"Benjamin" dürfte ja vielen hier als Hersteller ein Begriff sein, insbesondere als Hersteller von Vorkomprimierern.
Ich möchte hier mal ein Modell aus der Anfangszeit dieser Firma vorstellen, welches sich noch stark von den späteren und bekannten Modellen unterscheidet: das "Model F".
Kurz zur Vorgeschichte dieses Modells: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde von Walter Benjamin und seinem Geschäftspartner Adolph Wissler die "Benjamin Air Rifle & Manufacturing Company" gegründet. Vorher hatte sich Benjamin bereits mit seiner "St. Louis Air Rifle Company" in Sachen Druckluftwaffen versucht, allerdings wenig erfolgreich.
Auch die ersten Modelle der neuen Firma, "Model A" und danach "Model B", brachten nicht den großen Erfolg. Das Model B erwies sich sogar als sprichwörtlicher "Schuß nach hinten", da bei diesem das System unter Druck platzen konnte.
Danach wurde das "Model C" entwickelt - und dieses wurde endlich zu einem kommerziellen Erfolg für die Firma. Wenig später folgten dann "Model E" und "Model F". Technisch waren diese drei Ausführungen sehr eng miteinander verwandt und galten als zuverlässig und robust.
Das Model F ist ein sehr kompaktes und leichtes Luftgewehr. Die Gesamtlänge beträgt ca. 92 cm, und das Gewicht gerade einmal 1008 Gramm. Zudem ist es technisch sehr simpel aufgebaut.
Durch das Lösen der Mutter vor dem Abzugsbügel lässt sich das Gewehr schnell in zwei Teile zerlegen:
Der (glatte) Lauf und auch das Rohr, in welchem sich das System inkl. der Pumpe befindet, bestehen aus vernickeltem Messing.
Das Pumpsystem arbeitet praktisch wie eine Luftpumpe: zum Aufpumpen wird der "Pumpstab" herausgezogen, was dann so aussieht:
Anschließend wird er in das Gewehr gedrückt. Der Vorgang kann mehrfach wiederholt werden, wobei der Druck mit jedem Pumpvorgang steigt. Empfohlen wurde übrigens, zum Aufpumpen das Gewehr mit der Mündung nach unten zu halten, mit den Füßen das Ende des Pumpstocks festklemmen und anschließend das Gewehr nach unten zu drücken. So funktioniert das nach meiner Erfahrung tatsächlich recht gut.
Ist das Gewehr dann wie gewünscht aufgepumpt, geht es an's Laden. Witzigerweise verzweifeln selbst in US-Foren immer wieder Leute daran, weil sie nicht wissen, wie sie ein Geschoss in die Waffe bekommen - es gibt keine Art von Verschluß. Des Rätsels Lösung: das Gewehr ist quasi ein Druckluft-Vorderlader. Zum Laden wird das Gewehr mit der Mündung nach oben gehalten, und man lässt eine Bleirundkugel in den Lauf fallen. Klingt komisch, ist aber so. Die Kugel bleibt an einer Verengung des Laufs in der Nähe des Ventils hängen - ready to shoot.
Zum Schießen selbst: der Abzug ist weich und leichtgängig. Einen definierten Druckpunkt gibt es nicht - kann es auch gar nicht geben. Denn der Abzug wirkt über einen simplen Hebelmechanismus direkt auf das Ventil der Druckkammer. Daher wurde auch empfohlen, den Abzug schnell und energisch durchzuziehen, um die komprimierte Luft möglichst rasch in den Lauf entweichen zu lassen.
Hier noch die Frontansicht des Gewehrs:
... sowie der "System"-Bereich:
Kimme und Korn sind (natürlich nicht verstellbare) Metallplättchen, welche auf den Lauf gelötet sind.
Hier noch ein Bild vom Systemende:
Aus heutiger Sicht mutet das Gewehr natürlich sehr einfach an, um nicht zu sagen: primitiv. Trotzdem ist es ein schönes Sammlerstück, und vor allem ist es ein Stück Druckluftwaffengeschichte - jene Modelle C, E und F dürften mit zu den ersten Vorkomprimierern gehören, welche in größerem Umfang verkauft und ein kommerzieller Erfolg wurden - zumindest das Model F wurde noch bis in die 30er Jahre verkauft.
Interessant ist übrigens noch, dass Benjamin auch bei späteren Modellen noch am "Luftpumpenprinzip" festhielt - als z.Bsp. Crosman schon längst Waffen mit Pumphebel auf dem Markt hatte.
Gruß
Eastwood
Bei Gelegenheit liefere ich noch einen Test nach, wie gut (oder schlecht) das Gewehrchen schießt. :^)