Sensibler Abzug ähnlich Stecher

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 2.433 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. Mai 2015 um 10:00) ist von Grag.

  • Hallo,

    Meine erste Frage bezgl. Federkonstante hat leider wenig Echo erzeugt... :(
    Wie gesagt, möchte ich ein geerbtes LG von EM-GE wiederbeleben. Leider habe ich von Luftgewehren und deren Technik keine Ahnung (die BüMa, welche ich befragt habe aber anscheinend auch nicht, die wollten nur gleich was neues verkaufen)
    Im gespannten Zustand schlabberte der Abzug etwas herum. Die Einstellschraube schien mir auf den ersten Blick etwas zu kurz, aber aufgrund des Gesammtzustandes des LG (es schießt) konnte ich mir das nicht mit Verschleiß erklären. Also habe ich mir den Abzug genauer angesehen und einen Rest einer 3mm durchmessenden Feder im Hahn gefunden. In Ermangelung an Originalersatzteilen mußte heute ein Druckbleistift aus einem Kombi Kugelschreiber sein Leben lassen. Hierin befand sich eine 2mm durchmessende ziemlich starke Druckfeder. Zusammen mit einer der Röhren, welche die Kugelschreiberminen halten, habe ich daraus eine Federführung gebastelt und in den Hahn eingebaut.


    Ich verstehe die Funktion nun folgendermaßen:
    Nach dem Spannen und Laden geht man grob ins Ziel. Dann drückt man den Hahn nach vorne gegen die Anschlagschraube. Hierbei wird die Sperrklinke (ich nenne sie mal so) bis zum Druckpunkt gelöst. Wenn man jetzt den Hahn nach hinten zieht ist so gut wie keine Kraft erforderlich um den Schuß zu lösen. Es erinnert mich an die Stechergewehre, die ich früher geschossen habe, nur das ich bei diesen einen zweiten Hahn hatte um den Stecher zu aktivieren und den eigentlichen Abzug wirklich nur mit dem Finger streicheln durfte um den Schuß zu lösen.

    Habe ich die Funktion jetzt richtig verstanden oder ist das doch noch anders?

    Gruß Bobesch

  • So was hab ich bei einem luftgew. noch nie gehört........:))) Aber das muss ja nichts heißen :)

    Was passiert wenn du nach vorne schiebst und schüttelst? Wenn sich dan ein Schuss lösstcwürde ich auf eine Fehlfunktion tippen

  • So was hab ich bei einem luftgew. noch nie gehört........:))) Aber das muss ja nichts heißen :)

    Was passiert wenn du nach vorne schiebst und schüttelst? Wenn sich dan ein Schuss lösstcwürde ich auf eine Fehlfunktion tippen

    Hallo,

    Man kann mit der Anschlagschraube ziemlich genau einstellen, wo der Schuß bricht. Schütteln geht schon, leider ist aber die Mechanik etwas ausgeschlagen. Der Hahn hat seitliches Spiel. Hier muß ich entweder aufreiben und die nächst größere Passschraube einsetzen oder eine Buchse einfügen.
    Bilder werde ich nachreichen.

    Gruß Bobesch

  • So, wie versprochen ein paar Bilder... ;)

    Hier sieht man die Feder in einer vergleichbaren Kugelschreiber-Kombi, die für die Reparatur "sterben" mußte... :)

    Hier wurde sie dann verbaut (Ellipse) und ein Teil des Kugelschreibers als Federführung verwendet. Die gestrichelte Linie
    zeigt die Wirkachse der Feder.


    Dieses Bild zeigt das LG in entspanntem und gespanntem Zustand:


    Wenn man jetzt den Abzugshahn nach vorne drückt ergibt sich dieser Zustand. Erst jetzt kommt die kleine Feder zur Wirkung, die den Abzug
    in der vorderen Position hält. Zum Auslösen muß man nur gegen die Kraft der kleinen Feder arbeiten und ist am Druckpunkt. Ein wenig mehr
    und der Schuß bricht.


    Gruß Bobesch

  • Die Stecherfunktion eines Abzuges ist weitaus komplizierter, zumal ich davon bei normalen Luftgewehren auch noch nie gehört habe. An Freizeitwaffen auch wohl nicht serienmäßig verbaut, weil ein Stecher auch eine gewisse zusätzliche Gefahr einer ungewollter Schussabgabe mitbringt. Daher ist er mit wenigen Ausnahmen im Schießsport auch nicht zulässig.

    Bei dem beschriebenen Abzug kann da natürlich was gebastelt worden sein. Aber da wird auch wohl Verschleiß oder möglicherweise ein Bearbeitungsversuch zum leichten Abzug der Grund sein, für das beschriebene Verhalten des Abzugszüngels, bzw. der Auslösung.
    Nebenbei bemerkt - es gibt zwei Stecherarten:
    1. Der deutsche Stecher mit zwei Züngel. Der vordere wird bis zum Einrasten gezogen. Dann ist beim (hinteren) Abzugszüngel die Stecherfunktion aktiv.
    2. Der Rückstecher, manchmal auch französischer Stecher genannt. Weil er nur einen Züngel hat, ist der Abzug äußerlich nicht als Stecherabzug zu erkennen. Man drücke den Abzugszüngel nach vorn, wo er einrastet. Dann ist er eingestochen.
    Der deutsche Stecher wird kaum noch, bzw. nur auf Sonderwunsch in neuere (Jagd-)Waffen eingebaut. Bei kombinierten Waffen, die zwei (echte) Abzugszüngel benötigen (z.B. der Drilling) kann man den deutschen Stecher mit seinem zusätzlichen Züngel auch gar nicht einbauen. Zudem ist beim Rückstecher die Gefahr der Fehlbedienung geringer, insbesondere wenn der Jäger mehrere Waffen mit beiden Abzugsvarianten besitzt.
    Ist ein Stecher verbaut, so kann man diesen auch vielfältiger einstellen. Zumindest an meiner Sauer wird das Abzugsgewicht eingestochen oder nicht getrennt eingestellt, wie auch die Wege.

  • Wow..einen französischen Stecher habe ich noch nie an einem Luftrgewehr gesehen!

    Bei europäischen Jagdgewehren ist diese Art des Abzuges noch weit verbreitet. Büchsen von Cz, Tikka, Rößler, Sauer etc. sind damit häufig ausgerüstet.

  • Bei europäischen Jagdgewehren ist diese Art des Abzuges noch weit verbreitet. Büchsen von Cz, Tikka, Rößler, Sauer etc. sind damit häufig ausgerüstet.


    Was heißt "noch verbreitet"? Der Stecher ist bei Jagdwaffen üblich. Allerdings ist der Druckpunktabzug im Kommen. Daher kann man diesen bei manchen Herstellern auch bei der Zusammenstellung seiner Jagdwaffe auswählen.

    Sehr interessant: Walther Gemeinde


    Ja, interessant. Kannte ich auch nicht. Die Frage wäre aber, ob das ein Umbau zum Einzelstück ist. Die zweite Frage wäre, ob zu diesen Zeiten der Stecher an einem Match-LG im Sinne der damaligen Disziplin zugelassen war. Heute ist er das beim LG mit Sicherheit nicht mehr.

  • Daß ich den Profis hier im Forum etwas voraus habe hätte ich auch nie gedacht.

    Alle paar Wochen wird in egun ein deutscher Stecher für das Walther LGV angeboten.
    Aber ich glaube das ist ein Irrtum, das ist vom LG 51, sollte aber passen. Denn gelegentlich findet sich auch ein LGV mit Tiroler Backe und Doppelstecher.
    Für das LGV habe ich keinerlei Beweise daß das jemals mit Stecher angeboten wurde.

  • Bei dem beschriebenen Abzug kann da natürlich was gebastelt worden sein. Aber da wird auch wohl Verschleiß oder möglicherweise ein Bearbeitungsversuch zum leichten Abzug der Grund sein, für das beschriebene Verhalten des Abzugszüngels, bzw. der Auslösung.

    Hallo,

    Ich glaube nicht, dass hier was gebastelt worden ist, obwohl das ganze LG einen ziemlich verbastelten Eindruck erweckt. Aber die Ausführung am Abzug sieht original aus. Übrigens haben sowohl EM-GE (Moritz & Gerstenberger), Walther (Carl Walther), Anschütz und noch einige andere Waffenhersteller ihren Ursprung in Zella-Mehlis. ;)
    Da würde es mich nicht wundern, wenn der eine vom anderen abgekuckt, bzw. versucht hat ein Patent zu umgehen. EM-GE gibt es noch heute, allerdings bauen die keine LGs mehr... (und Auskunft bekommt man auch nicht :( ).

    Floppyk
    Danke für die Funktionsbeschreibung der verschiedenen Stecher-Arten. Ob die Funktion an meinem LG als Stecherplagiat gedacht war kann ich nicht beurteilen. Zumindest verringert sie aber den Abzugswiderstand bei der Suche nach dem Druckpunkt. Zieht man den Abzug direkt nach hinten, muss man ziemlich viel Kraft aufwenden. Drücke ich ihn zuerst nach vorne, muss ich nur noch die Kraft der kleinen Feder überwinden wenn ich den Hahn nach hinten ziehe, noch eine Idee mehr und der Schuß bricht.


    Gruß Bobesch

  • Ja, interessant. Kannte ich auch nicht. Die Frage wäre aber, ob das ein Umbau zum Einzelstück ist

    Hallo Floppyk!

    Keine Einzelanfertigung! So einen Abzug gab es bei den Walther LG´s auf Bestellung. Ab und an taucht mal einer bei Egun auf. Ein Kollege hier aus dem Forum hatte mir auch mal einen zum probieren zugeschickt.

    Das schöne bei dem Walther ist, das Du den einfach austauchen kannst, da die nur von hinten ins System "gesteckt" werden!

    Viele Grüße

    Thorsten

    Edit: Grad gefunden!

    Büroklammer: Da der Abzugseinsatz (nennen wir es mal so) identisch zu den 55er Modellen ist, würde der Stecher auch beim LGV passen!

  • Habe mal schnell etwas gegoogelt: Em-Ge hat nur 2 Modelle gebaut? Angeblich "Modell 2" und "Krone". Luftgewehr Mod 2 von EM-GE???


    Hallo Grag,
    Soweit ich das recherchieren konnte war "Krone" wohl das erste LG von Moritz & Gerstenberger. Ein Knicklader mit 12 Schuss Diabolo-Magazin. Das wurde auch schon mal hier im Forum genannt (Siehe: Knicklader mit Rohrmagazin? )
    Später kam dann das Model 2 (welches ich hier vor mir habe) hinzu. Leider habe ich bis jetzt keine tech. Unterlagen gefunden, aber vom Aufbau ähnelt es einem Diana 25 sehr. Beide haben ähnliche äußere Abmessungen und auf der Expl. Zeichnung des Diana finde ich die meisten Teile des EM-GE an gleicher Stelle wieder. Die Zylinderbohrung beträgt 25mm, der Hub 62mm (mit der verschlissenen Lederdichtung) Der Kolbenaufbau und Aussehen ist identisch, ich würde wetten dass der Kolben des Diana im EM-GE passt.


    Gruß Bobesch

  • Keine Einzelanfertigung! So einen Abzug gab es bei den Walther LG´s auf Bestellung.


    Danke.
    Nun gut, dann speichere ich das mal als neues Wissen ab.
    Ich selbst hatte das ersten mal Kontakt mit Stecher in der Jägerausbildung. Ansonsten taucht der Stecher ab und zu mal bei Vorderladern - hier auch bei Pistolen - auf.

  • Ich wage mal eine Behauptung:
    Dieses Gewehr hier hat keinen wie auch immer gearteten Stecher oder besonderen Abzug.

    Die Funktion der kleinen Feder dient als Vorweg bis zum Druckpunkt, mehr nicht.
    Evtl. gibt es im Abzug Grate oder Abnutzungen, welche dafür sorgen, dass die kleine Feder den Abzug nicht oder nicht immer sauber nach vorne drückt.

    Müsste man für eine genauere Ermittlung aber live in den Fingern haben.


    Stefan

  • Mein Problem ist, dass keine tech. Unterlagen zum LG habe. EM-GE hüllt sich in Schweigen und im Netz habe ich noch nichts brauchbares gefunden.
    Fakt ist, im Hahn habe ich Reste einer kleinen Feder gefunden. Zu wenig um daraus Rückschlüße auf die Federkonstante zu machen, aber genug um den ursprünglichen Durchmesser von ca. 3mm zu ermitteln. Die Drahtstärke des Originals war geringer als die der jetzt eingesetzten. Dafür hat die jetzt eingesetzte nur 2mm Durchmesser. Um ein Einknicken zu verhindern habe ich noch eine Hülse angefertigt. Es funktioniert überraschend gut. Ob es ein Stecher sein sollte weiß ich nicht. Anhand der hier entstandenen Diskussion komme ich aber zu dem Schluß, dass der Konstrukteur den Abzugswiderstand verringern wollte, was ja auch funktioniert. Wenn man die Anschlagschraube weiter herausdreht, kann man den Schuß auch durch vordrücken des Abzuges auslösen. Ich kanns also so fein einstellen dass ich immer den gleichen Punkt habe den ich sonst durch ziehen des Abzuges erst suchen müßte. Dabei kann ich mich voll aufs zielen konzentrieren und werde beim (fast) kraftlosen bewegen des Fingers vom Schuß überrascht, was ja der eigentliche Sinn eines Stechers ist.

    Gruß Bobesch