Waffenschrank von außen gegen Kälte und Feuchtigkeit isolieren?

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 5.090 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. April 2018 um 17:10) ist von edwin2.

  • Wie weiter oben schon erwähnt wurde, kann warme Luft mehr Wasser aufnehmen, als kalte. Wenn warme Luft abkühlt unterschreitet sie ab einer bestimmten Temperatur den Sättigungspunkt (Taupunkt) und gibt dann Wasser ab. An diesem physikalischen Vorgang lässt sich auf direktem Wege zwar nichts ändern, aber man kann anhand dieses Wissens Wege suchen, um das Problem indirekt zu lösen.

    Ein Behältnis (z. B. Waffenschrank) gasdicht abschließen und dann im Innern das Wasser mit Pumpenunterstützung aus der Luft herausfiltern wäre zwar der effektivste, aber auch der aufwändigste Weg.

    Ein Trocknungsmittel (spezielles Granulat oder Katzenstreu) funktioniert zwar ebenfalls, allerdings nicht so schnell und nicht so zuverlässig. Das von der Luft beim Abkühlen abgegebene Wasser kondensiert ja nicht nur auf dem Trocknungsmittel, sondern auch auf allen anderen Gegenständen. Es dauert also mehrere Warm-Kalt-Zyklen bis der Feuchtegrad der Luft auch bei niedrigen Temperaturen einen unkritischen Wert erreicht hat. Doch sobald das Behältnis wieder geöffnet wird, dringt die Umgebungsluft ein, und falls diese feuchter ist, als die Luft, die zuvor im Inneren war, beginnt das Spielchen wieder von vorn. Falls das Behältnis über einen längeren Zeitraum geschlossen bleiben soll (z. B. über Winter), ist bei Verwendung eines Trocknungsmittels zu empfehlen, nach dem Verschließen mehre Warm-Kalt-Zyklen gezielt herbei zu führen, indem man z. B. den umgebenden Raum mehrmals für ein paar Stunden gut heizt und wieder auskühlen lässt. Je größer die Temperatur-Differenz, desto wirkungsvoller.

    Die einfachste Methode ist allerdings, das Behältnis von vornherein in einen Raum zu stellen, der nur geringen Temperaturschwankungen unterliegt und stets eine ausreichend niedrige Luftfeuchte aufweist.

    Alternativ kann man eine ausgekühlte Waffe auch in kalter Umgebung in einen gasdichten Behälter (z. B. gut verschlossener Plastibeutel) stecken und dann in einer Umgebung oberhalb der Abkühltemperatur lagern. Falls der Behälter ein Waffenkoffer ist, sollte dieser vor dem Verschließen ebenfalls ausgekühlt sein.

    Öffnet man den Behälter allerdings regelmäßig in kurzen Abständen (z. B. wegen täglicher Schießübungen), bleibt fast nur die erstgenannte Methode mit Pumpe, also quasi der Einbau einer Klimaanlage mit Wasserfilter oder -abscheider.

    Alles andere mildert zwar bestenfalls den Effekt des Feuchtwerdens der Waffen, kann ihn aber nicht gänzlich verhindern.

    Zur Info: Ich war über 25 Jahre als Entwickler in der Automobilbranche tätig, und ein Schwerpunkt meiner Arbeiten war halt auch der Umgang mit genau dieser Problematik. Bei Scheinwerfern zum Beispiel nahmen wir notgedrungen in kauf, dass sich Kondensat bei ungünstiger Witterung mit vertretbarem Aufwand nicht vermeiden lässt und wählten stattdessen für die Bauteile Materialien bzw. Beschichtungen, denen die Feuchtigkeit nichts (oder zumindest nur sehr wenig) anhaben kann. Bei sicherheitsrelevanter Elektronik dagegen blieb mitunter kein anderer Weg, als die komplette Platine zu vergießen oder teure, auch noch bei größeren Druckschwankungen gasdichte Gehäuse einzusetzen.

  • Er braucht doch keine Trocknung im Schrank, wenn der Raum sonst (wie er schreib) halbwegs trocken ist.
    Meiner Meinung nach hat er 2 Probleme:
    1: Ist der Schrank selbst einfach zu dicht, so das zu wenig Luft/Feuchtigkeitsausgleich mit der Raumluft stattfinden kann.
    2: Ist es im Schrank kälter als im Raum, weil er wegen der Kalten Wand wie ein Kühlschrank fungiert.

    Lösung: siehe Beitrag #14.
    Kannst du mal ein paar Bilder vom Schrank machen?

  • Danke für Eure Antworten.

    Unter dem Raum ist ein großer Hohlraum, in dem sich im Jahr Wasser sammelt - das pumpe ich 2 Mal im Jahr ab. Ihr seht, es wird immer besser .... :D Das war früher wohl mal als Sammelbecken für Regenwasser gedacht.

    So ein Wasserbecken ist schon Mal kontraproduktiv, oft wurden damals Ställe zu Wohnraum umgebaut (alte Güllegrube?!).
    1. Wo kommt das Wasser her was sich da sammelt?
    2. eine automatische Tauchpumpe an die tiefste Stelle setzen, so dass das Wasser möglichst schnell raus kommt.
    Luftfeuchtigkeit ist Wasserdampf der durch Verdunstung entsteht.
    Da du was von dicken Wänden geschrieben hast, früher hat man gern Zweischalig gebaut, ich hoffe nicht dass da Mal nen Vorbesitzer Einblasdämmung rein gepumpt hat, ist das zweit Schlimmste was man machen kann, das Schlimmste wäre eine Innendämmung mit Styropor.

  • Wenn du dein Haus, dein Keller, das Klima und die Aufstellung des Schrankes nicht ändern möchtest oder es nicht möglich ist,
    dann dichte den Schrank ab, und stelle ein Schälchen mit Silica Gel mit Indikator darin auf. Ist das Gel gesättigt, verfärbt es sich von Orange auf Blau. Je nach Klima muss man das mal mehr oder weniger oft machen. Das SilicaGel kann man im Backofen regenerieren. Mit der Zeit funktioniert der Indikator nicht mehr so gut und es wird nicht mehr so schön orange. Funtionieren tut es aber trotzdem. Ich habe da mehrere Kilo in der Bucht eingekauft und wechsle ständig. Ich habe es nicht nur im Waffenschrank, sondern auch im Muni und Pulverschrank. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wie das Klima in den Schränken und an den verschiedenen Aufstellungsorten ist. Ungemein Hilfreich ist ein kleiner Datenlogger in Stiftform. Den kann man überall mit beistecken und sieht genau was sich tut. In Behältern, in Koffern oder sonstwo. An den Aufzeichnungskurven sieht man wie ein Behälter das Klima puffert. Flache Kurven sind gut. Zickzack ist nicht gut. Man kann mit so einem Logger auch sehen, wann und wie lange ein Behältnis oder eine Zimmertür geöffnet wurde. Will man die Feuchte nicht nur runterbringen, sondern auf einem bestimmten Niveau halten (bei Materialmix mit empfindlichem organischen Material oder Lacke, die nicht reißen dürfen, dann braucht man ein Puffermaterial, das sowohl Feuchte aufnimmt und wieder abgiebt. Im Handel gibt es zB ProSorb. Ist jedoch einigermaßen teuer und die Einstellung auf einen bestimmten Feuchtegrad mus man vom Profi machen lassen oder man braucht eine Klimakammer in der man ein definiert gesättigtes Klima erzeugen kann, in dem das Prosorb aktiviert wird.
    Voraussetzung für die Feuchteregelung ist immer ein ziemlich dicht schließenden Schrank.

  • Vielen Dank nochmal an alle für die sehr ausführlichen und fundierten Antworten.

    Ja, der Hohlraum unter dem Bereich, in dem der Tresor steht, war mal eine Jauchegrube. Ich sitze hier im Büro quasi im Schweinestall, passt also ...

    Ich habe den Tresor um 90 Grad gedreht und nun an der Innenwand verdübelt und ihn mittels 400 Kg. Rollbrett dauerhaft hochgestellt, sodass darunter evtl. auftretende Feuchtigkeit verdunsten kann. Das sieht vielleicht etwas strange aus, war aber so auf die Schnelle die beste Lösung.

    Der Tresor selber war auf der Rückseite absolut sauber, kein Rost und auch an der Wand kein Schimmel oder ähnliches. Das hat mich doch überrascht. Aber unter dem Waffenschrank waren einige kleine Rostspuren, das Problem im Außenbereich ist also die Unterseite des Schrankes. Auch zur Außenwand habe ich ein "Luftpolster" gelassen, damit sich Kälte nicht direkt überträgt und Feuchtigkeit verdunsten kann.

    Gedämmt sind die Wände nicht, die isolieren so schon wie Sau.

    Styropor oder Styrodur habe ich jetzt nicht genommen, damit entfällt auch die Gefahr des leichten Abhebelns.

    An der besseren Abdichtung des Schrankes werde ich noch arbeiten, sollte machbar sein.

    Silikat benutze ich schon seit Längerem mit Erfolg und der Entfeuchter kommt auch immer wieder mal in den Raum bei geöffneten Schranktüren.

    Fotos folgen.

    Jens

  • in meiner wohnung von 1964 sowie in allen andren 120 wohnungen dieses typs hat man nach kurzer zeit schimmel, wenn man meint, ganz modern geld sparen zu wollen und heizung runterzudrehen.

    der taupunkt im mauerwerk kommt dann weiter nach innen richtu ng tapete und peng-schimmel.

    es hilft nur ordentlich heizen um den taupunkt im mauerwerk möglichst nach aussen zu verlegen. schränke an einer aussenwand geht auch nur mit mit 5 cm abstand zur außenwand , damit dahinter belüftet ist...
    kein wunderr , das du ohne zwischenisolierung nen kalten schrank bekommst.

    gruß edwin

    INVICTUS