Leinöl trocknet nicht....

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 16.508 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Mai 2006 um 13:19) ist von C_O_2.

  • Hallo Experten, habe es endlich mal geschafft, mich um den Schaft meines alten Anschütz 275 zu kümmern, nachdem das gesamte System bereits letztes Jahr völlig überarbeitet und neu brüniert war.

    Erstmal komplett von Hand abgeschliffen, dann die "Tiefenreinigung" des Holzes mit Backofenspray und nach dem der Schaft komplett sauber und trocken war, habe ich zweimal nacheinander Beize aufgebracht. Dazwischen und danach wieder komplett trocknen lassen und danach einmal komplett mit Leinöl bestrichen. Nach ein paar Tagen Trocknungszeit war der Schaft schön trocken, aber auch rau. Dann habe ich eine weitere Schicht Leinöl aufgetragen. Die ist aber selbst nach drei Tagen noch nicht komplett trocken gewesen. Also erstmal zwei Tage in den Heizkeller. Auch das hat es noch nicht gebracht. Also nochmal zwei Tage direkt über den Einlass der Schwimmbadtrocknungsanlage. Fazit: immer noch nicht komplett trocken und "belastbar".

    Was kann ich jetzt machen, abgesehen vom den Schaft noch eine Woche hängen zu lassen oder die Leinölschicht nochmal komplett abzutragen? Gibt's Möglichkeiten, den Trocknungsvorgang zu beschleunigen, wenn das schon nicht bei 30 Grad und 50% rel. Luftfeuchtigkeit in der Schwimmhalle klappt?

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  • Ich schätze, dass es an der Beize liegt.
    Beize sorgt doch normalerweise dafür, dass das Holz gegen witterungseinflüsse unempfindlicher wird, und dazu wird es verschlossen.
    Die erste Schicht Leinöl ist wahrscheinlich durch die restlichen Poren eingezogen, und so getrocknet, aber die zweite Schicht kann nicht mehr eindringen, da nun das Holz komplett durch die Beize und die erste Schicht Leinöl verschlossen ist.

    Ich habe auch schon mal einen Schaft neu aufgearbeitet und dabei nur auf das glattgeschmirgelte Holz 3 Schichten Leinöl, immer nach der Trocknung der vorigen Schicht aufgetragen, und nun kann ich Wasser dran spritzen, und es perlt ab, wie von einem Regencape.

    Aber wart mal noch was andre davon halten.

    Mfg
    KillFrenzy

  • Leinöl oxidiert unter Lufteinwirkung mit Sauerstoff. Die oxidierten Zwischenprodukte verbinden sich zu Riesenmolekülen, das Öl wird zu einem festen und beständigen Harz. Der Vorgang des Verbindens vieler Moleküle zu einer kettenförmigen Verbindung nennt sich Polymerisation. Genau so wie es bei modernen Anstrichsystemen mit Kunstharzen der Fall ist.
    Wenn die Schicht sehr dick aufgetragen wurde dauert die Verkettung entsprechend lange. Bei Kunstharzen geht das je nach verwendetem Härter schneller.

  • Leinöl sollte man nicht pur verwenden. Wenn doch, dann nur heiss auftragen, also vorher heiss machen. Am Besten funktioniert es aber, wenn man Verdünner untermischt. Das Öl dringt dann tiefer ein, trocknet schneller und der Verdünner verfliegt mit der Zeit. Was Du jetzt machen kannst ist, den Schaft mit einem mit Verdünner leicht angefeuchteten Lappen abreiben. Das nimmt den Überschuss weg. Nimm aber keinen Lappen der fusselt, sonst kleben die Fusseln nachher am Schaft.

  • Zitat

    Original von KillFrenzy
    Ich schätze, dass es an der Beize liegt.
    Beize sorgt doch normalerweise dafür, dass das Holz gegen witterungseinflüsse unempfindlicher wird, und dazu wird es verschlossen.
    Mfg
    KillFrenzy

    Wo hast du das denn her? Beize ist kein Holzschutz so wie du es hier beschreibst sondern es färbt nur das Holz und mehr nicht.

    Gruß
    Thomas

  • richtig, es muss leinölfirnis zum ölen des schaftes genommen werden, nicht leinöl. das firnis ist rektifiziert, also vorgetrocknet. das leinölfirnis am besten mit 10-20% balsamterpentinöl verdünnen, mit einem weichen lappen in faserrichtung satt auf das holz auftragen und nach 30 min den überschuss mit einem trockenen lappen abnehmen. für ölschafte gilt generell: oil a day in a week, a week in a month, a month in a year and a year in a year ...

    vita brevis, ars longa

  • Zitat

    Originally posted by carfanatic
    Leinöl sollte man nicht pur verwenden. Wenn doch, dann nur heiss auftragen, also vorher heiss machen. Am Besten funktioniert es aber, wenn man Verdünner untermischt. Das Öl dringt dann tiefer ein, trocknet schneller und der Verdünner verfliegt mit der Zeit. Was Du jetzt machen kannst ist, den Schaft mit einem mit Verdünner leicht angefeuchteten Lappen abreiben. Das nimmt den Überschuss weg. Nimm aber keinen Lappen der fusselt, sonst kleben die Fusseln nachher am Schaft.

    Danke Ralph, das werde ich mal versuchen. Welchen Verdünner muss ich bei reinem Leinöl nehmen? Gehft das Terpentin-Ersatz, oder lieber reiner Alkohol oder irgendetwas anderes?

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  • Hoppla, da haben sich eben die Antworten überschnitten. Es war Leinöl-Firnis und die Beize war nur zum Färben. Ursprünglich wollte ich das Holz nur ölen. Es handelt sich aber um ein sehr altes 275er noch ohne :F:. Genaues Baujahr kenne ich nicht, da lediglich eine Serienummer eingeschlagen ist. Dementsprechend war das Holz zwar schön von der Maserung, wies aber auf der anderen Seite einige Makel auf, sodass ich das doch mit einer dunklern Beize kaschieren musste.

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  • Zitat

    Original von flens69

    Danke Ralph, das werde ich mal versuchen. Welchen Verdünner muss ich bei reinem Leinöl nehmen? Gehft das Terpentin-Ersatz, oder lieber reiner Alkohol oder irgendetwas anderes?

    Terpentin ist gut.

  • So, habe den Schaft nun mit einem fusselfreien Lappen 10min lang mit massenhaft Terpentin bearbeitet. Irgendwie kam da aber nichts runter und nach dem Trocknen war der immer noch an den meisten Stellen etwas "klebrig". Gibt's noch andere Möglichkeiten, bevor ich den jetzt nochmal komplett abschleife.....?

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  • Wie lange hat er danach getrocknet? Eigentlich müssten die klebrigen Stellen austrocknen und hart werden. Du kannst auch noch mal mit feiner Stahlwolle und Terpentin drüber gehen, dann trägst Du den Überschuss auf jeden Fall ab. Bei den "klebrigen" Stellen hast Du das Öl nur angelöst.

    Gruss Ralph
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    Einmal editiert, zuletzt von carfanatic (26. April 2006 um 15:53)

  • den schaft mit backofenreiniger einsprühen, mit einer bürste einarbeiten (gummihandschuhe !!!) und abspühlen. dann mind. 1 tag trocknen!

    vita brevis, ars longa

  • Nachdem das einfach nicht wegging, habe ich mit 800er Schleifpapier versucht, die Stellen leicht anzuschleifen mit dem Ergebnis, dass ich an einer Stelle bis zur dunklen Beize durchkam. Dank der hellen Stelle dort also Alles noch einmal von vorne :evil: :evil: :evil: Diesmal aber nicht tagelang von Hand abschleifen sondern abbeizen. Dann abwaschen, trocknen lassen zwei neue Schichten Beize zum Färben, danach wieder ausgiebig trocknen lassen und abschließend einmal dünn Leinölfirnis aufgetragen. Nun hängt der Schaft seit drei Tagen zum Trocknen im Heizkeller und ist immer noch klebrig :cry: :cry: :cry: Wenn ich alleine die Arbeitszeit bedenke, hätte ich das blöde Teil wahrscheinlich auch Blattvergolden können...... Da weder Terpentinersatz, noch anschleifen, noch ewig langes trocknen in warmen Räumen irgendetwas brachte und das Leinöl trotz nur einmaligen dünnen Aufstrichs noch immer die Konsistenz wie frisch gestrichener Booslack hat, weiß ich nicht mehr weiter. Noch irgendeinen guten Tipp, bevor ich das Teil in den Kamin schiebe ? :crazy3:

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  • Benutz doch einen Fön das hilft bei mir immer wenn ich irgendwas lackiert habe.Meine FWB bekam auch zuletzt ne schöne Beize und danach Klarlack weil die Beize nicht Wasserfest war und da hab ich mir auch einen Fön geschnappt.

  • Da musst Du wohl harte Geschütze auffahren. Hole Dir im Baumarkt Aceton. Das ist der beste Öl und Fettlöser den Du bekommen kannst. Wenn es damit nicht runter geht, hilft nichts mehr. Unbedingt Gummihandschuhe tragen!! Die Haut wird auch dermaßen entfettet, das sie nach längerem Gebrauch aufplatzt.

    Gruss Ralph
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    Einmal editiert, zuletzt von carfanatic (20. Mai 2006 um 11:50)

  • .. eigentlich reibt man nach einer Weile das überschüssige Leinöl auch wieder ab bevor es verharzt- soll ja eben nicht glänzen wie eine Speckwarte. Nach mehreren Wochen kann man dann noch einmal mit einem ölfeuchten Lappen drüberpolieren. Ein Ölschaft dauert halt eine Zeit - deswegen sind ja Lackschäfte so billig.

  • muss in Leinöl nicht irgendein Firnis damit es überhaupt trocknen kann...?


    Gruß
    Alf

    Walther LG 300 XT; Weihrauch LP 70;Feldstutzer1851;Wasserballschleuder

  • probier das backofenspray aus, du wirst dich wundern! beim erneuten einölen dann das leinölfirnis zu 1/3 mit balsamterpentin verdünnen und dann nicht mit einem pinsel sondern mit einem stofflappen auftragen! nach 15min das überschüssige leinöl mit einem trockenen lappen abwischen, dann nach o.g. regel wiederholen!

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