Falsche Berichterstattung in den Medien (mal wieder)

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 3.392 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Februar 2012 um 20:48) ist von ZEBO.

  • http://www.fr-online.de/wiesbaden/droh…0,11528672.html

    Zitat

    Wiesbaden –
    Der 18-jährige Schüler, der von der Polizei wegen der Ankündigung einer "Revolution" auf Facebook in Gewahrsam genommen wurde, war nach Angaben der Polizei bewaffnet. Die Beamten fanden bei ihm einen Teleskopschlagstock und eine Schreckschusswaffe, allerdings ohne Munition. Für das Tragen solcher Waffen außerhalb der Wohnung oder der eigenen Geschäftsräume wird ein „Kleiner Waffenschein“ benötigt.

    Er berechtigt jedoch nur zum Führen der Waffe, nicht auch zum Besitz. Dafür wird ein Waffenschein benötigt. Wer also in der Öffentlichkeit mit einer Waffe unterweg ist, muss beides nachweisen können. Ob der 18-Jährige diese Papiere besitzt, ist nicht klar. Laut dem Sprecher der Wiesbadener Staatsanwaltschaft ist davon auszugehen, dass jetzt auch wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt wird. [...]"

    Ich frage mich angesichts solcher Artikel ernsthaft inwiefern die großen Medien überhaupt noch in der Lage sind mich in irgendeiner Hinsicht zumindest sachlich korrekt zu informieren. Insbesondere bei Themen, in denen ich den Wahrheitsgehalt nicht so einfach überprüfen kann, weil ich mich schlichtweg mit der Sachlage nicht auskenne und den Artikel eben lese um mein Wissen zu erweitern und somit auf die Kompetenz des Redakteurs vertrauen muss.

    Vielleicht verhält sich das aber auch nur mit Themen so, die das Waffenrecht betreffen.
    In der IT ist das Spektrum breit gestreut: Hier merkt man genau ob sich die Redaktion jemanden leistet, der sein Fach versteht, oder ob das der Praktikant (kennt sich ja mit dem Zeug aus, weil didschitäl näittiff) das nebenbei erledigt.
    Macht Ihr als Angehörige anderer Berufe und Fachrichtungen ähnliche Erfahrungen mit der Qualität der Berichterstattung?

  • Zitat

    Vielleicht verhält sich das aber auch nur mit Themen so, die das Waffenrecht betreffen

    Nicht nur da. In den Medien wird sehr sehr viel Schrott verbreitet.

    Ist echt unglaublich.
    Johnny Depp und Vanessa Paradise sind jetzt auf einmal doch nicht getrennt, ein bissiger Schäferhund wird mal eben zum Kampfhund deklariert und vor 10 Jahren sollten wir angeblich 2010 schon auf dem Mars gelandet sein.

  • und was lernen wir daraus?
    mit der revolution spasst man nicht, schon garnicht in der landeshauptstadt wiesbaden!

    bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat. werner heisenberg

  • Allein was unsere örtliche Tageszeitung für nen Müll verzapft ist unglaublich... Schreibfehler in Überschriften, schlecht recherchierte Artikel, Artikel teilweise von andern Zeitungen abgeschrieben und einen Tag später veröffentlicht...
    Nur noch Praktikanten und unfähige am Werk... :thumbdown:

    Gruß Tom
    __________________________________________________

    Niveau ist keine Creme... Und Stil nicht das Teil am Besen... :whistling:

  • da hat der entsprechende redakteuer (oder wer auch immer) ja eine wahre glanzleistung vollbracht.
    solche völlig falschen fakten (in bezug auf das waffengesetz) in einen zeitungsartikel zu schreiben zeugt von hoher fachlicher inkompentenz!
    ein einfacher blick auf die homepage einer dt. waffenbehörde hätte gereicht um klarheit in bezug auf die gesetzlichen aspekte zu schaffen
    und nicht solchen geistigen dünnsch... zu veröffentlichen.

    lernt man denn heute in der journalistenausbildung nicht mehr, wie eine richtige recherche funktioniert? ?(

    Einmal editiert, zuletzt von Kel-Tek (28. Januar 2012 um 14:11)

  • Und genau so einen Unfug glauben die Leute:
    Zum Führen = Kleiner Waffenschein.
    Zum Besitz = Waffenschein.

    :laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:

    Ach was reg ich mich auf?
    Wenn ich einen Vortrag über eine Herztransplantation halten würde, dann hätte der wahrscheinlich 1000mal mehr Wahrheitsgehalt und Sachverstand. *lol*

  • Ich frage mich angesichts solcher Artikel ernsthaft inwiefern die großen Medien überhaupt noch in der Lage sind mich in irgendeiner Hinsicht zumindest sachlich korrekt zu informieren. Insbesondere bei Themen, in denen ich den Wahrheitsgehalt nicht so einfach überprüfen kann, weil ich mich schlichtweg mit der Sachlage nicht auskenne und den Artikel eben lese um mein Wissen zu erweitern und somit auf die Kompetenz des Redakteurs vertrauen muss.
    Vielleicht verhält sich das aber auch nur mit Themen so, die das Waffenrecht betreffen.
    In der IT ist das Spektrum breit gestreut: Hier merkt man genau ob sich die Redaktion jemanden leistet, der sein Fach versteht, oder ob das der Praktikant (kennt sich ja mit dem Zeug aus, weil didschitäl näittiff) das nebenbei erledigt.
    Macht Ihr als Angehörige anderer Berufe und Fachrichtungen ähnliche Erfahrungen mit der Qualität der Berichterstattung?

    Es lieg an der "Spezialität" des Themas - wer kennt sich schon mit Waffen, noch dazu mit Waffenrecht, aus? Schon seit Jahren stupse ich die FAZ auf jeden derartigen Lapsus (in zunehmend unfreundlicherer Form) - und man kann sagen, daß es keinen derartigen Bericht in der FAZ ohne gravierende Mängel gibt. Zwar wird nicht jeder meiner FAZ-Leserbriefe sogleich entsorgt, einige schaffen es auch auf die Leserbriefe-Seite, aber in dieser Thematik ist keine Verbesserung festzustellen. Offenbar will man es nicht wissen - wäre ich Chefred der (immerhin) FAZ und müßte mir mehr als einmal die groben Schnitzer meiner Redakteure nachweisen lassen, dann würde ich mir die Verantwortlichen zur Brust nehmen und dafür sorgen, daß derartige Beiträge wenigstens von einem fachkundigen Kollegen quergelesen werden. Aber anscheinend ist dieses Berufsethos Vergangenheit. Was natürlich das pauschale Negativ-Urteil über Journalisten zementiert.
    In meinen beruflichen Thematiken in der FAZ ist es leider auch nicht viel besser. Man merkt allzudeutlich, daß die Autoren von kaum einer Sachkenntnis belastet sind und kein Fachkundiger querlist. Besonders unangenehm stößt mir dabei auf, daß unkritisch Behauptungen der Politiker, Regierung und Verwaltung, die entweder kein Interesser an der Realität haben oder diese auch nicht kennen, einfach übernommen und als Tatsachen wiedergegeben werden.
    mfg, Dr.K.

  • Ich frage mich angesichts solcher Artikel ernsthaft inwiefern die großen Medien überhaupt noch in der Lage sind mich in irgendeiner Hinsicht zumindest sachlich korrekt zu informieren. Insbesondere bei Themen, in denen ich den Wahrheitsgehalt nicht so einfach überprüfen kann, weil ich mich schlichtweg mit der Sachlage nicht auskenne und den Artikel eben lese um mein Wissen zu erweitern und somit auf die Kompetenz des Redakteurs vertrauen muss.

    Die sachlich falsche Berichterstattung findet sich in allen deutschen Medien, wobei das Spektrum von Schlamperei bis hin zu bewußter Lüge reicht. (Ein paar aktuelle Beispiele habe ich hier und hier aufbereitet.) Minister zu Guttenberg mußte wegen falsch zugeordneter Zitate in seiner Dissertation zurücktreten, doch wenn ein Journalist Zitate fälscht, kreischt danach im Pressewald kein Hahn. Machen wohl alle so. Noch besser war kürzlich die Stuttgarter Zeitung, die einen "Bericht" über den Verlauf einer Anti-Bahnhofs-Demo komplett erfunden hatte. X(


    In meinen beruflichen Thematiken in der FAZ ist es leider auch nicht viel besser.

    Meinem Eindruck nach hat die Qualität der FAZ in den letzten Jahren stark nachgelassen. Und sie gilt ja immerhin (nicht zu Unrecht) als seriöseste Tageszeitung Deutschlands. Das gibt zu denken ...

    Suum cuique.
    "Blessed are those who, in the face of death, think only about the front sight." - Jeff Cooper

  • Regt euch nicht auf ... bei der Waffenthematik fallen diese Fehler uns hier natürlich auf, aber auch Artikel mit Bezug zur Wissenschaft usw sind teilweise mit Fehlern durchzogen, die meist krasser sind - von einer "gezielten Kampagne" zu sprechen ist also Humbug, sondern einfach der Schreiberling hat keine Lust großartig zu recherchieren.

    Logisch finde ich es aber auch nicht gerade ... das WaffG erlebt in der Grundannahme den Besitz sehr viel eher als das Führen :D das kommt in dem Artikel anders rüber hehe

  • Regt euch nicht auf ... bei der Waffenthematik fallen diese Fehler uns hier natürlich auf, aber auch Artikel mit Bezug zur Wissenschaft usw sind teilweise mit Fehlern durchzogen, die meist krasser sind - von einer "gezielten Kampagne" zu sprechen ist also Humbug, sondern einfach der Schreiberling hat keine Lust großartig zu recherchieren.


    Niemand verlangt von einem Journalisten das er allwissend ist. Aber wenn ich lese: Bei der Hausdurchsuchung wurden u.a. verblüffend echt aussehende Softair Waffen, die zu schweren Verletzungen führen können, gefunden! .........dann ist das eine gezielte Kampagne.
    So dämlich kann kein Schreiberling sein um diesen Unsinn, den er da verzapft, ernsthaft zu glauben. :wogaga:
    Es sei den er meint, wenn ich jemandem eine Vollmetall GBB über die Rübe ziehe. *lol*

  • Da unsere Polizei ja auch nicht immer so bewandert ist ... :

    Stellt euch vor ein Polizist liest das und glaubt, was da steht ... .

    "He, who trades freedom for temporary security, deserves neither freedom nor security."
    ("Jene, die Freiheit aufgeben, um eine vorübergehende Sicherheit zu erwerben, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit.") --- Benjamin Franklin

  • Danke für eure Rückmeldungen, inbesondere auch ZEBO und Dr. König für detailliertere Erfahrungen.
    Ich bin seit geraumer Zeit der Meinung, dass die Massenmedien nicht mehr sachlich und unabhängig informieren, insofern war meine Frage eher rhetorisch.
    Glücklicherweise bietet das Internet momentan noch die Möglichkeit sich einigermaßen unabhängig über die wahre Tragweite gewisser Ereignisse zu informieren.
    Wichtig sind hier die Erfahrungsberichte aus Blogs, Twitter und sozialen Netzwerken, ungefiltert, direkt von den Menschen.
    Aber diese Freiheit wird sicher auch nicht mehr lange anhalten ^^

    Was hier generell so anklingt und was meines Erachtens nach auch das Hauptproblem ist:
    Klar, es gibt immer einige Menschen, die sich gewissenhaft und tiefgreifend mit einer Materie auseinandersetzen -sei es weil es sie beruflich, persönlich, emotional oder wegen ihres Hobbys betrifft-
    allerdings ist dieser Anteil verschwinden gering und absolut machtos gegen das Groß der Bevölkerung, welches vorgegebene Meinungen aus den Medien unrefkletiert übernimmt.

    Zum Thema:
    Die FR hat trotz Kommentar und Richtigstellung per Post und Email weder geantwortet, noch eine Korrektur des Artikels vorgenommen.
    Absicht? Pfusch? Desinteresse?

    Grüße,
    Deagle

  • Zumindest was Feuerartistik angeht ist die Berichterstattung sehr ähnlich.

    wobei man sagen muss, das die rechtliche Lage da auch für "Eingeweihte" oftmals schwer zu durchblicken ist, einerseits weil zum teil WaffG (flammenwerfer?) andererseits SprengG (pyrotechnik) und noch allerhand andere Vorschriften da je nach spezieller Lage grade wichtig sind, andererseits weil man dann solche dinge erfährt, das zB. überall dort, wo gegrillt werden darf (also die meisten Stadtparks etc.) auch das Jonglieren mit Fackeln oder brennenden Bällen, das "kämpfen" mit Feuerschwertern (sofern stumpf genug und damit keine Klinge), das herumwirbeln von brennenden Stäben oder Feuerkugeln an Ketten und nicht zuletzt das Produzieren von etlichen metern Feuersäule per Feuerspucken völlig in ordnung sind, da all das nur unter "offenes Feuer" fällt.

    Da wundert es mich garnicht, und stört mich auch wenig, wenn die Journalisten da rechtlich was durcheinanderbringen.
    Andererseits stört es sehr wohl, wenn (bevorzugt in Fernsehsendungen und Büchern, in Zeitungen eig. nie) davon die Rede ist, mit Alkohol, Benzin, Diesel oder Lampenöl Feuer zu spucken.
    Feuerspucken ist sowieso schon lebensgefährlich, aber mit solchem Zeug, womöglich nach einer ähnlich gut recherchierten 4-Bilder-Anleitung kann man genausogut aus dem vierten Stock in einen unbekannten Fluss mit Stromschnellen springen. Man kann Glück haben und nur nass werden... aber wahrscheinlicher hat man Glück und landet rechtzeitig im Krankenhaus.

    Und, auch immer wieder interessant, als Hobbygruppe, also nicht mit perfekt durchchoreographierter show, aber doch einigem an "Berufserfahrung" sowie technischem können erlebt man es immernoch andauernd, das man irgendwo als "Feuerspuckergruppe" angekündigt wird, obwohl man entweder nirgendwo im Vertrag was von Feuerspucken stehen hat, oder sogar den Aspekt (als deutlich gefährlichsten) explizit ausgeschlossen hatte, zum Teil auch wegen mangelndem Platz oder so.
    Hat selten was mit Reportern zu tun, wenns nicht in einer Zeitung steht, aber sehr viel mit "die Leute sagen, was sie glauben, und glauben, was sie hören, und hören, was sie wollen". da wird aus "feuerartist" "fakir" "feuerschlucker" "feuerjongleur", ja sogar "pyrotechniker" ganz schnell zusammengefasst feuerspucker, auch wenn das eig. bei keinem davon drin ist.

    R.I.P. Sir Terry Pratchett

  • Hi,

    bei allen Themen, mit denen ich mich privat oder beruflich gut auskenne, geht es mir ähnlich. :thumbdown:

    Bestes Beispiel das Thema "Motorrad". Uns Motorradfahrern geht es ähnlich wie den Waffenbesitzern. Keine Lobby, Hetzkampagnen in der Presse und zu 90% falsche oder verdrehte Berichterstattung... X(

    Ganz schlimm finde ich auch falsche Rechtschreibung, Grammatik und der zunehmende Gebrauch von Anglizismen in der Presse. Siehe auch meine Klugscheißersignatur. ;^)


    Gruß

    coty

  • In meinem Beruf habe ich aufgehört mich darüber zu ärgern. Und auch - wie tesro70 es so schön ausdrückte - wenn Polizeibeamte nicht immer so bewandert sind, bin ich mir sicher, dass die Informationen rechtlich korrekt an die Presse weitergeleitet wurden. Auch den Polizisten sollte man zugestehen, dass sie nicht alles wissen können. Sie sollten allerdings wissen wo es steht. Leider haben sie nicht immer die Zeit nachzuschlagen, da sie ihre Entscheidung von jetzt auf sofort fällen müssen.

    Die Pressestellen der Polizei hingegen geben keine Informationen weiter die nicht rechtlich sauber sind. Was dann allerdings durch die Presse veröffentlicht wird, darauf hat die Polizei keinen Einfluss mehr. Sonst würden ja nur noch die Heldentaten der Beamten zu lesen sein. Das wäre langweilig und mal ehrlich - wer von euch möchte lesen "Polizist hilft Oma über die Straße"? Aber "Polizist zerrt gehbehindertes Großmütterchen mit sich" klingt da schon interessanter. Also ich würde die Zeitung dann kaufen... ;^)

    Fortis Fortuna Adiuvat...