Hallo zusammen,
ich habe noch überlegt, ob ich überhaupt diesen Beitrag schreiben sollte, denn eigentlich war es anfangs nur eine witzige Idee... Letztendlich kam dabei aber ein überraschend gutes Gewehr zustande, weshalb ich euch mal ein kleines "Spontantuning" einer Perfecta 45 vorstellen möchte!
Die Bilder sind spontan zwischendurch eben schnell mit dem Handy geschossen worden, deshalb teilweise etwas unscharf und einiges ist nicht dokumentiert, aber zur Anschauung muss es reichen...
(Bei dem Tuning handelt es sich wie immer nicht um eine Leistungssteigerung, sondern um eine generelle Optimierung des Gewehres!)
Aber nun zum Thema:
Vor ein paar Tagen kam ein guter Kumpel, mit dem ich oft plinke, auf ein Feierabendbierchen zu mir und brachte seine Perfecta 45 mit. Er hatte sich das Gewehr vor ca. einem Jahr mal aus einer Laune heraus gekauft, ein Red-Dot montiert und schießt es seitdem immer mal wieder. Zu unserer Überraschung schoss das Gewehr sogar recht präzise - zumindest für eine "China-Büchse"!!!
Die äußere Verarbeitung ist jedoch ziemlich grob, teilweise scharfkantig und unsauber. Der Schaft ist kantig, stellenweise unsauber gefräst und mittelmäßig gut gebeizt und lackiert. An der Brünierung gibt es preis-leistungstechnisch nichts zu beanstanden; generell kann man sagen, dass man ein äußerlich halbwegs solide verarbeitetes Gewehr für unter 100€ bekommt!
Das Bedienen und die Schusscharakteristik der Perfecta 45 sind eher ... ernüchternd!!!
Zumindest wenn man Freizeitgewehre von z.B. Weihrauch oder Diana gewohnt ist!
Das Spannen: Weich aber kratzig, knarzende Feder, grob einrastender Kolben.
Die Schusscharakteristik: Prellschlag - ok -, aber unheimlich scheppernde und klirrende Federgeräusche!
Das alles wäre ja noch hinnehmbar, wäre da nicht der Abzug...
Die Abzugscharakteristik der Perfecta ist unterirdisch bis grottig!!! Ein Vorzugsgewicht von gefühlt 1 1/2 Kilo und dann nochmal 2 kg am Druckpunkt oben drauf! Der Druckpunkt ist zwar halbwegs definiert aber er kriecht doch fühlbar... Okay, was will man für "nur" ca. 90€ erwarten? "You get what you pay for"!
Da standen wir nun im Keller bei einem Bierchen und hatten die Schnaps- bzw. "Bieridee": Warum eigentlich nicht mal die Perfecta 45 tunen?!
Ja, warum eigentlich nicht? Es wäre zumindest mal ein Gewehr, bei dem sich ein Tuning noch deutlich positiver bemerkbar machen könnte, als bei einem Gewehr in ohnehin schon gutem Serienzustand!
Ersatzteile wie Federführungen etc., die bei anderen Optimierungen übrig waren, hatte ich noch auf Lager! Also einfach mal ein "Tuning aus der Grabbelkiste", ohne Kit und ohne großartige Vorbereitungen!!!
Gesagt - getan!
Demontage und Inspektion der verbauten Teile:
Von der Demontage an sich gibt es keine Bilder! Die sind aber auch nicht nötig, da das bei der Perfecta im Handumdrehen erledigt ist. Das Gewehr ist wirklich sehr simpel aufgebaut und erinnert von der Demontage an die alten Walther Knicker. Großartiges Werkzeug ist auch nicht nötig.
Bei Interesse hier eine Kurzanleitung in Schriftform:
Zuerst müssen die beiden Schaftschrauben am Vorderschaft und die Halteschrauben vom Abzugsbügel herausgeschraubt werden. Dann kann das Gewehr ausgeschäftet werden. Als nächstes muss der hintere Haltestift für das Abschlussstück ausgetrieben werden. Jetzt wird das Abschlussstück nur noch von dem unten an der Systemhülse befindlichen Schraubbolzen gehalten (Dieser dient ebenfalls als Gewindelager für die Schafthalteschraube im Abzugsbügel). Nun sollte das System mit dem hinteren Ende fest gegen ein Stück Holz oder ähnlichem gehalten werden und sobald der Schraubbolzen mit einem Schraubenschlüssel herausgeschraubt wurde, kann das Abschlussstück inkl. Abzug und die Kolbenfeder entnommen werden.
Bei diesem Schritt wie immer aufpassen, da Federspannung anliegt!!! Beim Herausnehmen des Abschlussstückes kann man auch direkt die Abzugssicherung entnehmen. Unten im Abschlussstück ist die Mutter für den Schraubbolzen lose eingelegt. Der Abzug wird nur locker mit einem Stift gehalten und kann nach entfernen des Stiftes entnommen werden.
Als das Abschlussstück dann ausgebaut war, sah man das:
... das Teil ist aus Plastik!!!
Okay, es scheint zumindest trotzdem zu halten!
Also die Feder heraus...
Da mussten wir dann doch Lachen!!! Was da als "Federführung" zum Vorschein kam, ist gelinde gesagt ein Witz!!!
Eine eingeschnittene und abgekantete Blechhülse, die ziemlich locker in der Feder sitzt!!!
Dass das Gewehr beim Schuss ordentlich scheppert und nachklirrt ist da nicht verwunderlich!
Dazu ist alles mit einer dünnflüssigen braunen Brühe eingeschmiert, die eher an gebrauchtes Motoröl erinnert, als an ordentliches Fett!
Die Feder war aber komplett trocken!
Die Feder an sich machte einen erstaunlich guten Eindruck! Sie war nicht gestaucht oder gekrümmt und die Enden waren ordentlich angelegt und sogar sauber und fast besser plangeschliffen als bei manch einem LG, das das 4-fache von der Perfecta kostet!
Als nächstes muss der Lauf von der Systemhülse getrennt werden. Hier ist einfach nur die Gelenkschraube durch den Verschlussblock im System verschraubt. Schraubt man diese heraus, dann muss man deutliche Kraft aufwenden um den Lauf vom System zu trennen! Mit etwas WD40 vor der Demontage funktioniert es besser.
Ist der Lauf vom System getrennt, kann man den Spannhebel aus dem Kolben aushaken und den Kolben nach hinten aus der Systemhülse heraus ziehen.
Interessanterweise wird der Verschlussblock über Kunststoffgleitringe gelagert!
Hier nun das komplett zerlegte System:
Der Kolben war witzigerweise an manchen Stellen schon etwas rostig, obwohl das Kolbenhemd sogar brüniert zu sein schien! Die Kolbenoberfläche war auch auffällig rau!
Die Dichtung machte einen halbwegs vernünftigen Eindruck und besteht aus einem ringförmigem PU-Stück, ähnlich wie bei bspw. einigen aktuellen Diana Luftgewehren.
Unterm Strich gibt es also einiges an Optimierungsbedarf bei dieser "Billigflinte"!!!
Weiter mit dem eigentlichen Tuning geht es dann im nächsten Beitrag.
Gruß
UCh