselt ganz ordentlich.

    Das ist übrigens schädlich für die Kolbendichtung, außer bei den FWB-Modellen wie dem 300S, denn die haben eine Kolbendichtung aus Metall. Trotzdem sollte man auch hier den Dieseleffekt vermeiden, denn es führt zu schwankenden Mündungsgeschwindigkeiten bei den Schüssen, das heißt die Treffpunktlage ändert sich ständig.

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Ein moderner 1L-Dieselmotor schaftt 100km mit 3 Litern.
    Gehen wir mal von 3000U/min aus und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100km/h.
    In dieser Stunde macht er also 180.000 Umdrehungen, und verbrennt dabei 90 Kubikmeter Gas-/Luftgemisch.

    Mal Nebenbei, es sind 180m³, es sei denn der Motor hat 2 Zylinder und deine Rechnung bezieht sich pro Zylinder.

    Könnte man mit einer Glühkerze das System zu einem Mehrlader umbauen? :D

  • Falsch.

    Die Zylinderzahl ist unerheblich, wichtig sind Hubraum und Funktionsprinzip.
    Es ist ein Viertaktmotor, ist wird also jeder Zylinder nur alle zwei Umdrehungen gezündet.

    Betrachten wir den einzelnen Zylinder eines 1Liter-Drezylinders:
    180.000 Umdrehungen, also 90.000 Zündungen.
    0,33 Liter Hubraum, also 90.000 x 0,33l macht 30.000 Liter.
    Drei Zylinder, also 90.000 Liter.

    Nun den einzelnen Zylinder eines 1Liter-Vierzylinders
    180.000 Umdrehungen, also 90.000 Zündungen.
    0,25 Liter Hubraum, also 90.000 x 0,25l macht 22.500 Liter.
    Vier zylinder, also 90.000 Liter.

    Den Zweizylinder spare ich mir jetzt, denn das Ergebnis ist klar:
    Ein Viertakter verbrennt pro Umdrehung exakt die Hälfte seines Hubraums.


    Nochmal zum LG:
    Bei dem richtigen Druck-/Temperaturverhältnis verbrennt auch Luft, genaugenommen der in ihr enthaltene Stickstoff.
    Passiert in jedem KFZ-Motor, deshalb enthält Abgas auch Stickoxide.
    Je heißer, desto mehr.

    Das passiert auch in einem LG.
    Es muss nun garnicht der komplette Kolbenraum ein zündfähiges Öl-/Luftgemisch enthalten, ein kleiner Bereich ist ausreichend.
    Wenn dieser zündet, damit ausreichend Temperaturerhöhung erzeugt und der sonstige Druck stimmt, so zündet auch die Luft durch.
    Und wieder brauchen wir etwas weniger Öl, um eine Verbrennung zu erhalten.


    Stefan

  • Beim Luftgewehr kann das vorhandene Öl im System nicht bei einem Schuss abbrennen. Dazu ist es zu schwer entflammbar, gibt seine Wärme gleich an das umliegende Metall ab und es wäre auch nicht genügens Sauerstoff im kleinen Lauf vorhanden. Aus diesem Grund kann im Gewehr ein genügend großer Ölvorrat sein, um viele hundert Schuss hindurch zu dieseln.

    Eine Kuriosität am Rande: Für das Weihrauch Hw 35 gab es früher das "Barrakuda"- System, bei dem am Lauf seitlich ein kleines, wattegefülltes Reservoir angebracht war. In dieses wurden einige Tropfen Äther gegeben. Durch das "Dieseln" zündete der Äther und trieb das Geschoss mit einer für damalige LGs unvorstellbaren Wucht an. Nach heutiger Gesetzeslage wäre das natürlich eine Feuerwaffe!


  • Aber was ist dieses dieseln denn jetzt genau bzw. wie kann man es feststellen? Viele reden hier vom dieseln aber ich komm nicht dahinter. Ist es wenn Fett/Schmiermittel aus der Mündung kommt? (das hatte ich bei den ersten 10-20 Schüssen nach der Wartung)

    der schuß beim dieseln ist wesentlich lauter, da es zu einer explosion kommt. es gibt sehr viele die das dieseln absichtlich herbeiführen indem sie etwas öl auf den kelch geben oder direkt in den kompressionsraum, dann hört man gut den unterschied.

    bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat. werner heisenberg

  • Stefan.... meinen Dank,

    ein sehr schöner Vergleich, ein wirklich überaus schöner Vergleich :)
    Du hast aber etwas nicht erwähnt, was für dich natürlich selbstverständlich ist, aber vielleicht nicht für jeden User hier: Dieselmotoren sind Selbstzünder. Das Gas-Öl-Gemisch entzündet sich allein aufgrund des hohen Drucks durch den/die einmal in Gang gesetzten Kolben.

    Damit ist die Parallelität zum Federdruckluftgewehr perfekt.

    Wie oben schon gesagt, muss ein gutes Federdruck minimal und gleichmäßig bei jedem Schuss Öl verbrennen. Daraus bezieht es einen Teil der Eo und vor allem auch einen Teil der Gleichmäßigkeit der Vo.

    Allein aus diesem Gedanken wird deutlich, wie wichtig die perfekte Fettung eines Federdruckluftgewehrs und die Art des Fettes, bzw. sein Brennwert. Man kann sein Gewehr mechanisch optimieren wie man will. Stimmt das Fett und die Art der Fettung nicht, gibt es nur unbefriedigende Ergebnisse.

    Von dem negativen "Dieseln" spricht man eigentlich nur dann, wenn das Fett nicht passt oder die Art der Fettung (zuviel oder an falscher Stelle),. Dann ist die Zündung des Luft/Fett-Gemisches zu heftig und vor allem auch absolut nicht gleichmäßig.
    Erstens trifft man nichts mehr, zweitens wird Kolben und Feder durch die "Explosion" so heftig zurückgeschleudert, dass die Feder extrem leidet, in manchen Fällen nach nur einem "Explosionsschuss" bricht.

    Ich will mich aber ganz sicher nicht hier in diesem Thread als "Schlaumeier" aufspielen.
    Ich zieh den Hut vor HWJunkies Erläuterung. Diese ist wirklich mal wieder ein seltenes Highlight in diesem Forum.

    Danke und Gruß
    Musashi