Do it yourself: Holster für SSW

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 5.604 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2016 um 11:17) ist von Bürste.

  • Hallo zusammen,

    immer mehr Leute beantragen den kleinen Waffenschein, daher müssten sich ja auch immer mehr Leute Gedanken darum machen, wie sie ihre SSW verdeckt führen können.
    Die Auswahl an Holstern, gerade für das verdeckte führen, ist in Deutschland ja noch recht überschaubar. Natürlich gab es dafür bisher auch kaum einen Markt.

    Da mir viele der Holster nicht gefallen haben, zu teuer sind oder ich keine 2 Monate Wartezeit in Kauf nehmen wollte um auf die Anfertigung (oder den Versand aus den Staaten) zu Warten dachte ich mir: Mach die Dinger doch einfach selber.

    Meine ersten Ergebnisse möchte ich euch gerne mal zeigen, vielleicht gibt es ja noch andere hier, die sich schon eigene Holster gebastelt haben?
    Angefangen habe ich mit einem Leder Pancakeholster und einem Leder/Kydex Hybrid-Holster (IWB) für meine Röhm RG90.
    Die gleichen Holster werde ich dann nochmal für meine Zoraki 917 anfertigen.


    Hier die grobe Vorarbeit des Pancakeholster (links bereits vernäht, rechts Nahtkanal eingearbeitet und Löcher vorgestochen):


    Hier fertig vernäht und bereits nass-geformt:


    Kanten geschliffen, geglättet und mit Fiebings Edge-Kote behandelt:


    Leder Finish mit Fiebings Oil-Dye (Öl-Lederfarbe):


    Getrocknet und fertig zum Benutzen:



    Weiter geht es mit dem IWB Holster.
    An dieser Stelle wurde bereits das Leder grob in Form gebracht und das Kydex (mit Hilfe einer selbstgebauten Kydexpresse) an die Waffe angepasst.
    Dazu muss das Kydex mit einem Ofen, oder wie in meinem Fall mit einem Heißluftgebläse, erhitzt werden. Dann ist es formbar. Wenn es wieder abkühlt behält es seine Form.


    Anschließend wird das Leder endgültig in Form gebracht, die Kanten bearbeitet, das Finish aufgetragen und die Gürtelclips montiert, fertig ist der IWB Holster:


    Die Passform von beiden Holstern ist sehr gut, die Waffe sitzt in beiden sehr sicher und kann noch gut gezogen werden.
    Mit dem IWB Holster ist die kleine RG90 selbst unter einem recht engen T-Shirt fast unsichtbar. Außerdem ist der IWB Holster in der Größe überraschend bequem.
    Sicherlich wird die größere Version für die Zoraki 917 nicht so komfortabel sein, aber das werde ich dann noch sehen, wenn er fertig ist.


    Falls jemand Fragen zu den einzelnen Arbeitsschritten, den verwendeten Materialien oder Werkzeugen hat meldet euch ruhig :)

    Natürlich könnt ihr auch gerne Bilder von euren Basteleien posten!


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von John-Doe (31. Juli 2016 um 13:02)

  • Tach!

    Schöne Arbeit; Vor allem das Lederholster gefällt mir sehr gut.
    Welches Leder hast Du verwendet?

    Gruß, pbwerfer

    Na ja, wenn's der Wahrheitsfindung dient.

  • Hi!

    Das ist normales, vegetabil gegerbtes Dickleder (Blankleder) mit gut 3,5mm Stärke.
    Für den IWB Holster darf es ruhig noch dicker sein (4-5mm), dann hat es mehr Stabilität.
    Für den reinen Lederholster reicht das aber vollkommen aus.
    Das Leder habe ich aus der Bucht, da gibt es haufenweise Lederreste zu günstigen Preisen.

  • Tolle Arbeit. :thumbsup:
    Kannst du evtl. die einzelnen Arbeitsschritte beschreiben (z.b. wie du das Leder angepaßt hast usw.)?
    Hatte selbst schon daran gedacht ein Holster selbst zu fertigen, aber als Bewegungslegastheniker (zwei linke Hände) in Sachen nähen wieder Abstand davon genommen.

  • Klasse Idee, super Arbeit!

    Selbstbau (ob im Modellbahn- oder anderen Bereichen) bekommt von mir immer die Note 1!

    Kaufen kann jeder, der Geld hat. Aber Selbstgebautes hat Charakter, ist einmalig, man lernt was.

    Weiterhin viel Freude beim Hobby wünscht Hans-Georg.

  • Ein AKAH-Holster aufgetrennt und als Schnittmuster verwendet. Das Leder ist mit 4mm eigentlich zu dick. Die Schlaufen habe ich zum Schluß mit der Laubsäge ausgesägt. Meine Nähte versenke ich allerdings nicht. Ich verwende Hoogen Zwirn. Leider gibts die Firma nicht mehr.

    Das hat mich aber auf die Idee gebracht, eher vorhandenes abzuändern. Galco IWB für Glock 36, eine Naht zusätzlich und es passt perfekt für die PK 380. Das Bianchi Black Widow ist eigentlich für S & W 9mm. Der Sicherheitsriemen war fast 10mm zu kurz, das habe ich nass umgeformt. Sitzt perfekt.
    Leider bekomme ich die Bilder nicht in den Text, 1 ist das Galco aus Pferdeleder, 2 das Bianchi und 4 das selbstgemachte

  • Hi Bürste, auch sehr schöne Arbeiten von dir!
    Kydex wird folgendermaßen verarbeitet:
    Kydex ist ein Thermoplast, es lässt sich also ab einer gewissen Temperatur (ca. 100-150 Grad C) formen.
    Viele erhitzen das Kydex im Backofen, man kann aber auch einen Heißluftföhn benutzen, das habe ich auch getan.
    Die Temperatur habe ich dabei nicht überwacht, ich habe die Kydexplatte einfach so lange erhitzt bis sie die Konsistenz einer Scheibe Gouda hatte. (Hierbei aber unbedingt aufpassen, falls man das Zeug überhitzt wirft es an der Oberfläche hässliche Blasen!)

    Dann muss das Kydex schnell im heißen Zustand geformt werden. Das kann man grob per Hand machen (natürlich mit Handschuhen und Werkzeugen), besser geht es aber mit einer Presse. Die Presse habe ich mir selbst gebaut, dafür braucht man nur zwei Holzplatten und relativ Festen Schaumstoff. Es gibt im Internet speziellen Schaumstoff für Kydexpressen, ich hab dafür einfach eine alte Yogamatte genommen, klappt genau so gut.

    Kannst gerne mal bei YouTube schauen, da gibt es jede Menge detaillierte Anleitungen für den Bau solcher Pressen.
    Mit Hilfe der Presse kann man den Kunststoff dann ganz genau an die Waffe, das Messer oder was man auch immer machen will anpassen.


    @ Ruhe_sanft:
    Morgen müsste meine neue Lederbestellung ankommen, dann wollte ich so langsam mit dem Lederholster für die Zoraki 917 anfangen. Wenn es dich interessiert kann ich dazu gerne eine detailliertere Bilderserie machen und dann hier berichten. Mangels Zeit wird das aber einige Tage dauern.

    2 Mal editiert, zuletzt von John-Doe (1. August 2016 um 23:03)

  • Ja, mach mal bitte! Ahle, Zwirn usw. würde mich Interessieren. Auch die Kanten, das hab ich mir gespart. Genau wie AKAH übrigens auch....
    Es ist aber eine üble Fummelei, deswegen bin ich zum abändern übergegangen. Ich hab hier noch ein ganz eigenartiges IWB, da ist die Gürtelklammer aus Draht aber so schön eingearbeitet. Vielleicht trenne ich die mal ab und mach was besseres draus.

    Das Bianchi hat mich übrigens einen zehner gekostet,dafür kann man das nicht selbermachen.

    Kydex muß ich auch mal probieren. Ich hab ein Cross Breed hier, das hat 2mm starkes Kydex, aber das reißt trotzdem ein. Cross Breed empfiehlt sogar, das Kydex mit der Waffe im Holster mit dem Fön zu erwärmen, um den Zugwiderstand zu erhöhen... 8|

  • @ Ruhe_sanft:
    Morgen müsste meine neue Lederbestellung ankommen, dann wollte ich so langsam mit dem Lederholster für die Zoraki 917 anfangen. Wenn es dich interessiert kann ich dazu gerne eine detailliertere Bilderserie machen und dann hier berichten. Mangels Zeit wird das aber einige Tage dauern.


    Das paßt hervorragend. :thumbsup: Die Zoraki 917 soll meine nächste sein.

  • Sooo.. weiter gehts.

    Nun also ein Lederholster für die Zoraki 917.
    Ich hatte mich diesmal für Büffelleder entschieden, das war keine so gute Idee. Das Büffelleder ist relativ weich und eignet sich daher für den Holsterbau nur bedingt, da es die Form der Waffe hinterher nicht so gut hält. Aber das Ergebnis ist relativ gut geworden, in Zukunft werde ich aber wieder vegetabil gegerbtes Rindsleder nehmen.

    Hier die Werkzeuge, die ich für die ersten Schritte benötige:
    1. Ein Sattlerwerkzeug, mit mehreren Einsätzen.Damit lassen sich die Nahtkanäle ziehen, Kanten abrunden oder Linien ins Leder ziehen
    2. Eine Nähahle (oder auch Handnähmaschine). Die gibts bei der Motorradzubehör-Kette Louis. Auf der mitgelieferten Spule lässt sich das Garn aufwickeln, es kann dann direkt aus dem Griff abgerollt werden. Mit dabei sind eine dünnere und eine dickere Nadel sowie ein Schiffchen.
    3. Ein selbstgemachter Holzspatel (war mal ein Drumstick) mit der flachen und runden Seite arbeite ich die Konturen der Waffe beim Nassformen aus, mit den Rillen kann man sehr gut die Kanten glätten.
    4. Eine Stechahle zum Vorstechen der Nahtlöcher. Die Nadel der Nähahle ist leider zu dick, um direkt durch das dicke Leder zu stechen. Daher ist dieser Schritt notwendig. Alternativ kann man dafür auch 2-3mm Locheisen benutzen.


    Optional dazu gibt es noch das sogenannte Stitching Pony, eine Nähhilfe (auch Eigenbau). Dort lässt sich das Werkstück einspannen, damit man beim Nähen beide Hände frei hat.
    Geht aber auch ohne.


    Die größte Arbeit ist ersteinmal das Anfertigen der Schablonen, da es hierfür kaum Vorlagen gibt. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Oberseite der Schablone größer ist, als die Unterseite. Dadurch erhält das Holster eine leicht runde Form und sitzt dadurch angenehm an der Hüfte. Die Schwierigkeit hierbei ist es dass man abschätzen muss, wie groß die "Tasche" hinterher sein muss, dass die Waffe sich ins Holster schieben und anpassen lässt. Ist die Tasche zu groß, sitzt die Waffe zu locker. Ist die Tasche zu klein, bekommt man die ggf. garnicht ins Holster.
    Anschließen wird das Schnittmuster auf das Leder übertragen und schließlich ausgeschnitten. Ich habe dazu ein Skalpell verwendet, ein scharfes Teppichmesser tut es aber auch.




    Ein wichtiger Schritt vorm Nähen: die Nahtstellen werden mit einem guten Kontaktkleber verklebt. Ich habe dazu den Lederkleber Kövulfix verwendet.
    Wie bei Kontaktkleber üblich müssen beide Seiten mit Kleber eingestrichen werden. Wenn der Kleber etwas angetrocknet ist und sich nicht mehr feucht anfühlt kann man die Hälften mit viel Druck zusammensetzen.



    Zunächst wird nur eine Seite zusammengeklebt, damit man sich die Näharbeiten etwas erleichtert.
    Die Nahtlinie wird aufgezeichnet, anschließend kommt der Nahtversenker zum Einsatz.

    Durch das Einlassen der Nähte sind diese besser vor Abrieb geschützt.





    Nun können die Nahtlöcher vorgestochen werden. Hierzu ist ein Prickrad sehr nützlich um die Nahtpunkte alle im gleichen Abstand zu setzen, ich habe bisher leider noch keins.
    Daher habe ich die Abstände einfach abgeschätzt, teilweise etwas ungleichmäßig. Sieht man hinterher aber kaum.



    Das nächste Bild zeigt den Nähvorgang mit der Ahle, ich versuch es mal zu beschreiben:

    Das garn wird zuerst durch das Loch in der Nadel geführt. Der erste Stich geht durchs Leder, danach zieht man sich auf der Rückseite soviel Garn durch, wie man für die ganze Strecke benötigt.
    Anschließend wird die Ahle wieder aus dem Loch gezogen. Am anderen Ende des Garns wird das Schiffchen befestigt.Nun geht man zum nächsten Loch, sticht durchs Leder und zieht die Nadel wieder ein Stück zurück. Dadurch entsteht auf der Rückseite eine Schlaufe, durch die man das Schiffchen führt, den Stich festzieht und anschließen die Nadel wieder rauszieht. So ist jeder einzelne Nahtstich im Loch gesichert. Dann geht man weiter zum nächsten Loch, usw..


    Das ganze wiederholt man dann auf der anderen Seite des Holsters. Kleben, Naht versenken, Vorlochen, Nähen.


    Dann kommt der spannenste Moment: Passt die Waffe ins Holster?  :D
    Ja, es passt. Sitzt recht stramm, so soll es sein.
    Nun können wir das Holster nassformen. Dazu wird es in lauwarmes Wasser getunkt, anschließen die Waffe bis zum Anschlag reingeschoben.
    Mit Hilfe des Spatels können jetzt die Konturen der Waffe ausgearbeitet werden. Den Zugwiderstand bekommt das Holster hauptsächlich durch die Konturen des Abzugsbügels.


    Hier ein Vorher-Nacher-Bild:


    Auch ein wichtiger Punkt: Je nachdem wie eng das Holster an der Oberseite des Verschlusses sitzt muss ein Kanal für das Korn ausgearbeitet werden. Das kann man beispielsweise mit Hilfe eines Holz-Essstäbchens machen. In diesem Fall musste ich nur den unteren Teil des Leders etwas weiten.

    Nun wird das Holster gut getrocknet, am besten 1-2 Tage in der Sonne. Vorher kann man noch die Kanten glätten. Dazu werden die Kanten erstmal plangeschliffen, das geht mit Schleifpapier , einem Bandschleifer oder einem Dremel. Anschließend werden die Kanten mit dem Kantentrimmer abgerundet. Damit die Kanten geglättet werden können müssen diese auch feucht sein (nicht zu nass!). Dazu wird der Holzspatel solange über die Kanten gerieben, bis sich die Fasern glätten und eine geschmeidig-glatte Oberfläche entsteht.

    Dazu auch ein Vorher-Nachher-Bild: (das geht aber noch besser, ist nur sau anstrengend  :D )



    Wenn das Holster nun richtig durchgetrocknet ist kann man mit dem Finish anfangen.
    Aber davon erzähl ich euch erst in der nächsten Folge  :P


    PS: Sorry für den Roman!

    Einmal editiert, zuletzt von John-Doe (4. August 2016 um 22:36)

  • Also als Privatperson darfst du 17.5k im Jahr dazu verdienen, die Holster gerade fùr Zoraki und Co. kannst du für gutes Geld verkaufen, ansonsten kann ich dir gerne meine Hilfe anbieten. Dann alles weitere aber per PN

    Pitsche, Pitsche, Patsche, der Redneck hat einen an der Klatsche :ruger:

  • Eine erstklassige Anleitung und auch das gefertigte Holster sieht sehr gut aus. :thumbsup:
    Du brauchst dich vor einem Profi nicht zu verstecken.

    Auf Youtube habe ich noch ein schönes Video dazu gefunden.

    Zum Kantenglätten kannst du auch die glatte Rückseite vom Schmirgelpapier nehmen. Das verwenden Billardspieler zum glätten der Kante von der Leder-Pomeranze (Das kleine Lederstück auf der Spitze eines Queue). Vorher die Lederkante anfeuchten.