Was benötigt der Jungjäger zum Beginn, bzw. welche Ausrüstung ist zu Anfang wichtig?
Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, dass passende Kleidung das Wichtigste ist, was man durchaus schon während des Kurses kaufen kann oder sogar sollte. Denn die meisten Kurse gehen über den Winter hinweg und beinhalten auch immer Außenstunden.
Grundsätzlich bleibt die Kleidung und Farbgebung dem Träger überlassen, aber bunte Freizeitkleidung ist unpassend. Die Hauptkleidung im Tarnmuster, oder in camouflage, wie es zu neudeutsch heißt, ist nicht immer passend. Aber die orangene Signalfarbe ist wichtig und auf Gesellschaftsjagden vorgeschrieben. Keine Angst, das Wild kann diese Farbe nicht wahrnehmen. Blaue Farbtöne sind unbedingt zu meiden, denn diese sieht das Wild sogar am besten.
Wichtig ist eine Jacke und Hose, am besten mit Membrane, was sie regentauglich macht. Wer bei einer Treibjagd im Herbst durch Senf- oder Rapsfelder gestreift ist, weiß warum gerade hier wasserdichte Hosen und auch Stiefel wichtig sind.
Funktionsunterwäsche ist sehr praktisch, jedoch kein Muss. Auf Treibjagden sind Warnwesten vorgeschrieben. Notfalls geht auch die aus dem Auto.
Einen Hut mit Signalband! Ist sehr wichtig und auch wenn man insbesondere als junge Person noch nie einen Hut getragen hat, ist er auf der Jagd unverzichtbar. Weil er eine Hutkragen hat, schützt er bei Regen besser. Ein einfaches Capi ist im Sommer nützlich, aber wenn es regnet läuft das Wasser in den Nacken. Ich bevorzuge die Version „Rollhut“, denn den kann man aufrollen und in die Beintasche o.ä. stecken und ihn beim Schüsseltreiben nach der Jagd nicht in der Kneipe vergessen.
Schuhwerk – robuste Stiefel sind wichtig, meistens auch zusätzlich Gummistiefel. Dort bitte nicht am Geld sparen, denn nasse und kalte Füße beenden die Jagd! Wer Treibjagden mitläuft sollte bedenken, dass diese im Herbst und Winter stattfinden und die Flächen in der Regel sehr nass sind. Die Gummistiefel bitte nicht mit Gartenstiefel verwechseln. Jagdlich brauchbare Gummistiefel sind gefüttert und eine deutlich bessere und bequeme Passform. Damit kann man auch einen ganzen Tag laufen.
Messer – ein gutes Messer wird immer benötigt. Ob nun ein Klappmesser oder mit feststehender Klinge bleibt jedem selbst überlassen. Es versteht sich von selbst, dass gute Messer nicht für 20 € zu haben sind. Aber so ab 50 € kann man Qualität erwarten. Da es fast eine unendliche Anzahl an Ausführungen gibt, sollte man sich beraten lassen. Ich persönlich ziehe Messer mit nicht allzu großer Klinge vor. Unhandliche Messer bleiben früher oder später im Schrank liegen und das wäre schade. Auffällige Messer mit Signalfarben helfen dem Wiederfinden im Gras, insbesondere bei Dunkelheit unter der Taschenlampe.
Taschenlampe – Ausführungen mit LED verstehen sich von selbst. Eigentlich ist nur die Größe wichtig. Wieder einmal soll es nicht so groß sein, ein Holster dazu kann praktisch sein.
Fernglas – ein wichtiges Werkzeug. Unbedingt Markenware auswählen. Der Zweck bestimmt die Größe des Glases. Leichte Pirschgläser bis ~ 30 mm Objektivdurchmesser sind ideal für die Pirsch, große Hochleistungsgläser mit 56 mm Durchmesser sind wegen guter Dämmerungsleistung ideale Ansitzgläser. Hier gilt, nicht sparen. Ein gutes Glas entscheidet über die letzte halbe Stunde im Ansitz und die ist entscheidend zur Jagd. Mit schlechten Gläsern muss man früher abbaumen, einfach weil man nichts mehr sieht.
Preise zu nennen ist schwer. Dafür ist das Angebot zu vielfältig. Man sollte aber nicht billig kaufen, denn generell ist jagdliches Ausrüstungszubehör sehr lange haltbar.
Schusswaffen – nicht umsonst schreibe ich dazu etwas zum Schluss. Jedem Interessenten zum Jagdschein fiebert meistens die Erlaubnis entgegen. Aber man sollte nicht zu schnell kaufen.
Der Jagdschein berechtigt zum Erwerb von zwei Kurzwaffen und beliebig vielen Langwaffen. Die Kaliberauswahl, wie auch die Ausführung der Waffe selbst, bleibt dem Jäger überlassen. Da es auch unzählige Kombinationsmöglichkeiten mit der Optik gibt, ist eine gute Beratung unerlässlich.
Grundsätzlich gilt, der Jagdschein berechtigt auch zur Ausleihe von Waffen, so dass man es mit dem Kauf nicht so eilig haben sollte.
Je nach Jagdmöglichkeiten bestimmen die Waffen- und Kaliberart. Standard sind eine Flinte, meistens im Kal. 12 und ein Repetierer mit sehr guter Optik. Mit Mittelkalibern .308 Win oder 30-06 Springf. macht man nichts falsch.
Die Optik sollte variabel sein, das Absehen sollte einen regelbaren Leuchtpunkt haben. Mildot und komplett beleuchtete Absehen sind jagdlich an der Grenze der Unbrauchbarkeit. Standard sind heute Optiken mit 3-12-fachem Zoom, bel. Absehen 4 bei 56 mm Objektivdurchmesser. Die Zielfernrohrmontage muss zur Waffe passen. Gut gemachte Schwenkmontagen sind den einfachen Weavermontagen weit überlegen. Nicht selten kostet die Optik mit Montage weit mehr als die Waffe selbst. Aber ist das Alles gut ausgesucht, braucht man im Jägerleben keine neue.
Das halte ich nun für das „Grundwerkzeug“. Natürlich gibt es undenkbar viel Zubehör, die das Jägerleben einfacher, schöner und praktischer machen sollen. Vieles davon kommt später quasi automatisch dazu, aber auch vieles wird überbewertet oder ist nur was für die Jagdspezialisten.