Unbekannten Stahl härten?

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 5.419 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. April 2009 um 22:43) ist von Kentucky.

  • Hallo, ich hätte da gerne mal ein Problem.
    Und zwar habe ich hier ein Stück Stahl aus dem ich mir ein Messersche machen wolte.
    Soviel ich weiß, handelt es sich um einen härtbaren Stahl.
    Allerdings ist das auch schon alles was ich weiß.

    Gibts da irgendeinen Weg um den trotz fehlender Angaben irgendwie brauchbar zu härten? (muss jetzt nicht optimal sein aber halt so daß er nicht grade Baustahlschnitteigenschaften hat)
    Ob Öl, oder Wasserhärter weiß ich blöderweise auch nicht. Wegwerfen möcht ich den aber trotzdem nicht weil er schon ne grobe Messerform hat.

    Vielleicht hat ja einer nen Tip was ich anstellen könnte.


    Gruß K.

    Only a government that is afraid of its citizens tries to control them.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Vorausgesetzt natürlich sie ist als Verschlussfeder in einer Glock 17 verbaut! :lol:

    Einmal editiert, zuletzt von Kentucky (18. April 2009 um 20:07)

  • Keine Ahnung ,ob es dir was hilft,aber hier steht was zum Härten.
    Wie du alllerdings 800° erreichen willst :))bleibt wohl nur der Holzkohlegrill.
    Sicher ,es geht da um "Papierstahl" ,den du kaum haben wirst.
    Wie gesagt ich weiß es nicht.

    tobi

  • Hallo,

    ein Könner hält deinen Stahl an eine Schleifscheibe, schaut sich eine Sekunde die Funken an und kann dir dann auf Basis von Funkenform und Funkenfarbe sagen, was du da für einen Stahl hast und ob/wie man ihn härten kann.

    Ich kann das nicht ;) aber ich habe es gesehen.

    Gruß
    Musashi

  • Ja Musashi, das geht aber nur mit unlegiertem Stahl, wie du weißt. Da sind nämlich Rm und der C-Gehalt proportional.

    @Kebtucky
    Wenn du ein Probestück hast, kannst du das Ganze ja mal testen.
    Ein wenig dünner ausschmieden als das Messer werde soll um die Rissgefahr zu prüfen. Dann erhitzt du das Ganze, bis es den austinitischen Bereich erreicht also nichtmehr magnetisierbar ist und schreckst in Wasser/Öl ab.

    Eine sehr weit vereinfachte Härteprüfung kannst du machen, indem du mit einem Körner ein ungehärtetes und ein gehärtetest Probestück mit annähernd der gleichen Kraft ankörnst. Wenn der Abdruck merklich kleiner ist, hast du Martensit erreicht.
    Du kannst außerdem testten, ob du mit dem gehärteten Stück das ungehärtete ritzen kannst. Auch wenn das gegeben ist, ist die Warscheinlichkeit groß, dass du Martensit hast.

    Einmal editiert, zuletzt von Vampyr (19. April 2009 um 06:34)

  • Solange der Stahl härtbar ist, also einen C-Gehalt von mehr als 0,3% hat, ist der härtbar.
    Ob das nun in Wasser oder Öl geschieht ist nicht grundlegend wichtig, wichtig ist nur das sich der Stahl, Kirschrot glühend, schnell genug abschreckt und sich ein martensitisches Gefüge bilden kann.

    Ein Problem gbt es aber. Ist der Stahl tatsächlich so härtbar, kann es durchaus passieren das der Stahl zu spröde ist, heißt, er bricht schnell, weil quasi "zu hart". .....!!Stichwort Unfallgefahr!!
    Um das zu verhindern muss man den Stahl später bei irgendwo um 400-500grad anlassen, damit er "Elastisch" bleibt.

    HongNor X2 CRT/CR/CRT.5 :huldige:
    Haenel 310, Haenel 310-4, Diana 27S, Weihrauch HW45

  • Zitat

    Original von Fredie
    Solange der Stahl härtbar ist, also einen C-Gehalt von mehr als 0,3% hat, ist der härtbar.
    Ob das nun in Wasser oder Öl geschieht ist nicht grundlegend wichtig, wichtig ist nur das sich der Stahl, Kirschrot glühend, schnell genug abschreckt und sich ein martensitisches Gefüge bilden kann.

    Ein Problem gbt es aber. Ist der Stahl tatsächlich so härtbar, kann es durchaus passieren das der Stahl zu spröde ist, heißt, er bricht schnell, weil quasi "zu hart". .....!!Stichwort Unfallgefahr!!
    Um das zu verhindern muss man den Stahl später bei irgendwo um 400-500grad anlassen, damit er "Elastisch" bleibt.

    Wenn das mal so einfach wäre.
    Nicht jeder Stahl hat bei Kirschrot die richtige Temperatur.
    Und bei 400 - 500 Grad anlassen ist i.d.R zuviel.


    Joachim

    Disclaimer :
    Ich distanziere mich ausdrücklich von allen Aussagen die ich gestern oder gar vor einer Stunde gemacht habe.
    Jedwede Ähnlichkeit mit der Realität wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

    Fotos von mir auf Flickr: http://www.flickr.com/photos/joey_s/

  • Öhm, da will nicht jemand eine HighEnd Härtung durchführen, so sehe ich das jedenfalls.

    400-500°C sind viel, um genau zu sein die 4 Anassstufe.
    Hier sage ich eher mehr, es kommt ja in diesem Fall nicht darauf an. Lieber etwas zu weich, als zu hart/spröde, so sehe ich das zumindest

    200 °C bis 320 °C wäre die richtigere Temperatur, keine Frage.

    Ist der Stahl härtbar, so wir es es auch bei kirschrotem Stahl spüren. Um mehr geht es doch gar nicht. Ich glaube kaum das er die richtigen Messmittel zur Verfügung hat.

    Also, besser nicht eine wissenschaftliche Abhandlung daraus machen.....

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  • Fredie, Deine nett lockere Art an die sehr sensible Sache der Stahlhärtung heranzugehen (zeigt mir Erfahrung Deinerseits) und veranlasst mich zu einer etwas abwegigen Frage:
    kann mann einfach ein Bündel Nägel durch Glühen und einfaches Abschrecken in Wasser dazu bringen, weichmagnetisch zu werden?
    Also als Trafokern zu fungieren?
    Ist wahrscheinlich aber ein anderes Thema wie hier gerade.

    Eddi

    Ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
    Es ist nur schön wenn ich es habe.
    H. Peters (Peters Stahl)

  • Ja nee, also ich will jetzt nicht ein Hightec-Produkt draus machen. Ich will halt, daß der Stahl härter als jetzt wird, aber die Schneide nicht ausbricht.

    Ein Probestück hab ich leider nicht, da die Form des Messers schon rausgearbeitet ist.

    Die Funkenprüfung kenn ich auch (hab ja auch Metaller gelernt ;-)) aber bei dieser Sache bringt mich das nicht wirklich weiter.

    Gruß K.

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  • Dann würde ich an deiner Stelle mit der Magnetmethode rangehen.
    Erwärmen, bis er nichtmehr magnetisierbar ist also kein Magnet mehr haftet und dann in Öl abschrecken.
    Dann Härte prüfen indem du versuchst einen weicheren Stahl zu ritzen. Solltest du Glas ritzen können, hast du definitiv Martensit erreicht.

    Sollte die Härte nicht ausreichend sein, kannst du das Ganze nochmal mit Wasser wiederholen. Hierbei sei nochmal auf die Rissgefahr bei zu hohem C-Gehalt hingewiesen(da sollte er aber schon in Öl ausreichend hart sein).

    Anschließend spannungsarmglühen. Dazu sollten wenige Stunden im Backofen bei 250°C ausreichen.

    Abschließend sei noch zu sagen, dass die Anlassfarbe ein Richtwert ist, der einige Erfahrung erfordert und von Stahl zu Stahl variiert. Die Nicht-Magnetisierbarkeit gibt indiziert das erreichen des austinitischen Zustands, welcher für den Leien weitaus besser zum Bestimmen des Härtepunkts geeignet ist.

  • Mal das Pferd richtig herum aufgezäumt. Wo hast Du den Stahl her, wie sieht er aus? rostet er? Wie kommst du darauf dass er härtbar ist?

    Wenn Du die Funkenprobe kennst, warum wendest du sie nicht an?


    #


    Nimm dir als vergleichsstücke ein Stück Baustahl der hat weniger als 0,2% C und ne Spiralfeder die hat idR ca. 0,5% C. Achja, und lege noch ein vergleichsstück Chrom Vanadium zurecht (Gabelschlüssel, Meisel o.ä).

    Achja, versuch auch noch wie hart der Stahl ist. Greift eine Feile? oder rutscht sie ab?


    Bevor Du das Werkeln anfängst schau doch erstmal ob es sich überhaupt rentiert. Wenn Du anhand der Funkenfarbe und der Sternchen grob einschätzen kannst um was es sich handelt melde dich nochmal und ich helfe dir weiter.


    Wie willst Du das Messer eigendlich machen? Schmieden oder schleifen?

    :direx: BIG BROTHER IS WATCHING US :direx:

    Einmal editiert, zuletzt von alize (19. April 2009 um 12:02)

  • Sorry, bin momentan etwas beschäftigt.

    Also, das Messer ist schon grob vorgearbeitet. Schmieden muss ich nix mehr.
    Ich muss halt die Form noch feiner Gestalten und dann die Klinge in ihre endgültige Form bringen.

    Das mit der Magnetmethode kannte ich noch gar nicht. Hört sich vielversprechend an.

    Ich denke das versuch ich mal.
    Der Stahl ist jetzt relativ weich. Also leicht zu feilen.
    Ich hab ihn auch mit der Fräsmaschine bearbeitet und die Oberfläche wird trotz feinem Fräser relativ rauh.
    Ist schwer zu beschreiben aber mit normalem Baustahl ist die Bearbeitung nicht zu vergleichen.

    Gruß K.

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  • So, nu hab ich zumindest einen kleinen Anhaltspunkt.
    Angeblich (sind die Angaben von der Person wo ich den Stahl damsl herhab) handelt es sich um zusammengeschmiedete Gewehrläufe.

    Was auch immer das bedeuten mag.

    Er sagte, der Stahl stammt aus einer Büchsenmacherei und wurde aus alten Gewehrläufen hergestellt. Das bringt mich aber jetzt auch nicht unbedingt weiter was die Stahlsorte betrifft.

    Es gab doch da mal so ein Taschenmesser, das aus sog. G3-Damast (also Stahl aus alten G3-Läufen) hergestellt wurde.

    Ich weiß jetzt nicht ob mein Stahl aus mehreren Lagen besteht, die Tatsache, daß er angeblich aus mehreren Läufen zusammengeschmiedet sein soll, spräche aber dafür.

    Worüber ich mir aber jetzt nicht so ganz sicher bin ist die Frage, sind alle Stähle, die für Läufe verwendet wurden / werden, überhaupt härtbar?
    Werden Läufe grundsätzlich aus härtbarem Stahl hergestellt?

    Es kann ja jetzt sein, daß ich einen Stahl hab, der zwar aus Läufen geschmiedet wurde, aber eben aus Läufen, die gar nicht gehärtet waren bzw. aus nicht härtbarem Stahl bestehen.

    Weiß da jemand Näheres?

    Der Stahl ist übrigends magnetisch, nur mal so am Rande.


    Gruß K.

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  • Mal eben so auf blauen Dunst härten ist nicht so einfach...........

    http://www.metallograf.de/start.htm?werk…i/4571/4571.htm

    In der Liste hast du die meisten bzw. fast alle Stahlsorten aufgelistet und die entsprechenden Härtungstemperaturen.

    Anhand des Rostverhaltens, der Funkenbildung an der Schleifmaschine und polierbarkeit kann man die Sache schon mal grob einengen. Ganz genaue ergebnisse bringen aber leider nur eine Schliffanalyse ;)

  • Super, danke.
    Das ist schon mal nicht schlecht.

    Ich hab mir jetzt einen Wolf gesucht, aus was für Stahlsorten Gewehrläufe üblicherweise hergestellt werden. Genaue Angaben hab ich leider nicht gefunden.

    Das wäre ein Anhaltspunkt, der den Stahl vielleicht spezifizieren könnte. Es gibt da ja wahrscheinlich nicht soviele Stahlarten, aus denen Läufe gefertigt werden oder wurden.

    Mann ist das kompliziert, ich will doch bloß ein Messersche. *lol*

    Gruß K.

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  • Die SChmiede Markus Balbach stellt Messer aus Kanonenrohren des Leo1 und von den Bordkanonen eines Flugzeugs her.

    http://www.roedter-messer.de/boeker-leo-damast-messer.html

    Allerdings sind das meines Wissens nach Damastmesser in die noch sehr harter Stahl wie Wälzlagerstahl mit hineingearbeitet wurde. Auch ist die Zusammensetzung des Leo-stahls geheim. Es wird also nicht so einfach werden die Zusammensetzung eines Gewehrlaufs herauszukriegen. Härtbar und zäh ist er auf jeden fall - solange du ihn nach dem Härten richtig anlässt. Aber ob es ein besonders guter Schneidenstahl ist - k.A.

    :direx: BIG BROTHER IS WATCHING US :direx:

    Einmal editiert, zuletzt von alize (25. April 2009 um 09:08)

  • Hm, also da die Läufe aus einer Büchsenmacherei stammen sollen, glaube ich nicht, daß der Büchsenmacher da Leo-Kanonenrohre verwendet hat. *lol*

    Es sollen halt angeblich stinknormale Gewehrläufe gewesen sein.
    Ob das jetzt einen besoners guten Klingenstahl abgibt, weiß ich natürlich auch nicht.
    Der, von dem ich das Stück Stahl bekommen hab, meinte jedenfalls, daß es gehen müsste.

    Jetzt ist halt die Preisfrage, welcher Stahl wird normalerweise für Läufe verwendet?
    Ich bin mir sicher, daß nicht jedes Gewehr mit einem Lauf aus genau dem selben Stahl ausgestattet ist, nur könnte man vielleicht die Sorte grob eingrenzen.
    Also ob härtbar oder nicht, ob Öl oder Wasserhärter, etc.

    Sind eigentlich Läufe an sich überhaupt gehärtet?
    Die Frage habe ich noch gar nicht gestellt, denn wenn nicht, geht das Härten meines Stahls vielleicht gar nicht?


    Gruß K.

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