Verständnisfrage "Polymer"

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 6.587 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. April 2007 um 16:28) ist von Bismarck666.

  • Hallo Leute,
    leider bin ich kein "Techniker vor dem Herrn", daher meine evtl. etwas doofe Frage: bei vielen modernen Waffen findet man ja "Polymere" als Bauteile einer Waffe (Griffstück etc.). Warum werden denn nicht z.B. auch Lauf und diverse Teile, welche aktuell aus Metall gefertigt werden, auch aus Polymer hergestellt?

    Würde dies die Produktionskosten (und damit die Endverbraucherpreise) nicht drastisch senken?

    Grüße,
    Sascha

  • Das Griffstück meiner P30 von Heckler&Koch ist aus glasfaserverstärktem Kunststoff - Polymer. Der Rest ist konventioneller Waffenbau. Aber so falsch ist Dein Gedanke nicht, wenn man nur eine SSW betrachtet. Für scharfe Waffen würde es keinen Kunststoff geben, der den Gasdruck - bei einer 9 Para immerhin 2600 Bar - aushält. Selbst wenn der Kunstofflauf halten würde, bläht er sich dennoch geringfügig auf, so dass keine Gasdicktigkeit zwischen Lauf und Geschoss zustande kommen. Hinzu kommt die Dauerhaltbarkeit. Heutige Läufe halten mindestens 10.000 Schuss aus.
    Aber wer weiß was die Zukunft bringt.

  • Naja der konventzionelle Waffenbau hat den Nachteil, dass er teurer ist, aber wenn man sich selbst bei SSW das ansieht so sind die älteren Modelle einfach die die am unverwüstlichsten sind.
    Da sind die Griffstücke wenn aus Plastik.

  • Zitat

    Original von Jeri Ryan Fan
    Polymer ist nix weiteres als etwas härteres Plastik und damit willste einen Lauf machen? *lach* *lol*

    Danke,
    auch Flugzeuge, in denen *Menschen* transportiert werden, werden (zumindest teilweise) aus glasfaserverstärktem Kunststoff gemacht. *lach* :laugh:

  • Floppyk: danke für die Info - also sind diese Verbundstoffe doch nicht sooo nah an Stahl und Konsorten dran...

    Ich habe mich nur deßhalb gefragt, weil ich schon öfters über die Wunder wirkenden Eigenschaften von diesen gelesen habe. Tja, die Zukunft wird es zeigen :)

  • Die Idee ist einfach nachzuvollziehen:
    1. Kunststoffgriffstücke lassen sich genauer fertigen, so dass eine Nacharbeitung oder Anpassung weitgehenst entfällt. Somit werden die Produktionskosten drastisch gesenkt.
    2. Kunststoff als Rohstoff ist billiger.
    3. Das Waffengewicht sinkt. Die Anfoderungen aktuellen Ausschreibungen für Behördenwaffen sind ohne Polymereinsatz kaum noch zu schaffen.
    4. K. ist korrisionsfest
    5. K ist stabiler und insgesamt haltbarer. Man glaubt es kaum, aber bis K. bricht, ist Metall längst verbogen oder vermackt, was zur Funktionsunfähigkeit führt. Es gab da mal einen beeindruckenden Glock-Film, was so eine Plastikwaffe alles aushält.
    6. Polymerwaffen haben im Prinzip nur einen Nachteil - viele mögen sie nicht.
    Ich habe u.a. eine P30 und eine Elite in 9 Para. Sie bekommen nur Minimalpflege alle 1-2 tausend Schuss.

  • ... und mal nicht das Mündungsfeuer bei SSWs oder "echten" Waffen vergessen.

    Würde doch sicher nett aussehen, ein nach 3 Probeschüssen zu einen Plastikklumpen zusammengeschmolzener lauf.

    Polymere halten zwar einigen Druck und mechanische Schwingungen aus, aber die se sind nicht hitzebeständig. Deswegen scheiterts auch, zum Glück würde ich sagen, ich hasse Plastikknarren.

    Mormel

  • Zitat

    Original von Mormel
    ich hasse Plastikknarren.
    Mormel


    Ja, da ist so einer. Hat wahrscheinlich noch nie eine Polymerwaffe in der Hand gehabt geschweige mit geschossen.

  • Zitat

    Original von Jeri Ryan Fan
    Naja der konventzionelle Waffenbau hat den Nachteil, dass er teurer ist, aber wenn man sich selbst bei SSW das ansieht so sind die älteren Modelle einfach die die am unverwüstlichsten sind.


    Aufgrund der enormen Temperatur- und Druckbelastungen werden Läufe nicht aus Polymer gefertigt.

    Wo aber ein weiter elastischer Bereich sinnvoll und zuträglich ist, sind Polymere ganz klar dem Metall überlegen.

    Als Beispiel möchte ich einmal die Griffstücke der Glock-Pistolen nennen. Jede Ganzstahlpistole kann hier in Punkto Haltbarkeit und Pflegeaufwand einstecken. Die Waffe kann aus einem Flugzeug geworfen und vom LKW überrollt werden und funktioniert immer noch zuverlässig. Bevor jetzt wieder „plastic bad – forged steel good“ kommt: Ich schieße regelmäßig sowohl diverse Glocks als auch eine SIG P210 und verschiedene 1911er, hat also mit Überzeugung und nichts mit Ideologie zu tun.

    Anderes Beispiel: AR15-PMAGs von MagPul (ursprünglich fürs Masada entwickelt); auf den Magazinen kann man brachial rumhüpfen (wenn es denn sein muss), das hält kein konventionelles Magazin aus.

    €: @ Floppyk: P30 :n1: - eine sehr schöne Waffe, zu der ich gleich noch eine Frage habe: Wackelt auch bei Dir der (rechtsseitige) Verschlussfang etwas? Das ist das einzige, was mich etwas an der Pistole stört (was freilich nichts mit der Frage Metall oder Kunststoff zu tun hat).

    Einmal editiert, zuletzt von sunix (10. April 2007 um 12:25)

  • @ Floppyk

    nö. habe ich nicht und tu ich mir auch nicht an. Ich sehe die solide Fertigung aus Stahl als Maschinenbaukunst an. Spritzgegossenes Zeug stellt für mich nichts mehr mit dem kunstvollen Metallhandwerk dar (mal von den Spritzformen abgesehen)

    Nicht auszudenken, wenn meine Fräsmaschine oder Drehbank plötzlich aus Polymer wären...

    Mormel

  • Zitat

    Original von sunix
    [@ Floppyk: P30 :n1: - eine sehr schöne Waffe, zu der ich gleich noch eine Frage habe: Wackelt auch bei Dir der (rechtsseitige) Verschlussfang etwas? Das ist das einzige, was mich etwas an der Pistole stört (was freilich nichts mit der Frage Metall oder Kunststoff zu tun hat).


    Kann ich leider bestätigen. Ich habe die Waffen gekauft, weil sie eine der wenigen ist, die komplett von Linkshändern bedient werden kann. Manchmal haben wir Linkshänder auf unserer Waffensachkundeschulung.
    Schade finde ich auch, dass sie nicht die durchsichtigen Kunststoffmagazine der Elite hat.
    Nachtrag: Welche Abzugsvariante hast Du? Ich habe die V3.

    Einmal editiert, zuletzt von Floppyk (10. April 2007 um 12:36)

  • Zitat

    Original von Mormel
    nö. habe ich nicht und tu ich mir auch nicht an.
    Mormel


    Schade, ich hätte Dich gerne mal auf unserem Schießstand eingeladen.

    Zitat

    Original von Mormel
    Ich sehe die solide Fertigung aus Stahl als Maschinenbaukunst an. Spritzgegossenes Zeug stellt für mich nichts mehr mit dem kunstvollen Metallhandwerk dar (mal von den Spritzformen abgesehen)
    Mormel


    Wir wollen und dürfen ja keine Waffen oder -Teile davon fertigen. Klammere doch einfach Deine Kunst der Metallbearbeitung mal aus und betrachte die Waffe als Sportwerkzeug, die keine Nacharbeitung nötig hat.
    Bislang haben auch gestandene Sportschützen meine Elite gern geschossen. Das Teil schießt nämlich prima und trifft und das tausende Schuss ohne eine einzige Störung. Einzig der lange Vorweg des Abzuges ist gewöhnungsbedürftig, aber das wiederum hat nichts mit der Polymerwaffe an sich zu tun.

  • Zitat

    Original von sbulazel
    auch Flugzeuge, in denen *Menschen* transportiert werden, werden (zumindest teilweise) aus glasfaserverstärktem Kunststoff gemacht.

    Und? Druckrümpfe werden eher aus Glasfaserverstärktem Aluminium (GLARE) hergestellt. Und da reden wir von Drücken die in etwa ein 5000-Faches geringer sind als bei einer Schußwaffe.

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

  • @ Floppyk: Das wackeln des Verschlussfanghebels scheint ja dann „normal“ zu sein (habe ich bisher bei zwei P30 selbst beobachtet und Du bist der zweite, der mir das auch aus der Ferne bestätigt).

    Zitat

    Original von Floppyk
    Nachtrag: Welche Abzugsvariante hast Du? Ich habe die V3.


    Ich hab leider keine P30, aber meine Schwester interessiert sich sehr für die Waffe (so dass vielleicht doch noch eine den Weg in die Familie findet).

    Hatte bisher zwei P30 kurz in der Hand, beides ebenfalls V3 – leider hatte ich noch keine Möglichkeit, die Pistole zu schießen (waren beide von Kollegen, die sie ganz neu hatten und da wollte ich Ihnen nicht gleich Ihr neues Schätzchen abspenstig machen – v.a. weil der Andrang diesbezüglich von anderen schon fast unverschämt war).

    Mein Zweitverein will allerdings jetzt eine P30 als Vereinswaffe anschaffen und wenn die Kollegen nicht mehr im „Neuerwerbsrausch“ sind, dann kann ich sicher mal eine ausgiebig probe schießen.

  • Zitat

    Original von Erklärbär

    Und? Druckrümpfe werden eher aus Glasfaserverstärktem Aluminium (GLARE) hergestellt. Und da reden wir von Drücken die in etwa ein 5000-Faches geringer sind als bei einer Schußwaffe.

    Sorry, ich wollte nur in "ironischer Weise" eine Antwort auf die erste Antwort auf meine Frage (bitte lesen, ich bin *kein* Technikus) geben - nicht klugscheißen.

  • @Sunix
    Da Du "Kollege" schreibst- die P30 ist in Deutschland bislang nur an den Zoll geliefert worden. Die haben nicht die V3 Variante bekommen. V3 ist normales DA/SA. Der Zoll hat eine DAO Variante bekommen. Die V-Nummer habe ich auch die Schnelle nicht gefunden. Das dazu.
    Zumindest bis Januar diesen Jahres war privat nur die V3 Varaiante lieferbar, weil die andere Abzugsvariante für die Zollauslieferung reserviert wurde.
    Daher weiß ich nicht welche P30 Du in Händen gehabt haben willst. Die V3 ist definitiv nicht als Dienstwaffe vorgesehen und nach den technischen Richtlinien auch nicht zulässig.
    Ich bin kein Kollege und habe meine P30 V3 privat gekauft. Geliefert wurde diese über Akah.

  • Nun, es klingt natürlich toll was Kunststoff alles kann, aber ihr habt bisher einen wichtigen Punkt vergessen - nämlich die Tatsache dass Waffen die rein aus Kunststoff bestehen nicht mehr von Metalldetektoren festgestellt werden können. Und aufgrund dieser Tatsachen gehe ich nicht davon aus dass die europäischen Staaten derartige Waffen zulassen würden. Es gibt ja doch auch keine zivilen Keramik-Waffen, obwohl man fertigungstechnisch schon längst soweit wäre.

    Gruß Georg

    "Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in die Zukunft folgen!"
    (Adolf Hitler, Reichsparteitag am 15.09.1935)

  • Zitat

    Original von sunix
    Aufgrund der enormen Temperatur- und Druckbelastungen werden Läufe nicht aus Polymer gefertigt.

    Wo aber ein weiter elastischer Bereich sinnvoll und zuträglich ist, sind Polymere ganz klar dem Metall überlegen...

    Aha, danke! Werden denn z.B. auch Federn oder andere "bewegliche Teile" in Waffen aus KuSto hergestellt? Oder ist ein Verbundstoff doch nicht so "abriebfest" wie Stahl etc.?

    Ist denn nicht Keramik besonders druckfest (also z.B. als Lauf)? In der Elektrik wird / wurde z.B. bei Freileitungen oft mit Keramik"puffern" gearbeitet, eben wegen der Druckfestigkeit (soweit ich mich erinnere :)

    Grüße,
    Sascha

  • Zitat

    Original von Floppyk
    @Sunix
    Da Du "Kollege" schreibst- die P30 ist in Deutschland bislang nur an den Zoll geliefert worden. Die haben nicht die V3 Variante bekommen. V3 ist normales DA/SA. Der Zoll hat eine DAO Variante bekommen. Die V-Nummer habe ich auch die Schnelle nicht gefunden. Das dazu.
    Zumindest bis Januar diesen Jahres war privat nur die V3 Varaiante lieferbar, weil die andere Abzugsvariante für die Zollauslieferung reserviert wurde.
    Daher weiß ich nicht welche P30 Du in Händen gehabt haben willst. Die V3 ist definitiv nicht als Dienstwaffe vorgesehen und nach den technischen Richtlinien auch nicht zulässig.
    Ich bin kein Kollege und habe meine P30 V3 privat gekauft. Geliefert wurde diese über Akah.


    Mit "Kollege" meine ich in diesem Fall den VEREINSKOLLEGEN. Der Rest ist mir durchaus bekannt...

    Zitat

    Original von Floppyk
    Daher weiß ich nicht welche P30 Du in Händen gehabt haben willst.


    Aber ich weiß es - V3 bleibt V3...

    Einmal editiert, zuletzt von sunix (10. April 2007 um 13:26)