Jagdschein mit Selbststudium

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 5.233 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Januar 2020 um 20:33) ist von Mr.EK.

  • Ich schwör dir,ich kenne mindestens zwei Kameraden, die wussten vorher nichtmal was ein Blasrohr ist... und haben innerhalb drei Monate ihren jagdschein bekommen.. Man muss sich natürlich auch dabei,auf den ...rsch setzen,und Büffeln watt das zeugs hält...

  • Ohne Kurs? Nur im Selbststudium?
    Sollte das so sein, hab ich ernste Bedenken, was die jagdlichen Qualitäten der Kollegen angeht.
    Wie gesagt, bei der Waffenhandhabung in der praktischen Prüfung wird es beim Selbstlernen sehr schnell sehr eng.
    Da ist es ja schon nicht gut, wenn man nicht mit der Prüfungswaffe üben kann.
    Hast du zum Üben einen Blaser Drilling mit Handspannung und Feinabzug genommen und im Prüfungsraum steht dann ein alter Suhler mit franz. Stecher, biste gekniffen.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Manche Sachen hier kann ich kaum glauben.

    Es kommt doch nicht darauf an, dass man irgendwie den Jagdschein erhält. Es kommt darauf an, dass man das "grüne Abitur" macht!

    Warum?
    Ich habe ganz normal an einem Kurs der Kreisjägerschaft teilgenommen. Der ging über 5 Monate (schon etwas verkürzt) mit 3 bis 4 Kursabenden pro Woche (von 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr ... manchmal auch länger).
    Ich hatte großes Glück, weil der Kursleiter Berufsjäger war und seine Familie seit Generationen Jäger sind.
    Bei jedem Lehrgangsabend wurde nicht nur Wissen vermittelt sondern auch Erzählungen aus dem Jägeralltag. Es war unglaublich spannend und lehrreich. Ich habe - in fortgeschrittenem Alter - soviel gelernt wie nie zuvor. Es war eine anstrengende aber auch überaus wertvolle Phase in meinem Leben. Ganz unabhängig von der Jagd sehe ich heute die Natur und das, was der Mensch damit anstellt, komplett anders als zuvor. Ich blicke jetzt so einigermaßen durch. Kann unsinnige "Naturschutz"-Ideen von wirklich wichtigen Themen unterscheiden.
    Nicht nur was die Wildtiere betrifft ... auch die Lebensraumbedingungen.

    Das ist keine Kleinigkeit. Vor meinem Studium habe ich eine komplette Schlosserlehre (nur praktischer Teil) in den Lehrwerkstätten eines wirklich großen Unternehmens absolviert. Auch viele Monate und auch keine Kleinigkeit. Von dem, was ich dort vor vielen Jahren gelernt habe (mit genügend Misserfolgen und reichlich Frust) zehre ich heute noch. Ohne diese Kenntnisse würde ich mich handwerklich "einarmig" fühlen und hätte garantiert nicht die Werkstatt im Haus, wie ich sie jetzt habe.

    Das "Grüne Abitur" ist eine Art "Jägerlehre". Es kommt nicht nur darauf an, dass man irgendwelche Fragen beantworten kann: Mit welchem Durchmesser muss man vorbohren, um ein M4 Gewinde zu schneiden?
    Man muss es gemacht haben... in Stahl, Aluminium und Messing.

    Man sollte gesehen haben, wie ein Stück Rehwild aufgebrochen oder ein Dachs abgeschwartet wird. Fege- und Plätzstellen......wie will man das sonst lernen oder erkennen?

    Ja, die Jagd bedeutet auch die "rote Arbeit". Jeder Jäger ist auch "Schlachter" und erzeugt bestes Biofleisch.

    Das muss man wissen, und der Jagdschein muss regelmäßig verlängert werden sonst erlischt das Bedürfnis (zumindest im Kreis RE)

    Gruß
    Musashi

  • Ohne Kurs? Nur im Selbststudium?
    Sollte das so sein, hab ich ernste Bedenken, was die jagdlichen Qualitäten der Kollegen angeht.
    Wie gesagt, bei der Waffenhandhabung in der praktischen Prüfung wird es beim Selbstlernen sehr schnell sehr eng.
    Da ist es ja schon nicht gut, wenn man nicht mit der Prüfungswaffe üben kann.
    Hast du zum Üben einen Blaser Drilling mit Handspannung und Feinabzug genommen und im Prüfungsraum steht dann ein alter Suhler mit franz. Stecher, biste gekniffen.


    Hallo,

    du kannst schon „Entscheidungsprobleme“ bekommen, wenn du zwei Büchsen vor dir liegen hast. Eine hat einen franz. Stecher und die zweite hat einen deutschen Stecher.

    Bei mehrläufigen Waffen wird es dann ganz lustig.

    Gruß Viper

  • Bevor ich auch nur auf den Gedanken komme einen Jagdschein zu machen
    sollte ich mir erst mal einen sympathischen Jäger suchen der einen mitnimmt zur Jagd.
    Das ist ja nicht verboten, oder?
    Unsympathische Jäger kenne ich nur einen, also das wäre schon mal abgehakt.
    Mein Nachbar zum Beispiel hatte nie was dagegen wenn einem einer hilft eine Decke abzuziehen.
    Da bekommt man schon mal Einblick was es bedeutet ein Reh zu zerlegen.

    Der Rest ergibt sich von alleine.
    Wenn dann immer noch einer eine Jagdprüfung ablegen will ohne die entsprechende Schulung
    besucht zu haben weiss er wenigstens auf was er sich einlässt.
    Prüfungsfragen kann man sowieso vorher mal durchlesen, gibt Bücher für so was.

  • sollte ich mir erst mal einen sympathischen Jäger suchen der einen mitnimmt zur Jagd.
    Das ist ja nicht verboten, oder?

    Selbstverständlich nicht. Überhaupt ist es eine gute Idee, wenn man sich an Jäger wendet und sich als Treiber anbietet. Dann lernt mal Leute und die Jagd kennen. Daraus ergeben sich vielleicht auch Möglichkeiten. Es ist auch üblich, dass Treiber dann zum abschließenden Schüsseltreiben eingeladen werden.

  • Als Treiber mitgehen ist bestimmt nicht die schlechteste Variante, Kontakte zu knüpfen.
    Vor allem, wenn man sich dabei vernünftig anstellt.
    Heißt im Treiben vor allem, auf die Nachbartreiber zu achten und die Kette zusammen zu halten und nicht um die Brombeeren herumzulaufen, sondern durch. Denn dort sind die Sauen. Und wenn man drumrum spaziert, bleiben sie auch dort. Geht man durch, treibt man sie auch raus.
    Ein Messer, eine Rosenschere und ein stabiler Wanderstock sind da gute Begleiter...

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Ein Messer, eine Rosenschere und ein stabiler Wanderstock sind da gute Begleiter...

    Stock ist gut und manchmal auch wichtig. Aber insgesamt sind meistens Gummistiefel und eine Membranhose wichtiger. Ansonsten ist man schon nach dem ersten Durchmarsch durch ein Senfffeld, was die Bauern gern als Winterdüngungen anpflanzen, pitschenass. Zu den Zeiten einer Treibjagd steht der Senf hüfthoch und ist meistens vom Morgentau oder Regen nass.

    Meine Empfehlung für die Treiber:
    Warme Gummistiefel
    Wasserfeste Hose, ggf. auch Jacke
    Bei Regen einen Hut (mit Kapuze hört man schlecht)
    Stock nach Belieben
    Kondition
    Eine Warnweste ist Pflicht, sollte aber vom Leitenden gestellt werden können.

  • Hängt natürlich auch vom Revier ab.
    Wenn man in einem Feldrevier treibt, hast du sicher Recht, da gibt's andere Utensilien, die wichtig sind.
    In einem Waldrevier mit dichtem Bodenbewuchs sind robuste, dornenfeste Kleidung und die oben genannten Werkzeuge aber echt vorteilhaft.
    Brombeerdickungen können seeeehr einnehmend sein.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Ich würde auch sagen, es ist sicher schon möglich die Deutsche Jägerprüfung zu bestehen ohne an dem vollem Kurs teilzunehmen. Wenn man dann noch etwas Glück mit den Fragen und Prüfern hat - ok.
    Ohne detailliertes Vorwissen weil man extrem ambitionierter Selbstlerner, oder wenn man nicht familiärer Weise schon stark ins Waidwerk verstrickt ist - schwierig.
    Habe den Jagdschein auch in Niedersachsen gemacht. Ohne eine gewisse Anzahl an Stunden auf dem Schießstand wäre man zur Prüfung nicht zugelassen worden. Auch Fachkunde über Wildbretverwertung und Erwerb des Fallenjagd-Scheins würde ich nicht missen wollen. Außerdem war es ein tolles (fast) Jahr der Ausbildung wo man viele Kontakte knüpfen konnte, auf Jagden mitgehen konnte usw.

    Best wishes,
    Rob

  • Ich habe 2019 meinen Jagdschein gemacht. Die lange Variante bei der Jägerschaft. War schon anstrengend (auch für meine Frau) und ich frage mich, wie eine Prüfung ohne Ausbildung machbar sein soll.

    Durch die theoretischen Ausbildung und die zugehörigen Reviergänge, zehn Schießtermine (Skeet, Rehbock 100 m, laufender Keiler), Teilnahme an drei Drückjagden als Treiber, wurde das Wissen auch praktisch vermittelt. Dazu kam bei uns der Hundeführerschein, Lehrgang "Fallenjagd", Unterweisungen "kundige Person" / "Entnahme von Trichinenproben".

    Ich war vorher schon Sportschütze, aber das nützt nichts, wenn in der praktischen Prüfung ein Drilling und ein 98' er mit deutschem Stecher und eine Falle erklärt werden soll.

    Ich würde von diesen Crashlehrgängen abraten, da auch nach meiner Erfahrung die Jäger schon hinsehen, wen sie zur Jagd einladen und auch ohne ein bisschen Netzwerkerei kommt man als Neuling nicht weit. Aber das sind nur eigene Erfahrungen, vielleicht läuft es anders ja auch?

    Gruß

  • Kann deinem Text nur zustimmen. Die Anzahl der Jäger ist sehr stark gestiegen wenn man den Zahlen glauben darf. Im Revier sieht es dann schon wieder etwas anders aus. Wen lässt man schießen bei Drück oder Bewegungsjagden als Jagdpächter. Nur weil einer einen Jagdschein hat. Bei uns musste mal ein Pony im Maisacker dran glauben. Da ist es schnell vorbei mit dem JS. Die wenigsten der Neuen haben das richtige Glas am Hochsitz und können selten den passenden Winkel einschätzen. Bewegliche Ziele hängen selten in freier Natur an einem Drahtseil. Viele die ich erlebt habe sind schon früh beim Fangschuß gescheitert bzw. konnten nicht eindeutig vor der Nachsuche unterscheiden ob es vielleicht nur ein Krellschuß war. Kann bei einer ausgewachsenen Sau schnell in einem 500m Spurt zum Hochsitz oder Auto enden. Bei der Nachsuche ein schwieriges unterfangen falls keine erfahrene Hundeführer dabei sind. Gerade bei der Maisernte wenn im Feld geschossen wird. Oder wenn die Sau aus einer Treiber-Hundehorte heraus erlegt werden muß. Da ist man ohne Erfahrung schnell aufgeschmissen. Zumal die meisten "Schnell-Prüfungs-Jäger schon oft mal an der passenden Munition bzw. Kaliber Wahl scheitern. Oft endet das dann im Overkill. Dann besser die Erfahrung im Revier mit einem Mentor sammeln. Wir haben es hier mit Lebewesen zu tun. Und Waidgerecht heisst für mich immer noch Gerecht sein. Das Wild soll eine Chance haben.

    Gruß
    Michael