Bevor wir uns hier die Köpfe einschlagen sollten wir uns doch einmal Gedanken machen, was in unserem Kulturkreis das Verhältnis zu einer Waffe bestimmt.
Wir haben uns ja in unserer Geschichte unsere Rechte kaum erkämpft, sie wurden uns nach dem Krieg von den westlichen Siegermächten "aufgestülpt".
Davor haben wir eine lange Geschichte, in der das Volk von Kirche, Adelskaste,
Feudalherren und Polizeidoktrin beherrscht wurde.
Unter deren Herrschaft war die Waffe ausschließlich ein Requisit autoritärer Macht. - eine kleine Gruppe Auserwählter entschied über Gewaltausübung im Rahmen der von ihnen erlassenen Gesetze. Die Waffe war stehts eine Leihgabe der Mächtigen, der Umgang mit ihr war von diesen reglementiert und befehlsgebunden. Die Untertanen erhielten sie nur in den von den Mächtigen befohlenen Kriegen und mussten sie danach schleunigst wieder abgeben.
Wenn das nicht geschah - wie etwa in der Meuterei der Marinesoldaten und den Arbeiter- und Soldatenräten nach dem 1. Weltkrieg hatten die Herrschenden ein echtes Problem.
Länder mit einer erkämpften Demokratie haben deshalb ein liberales Waffenrecht. Wir haben das nicht. Und die panische Abscheu vor Waffen bei den meisten kommt eben aus dem, was in unserem Kulturkreis für richtig erachtet wird - und diese Wertevorstellung hat sich aus dem Untertanengeist unserer Vergangenheit entwickelt.
Hier geht es nicht nur um das Waffenrecht. Die meisten von uns können sich gar nicht vorstellen, dass ein Gemeinwesen funktioniert, ohne das der Staat bis ins kleinste vorschreibt, was seine Bürger zu tun haben. Und das nährt auch die Vorstellung, dass sofort ein Bürgerkrieg losbricht, wenn das Waffenrecht gelockert würde.
Aber was ist das für eine naive Vorstellung, dass die Menschen sich nur deshalb nicht an den Kragen gehen, weil sie keine Waffen haben. Befasst Euch einmal mit den Bauernkriegen und ihr werdet sehen, das alles was sticht und schneidet eine Waffe ist. Also sofort Baumarkt nur mit WBK betreten und Abgabe von Benzin nur noch in Tanks, die nur von mehrfach geprüften Staatsorganen zu öffnen sind. Denn wenn die Menschen wirklich so mordlustig sind, wie einige hier annehmen, warum stecken sie sich dann nicht gegenseitig die Buden an und hauen sich mit Äxten und Sensen nieder?
Allerdings kann man sich mit Äxten und Sensen nicht gegen eine bewaffnete Staatsmacht wehren, die einen zu etwas zwingen will, was von der Mehrheit abgelehnt wird. Ein strenges Waffengesetzt ist die Angst der Agierenden vor dem Volk und nichts anderes.