Zeigt her eure selbstgebauten Western Schatullen für Revolver und Winchester

Es gibt 174 Antworten in diesem Thema, welches 26.565 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. März 2023 um 16:40) ist von SusiQuadro.

  • wenn so eine Fake-Kopie auftaucht


    Ich kaufte mir meinen ersten Neo Klassiker anno 1971, nannte sich Reb Nord Army, hatte einen runden 5" Lauf Kaliber .36 und einen Messingrahmen. Gab zu der Zeit eine ganze Menge solch kruder "Replicas. Wären heute ein schönes ein eigenes Sammeklgebiet: "Neo Klassicer bohne historisches Vorbild".

    Mein Griswold und Gunnison hat eine derartige Grundlage: Bausatz von FPA für sFr 90.-. Mein Freund Dieter nahmn sich seuner an, drehte den Lauf auf rund, gravierte den Rahmen und bläute die Stahlteile und schenkte ihn mir zum Geburtstag. Hat einen Ehrenplatz in meinem kleinen Arsenal:

    Mitr

    Ich habe keine Probleme mit Lactose und Gluten. Als Ausgleich leiste ich mir ein paar Intoleranzen im zwischenmenschlichen Bereich.

  • Hallo,
    ok, jetzt bin ich ganz verwirrt....ist meiner jetzt ein Fake-Model der im Original nie zum Einsatz kam?
    Ein Bekannter, der auch in Pullman City Auftritte hatte, meinte zu mir das der Revolver den ich habe im Original eher dem reicheren Gentleman zu zuordnen ist.
    Bitte Bitte Bitte....klärt mich auf, was es mit meinem Model auf sich hat ;(

    "Gib demjenigen, den du über alles auf der Welt liebst, ein Schwert in die Hand....entweder wird er dich damit beschützen oder er wird dich damit töten."

  • So, die Falten sind so Gut wie rausgebügelt und gleich noch 6 Hülsen verstaut.

    Seitenwände müssen auch noch, nur müssen erst mal die 10Tonnen Frostschutz Schotter verbaut werden, als Rentner hat man(n) nie Zeit. :D:D:D:D:D:D

    Gruß Holger -- WLA / Stormrider --

    Immer die Wahrheit sagen bringt einem wahrscheinlich nicht viele Freunde, aber dafür die Richtigen. (John Lennon) Ich mag keine Socken!🧦

  • Bitte Bitte Bitte....klärt mich auf, was es mit meinem Model auf sich hat ;(

    Hallo Tanja,

    das die Südstaatenrevolver aus Brass (Bronzelegierung) bestanden und die modernen Kopien aus Messing, ist der erste Unterschied. Ferner stimmt das Kaliber nicht, im Original ist es .36, das sieht man am Absatz des Zylinders. Das die Waffen aus Brass gefertigt wurden, lag daran, das die Südstaaten keinen eigenen Zugang zur Eisenindustrie hatten, die im Norden lag. Bei späten Südstaatenrevolvern zu Ende des Krieges fehlt sogar das Rückstoßschild, da man dadurch aus dem gleichen Metallblock 2 Rahmen fertigen konnten.

    Das Problem mit den .44 VL-Revolvern in Messing ist, das sie die Belastungen in dem Kaliber bei Vollladungen nicht aushalten. was zu der sogenannten Replikamisere in den 70gern führte. So sind Trommelachsen am Lagerschild ausgerissen, oder die Achsen wackelten.....


    Tanja, so leid es mir tut, Deine Waffe war nichts besonderes auch wenn sie das richtige Kaliber hätte. Im Krieg haben sich die Südstaatler oft mit erbeuteten Waffen der Nordstaaten ausgerüstet, und die Armee des Südens litt gewaltig unter Mängeln, z.B. an Stiefeln...


    Komischerweise wiederholt sich die Geschichte immer wieder, im Unabhängigkeitskrieg von 1775 - 1783 war es ebenso...

    Das sind  

    3 Zeilen 

    Signatur

    Einmal editiert, zuletzt von erik_fridjoffson (16. August 2020 um 21:22)

  • @erik_fridjoffson
    vielen vielen Dank für die ausführliche Erklärung, jetzt weiß ich da auch ein bisschen bescheid :)

    "Gib demjenigen, den du über alles auf der Welt liebst, ein Schwert in die Hand....entweder wird er dich damit beschützen oder er wird dich damit töten."

  • Deswegen meine Frage, was ein Colt Army Navy 1851 sein soll, wie es nun auf der Kiste steht.

    "Army", "Navy" und "Pocket" etablierten sich als kategorische Bezeichnungen für Kaliberklassen, Army meint das vom Militär geforderte starke Kaliber .44, Navy leitet sich von dem weit verbreiteten Belt Pistol 1851 Model mit der erstmaligen verwendung einer Seeschlacht-Gravur auf der Trommel als Echtheitszertifikat für ein Colt-Produkt ab, das mit dem Cal. 36 ein guter Kompromiß zwischen leichter und leistungsstarker Waffe war (.44er wogen damals noch fast das Doppelte, knapp 2 Kilo), und letztlich die "Pocket"-Modelle ab 1849 im Kleinkaliber .31 für quick&dirty, was man so dabei hatte wie heute ein Schweizer Taschenmesser. Das war Stand 50er Jahre 19.Jh.
    Also
    Army .44
    Navy .36
    Pocket .31

    Die Trommeln dieser Waffen waren alle glatt (bis auf ein paar geflutete Varianten) und hatten durchgängig nur ihren jeweiligen Durchmesser, und waren hinten im Pistonbereich abgerundet. Abgestufte Trommeln gab es damals nicht.
    Dann gung die Nörgelei der Army los, die .44er wurden den Salonkavalleristen zu schwer.
    Colt suchte nach Wegen, die Armys (damals Dragoon genannt) konstruktiv leichter und zuverlässiger zu machen, das klappte nicht.
    Der Schlüssel war dann, einen zäheren Stahl zu kochen, was die Metallurgie erst Ende der 50er Jahre zustande brachte.
    Nun konnte der handliche Navy-Rahmen aus diesem Superstahl auch die Ladung eines .44ers verdauen, ohne sich zu verbiegen, eine führige Waffe im Bullenkaliber .44! Das war der Traum von Root, Richards und Mason, die damals die Chefkonstrukteure bei Colt waren (White wurde ja von Colt höchstpersönlich rausgeekelt, konnte ihm aber umgehend nochmal ordentlich ins Bein beißen)
    Also ließ man den .36er Navy bis zu den Arretierungsnuten im hinteren Teil der Trommel so wie er war, und machte nur den vorderen Teil der Trommel dicker, damit man nicht bei Mondlicht noch Pulver, Propf und Kugel durch das dünne Blech durchschimmern sah, und machte sie auch nach vorn etwas länger, freilich auf Kosten des Spaltfeuer-Ableitungskonus´ am Laufansatz. Um dessen werbetechnisch vielbejubelte Notwendigkeit, und den nun klammheimlichen Abgang etwas zu kaschieren, und auch um Roots anderem Steckenpferd, der parallaxenlosen Zahnstangenpresse den entsprechenden Auslauf einzuräumen, wurde die ganze Laufbaugruppe stromlinienartig rundgelutscht, und das Ganze als 1860 Cal.44 Army Model der staunenden Öffentlichkeit präsentiert, was auch prompt Messegold bei der Weltausstellung einbrachte.
    Das war die Geburt der Coltrevolver mit abgestufter Trommel, die jeweils auf einem früheren bewährten Modell im kleineren Kaliber basierten, und nun bei fast gleichen Dimensionen deutlich leistungsfähiger waren. Pockets wurden so auch zu Navys aufgeziegelt, sie waren klein, verschossen aber .36er aus gestuften Trommeln (z.B. 1862 Navy-Pocket, Police)
    Die Armys erhielten aus purem Geiz auch nur die alte Navy-Rollgravur, und da der Umfang der Trommeln nun länger war, fiel diese etwas zu kurz aus, der Army war eigentlich "rausgewachsen" ;)

    Ich weiß nicht warum sich soviele Italiener die Mühe machten, so alte Kamellen wie die Coltrevolver zu rekonstruieren, irgendein absolut paradox erscheinender Geiz zwang zumindest Pietta dazu, durchweg nur .44er Rahmen und Trommeln für seine Knallrevolver zu verwenden. Bis auf den Pocket, der ist nicht gestuft. Nachnutzung der .44er Ausschußteile als letzte Rettung vor der Schrottkiste? Keinen Schimmer...

    Also gibt es von Pietta bis auf die Stahl-Armys keinen SSW-Colt-Nachbau, der einigermaßen authentisch ist, was die Trommelform angeht.
    Armys gab es nur von Colt und lizenzierten Nebenherstellern, und deshalb niemals mit Messingrahmen.

    Die Konföderation beschloß vor dem Hintergrund arg beschränkter Ressourcen, daß als Militärwaffen nur der .36er Navy-Colt und den .44er Dragoon mit eigenen Werkstätten nachzubauen sind. Vom Navy wurden einige Varianten produziert, aber eben auch nur als .36er, oft der einfacheren Verarbeitung wegen mit Messingrahmen. Die brauchten natürlich keine gestufte Trommel und hatten auch keine. Genauso, wie es auch von Colt original nie .44er Navys gab.

    Das Problem haben also alle Nutzer dieser SSW-Modelle, und müssen irgendwie drum herumgucken. Selbst Uberti kam bei seinen ambitionierten letzten Navy-Modellen mit Trommelgravur nicht um einen kleinen Schwindel herum: die sind allesamt mit .44er Open Top-Trommeln und Rahmen bestückt, zwar ungestuft, aber insgesamt viel zu groß.

    Einmal editiert, zuletzt von flupp... (17. August 2020 um 16:45)

  • Heute ein neues Objekt angefangen. Wird das neue Zuhause für meinen Revolver

    Sehr schön , Respekt !
    Erzähl mal was darüber , welches Material ? Welche Art der Holzverbindungen ? Wie hast Du die Oberfläche behandelt ?
    Noch viel Spaß beim Werkeln

  • Guten Morgen,
    @flupp... vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Somit haben sich meine Info´s von früher (es war mal ein "Scharfer" oder er wurde von den reicheren genutzt) in Luft aufgelöst.
    Es ist schon sehr interessant, was es mit solchen Waffen auf sich hat bzw. auf sich hatte.
    Das Hintergrundwissen der Mitglieder dieses Forums ist echt riesig....
    Vielen Dank nochmal :)

    "Gib demjenigen, den du über alles auf der Welt liebst, ein Schwert in die Hand....entweder wird er dich damit beschützen oder er wird dich damit töten."

  • Sieh Dir mal Erik's Avatar an. Der würde in etwa so aussehen, wenn Reiche ihn hätten.

    Oder so in etwa...

    Da gab es an der Ostküste krasse Graveure aus dem deutschsprachigen Raum, wie Nimschke und andere, die die Waffen auf Wunsch so dekorierten. Griffstücke von Tiffany gab es auch noch...

    Da ging Schnörkeltechnisch aber Einiges.

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

    Einmal editiert, zuletzt von Magnum Opus (18. August 2020 um 08:52)

  • vielen Dank für die ausführlichen Informationen.


    Ja, keine Ursache, mal sehen, was dann später mit meinem "Wissen" dazu passiert. Man denkt immer, Geschichte sind gesetzte Tatsachen. Sind sie ja auch, aber die lückenhafte Betrachtung ist sehr beweglich ;)

    Wenn man drüber nachdenkt, ist Deine Beschriftung der Kiste mit etwas Ironie besehen absolut korrekt! :thumbsup:
    Besser kann man sich über diesen Hersteller-Unfug nicht amüsieren, hast Du gut hingekriegt, sowas gefällt mir.

    Scharf waren die nie, aber die Teile stammen aus der Produktionskette für die scharfen Vorderlader. Darum sind auch manche Läufe gezogen (wahrscheinlich nicht so gelungen), andere noch glatt.

    Was nicht so bekannt ist: Colt baute auch einzelne Navys auf Sonderbestellung mit runden Läufen. Vielleicht für Leute, die ihren dicken .44er Dragoon liebgewonnen hatten, als dezentere Sonntagsausgehwaffe für die Kirche... Wer sich sowas leisten konnte, mußte schon etwas Knete haben (-> heute Zweitwagen), also auch nicht ganz unsinnig. Aber die waren von Colt immer mit Stahlrahmen, nie Messing.
    Kannst aber den Messingrahmen schwarz oder scheckig beizen (ähnlich wie eine Bunthärtung), oder das ganze Ding vernickeln lassen. Das unterstreicht dann natürlich den Nobelhobel-Charakter, und Du kannst bei Deiner Version bleiben ;)

  • Wobei Colt viele der besonders Edel ausgestatteten Modelle an Potentaten, verdiente Stabsoffiziere oder auch nur an Handelspartner (Verkäufer) verschenkt hat, die gute Umsätze generierten. Natürlich konnten auch auf Bestellung z.B von Young oder Nimschke gravierte Waffen erworben werden. Hier mal ein paar werksgravierte Centauren (1860 Army .44) im Nimschke Stil

    und ein Detailfoto der handgestochenen Gravur der De Luxe Version

    und der Presentation De Luxe Version

    @ Terrus:falls Du mal auf einer unserer Veranstaltungen bist, kann ich Dir so einen zum begriffeln mitbringen...

    Das sind  

    3 Zeilen 

    Signatur

  • @flupp... ja ich habe das deswegen natürlich genauso gemacht....hahaha :D ....nein Schmarrn, ich habe es drauf geschrieben weil ich es nicht besser wusste. Aber weil ja die Kiste auch nicht authentisch ist, passt es ja dann wieder zum Revolver.

    @erik_fridjoffson das sind wunderschöne Revolver und vor allem die geniale Handarbeit

    "Gib demjenigen, den du über alles auf der Welt liebst, ein Schwert in die Hand....entweder wird er dich damit beschützen oder er wird dich damit töten."

  • Kleiner Tipp:

    Billige Schach-Sets in Holzschatulle kaufen.

    Die Kästchen sind oft 1A geeignet.

    "Diplomatie ist, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut."

  • Arbeit ist abgeschlossen, was braucht man.
    1. Eine alte Holzkiste vom Flohmarkt
    2. 1/4 am Filz oder Dekostoff
    Küste anschleifen und lackieren. Von innen mit Filz auskleiden, Einteilungen einbauen. Fertig!

  • So, heute mal nen 2 Koffer angefangen.


    Leider ist bis Dato meine Bestellung mit der Selbstklebenden Schaumstoffeinlage noch nicht angekommen.
    Also, muss ich die Feinarbeiten aufs WE verschieben.

    Gruß Holger -- WLA / Stormrider --

    Immer die Wahrheit sagen bringt einem wahrscheinlich nicht viele Freunde, aber dafür die Richtigen. (John Lennon) Ich mag keine Socken!🧦