Atheismus ist ein komisches Konzept, wenn es zu ernst genommen wird. Da weder die Existenz noch die Nichtexistenz Gottes beweisbar sind, wie kann ich davon überzeugt sein, dass es Gott nicht gibt? Atheismus ist also eher ein religionsähnlicher Glaube.
In Bezug auf Religion fällt generell auf, dass Menschen von Natur aus durch die Bank weg zu religiösem Glauben fähig sind. Man fragt sich, wieso? Eine sichere Antwort gibt es natürlich nicht, aber irgendwie sagt es schon etwas aus, dass Religion im Menschen angelegt zu sein scheint. Es ist allerdings aberwitzig, aus so etwas auf konkrete Lebensregeln zu schließen. Ich frage mich immer, wie die vom Christentum etc. propagierte geheimnisvolle Unerkennbarkeit der eigentlichen Natur Gottes mit den haarscharfen und mit Todesstrafe belegten Verhaltensregeln der üblichen Religionsbücher zusammengeht.
Viele Glaubenssätze der Religionen sind zu einer Zeit entstanden, als ein ziemlich anderes Menschen- und Weltbild herrschte als heute (in weiten Teilen der Welt). Die Religion passte zu den damaligen gesellschaftlichen und geistigen Zuständen. Man wusste ziemlich wenig, glaubte ziemlich leicht und man hielt sich immer selbst für auserwählt. Heutzutage kann Religion nur funktionieren, wenn man viele der niedergeschriebenen Glaubenssätze nicht wörtlich nimmt, sondern interpretiert. Und relativiert. Das fällt einigen Menschen schwer, weil es ihnen Sicherheit nimmt. Es erscheint: der Fundamentalist. So große Unterschiede zwischen den Religionen gibt es da nicht.
Es gibt nur bezogen auf das Umfeld einen verschiedenen Entwicklungsstand. Im christlichen Bereich hat man sich über hundert Jahre und mehr gegenseitig in Kriegen zerfetzt, die zumindest teilweise religiös mitmotiviert waren. Diese gruselige Selbstzerfleischung hat u.a. den modernen Staatsgedanken sowie die Aufklärung mit hervorgebracht.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass vor allem im Christentum, wahrscheinlich wegen des hellenischen Anteils, auf dem es mit beruht, Vernunft und kritisches Denken schon immer einen gewissen Wert besaßen. Die Trennung zwischen Staat und Kirche, auf der unser westliches Wertesystem entscheidend beruht, war bereits in der christlichen Lehre angelegt. Trotzdem hat es Jahrhunderte gedauert, bis sich das kritische Denken durchgesetzt und die Religion relativiert hat.
Wir verlangen (zu Recht), dass sich andere Religionen da erheblich schneller ändern, aber das ist schwierig und außerdem immer problematisch, wenn die Idee zur Änderung nicht von innen kommt, sondern von außen aufgedrückt wird. In allen Religionen existiert Fundamentalismus. Allerdings unterscheidet sich teilweise der Anteil dieser Leute. Eine Untersuchung vor einigen Jahren, die ich kenne, in fünf europäischen Ländern ergab, dass ca. 5% der Christen fundamentalistisch eingestellt waren (d.h. die Regeln der Religion gehen den staatlichen Gesetzen vor), allerdings ca. 57% der Muslime. Das ist schon etwas erschreckend und wohl einer der Gründe, wieso der meiste aktuelle Terror mit einer gewissen Religion in Verbindung steht. Diese Religion kann aber über die Zeit genauso eine Toleranz und Verträglichkeit entwickeln wie andere. Ansatzpunkte dafür gibt es.
Ach so, was den persönlichen Kontakt des biblischen Gottes zu den Menschen angeht, bzw. wieso der später nicht mehr so klar nachweisbar war wie zu Zeiten Mose: meiner Ansicht nach wurde dieses Wesen, was als Gott auftrat, irgendwann von der kosmischen Polizei verhaftet, u.a. wegen der Aufrufe zu Völkermord, Mord, Unterdrückung etc., die in vielen seiner Schriften enthalten waren. Näheres ist dazu leider nicht bekannt, da noch geheime Verschlusssache.