Ich wollte noch mal ein paar Gedanken zum JPX loswerden. Wenn man mal die aufdringliche Werbung von wegen "fortschrittlichst blabla" beiseite läßt, was erhält man?:
pro:
- relativ leicht, ca. 400 g
- perfekte Handlage (bei mir jedenfalls)
- 3 bis 5 m Wirkweite
- wenig windanfällig (mit Einschränkung, weil die ausgeblasenen OC-Reste als feiner Nebel zurückgeweht werden können - schlecht)
- robuste Konstruktion, schlagtauglich
contra:
- sehr großes und breites Gerät
- nur zwei Schüsse a 10 ml Wirkstoff 10% OC
- nur OC
Ich finde, die Nachteile des JPX sind recht groß. Den Preis zähle ich mal nicht, bei einem Selbstverteidigungsgerät finde ich den zweitrangig.
Mit dem Kydex-Paddleholster kann man das Gerät zwar einigermaßen führen, sofern man nicht zu enge Oberbekleidung trägt. Eine Sig-Sauer 228 ist aber z.B. leichter verbergbar; hier hilft allein das geringe Gewicht des JPX, noch ein einigermaßen erträgliches Mitführen zu ermöglichen. Die Breite des Geräts nervt aber sehr, man muß etwas masochistisch sein, um es in einem Insideholster zu führen: dies ist aber die einzige Möglichkeit, es bei warmen Wetter mitzutragen. Recht unbequem auf Dauer.
Einen Gasrevolver, z.B. Arminius Airweight, kann man im Hosenbund viel leichter und bequemer tragen (ich habe einfach eine Clipvorrichtung rangebaut).
Der JPX hat nur zwei Schuß, wie von einigen bereits bemängelt. In der Hektik einer Verteidigungssituation ist das sehr wenig, zumal der Kopf getroffen werden muß. Es ist ja kein Geheimnis, daß auch viele Dienstwaffenträger im Ernstfall 3 oder 4 Schüsse vorbeisemmeln, bevor der Gegner mal getroffen wird (in Schußwechseln allerdings, muß man zur Fairnis hinzufügen). Wenn aber ein Messerstecher auf einen zukommt, ist da die Hektik kleiner?
Was mich ziemlich stört, ist die Beschränkung auf OC als Wirkstoff. OC ist lange nicht der Wunderstoff, als der er manchmal angepriesen wird; genauso wie CS nicht der Versagerstoff für Doofe ist. Die zweifelhaften Wirkungen von CS und OC auf aggressive Gegner sind natürlich bekannt. Man kann bei OC wohl mit einer Versagerquote von 20 bis 30 % rechnen, in denen der Gegner keine oder geringe Wirkung zeigt (laut Polizeistatistiken, die ich kenne). Bei CS dürfte die Quote nicht so hoch sein, ist aber auch da, besonders wenn's kalt ist.
Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Wirkchancen liegt bei Gaswaffen darin, CS und OC schnell hintereinander verschießen zu können ("Tierabwehr"problem mal außen vor gelassen). Dies kann man mit dem JPX nicht machen, was für mich der größte Nachteil des Geräts ist. Ideal wäre eine Patrone mit OC-CS-Mischwirkstoff, geht wohl leider nicht.
Man muß also abwägen: die Windanfälligkeit und geringe Reichweite von Gaspatronen mit der Gefahr geringer Wirkmengen im Ziel gegen die beschränkte Schußzahl und einseitige Wirkstoffmöglichkeit beim JPX bei hoher Schußgeschwindigkeit und Konzentration im Zielbereich (wenn man treffen sollte).
Beim JPX fehlt dazu der Schußknall als Signal, die Möglichkeit des aufgesetzten Schusses in größter Gefahr, die Einwirkung auf eine Gegnergruppe (bei Gaswaffe natürlich auch nur kleine Chance) und die Möglichkeit, eine schwebende hindernde Gaswolke zu erzeugen und dann wegzulaufen.