Warst du bei der Bundeswehr/NVA bzw. bei einer anderen Armee?

Es gibt 1.799 Antworten in diesem Thema, welches 274.120 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. November 2022 um 22:52) ist von Paramags.

  • Bin auch einer der Kategorie "kein Dienst".

    Lag bei mir an der Aussetzung der Wehrplicht....hab noch den Musterungsschrieb mit meiner Personenkennnummer bekommen
    und dann ein paar Wochen drauf Absage wegen "Ende Wehrplicht".

    Finds aber schade, hätte ich gerne erlebt.
    (Ist ja eine sehr prägende Zeit im Leben)

  • Nun eine kurze Erzählung von mir.
    Eins muss ich noch vorweg schicken, ich bin aus der ehem. DDR und als DDR-Bürger wurde man schon frühzeitig auf die Armee vorbereitet. Das begann schon im Kindesalter mit "Manöver Schneeflocke", später dann , mit 14 -17 Jahren, standen zwei Aufenthalte im Wehrlager, mit Ausbildung an der KK-Kalaschnikow usw., an. Dann gab es noch in der Schule das Fach Wehrunterricht (9. und 10. Klasse). Das alles habe ich mitgemacht, denn es war nun einmal so und das war auch Pflicht.
    Dann kam die sogenannte Wende und ich wurde, nachdem ich bereits für die NVA gemustert worden war, nochmals nach Maßstäben der Bundeswehr gemustert.
    1996 war es dann endlich soweit :D und ich wurde, vierundzwanzig jährig, doch relativ spät, von der Bundeswehr eingezogen. Und da wir Ossis auch mal den goldenen Westen kennenlernen sollten, ging es in die "5.Kompanie des Panzergrenadierbatallions 12" nach Osterode am Harz. Dort leistete ich meinen zehnmonatigen Grundwehrdienst als Panzergrenadier.
    Einige junge Kameraden waren von dem rauen Kasernenton, also dem Rumgebrülle der Uffze und Stuffze, doch stark angewidert und verweigerten nachträglich. Ungefähr 10 Mann machten das.
    Früh, beim Antreten, hatte ein Kamerad einen Kreislaufzusammenbruch, fiel mit dem Kopf nach vorn an die gegenüberliegende Tür und blieb dann bewusstlos auf dem Fußboden liegen. Der Stuffz brüllte ihn an: "Treten Sie wieder ein, Mensch !!!"

    Unser Zugführer war sehr ehrgeizig und darum mussten wir immer die Besten der drei Züge unserer Kompanie sein. Wir übten das Zerlegen und Zusammensetzen der Waffen bei minus 12°C im Schnee, währenddessen die Anderen auf ihren Stuben "abquanzten". Wir waren über Nacht draußen im Gelände, während die Anderen in ihren Betten lagen und und und.
    Die Höhepunkte waren zwei mal drei Wochen "Krieg", auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Absitzen-schießen-aufsitzen, so ging das den ganzen Tag. Abends schlafen, nicht etwa im Zelt, sondern schön in einer Reihe nebeneinander auf der Isomatte unter freiem Himmel. Den nächsten Tag wieder absitzen-schießen-aufsitzen und so ging das drei Wochen lang. Also über Munitionsmangel oder Langeweile konnte ich mich nicht beschweren. Einer von uns durfte auch mal eine Milan ins Ziel lenken. Von den Panzerfahrern und Richtschützen wurden wir Grenadiere dann nur noch als "Heckklappenviecher" bezeichnet.
    Ich könnte hier noch viel mehr schreiben, von dem, was ich in den 10 Monaten erlebte und zurückblickend muss ich sagen, dass ich froh bin das gemacht zu haben, es war echt ein Erlebnis. Schade drum, dass die Wehrpflicht ausgesetzt wurde.
    Einige Sprüche meiner Vorgesetzten habe ich noch im Ohr:

    - Die Kette ist so stark, wie ihr schwächstes Glied
    - Sie hocken aufeinander wie ein Haufen schwuler Ratten
    - Ich reiß Ihnen der A*sch auf bis Bagdad
    - Die Wand steht auch von alleine
    - Sie hocken da wie ein kackender Fuchs
    - Los runter aufn Sack

    Trotzdem wars ne geile Zeit. :thumbsup:

    Geblieben sind die Schützenschnur in Silber, Deutsches Sportabzeichen und vor allem die Gewissheit, dass ein einfaches Bett und ein Dach über dem Kopf schon echter Luxus sein können. Und was Kameradschaft bedeutet. Ein Kamerad heulte, als es am letzten Tag Abschied nehmen hieß und wir wieder in den Osten fuhren.

    Einmal editiert, zuletzt von satwor (4. Dezember 2016 um 14:23)

  • NVA 1985 und 1989, zuletzt bei Sondereinheit "Willi Sänger". März 1990 in Unehren entlassen, weil ich den ganzen Schei...ß nicht mehr mitmachen wollte. Es kamen in den Vormonaten Fragen auf wie: würden Sie auf Demonstranten anlegen? Lieben Sie Ihre Heimat oder nicht? In der gesamtdeutschen BRD sind Sie doch ein Nichts!
    99 Prozent meiner Kameraden haben abgelehnt und sind vorzeitig entlassen worden. Ich war mit 25 Jahren einer der ersten, schon allein vom Alter her..
    Diesen ganzen Müll kann man auch mit über 50 schlecht verarbeiten, hatte viele Erlebnisse, die nicht so super waren.

    Keine Ahnung ob Klaus Kinski genial war. Eines seiner berühmten Zitate jedoch absolut. Danke, Max Giermann.

    Einmal editiert, zuletzt von Necronomicon (7. Dezember 2016 um 07:25)

  • FschPzAbwBtl 272 in Wildeshausen. War eine schöne und interessante Zeit. Will das als Lebenserfahrung nicht missen und denke, dass das noch heute für viele junge Menschen eine gute Sache wäre. Bereitet schon auf das Leben vor. Auch wenn ich heute nicht mehr um 5 Uhr morgens in irgendeiner Pfütze in, irgendeinem Wald, rumliegen will.

    „Wenn ein Mensch behauptet, mit Geld lasse sich alles erreichen, darf man sicher sein, dass er nie welches gehabt hat.“

    Aristoteles Onassis

    Einmal editiert, zuletzt von Calibra2310 (21. Dezember 2016 um 17:46)

  • Nach vielen Querelen wurde ich damals - da noch Stahl im Knochen - ausgemustert.
    Ich habe nie vermisst, gedient zu haben.
    Im Gegenteil. Nach dem ganzen Krampf und Palaver mit dem Kreiswhrersatzamt kann ich nur das Urteil geben: Die dämlichten Beamten und Amtsärzte und die größten A rschlöcher gibt es im Kreiswehrersatzamt. Und bloß nichts verantworten müssen und nur keinen Ärger haben. Jämmerliche kleine Wichte.
    Und für sowas halte ich nicht meinen Hintern vor fremde Kanonen.
    Kommst du als Krüppel vom Einsatz oder aus dem Dienst, bist du die ärmste Sau überhaupt.
    Ich kenne auch niemanden, der sich für mehrere Jahre verpflichtet hatte, der nicht einen an der Klatsche hatte. Verkrachte Existenzen, die im Zivilleben nix auf die Reihe bekamen.

  • moin. naja ich hab mich auch verpflichtet damala 1981 auf zeit, das hat nicht s mit klatsche zu tun gehabt, sonderm mit logischem nachdenken.

    eigen konnten ein studium machen, und generell war der soldunterschied 350 dm im monat für den wehrpflichtigen zu 1400 dm im monat für den zeitsoldaten, was ein anständiger sold war..

    die arbeitslosigkeit lag bei 6 %, man konnte wenigstens geld verdienen.

    die wehrpflicht lag bei 18 mo nten, ein z2 soldat hatte 24 mon dienst, also nur 6 monate mehr für viel geld..

    was für menschen heute zur bundeswehr gehen weiß ich nicht, aber die bw von heute ist ein schmuseverein entgegen meiner bw zeit.

    gruß edwin

    INVICTUS

  • Keine Ahnung ob da besonders viel Versager rummrennen, einige unserer Dienstgrade waren aber etwas kindisch. Die haben sich beim Sturmabwehrschießen (Übung) immer besonders theatralisch fallen lassen und tot gespielt. Ein Kumpel von mir, ein Ex-Feldwebel, ist hingegen Geschäftsmann und hat mehrere Läden. Es wird also wohl der normale Durchschnitt sein.

    Es gibt dajetzt diese Werbeveranstaltung vom Bund, Rekruten f*cken heißt die glaub ich. Spielt zwar bei der Marine, kann sich aber jeder selbst deine Meinung BILDen. =O

  • 3. JgBtl. 371 KRK in Marienberg/Sachsen (Marienberger Jäger :thumbsup: )
    Das war damals für mich, der gerade das Abi fertig hatte und eigentlich keinen Bock auf irgendwas, ne ganz schöne Umstellung. Da wurde man nicht mit Samthandschuhen angefasst. Ich bin glaube in den 12 Monaten mehr gelaufen, als in den 20 Jahren davor. Zelten im Sommer is ne tolle Sache, aber erst im Winter machts so richtig Spaß. Viel unterwegs, ein Truppenübungsplatz nach dem anderen. Immer draußen, egal wie das Wetter war.
    Und die Kameradschaft war der Hammer. Der Zusammenhalt und das Wissen, dem Kameraden blind vertrauen zu können, ist etwas, was man so nie wieder findet. Die Zeit möchte ich echt nicht missen.
    Und schießen bis der Arzt kommt. Munitionsknappheit gabs da nicht. :schiess1:

    Gruß, Markus

  • Ich war damals W15er, von Januar 1983 bis März 1984. Wie ich erst kürzlich mitbekommen habe, war das genau die Zeit, als die Welt (wieder mal) kurz vor dem 3. Weltkrieg stand. Holla he, das muß damals verdammt brenzlig gewesen sein und wir hatten davon nix mitbekommen. Besser so, man mag gar nicht daran denken, was dann gewesen wäre. Tja, eigentlich haben wir ja wohl alle gedacht, daß diese Zeiten vorüber sind - eigentlich...
    Ich habe damals meine Grundausbildung in Northeim gemacht, als PzGren und Militärkraftfahrer. Danach kam ich nach Nienburg zur PzBrig 3 und war dort in der Stabskompanie im Geschäftszimmer. Top Job!! Als Fahrer war ich nie eingesetzt, nur als Reservist. Die Kompanie war gut, gute Führung und alle im Grunde ok. Sogar die Küche war klasse! Nette Kameraden; wir haben viel unternommen nach Dienstschluß. Alles in Allem war es, auch wenn man oft geflucht hat, eine gute Zeit, die ich nicht missen möchte, da sie mir ein breiteres Kreuz, insgesamt mehr Selbstbewußtsein gegeben hat. Und dann eben noch den Spaß, den man mit den Kameraden hatte und die vielen "Weißt du noch..."- Geschichten.
    Heute erkenne ich die BW nicht mehr wieder. Das waren damals echt andere Zeiten, man war anders drauf und hatte ja auch eine ganz andere Aufgabe, da die Zeiten politisch ganz anders aussahen. Da war es ja noch wirklich in erster Linie Landesverteidigung. Vielleicht klingt's blöd, aber ich bin schon ein klein wenig stolz darauf, hier meinen Beitrag geleistet zu haben. Semper Fi !

    Freier Waffenbesitz ist die Krönung der Demokratie

  • Ehemals SaZ ( wenn ich Zeit hatte..war ich Soldat); 13 Jahre lang. Unter anderem ebenfalls 3./371 JgBtl, wo ich ehrlich gesagt die schönste Zeit, mit den menschlichsten positiven Erfahrungen erleben durfte...Afghanistan schweißt zusammen.

    An alle Marienberger Jäger.....Glück auf! Forever!

  • was für menschen heute zur bundeswehr gehen weiß ich nicht, aber die bw von heute ist ein schmuseverein entgegen meiner bw zeit.

    Ooooooooooh ja, der gute alte "Damals bei mir war das alles viel härter" Spruch darf natürlich nicht fehlen. Als der 30km Marsch noch 80km hatte und die Rekruten nicht nur wenig, sondern gar nicht geschlafen haben. Auweia...

    Friendly fire - isn't

  • was für menschen heute zur bundeswehr gehen weiß ich nicht, aber die bw von heute ist ein schmuseverein entgegen meiner bw zeit.

    ...Bestätigung... war selbst 1971 in der "Schleiferkompanie" in Laagerplatz/Budel in Holland , das war was für ganze Kerle.. :thumbup::thumbup:

  • Ooooooooooh ja, der gute alte "Damals bei mir war das alles viel härter" Spruch darf natürlich nicht fehlen. Als der 30km Marsch noch 80km hatte und die Rekruten nicht nur wenig, sondern gar nicht geschlafen haben. Auweia...

    Na dann guck dir das mal an:

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    Bei der NVA, und auch bei der Bundeswehr der Anfangsjahre hätten die nichts zu lachen gehabt, das ist mal sicher.
    Und in Russland wären die Meisten von denen vermutlich in den Knast gewandert.