Frage zur Funktionsweise der SSW

Es gibt 54 Antworten in diesem Thema, welches 5.482 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Juni 2011 um 01:19) ist von Carl-Walther.

  • Guten Abend,

    ich bin Neuling im Forum und möchte in meinem ersten Beitrag euch eine vielleicht sehr einfache Frage stellen, die mich aber seit langem beschäftigt. Ich interessiere mich für die Funktionsweise der Rückstosslader-SSW, also Schreckschusspistolen. Soweit ich verstanden habe, ist die Mechanik wie bei scharfen Pistolen. Was ich dabei aber nicht verstehe, ist, wie eine SS-Kartusche, die bekanntlich kein Projektil hat, trotzdem es schafft, soviel Druck und Rückstoss zu erzeugen, dass der Schlitten so weit zurückgeschoben wird, dass Hülsenauswurf und Wiederladung problemlos klappen. Denn bei scharfen Rückstossladern trägt das Projektil, bis es den Lauf aus der Laufmündung verlässt, auch zur Entstehung des Rückstosses, dadurch zur Wiederladung bei. Ich hoffe, dass die WS-Besitzer im Forum, die über das nötige Wissen verfügen, mich zu dieser Frage aufklären können, und bedanke mich im voraus.

    Kundera

    Einmal editiert, zuletzt von Kundera (8. Juni 2011 um 22:19)

  • Hallo Kundera,

    bei SSW's ist der Lauf relativ stark verschlossen wodurch sich der Druck ausreichend aufbauen kann um die Repetiervorgang zu gewährleisten.
    Die alten SSW's hatten zum teil nur eine Laufverengung aber dafür war der Gasdruck auch um einiges höher, zumindes bie den 8mm Kartuschen.


    gruß,
    Markus

  • Kundera

    Hallo, willkommen bei CO2 Air.de.

    Zu deiner Frage: Das fehlende Projektil wird bei halbautomatischen SSW durch eine Laufsperre ersetzt. Durch diese staut sich der Gasdruck und schleudert die leere Hülse nach hinten. Ähnliches Prinzip wie beim Manöverpatronengerät damit bei scharfen Waffen auch Platzpatronen verschossen werden können.

    Einmal editiert, zuletzt von Kolibri (8. Juni 2011 um 21:49)

  • Ich interessiere mich für die Funktionsweise der Rückstosslader-SSW, also Schreckschusspistolen. Soweit ich verstanden habe, ist die Mechanik wie bei scharfen Pistolen.


    Langsam - es ist zwar richtig, dass im Fall einer SSW kein Projerktil durch den Lauf getrieben wird. Dennochbaut sich im Lauf ein Überdruck auf, weil er eine Laufsperre hat, die als Laufverengung dient. Daher funktionieren SSW Pistolen in ihrer Repetierfunktion auch nicht mehr, wenn man die Sperre entfernen würde.
    Aber SSW Pistolen funktionieren immer mit dem Verschlusssystem nach dem Feder-Masse Prinzip.
    Das findet man nur bei scharfen Kleinkaliberpistolen und anderen relativ gasdruckschwachen Pistolen bis Kal. 7,65 mm. Eine einmalige spanische Ausnahme einer 9x19 mal ausgenommen.
    Alle anderen Pistolen haben verriegelte Verschlusssysteme, wie nach dem Bronwing, modifiziertes Bronwning, Schwenkriegel-, Gasdruckverschluss u.a.
    Diese Grafik veranschaulicht das:
    http://www.waffeninfo.net/verschluss/

    Ein Klick auf den Namen der Verschlussysteme veranschaulicht das System

  • Floppyk:
    Du hast die Haskell JS-45 und die Vörös vergessen, ist aber nicht so wichtig, sind ja wirklich Exoten.
    Und sie funktionieren im Gegensatz zur Astra nicht dank ihrer extrem starken Schließfeder, sondern dank des großen Verschlussgewichts, also eher wie eine Maschinenpistole.

    Was übrigens alle Verschlusssysteme gemeinsam haben (außer dem gasdruckgebremsten Masseverschluss und vielleicht noch den Systemen mit Rohrlangrücklauf):
    Die Energie für den Rücklauf erhält der Verschluss auf den ersten paar Milimetern, danach bewegt er sich nur noch durch die dabei erhaltene Geschwindigkeit.
    Es ist also nicht so, dass die Hülse über ihre volle Länge vom Laufinnendruck nach hinten geschoben wird, sondern es ist so, dass sie tatsächlich auf dem größten Teil ihrer Länge vom Verschluss gezogen wird (ab einem gewissen Kaliber würde sie dem Laufinnendruck auch garnicht standhalten und reißen, bvor sie ganz raus ist).
    Im Moment ist mir nur eine Konstruktion bekannt, bei der die Hülse doch über die ganze Länge vom Druck geschoben wird, es handelt sich um die "Le Francais" (jedenfalls um die in 6,35Br, bei der 7,65 kann ich es nicht sagen), die Waffe hat daher auch keinen Auszieher.
    Aber 6,35 hat nun auch keinen hohen Gasdruck.

    Kundera:
    Wenn du sonst noch was über SSW wissen willst, folge dem Link in meiner Signatur..


    Stefan

  • Es gibt da noch mehr Beispiele von Exoten mit nicht üblichen Verschlussysetemen in seiner Kaliberklasse.
    Im Allgemeinen bleibt es aber dabei: Bis Kal. 7,65 mm, einschließlich KK-Kurtwaffen ist das Feder-Masse System wie auch bei allen SSW Pistolen üblich. Das schließt auch die bekannte Walther PP/PPK mit ein. Darüber sind die allermeisten Pistolen verriegelt. Bei der größten verwendeten Klasse der 9x19 mm Pistolen findet sich die 1. modifizierte Bronwningvariante mit Laufverreigelung im Auswuffenster des Schlittens. Bei den 1911'ern ist die Verriegenung nach Browning Verriegelung über Verschlusswarzen von Lauf und Schlitten, gesteuert über ein Kettenglied. Die bekannten Pistolen C96 und P08 verriegeln über ein Kniegelenk und die P1/38 von Walther wie auch die Beretta 92 (und Vector) über ein Schwenkriegel. Dann ist da vlt. noch die Desert Eagle micht echtem Gasdruckverschluss erwähnenswert. Das sind vielleicht die wichtigsten Nennungen. Heckler und Koch hatte einige Systeme bei ihren Kurzwaffen. So hatte die VP 70 einen Rollenverschluss nach G3 Art. Später kam die P7 heraus, die als gasdruckgebremster Masseverschluss ein Mischling darstellt. Erst mit der Baureihe USP hat H&K endlich auf den schon längst bewährten modifizierten Browningverschluss umgestellt. Heute basieren alle H&K Kurzwaffen - Signalpistole und alle MP-Varianten ausgenommen - aus das USP-System, auch die Bundeswehr P8. Auch die bekannte Glock und die Walther P99 arbeiten nach dem gleichen System.
    Soviel zu den Kurzwaffen und als grobe Info für den Themenstarter. Es sind auch nicht alle Systeme oder bekannten Kurzwaffen genannt.


  • Das findet man nur bei scharfen Kleinkaliberpistolen und anderen relativ gasdruckschwachen Pistolen bis Kal. 7,65 mm. Eine einmalige spanische Ausnahme einer 9x19 mal ausgenommen.
    Alle anderen Pistolen haben verriegelte Verschlusssysteme, wie nach dem Bronwing, modifiziertes Bronwning, Schwenkriegel-, Gasdruckverschluss u.a.


    Pistolen von HiPoint gibt es mit Federmasseverschluss in 9mm kurz, 9mm, .40S&W und .45ACP. Gibt bestimmt noch mehr.

  • Die HK VP 70 hat auch nen reinen Federmasseverschluss glaub ich gelesen zu haben ?(

  • Langsam - es ist zwar richtig, dass im Fall einer SSW kein Projerktil durch den Lauf getrieben wird. Dennochbaut sich im Lauf ein Überdruck auf, weil er eine Laufsperre hat, die als Laufverengung dient. Daher funktionieren SSW Pistolen in ihrer Repetierfunktion auch nicht mehr, wenn man die Sperre entfernen würde.

    Nunja, Du darfst dabei nicht vergessen, dass die extrem schnell expandierenden Treibgase auch eine Kraft ( Actio = Reactio) auf den Verschluss ausüben, denn alles was Masse hat, ist träge. Und wie weiter unten beschrieben wurde, erhält der Schlitten auf den ersten Millimetern die nötige kinetische Energie. Insofern wäre es (nach Adam Riese) denkbar, dass auch ohne Laufsperre bei manchen Modellen (leichter Schlitten, kurze Feder...) das Repetieren funktioniert, nicht?

    Grüße,
    Spark

    Gesetze, welche das Tragen von Waffen verbieten entwaffnen nur jene, welche weder geneigt noch entschlossen sind, Verbrechen zu begehen. Solche Gesetze verschlimmern die Dinge für die Überfallenen und machen sie besser für die Angreifer; sie helfen eher Morde zu fördern als sie zu verhindern, denn ein unbewaffneter wird mit größerer Sicherheit angegriffen als ein bewaffneter Mann. - Cesare Beccaria

  • Es gibt da noch mehr Beispiele von Exoten mit nicht üblichen Verschlussysetemen in seiner Kaliberklasse.
    Im Allgemeinen bleibt es aber dabei: Bis Kal. 7,65 mm, einschließlich KK-Kurtwaffen ist das Feder-Masse System wie auch bei allen SSW Pistolen üblich. .....

    Deine Aussage würde ich auf 9mm Kurz (=.380ACP) erweitern, Klaus. Klar ist alles mit unverriegeltem Feder-Masseverschuß ab 9mmLuger exotisch. Bei den 9mmKurz-Waffen ist es aber die Regel und viel seltener als 7,65er sind die auch nicht. Zumal noch einige davon als Backup- bzw. Verteidigungswaffe hergestellt werden.

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  • die p9s hat den rollenverschluss, die vp70z ist eine der wenigen mit federmasseverschluß in ihrem kallieber.

    bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat. werner heisenberg

  • Zitat

    Nunja, Du darfst dabei nicht vergessen, dass die extrem schnell expandierenden Treibgase auch eine Kraft ( Actio = Reactio) auf den Verschluss ausüben, denn alles was Masse hat, ist träge.


    Dürfte vernachlässigbar sein, da der Verschluss massiv schwerer und daher erheblich träger.
    Gehen wir mal von 0,5 Gramm Ladungsgewicht aus bei etwa 300 Gramm Verschlussgewicht.
    Mit hochenergetischen Sprengstoffen ist da was zu reißen, nicht aber mit etwas deflagrierendem.


    Stefan

  • Hallo leutz,

    also das ist mal sehr interessant was hir diskutiert wird, jedoch bin ich jetzt etwas verwirrt und habe mal paar fragen.

    Nehmen wir den Colt Government als Grundbeispiel:

    Also bei der SSW Version funtioniert der Repetiervorgang duch den Gasdruck der sich im Lauf durch die Laufsperre aufbaut, mit der Bewegung des Schlittens bis zum Auswurf der Kartusche.

    Wie würde das im Vergleich zum scharfen Vertreter des Governments funtionieren, ich denke wird Kal.45 ACP sein oder gibts auch 9mm?

    Würde mich jetzt wirklich sehr interessieren!


    Gruß,
    Markus

  • ... Wie würde das im Vergleich zum scharfen Vertreter des Governments funtionieren ....

    Sorry,

    aber das wäre ein unglücklicher Vergleich, weil das Funktionsprinzip völlig Anders ist. Bei der scharfen Version ist ein "Kettenglied" dafür verantwortlich, dass der Lauf während des Repetier-Vorganges abtaucht/ sich absenkt.
    Durch das "absenken" des Laufes löst sich beim Rücklauf, die vorher durch Verriegelung (Beispielsweise durch Block im Auswurffenster des Schlitten/ oder Riegelemente) verbundene Einheit Lauf/Verschluss.


    Die SSW-Version ist eben ein einfacher Feder/Masse-Verschluss. Der Lauf bei einer SSW ist (auch bedingt durch die Vorgaben zur PTB-Prüfung), fest mit dem Griffrahmen verbunden, und kann nicht abkippen.

  • Na was denkst du denn? Richtig, bei der scharfen Variante baut halt das vorsitzende Geschoss den Gasdruck auf. Thats it.


    Und genau diesen Gasdruck braucht eine 1911 bzw. alle reinen Rückstoßlader nicht.
    Bei denen kannst du den Lauf zuschweißen, sie öffnen trotzdem nicht.
    Sie funktionieren nur durch den Rückstoß, das gesamte System stößt sich vom Geschoss ab.

    Stefan

  • Zitat


    Na was denkst du denn? Richtig, bei der scharfen Variante baut halt das vorsitzende Geschoss den Gasdruck auf. Thats it.

    Ja das ist mir natürlcih klar aber es geht ehr um den technischen Ablauf wue @ALFHA1802 richtig erkannte aber so einen richtigen Reim kann ich mir da nochnocht machen?
    Auserdme wenn die Feder stark genug ist kann doch auhc eine Scharfe diese Art des Verschlusses wie bei einer SSW's verwenden oder?
    Wie wird dann bei dieser Kettengleid-Methode gewährleistet das der Schlitten nicht zu heftig gegen den Anschlag knallt und das Material belastet?


    Gruß,
    Markus