Schreckschuss ohne PTB aber eindeutig in den 90ern in Deutschland beschossen

Es gibt 78 Antworten in diesem Thema, welches 10.395 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juli 2013 um 14:15) ist von meinereiner.

  • Hallo,

    ich benötige Hilfe bzw. Erfahrungen anderer zu einem etwas seltsamen Thema.

    Ich besaß eine P88 compact in 9mm PAK. Eine eindeutige Zinkguss Schreckschusswaffe mit blockiertem Lauf und Masseverschluss. Gekauft habe ich das Ding in den späten 90ern in einem renommierten Waffengeschäft gegen Vorlage des Ausweises. Dann lag sie daheim herum. Bis sie mir dieser Tage beim Ausmisten in die Hände fiel und ich mir dachte, verkaufe ich sie doch. Also egun aufgerufen und was stellte ich fest? Das Teil hat deutsche Beschusstempel auf Griffstück und Schlitten... aber keine PTB. Nirgends. Also, dumm und unerfahren mehrfach im egun Forum nachgefragt. Außer schrecklichen Warnungen kam nichts. Dazu unzählige Meldungen im Internet von Menschen mit SSW ohne PTB, die horrende Geld- und Gefängnisstrafen bekamen. Langsam packte mich die Angst, also habe ich das Ding vorhin zur Polizei gebracht. Die haben die Pistole untersucht und mir bestätigt, dass es eine Schreckschusspistole ist. Nichts anderes. Ohne Manipulation oder irgendwelche anderen illegalen Dinge. Aber eine Anzeige habe ich jetzt doch. Mist. Das hat man von seiner Gesetzestreue.

    Die Polizei sagt, das Ding ist eindeutig eine Schreckschusswaffe, aber aus irgendeinem Grund ist keine PTB drauf. Deutsche Beschusstempel hat es, Jahreszahl "KF". Irgendeiner hat da furchtbar Mist gebaut. Umarex? Das Beschussamt? Der Waffenhändler? Ich weiß es nicht. Ich war es jedenfalls nicht, ich habe mit dem Ding noch nicht einmal geschossen. Aber ich bin jetzt dran. Für nix! Naja, die Polizei sagt, sie schicken die Pistole zur Überprüfung an das Waffenamt und wenn die sagen, ok, normale Schreckschuss, wird der Staatsanwalt wohl auch nichts unternehmen... "wohl"... Mir geht jedenfalls die Klammer und zwar ganz gehörig. Ich habe weder Lust auf Geldstrafen noch auf Einträge ins Strafregister, zumal ich im Grunde an nichts Schuld bin.

    Keine "Hättest Du besser mal..."-Ratschläge bitte, die kann ich nicht gebrauchen. Ich hatte das Teil daheim, habe darüber öffentlich geschrieben und einfach Angst, dass morgen die Ordnungshüter klopfen und ich reif bin. Also habe ich das getan, was man als rechtschaffener Staatsbürger so tut. Was ich aber dringend brauche sind Berichte von Leuten mit ähnlichen Erfahrungen oder Meinungen von Menschen mit Sachkenntnis. Umarex habe ich unter Angabe der Seriennummer auch schon kontaktiert. Bereits zweimal, ich hoffe endlich auf Antwort. Ich benötige einfach Rat, falls es irgendein exempelsüchtiger Staatsanwalt doch böse meint. Und, um mich zu beruhigen.

    Und zuletzt noch einmal, ich habe die Pistole ungefähr 1996 legal im deutschen Waffenladen als Schreckschusswaffe gekauft. Es ist eindeutig eine Schreckschuss, es passen auch nur Platzpatronen hinein, der Lauf ist fest, Zinkguss usw... Und ich habe an der Waffe nichts gebastelt, ganz großes Ehrenwort. Sie ist so, wie aus dem Laden. Handbuch und Kassenzettel habe ich nach zwei Umzügen inzwischen nicht mehr. Leider. Sonst wäre es erheblich einfacher und ich müsste hier nicht um Rat bitten. ;(

    Also, wer Rat weiß, ich bin dankbar und freue mich darüber.

  • PTB müsste auf dem Griffstück sein, und zwar hier über dem Abzugsbügel, da sieht man den runden Stempel. Ist eine mit der PTB 613, Bj. 2000. Deine müsste rein theoretisch auch eine 613 sein, oder eine späte 429. Ich weiß nicht wann da genau die Umstellung war, meine ist allerdings schon eine späte 613. Hatte die damals auch neu im Laden gekauft.

    Bei den neueren Exemplaren ist die auf dem Schlitten.

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Hi,

    also als Kurzfassung.

    Keine PTB und du brauchst eine WBK.
    Egal ob die hier beschossen ist oder nicht.
    Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

    Umarex baut ja auch für das Ausland, vieleicht ist das so eine. Hättest rechtzeitig aufpassen müssen. Aber auch wenn sie nur fehlt und es eine "deutsche" ist bist du dran.

    Möglich ist auch ein Mischmodell, alter Schlitten neues Griffstück. Dann ist auch keine PTB da weil bei der Alten das Griffstück die PTB hatte.

    Dumm gelaufen, gibt ne Einstellung wegen nichttigkeit oder ne Geldstrafe, die Knarre bist du in jedem Fall los!

    Gruß Christian

    Zeige einem schlauen Menschen einen Fehler und er bedankt sich.
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  • PTB müsste auf dem Griffstück sein, und zwar hier über dem Abzugsbügel, da sieht man den runden Stempel. Ist eine mit der PTB 613, Bj. 2000. Deine müsste rein theoretisch auch eine 613 sein, oder eine späte 429. Ich weiß nicht wann da genau die Umstellung war, meine ist allerdings schon eine späte 613. Hatte die damals auch neu im Laden gekauft.

    Bei den neueren Exemplaren ist die auf dem Schlitten.

    Da ist nix, weder auf dem Griffstück noch auf dem Schlitten.

  • Tja, da kann dir jetzt auch keiner mehr helfen.
    Was jetzt genau passiert kann dir keiner sagen ( Das kommt halt auf den Staatsanwalt an )
    Die Waffe wirst Du aber nicht wieder sehen.
    Entweder Du bekommst eine Geldstrafe oder das Verfahren wird gegen Zustimmung der Vernichtung ( haltet ich für am Wahrscheinlichsten ) eingestellt.

    Du hättest übrigens deine SSW an den Hersteller schicken können damit sie dort nachgestempelt wird.


    Joachim

    Disclaimer :
    Ich distanziere mich ausdrücklich von allen Aussagen die ich gestern oder gar vor einer Stunde gemacht habe.
    Jedwede Ähnlichkeit mit der Realität wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

    Fotos von mir auf Flickr: http://www.flickr.com/photos/joey_s/

  • Dass die Pistole weg ist, weiß ich, dem habe ich zugesteimmt. Dass Nachstempeln bei Umarex möglich ist, habe ich nicht gewusst. Die haben mir auch nicht geantwortet.

    Ich denke, dass irgendwas im Werk schief gegangen ist, Griffstück ohne PTB mit Schlitten ohne PTB montiert. Oder der Händler hat es getauscht. Ich weiß es net... So ne Sch...

    Naja, danke für die Antworten. Ich hoffe auf Einstellung wegen Nichtigkeit, hätte sie besser in den Fluss geworfen.

  • KF bedeutet Beschußjahr 1995. Das wäre eigentlich eine PTB 613. Die ersten beiden PTB-Nummern der P88 waren meines Wissens nach immer auf dem Griffstück, so kann eine Mischwaffe ausgeschlossen werden. Es gibt eigentlich nur 2 Möglichkeiten. Die erste, ist die bereits von Christian genannte, fürs Ausland bestimmte abgeänderte Version (anderes Kaliber). Die hat keine PTB und ist trotz Laufsperre in Deutschland WBK-pflichtig. Das wäre für dich ganz schlecht. Die andere Möglichkeit wäre, daß Umarex bei der Herstellung vergessen hat diese Waffe zu Stempeln (kann dir aber nur ein Sachverständiger bescheinigen). Weist du denn noch die genaue Aufschrift auf dem Verschluß oder hast du noch ein Foto?

    MfG Kolibri

    2 Mal editiert, zuletzt von Kolibri (7. Oktober 2012 um 20:20)

  • Hab Fotos, wollte sie ja verkaufen.

    Links Schlitten:
    Waltherschleife
    P 88 COMPACT

    Links Griffstück:
    F 053189 (Seriennnummer)
    Stempel Bundesadler, Wappen mit drei Kronen drin, KF

    Rechts Schlitten:
    Mod. P 88-9
    cal. 9mm P.A.K.
    Made in Germany

    rechts Griffstück:
    nichts

    Wenn das ne Exportwaffe war, hat die dann deutsche Beschussstempel und wie kommt sowas in den deutschen Handel?
    Die Folgen muss ich eh abwarten, auch wenn das schlimm ist. Aber es würde mich interessieren, wie so etwas passieren kann.... Eigentlich sollte es ja nicht möglich sein. Wie bereits geschrieben, ich hatte das Teil damals ganz offiziell in einem renommierten Waffengeschäft vor Ort erworben. Im Koffer mit deutscher Anleitung usw...

    2 Mal editiert, zuletzt von sporadischernutzer (7. Oktober 2012 um 19:52)

  • Warum schreibst du das nun ins Forum wo dir eh niemand mehr helfen kann ? Wenn du wie du schreibst vorher schon im Netz von Strafen gelesen hast, warum bringst du das Ding zur Polizei, jedem muss klar sein dass das ne Anzeige gibt. Du hättest das Ding auf 1000 Teile zerflexen sollen, aber selbst da muss man in good old Germany noch aufpassen wo man die Reste entsorgt, nicht das einem der Müllman noch das SEK auf den Hals hetzt wenn er die Trümmer sieht.
    Das ist illegaler Waffenbesitz, also ein Verstoß gegen das Waffengesetz, da verstehen sowohl Staatsanwaltschaft als auch evtl. Richter meist keinen Spass, selbst wenn die Angelegenheit noch so nichtig erscheint, etwas großes wirds wohl nicht geben, eine Einstellung wegen Nichtigkeit sehe ich persönlich aber auch eher als unwahrscheinlich an.

  • Mal im Ernst, mit der Anzeige bist Du selber Schuld.

    Wenn ich von etwas keine Ahnung habe frage ich erst und handle dann.

    Dann hättest Du auch erfahren, dass man die Zinkplempe nachstempeln lassen kann.

    Unglaublich, dass Du mit dem Teil zu den Bullen gerannt bist, ohne Mist. :pinch:

    Gehe nie zum Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst. Das hättest Du Dir selbst alles ersparen können und die "Waffe" hätte noch ein paar Taler bei Egon gebracht.

  • Wenn das ne Exportwaffe war, hat die dann deutsche Beschussstempel und wie kommt sowas in den deutschen Handel?
    Die Folgen muss ich eh abwarten, auch wenn das schlimm ist. Aber es würde mich interessieren, wie so etwas passieren kann....

    Die P88 wurde/wird in diversen Kalibern für das Inn- und Ausland hergestellt. Die von dir genannte Aufschrift ist die normale die eigentlich immer mit PTB-Stempel hergestellt wurde (auch für Export bestimmte SSW). Die P88 wird immer noch im Kaliber 8mm hergestellt, allerdings nur noch für den Export und ohne Stempel weil die Zulassung für Deutschland abgelaufen ist. Obwohl es sich um dieselbe Waffe wie die der PTB 428 handelt ist sie jetzt WBK-pflichtig. Ich habe auch mal etwas von einer Kaliber .35K Version gehört ähnlich der Miami .35K und Reck Government .35K (alle WBK-pflichtig).
    Solche Waffen sind im Ausland frei zu erwerben und oft viel preiswerter als in Deutschland. Unwissende Urlauber kaufen so eine SSW und bringen sie nach Deutschland ohne zu wissen das man sich damit strafbar macht.

    Im übrigen ist der Händler der dir das Teil verkauft hat auch mit im Boot.

    MfG Kolibri

  • Evtl. kann man über eine vielleicht vorhandene Seriennummer rausfinden an welchen Händler das Teil gegangen ist? Vielleicht hat der das Buch noch in dem du vielleicht unterschrieben hast? Oder eine Kopie vom Ausweis oder nur deine Unterschrift?

    When I was just a baby, My Mama told me, "Son, Always be a good boy, Don't ever play with guns"

    by Johnny Cash "Folsom Prison Blues"

  • Ich denke an dem wie es gelaufen ist, ist wohl nix mehr zu ändern.
    Lass Dir deshalb nun den Schlaf nicht rauben - Du kannst eh nur abwarten.

    Die Beamten auf der Wache mussten das nun einmal zur Anzeige bringen - sie können die Waffe schlecht selbst verschrotten oder Dir wieder mitgeben.
    Ein Staatsanwalt wird auch kein Interesse daran haben einen Kriminellen aus Dir zu machen.
    Falls doch bleibt eh nur der Gang zum Anwalt.

    Vielleicht (wenn auch nach so vielen Jahren etwas viel verlangt) findest Du den Kaufbeleg ja noch,
    das könnte ggf. helfen die Glaubwürdigkeit Deiner Geschichte zu unterstreichen.

    Auch wenn Dir das nun nichts hilft, mich würde schon interessieren wie die Geschichte weiter geht.
    Ist ja schon eine ungewöhnliche Angelegenheit.

    Wollen wir mal hoffen das das glimpflich ausgeht, beste Wünsche,

    Micha

  • Danke für die sachlichen und aufmunternden Antworten. Ihr habt mir geholfen, ich bin nun etwas ruhiger und warte ab und berichte.

  • Die moral von der geschicht...staat vertraut mann oder nicht...!

    ist ne frechheit, dass umarex überhaupt eine offensichtlich ptb-freie schusswaffe an ein deutsches waffengeschäft liefert.
    gleich ne anzeige an umarex und den waffenladen hinterherschmeissen! hast die rechnung noch?

    und was das mit dem ausland angeht: ich glaube nicht, dass für exportwaffen extra der ptb-stempel entfernt wird.

  • und was das mit dem ausland angeht: ich glaube nicht, dass für exportwaffen extra der ptb-stempel entfernt wird.

    Der PTB-Stempel der P 88 (PTB 613) ist eingestanzt, den kann man nicht ohne weiteres entfernen. Er wurde entweder absichtlich nicht aufgebracht oder einfach vergessen.

    MfG Kolibri

  • Danke noch einmal für alle sachlichen Antworten. Die ganzen "Nachtreter" kann ich gar nicht gebrauchen, dass die Sache Sch... ist, weiß ich selbst.

    Nach all den Informationen schätze ich, dass die Pistole von der Produktionszeit vllt. in die Übergangsphase PTB auf Griffstück zu PTB auf Schlitten gefallen ist und irgendwie zwei Teile ohne PTB zusammen kamen. Und in der Fabrik und im Waffenladen hats keiner gemerkt, weil keiner mehr wirklich genau draufsieht. Nach dem Motto: "Muss ja da sein, ist man ja gewohnt, geht ja gar nicht anders, ist doch immer drauf.". Und ich ging davon aus, wenn man sich ordentlich im Fachgeschäft was kauft, wird der Verkäufer einem nix in die Hand drücken, was man nicht besitzen darf (Zumal ich damals, jung und frisch volljährig keine Ahnung von PTBs und ähnlichem hatte. Ne Knallpistole gibts ab 18. Das war der Kenntnisstand). Tja...

    Ich habs später auch nicht gemerkt, wobei das Teil. Ich habe die Pistole erst die letzten Tage wieder beim Ausmisten in der Hand gehabt und gemerkt, dass da was fehlt.

    Die Entscheidung zur Polizei zu gehen hat mir eine schlaflose Nacht beschert, aber ich stehe noch dazu. Wenn ich etwas besitze, was ich offensichtlich nicht besitzen darf und mir das auffällt, dann bleibt nur ein Weg... In den Fluss werfen oder unter der Hand verkaufen ist für mich kein Weg. Ich hoffe, man dreht mir aus dieser Ehrlichkeit keinen Strick. Da muss ich nun durch... Hab gestern noch mal bei der Polizei angerufen und die meinten, ich solle entspannt bleiben. Leicht gesagt...

    Einige Antworten hier haben mir gezeigt, wozu so ein Forum da sein sollte, sich ernsthaft mit Menschen austauschen zu können, die die eigene Lage oder Fragen, die man hat, verstehen. Macht weiter so...