Chronometer für Arme Guide

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.428 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. April 2009 um 12:40) ist von FeI_ix.

  • Chronometer für Arme Guide.


    Hallo Kameraden,

    wer kennt das nicht man möchte gerne wissen welche Leistung den meine Schleuder hat, aber extra deswegen sich ein Chronometer zu kaufen werden sich nur die wenigen erlauben.

    Heute werde ich euch Zeigen wie man mit Hilfe einer Konservendose, ein wenig Schnur und etwas Mathematik und Physikkenntnissen einem sehr günstigen Chronometer bauen kann.

    Bestimmt wissen viele das die Energie nicht einfach verschwindet, sondern wandelt sich in eine andere Form um. Es geht also um den Physikalischen Energieerhaltungsgesetzt. Auf seinen Prinzipien werden wir das Chronometer aufbauen.

    Der Chroni funktioniert folgendermaßen. Die Schleuderkugel die mit einer bestimmten Energie einen Schwungkörper mit einem bestimmten Gewicht trifft, verschiebt in auf einer Anzeige die wir dann ablesen und umrechnen.

    Hier ne kleine Skizze und die Formel dazu.


    Die Formel wurde stark vereinfacht aber für unsere Zwecke reicht sie allemal, wir wollen ja nicht auf Tausendstel genau rechnen :))

    Dabei ist

    V die Kugelgeschwindigkeit in m/s (Meter pro Sekunde)
    M Gewicht des Schwungkörpers in kg ( Kilogramm)
    x gemessener Schwung in m (Meter)
    m Geschoßgewicht in kg (Kilogramm)
    g Erdbeschleunigung in freien fall 9,81 m/s
    l Länge der Aufhängung in m (Meter)


    So genug Theorie fürs erste. Wie bastele ich mir so ein Ding. Als erstes brauch ich einen Schwungkörper, am besten eignet sich ein Zylinder oder so ähnliches. Also hab ich gleich zum Frühstück eine Aprikosen Konserve geschnappt und vertilgt. Die Dose wird mir als Schwungkörper dienen. In die Dose vier Löcher gebohrt, kleine Ringe aus draht gebogen und in die Löcher reingesteckt damit die scharfen Dosenränder meine Schnur nicht durchscheuern. Ich will ja schließlich öfters mal den Chroni benutzen.

    Der Schwungkörper muss folgende Voraussetzungen erfüllen, er muss bestimmtes Gewicht haben und die Kugel darf aus Ihm nicht Rauspringen. Sie muss also stecken bleiben sonnst nimmt sie beim raushüpfen Restenergie mit, und unsere Ergebnisse werden verfälscht.
    Das mit dem Gewicht kein Problem, bin raus und hab mir Kieselsteine in verschiedenen Größen geholt damit ich das Gewicht Zusammenstelen kann. Gegen Raushüpfen eignet sich am besten Knetmasse. Man kann auch kleiner Sandsack oder stark zusammengefaltete Zeitung nehmen Hauptsache die Kugel bleibt in der Dose stecken.

    So die Dose auf ne kleine Küchenwaage gestellt, Kieselsteine rein, Knetmasse leider nicht zu hand also alte Zeitungen Reingestopft so das alles auf ca. 500 Gramm kommt. Meine Dose hat 550 Gramm ergeben. Schwungkörper hab ich. Jetzt brauche ich eine Aufhängung.

    Folgendes hab ich mir überlegt. Mein Chroni darf nicht zu Groß geraten, und sollte tragbar und abbaufähig sein. Ich wollte keine Löcher in die Decke reinbohren oder so was also hab ich mir aus paar Reststücken Kantholzer eine kleine Aufhängung montiert die ich einfach mit ein paar Schraubzwingen an mein Kellerregal festschnallen kann. Und so sieht die Aufnahme aus.

    So die Dose mit Schnur auf exakt 1,5 Meter von der Aufnahme ausgesehen aufgehängt, je länger die Schnur desto genauere Ergebnisse werdet Ihr herausbringen. Mein Platz erlaubt es mir leider keine längere Aufhängung.

    Also einen Funktionierbaren Schwinger hab ich, wie messe ich den abstand welchen der Schwungkörper beim zusammenprall mit meiner Schleuderkugel ausschwenkt.
    Ich hab mir ein Bügelbrett geholt weil es so schön in der Höhe verstellbar ist und unter meine Dose gestellt. Ein glattes Brett drunter (PVC beschichtet oder so) und ein kleines Stück Schaumstoff draufgelegt. Die dose wird schwenken, den Schaumstoff bewegen und ich messe um wie viel Zentimeter. :)

    Ihr müsst ja nicht unbedingt Schaumstoff nehmen, egal was Hauptsache es ist leicht und rutsch nicht zu sehr.
    Hinter der Dose hab ich meinen Kugelfang hingestellt falls was daneben gehen sollte.

    So der erste Test, meine Selbstmade Schleuder mit RR-T Gummis, eine 8,85 mm Kugel die 2,8 Gramm wiegt, und eine 550 Gramm schwere Dose die auf 1,5 Meter aufgehängt ist.

    Der erste Schuss aus ca. 3 Metern (leider erlaubt mir meine Enge nicht etwas weiter zu Schießen) schwenkte die Dose so um die 13 Zentimeter, wie berechne ich das.

    Die Formel noch mal

    Bei mir ist

    M = 0,55 Kg (550 Gramm Dose die ich in Kg umwandeln muss also 550 : 1000 = 0,55 Kg)

    x = 0,13 Meter ( Geschwungene 13 cm : 100 = 0,13 Meter)

    m = 0,0028 Kg ( Geschoßgewicht 2,8 Gramm : 1000 = 0,0028 Kg)

    g = immer gleich 9,81 m/s im freiem Fall

    l = 1,5 Meter


    Zuerst hab ich mir den Teil der Formel mit der Wurzel berechnet.

    Da das bei mir sich nie ändert und ich die Zahl immer stehen lassen kann.

    9,81 m/s : 1,5 m = 6,54 Wurzel daraus ist 2,557342371

    Jetzt weiter

    0,55 kg * 0,13 cm : 0,0028 kg * 2,557342371 = 65,3 m/s

    Also machte mein RR-T Gummi ca. 65 Meter die Sekunde.

    Ich brauche jetzt in diese Formel nur noch immer wieder Verschiedene Schwungergebnisse einzusetzen um verschieden Schleuder zu testen, nicht vergessen ihr werdet nie Gleiche Schussergebnisse bekommen das kann euch auch jeder mit elektronischem Chronometer bestätigen, aber im Schnitt könnt ihr recht genau Die Leistung eure Schleuder berechnen.

    Wem noch die Joule interessieren hier noch weitere Formel.

    E = m : 2 * V²

    E = 0,0028 Kg : 2 * 65,3 m/s im Quadrat

    E = 5,9 Joule hat meine Kugel entwickelt.


    Natürlich kann man so ein Chronometer für alle andere Geschoßtypen nützen. Ob Luftgewehre Blassrohre oder sonnst was fliegt, nur müsste man das Gewicht des Schwungkörpers etwas verändern.

    Viel Spaß beim basteln und Rechnen.

    Schleuder – Genial einfach, einfach Genial.:ngrins:

    4 Mal editiert, zuletzt von 9 Gramm (16. Juni 2009 um 13:34)

  • Hi!

    1. Ballistisches Pendel
    2. super erklärt :huldige: :huldige: :huldige:

    Gruß Michel

    Früher war ich klein und gemein, Heute bin ich größer und böser.
    Das Gehirn ist eine tolle Sache, wenn man es benutzt.

  • Sehr schöner Bericht!!! :huldige:
    Ist ja wirklich mal interresant zu erfahren was so ein Geschoss bringen kann.
    Und das Ding is ja anscheinend wirklich leicht zu bauen.
    Ich werd's auf jedenfall bei gelegenheit auch mal versuchen!

    mfg Fredde

    Shit happens!

  • Hallo,

    ein sehr interessanter Ansatz!
    Die 65 m/s entsprechen genau dem Wert, den Trumark bei diesem Gummi angibt.
    Gib zu, Du hast den Wert übernommen und den Rest passend gemacht ;-).

    Gruß Termi

  • Hey, das ist mal ne tolle Anleitung :new11:

    Jetzt kann sich jeder so ein Teil bauen

    und je genauer er baut und mißt, desto genauer die Werte *lol*

    bin schon mal auf die demnächst im thread auftauchenden Werte gespannt ;)

    Alle Hochachtung und Danke, Volker :huldige: :huldige: :huldige:

    Mögen hab ich schon immer gewollt, aber dürfen hab ich mich nie getraut! (unb. Autor)

  • @ Termi


    nee wirklich nicht, den Wert von Trumark kannte ich nicht.

    Mehrere Schüsse kamen auf 13 cm, deswegen hab ich Ihn als Beispiel genommen. Das Schwierige ist hier genau die Mitte zu treffen. Wenn es bei euch kein Platzmangel gibt macht die Befestigungspunkte der oberen Seilaufhängung etwas breiter auseinander, dann schwingt der Pendel viel Ruhiger und Stabiler, auch wenn ihr nicht so genau treffen solltet. Ihr könnt auch einfach ein Brett nehmen und vier Schrauben da reindrehen, dann die Schnur da dran binden. Ach ja darauf achten das Ihr als l nicht die Schnurlänge nimmt, sondern von Mitte Dose bis zum Brett.

    Und wie gesagt am besten Knetgummi oder Fimo Masse als Kugelstopper nehmen, alte Zeitungen franzen zu schnell aus. Außerdem weiß ich nicht genau ob die Energie sich irgendwo anders verteilt wenn die Zeitung nicht dicht genug zusammengefaltet wurde.

    Schleuder – Genial einfach, einfach Genial.:ngrins:

  • schöner bericht :huldige:

    eins sollte man noch berücksichtigen: wenn man knetmasse als "kugelfang" nimmt, geht ein teil der energie für die verformung drauf....

    für stahlkugeln währe eine massive magnetisierte stahlplatte geignet...

    mfg arthur

  • Verformung kann sein, aber bleibt diese Energie auch nicht in der Dose drin? Muss ja dann auch Angezeigt werden? Keine Ahnung so ein guter Physiker bin ich nun auch nicht.
    Bei Magnetisierbaren Platte muss aber sehr guter Magnet sein. Ich mein das ist ne enorme Kraft die er abfangen soll. Teilweise fliegen zurückgeprallte Kugeln Meterweit zurück.
    Also ich würde nicht gerne auf eine Stahlplatte mit einer Stahlkugel schießen egal wie Magnetisiert sie ist. Höchstens auf einen Elektromagneten von einem Schrotthändler, aber da ist der Schwungkörper zu Schwer bei einer 2,8 Gramm Kugel :laugh:

    Schleuder – Genial einfach, einfach Genial.:ngrins:

    2 Mal editiert, zuletzt von 9 Gramm (2. April 2009 um 11:32)

  • Die Verformungsarbeit fehlt bei einem Pendel, aber als grober anhaltspunkt reicht das ganze völlig aus.
    Die Idee ist ja nicht völlig neu, die Umsetzung ist dir aber gut gelungen 9 Gramm.
    Vor allen dingen die Idee mit dem Schaumstoff um den Weg an zu zeigen ist sehr gut.
    Ich denke mal wenn man ein paar Ergebnisse nimmt und den Mittelwert errechnet hat man schon einen recht guten anhaltspunkt.


    Joachim

    Disclaimer :
    Ich distanziere mich ausdrücklich von allen Aussagen die ich gestern oder gar vor einer Stunde gemacht habe.
    Jedwede Ähnlichkeit mit der Realität wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

    Fotos von mir auf Flickr: http://www.flickr.com/photos/joey_s/

  • Ich habe nie behauptet dass diese Idee von mir stammt :) , ich habe sie nur sehr vereinfacht realisiert damit es für Jedermann zugänglich ist. Wer tatsächlich auf die Idee gekommen ist mit dem Pendel die Geschwindigkeit der Kugel zu messen steht in den Sternen. Muss irgendein sehr guter Physiker gewesen sein. :huldige:

    Schleuder – Genial einfach, einfach Genial.:ngrins:

  • Hallo,

    wie gesagt, das Ding heißt ballistisches Pendel, war früher mit nassem, gestamften Lehm gefüllt oder war nur ein massiver Holzklotz. Es wurde vor dem Bau von Chronos zur bestimmung von Geschoßenergien, meist im militärischen Bereich, herangezogen, was die recht genaue Berechnung von Geschoßgeschwindigkeiten erstmals ermöglichte. Erfunden hat es Benjamin Roberts 1740.
    Parallelmessengen mit Chrono und Pendel ergaben je nach beschossenem Medium ein Fehler durch plastische Verformung von3-5%, finde aber die passende Literaturquelle dazu nicht, wenn ich sie finde wird sie nachgereicht.
    Wer mehr wissen will: http://de.wikipedia.org/wiki/Ballistisches_Pendel

    Gruß Michel

    Früher war ich klein und gemein, Heute bin ich größer und böser.
    Das Gehirn ist eine tolle Sache, wenn man es benutzt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fx 2000 (2. April 2009 um 12:35)

  • ich denke mal 3-5% sind für unsere zwecke vernachlässigbar.

    da ist die unterschiedliche zugdauer (das gummie verliert ja "power" wenn es länger gespannt wird), und die natürlichen messfehler bei versuchen, wo menschen direkt mitwirken entscheidender, würde ich sagen...

    R.I.P. Sir Terry Pratchett

  • Das interessante beim schießen mit Schleuder oder Bogen das die Energie des Geschosses teilweiße auch vom Schützen selber verschluckt wird wenn der Schuss nicht sauber ausgelöst wird. Ihr könnt ja ein Selbstversuch machen, schießt mal auf eine Dose mit einer gelockerten Haltung Arm locker in der Elle verschluckt eurer Körper teilweiße Energie. Schießt mit der gleichen Schleuder auf die gleiche Dose mit richtiger Haltung damit der Körper so wenig wie möglich federt dann sieht Ihr wie viel Energie wieder Auftaucht. Damit will ich aber nicht sagen dass Ihr verkrampft schießen sollt. Eben die Gute Balance zeichnet einen guten Schützen aus. Richtige Meister im Bogen schießen können Platen-Rüstungen durchschlagen, ein Leihe mit demselben Bogen wird eine Rüstung aus dicker Pappe nicht durchdringen. Eben deswegen schätze ich zeigen die Chroni auch nie dieselben Werte an.

    Schleuder – Genial einfach, einfach Genial.:ngrins:

  • @9 Gramm:
    in welchen bogenschützenverein gehst du, vll kenne ich ihn ja :nuts:

    Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden!!!

  • Wie kommst du darauf dass ich in einem Bogenschützen Verein bin :crazy2:.
    Ich habe nicht gesagt dass ich der Bogenschützenmeister bin, ich bin nicht mal ein Schleuderschützenmeister *lol*.
    Als ich noch etwas Junger war hab ich mir sehr fürs Bogenschießen interessiert. Leider blieb es mir verwährt in meiner Heimat Bogen zu schießen. So eine Bogenausrüstung wäre ein Exotikum zumindest in meiner Stadt. Ich habe viele Bücher über Bogenschießen gelesen, natürlich auch versucht selbst Bögen zu bauen, nur leider mit meinen damaligen bescheidenen Handwerkskünsten ist nie was richtiges dabei herausgekommen.
    Schade eigentlich. Aber zumindest hab ich genug Schleuder geschossen.

    Schleuder – Genial einfach, einfach Genial.:ngrins:

  • sry, dachte du seist in einem bogenschützenverein, dann hatte ich dich wohl verwechselt, weil du in der nähe von nürnberg wohnst.

    Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden!!!