Gotische Armbrust aus dem 14.Jh

Es gibt 72 Antworten in diesem Thema, welches 11.085 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. August 2006 um 19:06) ist von Pellet.

  • Ich hätte auch großes Interesse daran. Zumal ich mich selbst mal an einer Armbrust versucht habe aber aufgrund mangelnder handwerklichen Fähigkeiten kläglich gescheitert bin. Und wenn ich sie jemals fertig bekommen hätte, hätte ich eh zu viel Angst gehabt sie zu benutzen. Das Verletzungsrisiko wenn da was auseinanderbricht wär mir dann wahrscheinlich doch zu hoch.

    :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Maverick14 (31. Juli 2006 um 16:25)

  • Jepp, das mit dem Kompositbogen hatte ich ja irgendwo weiter oben schonmal erwähnt, aber gleich getippt, dass du vermutlich eher Stahl nehmen wirst... ist nun einmal sehr viel einfacher.

    Mir ging's nur um den Schaft selber. Nussholz klingt interessant, aber leider kostet es auch eine ganze Menge, bei Apfel weiss ich es nicht wirklich. Kennst du denn einen Schreiner/Tischler/Holzhändler, bei dem du ein ausreichend großes Stück Vollholz bekommen wirst, oder möchtest du zuwei einfache Bretter verleimen, um den Schaft stark genug zu bekommen?

    Versuch' in Zeichen fortzueilen, ungefangen ist mein Geist,
    ehe sich die Zeilen schließen, glaub' ich frei zu sein, meist.

    W

  • Eigentlich ist das schon richtig! Für die Armbrust kommen viele Hölzer in Frage. Für die Wurfarme allerdings sicherlich nur Zwei! Und dazu zählt nicht Apfel ,oder die relativ kurzfaserige spröde Buche , selbst wenn letztere aus einem sauberen Stamm mit geradem Verlauf (also doch eine längere Faser) geschnitten worden ist.
    Übrigens ,um ein wenig anzugeben: Habe mal eine funktionstüchtige selbstgebaute Armbrust als Leihgabe gehabt. Der Konstrukteur dieses Utensiels hatte keine Skrupel ,mit dem Ding sein Mittagessen aus den Baumkronen zu schiessen. (reife Leistung!)
    Somit ist bewiesen : Es geht doch!

  • @ Arrow: Die Hölzer die ich aufgezählt hab waren für den Schaft, nicht den Bogen. Für den Bogen würde ich Esche oder Eibe bevorzugen (hab ich auch geschrieben) und schon probiert.

    Man braucht das ganz äussere Holz, direkt unter der Rinde. (Für Bögen, nicht Armbrustbögen: ) Dazu nimmt man einen geraden, astlosen Stamm, ca 2m lang, verschließt das obere und untere Ende mit Wachs oder ähnlichem und lässt das ganze den Winter über im Keller Trocknen. Dann zieht man vorsichtig die Rinde ab und trennt einen ca 7cm breiten Spalt heraus. dieser wird an der Aussenseite NICHT! bearbeitet, nur von der Innenseite. Und vom Griff in der Mitte nach aussen gleichmäßig (und an den Fasern entlang) auf ca 1cm Breite und Tiefe herausgearbeitet. (die Langbogenform halt)
    Für Armbrustbögen muss der Bogen entsprechend Kürzer und Dicker sein.

    Die Kompositbauweise ist aufwendiger, aber mit Holz noch zu bewältigen. Zuerst fertigt man die Form an in der der Bogen später gepresst werden soll, dann schneidet man die Holzlaminate zu, legt sie in die eine Seite der Form, verleimt sie miteinander usw... dann wird die zweite Seite der Form daraufgelegt und festgepresst. Dann noch warten und den fertigen Bogen aus der Form nehmen.

    Das Holz liegt hier bereits, ich kann es aber beim besten willen nicht identifizieren da es zweifarbig ist. Ich habe es wie gesagt aus der Werkstatt eines Bekannten, der aber auch nicht wusste was es ist. Wird schon hinhauen, schaut hart genug aus. Maße sind 70x70x900, optimaler wäre 80x60x900

    Wenn ich Morgen dazu kommen mach ich Bilder von den bereits fertigen Teilen und beschreibe diese kurz, auch deren Herstellung. Mit dem Schaft werde ich am Mittwoch beginnen, und ebenfalls mit Bildern und Schrift dokumentieren.

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    3 Mal editiert, zuletzt von Arcubalista (31. Juli 2006 um 18:47)

  • Also Holz für den Bogen, ich weiss ja nicht...

    Da wäre es doch vielleicht doch sinniger, zum Schloss zu gehen und ein Stückchen Federstahl zu kaufen, oder etwa nicht?

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  • Eben. Da ist ein kaschierter Fiberglasbogen sicher weitaus besser, als ein Holzbogen und vermutlich kann er sogar den Stahl toppen, von Holz jedenfalls würde ich bei einer Armbrust in jedem Fall abraten...

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  • Die ersten Armbrüste im 13.Jh hatten reine Holzbögen. zum Ende des 13. und Anfang des 14.Jh kam der Kompositbogen dazu, und erst Ende des 14.Jh mit dem auftauchen der Spannhilfen gab es die ersten Stahlbögen (grob nach meinen Informationen)

    Die erste Armbrust wurde übrigens im 3. Jh in China benutzt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Arcubalista (1. August 2006 um 14:32)

  • Das ist mir soweit ja auch klar, aber es wäre eben gewissermaßen einfach unpraktisch. Wenn man schon die Möglichkeit hat, Fiberglas zu verwenden und anschließend zu "verstecken", ist man vermutlich weit besser dran, als mit Holz. Außerdem habe ich - ehrlich gesagt - keine Ahnung, wie stark ein Holzbogen wäre bzw., ob er sich mit der Zeit nicht verzieht; du müsstest die Sehne ja vermutlich regelmäßig abspannen, wenn du nicht schießen willst :/

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  • Bogen is grad gekommen, hab auch Bilder gemacht, werd sie gleich verlinken und Beschreibung dazu schreiben. Brauch noch schnell ne Info: kann ich den Fiberglasbogen dauergespannt lassen? doch eher nicht oder?

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  • bei Fiberglas dürfte das ohne weiteres möglich sein.

    Meine Armbrüste spanne ich ja auch nie ab, nur die Recurvearmbrust wird im Winter, wenn ich wirklich ein längere Zeit nicht schieße, von ihrer Sehne befreit und sie schießt immer noch so präzise, wie am ersten Tag :)

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  • Hier sieht man mal alles was ich bisher so hab: das Holz ( Wahrscheinlich Lärche) darauf die Abzugsstange, der Nussbrunnen mit der Nuss, die Sehne, der Fiberglasbogen und davor der Winkel mit dem Fußbügel.

    Zu den Teilen im einzelnen:

    Das Holz: ein Stück (Lärchen)Holz, mit den Maßen 70x70x900, natürlich längs gemasert.


    Die Abzugstange: Handgeformte und handgeschliffene Stahlstange, 10x10. Wichtig ist hierbei nur dass das obere Stück das später in die Nuss greift 10cm lang ist. Das Loch sollte nicht zu groß sein, aber groß genug um einen stabilen Befestigungsstift aufzunehmen. Bei mir hat es 5mm Durchmesser. Die vordere Fläche die an der Nuss anliegt muss extrem genau winklig geschliffen sein. Der Rest muss nicht so
    Der Nussbrunnen wird aus einem Metallstück mit den Maßen 35x45x100 herausgearbeitet. Die Bohrung muss etwas größer als 50mm erfolgen dass die Nuss etwas Spiel hat und leicht läuft. Der Durchmesser muss dabei 15mm unterhalb der oberen Kante liegen dass die Nuss nicht nach oben herausfallen kann und genügend halt hat. Dann braucht man noch eine Fräsung von hinten durch die die Abzugsstange die Nuss erreichen kann.

    Für die Nuss selbst schneidet man von einer Stange mit 50mm Durchmesser ein 35mm langes Stück ab und fräst von hinten mit einem 10er Fräser die Halterung für die Sehne. Rechtwinklig dazu von vorne mit einem 15er Fräser Die Bolzenruhe (da wo die Sehne und der Bolzen aufeinander treffen. EXAKT in die Mitte kommt ein Loch mit 5mm Durchmesser, an den Seiten noch ansenken !! unten muss dann noch ( auf keinen Fall bis über die Mitte, eher 1-2mm dahinter) eine Kante eingeschliffen werden, wo die Abzugstange dann greift.

    Der Fußbügel wird je nach Wunsch und auch Schuhgröße (!) geformt. Ich habe meinen an einem Winkel befestigt der als Sicherung dient... macht die ganze Sache einfach fester. Die ganzen Löcher an der Unterseite sind zur Befestigung im Holz, ich weiß noch nicht genau wo und wie tief ich schrauben kann, deswegen so viele... das alles wird dann noch unter Leder versteckt, dazu jedoch viel später...

    Der Bogen ist ein billiger 150lbs Fiberglasbogen mit zugehöriger Sehne (schätz mal Dacron) der später unter Leder mit Kreuzstich und einer Schnurwicklung verschwinden wird. Er wird dann zwar wohl langsamer, aber nicht wesentlich, und ausserdem ist die Leistung nicht der wichtigste Faktor.

    Der Pfeil ist ein Holzpfeil von meinem 45lbs Bogen der leider beim 3D-schießen statt im Bären im Baum gelandet ist und die Spitze verloren ging... ich werde ihn kürzen und als ersten Testbolzen verwenden nachdem ich eine neue Bullet-Spitze aufgeschraubt habe. Vielleicht ändere ich auch noch die Befiederung. Erst lag er da ja nur dass das ganze besser aussieht :D

    so, dann erstmal viel Spaß beim lesen, und wenn noch Fragen da sind (gibts sicher) dann einfach stellen, ich bemüh mich sie alle zu beantworten

    euer Martin.

    - inaktiv -

    3 Mal editiert, zuletzt von Arcubalista (27. Oktober 2008 um 23:17)

  • Meine Fresse... das sieht ziemlich gut aus :)

    Der Bogen sieht mir sehr nach einem 150lbs-Bogen von Barnett aus, oder irre ich mich da und es ist nur einer der Klone mit der "Coss Bow" Aufschrift?

    Aber wie du die Metallteile - im speziellen das Schloss - gearbeitet hast, fasziniert mich schon irgendwie. Um so eine Präzisionsarbeit hinzubekommen, ist wohl wirklich eine Profiausrüstung nötig; schade eigentlich.

    Dann noch viel Spaß beim Hobeln und Schnitzen... wir werden uns auf weitere Bilder freuen ;) :huldige:

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  • Kommt mir das nur so vor, oder sind die Sehnenkrallen eventuell etwas zu lang? Also nicht, dass sich beim Schuss zwar die Nuss dreht, die Sehne aber nicht über die Krallen gleiten kann...

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  • All diese Sachen wie die Aussenrundung und auch die Länge der Krallen sind Dinge die man erst an der fast fertigen Armbrust testen kann... da wird noch sehr viel Feinarbeit nötig sein ;)

    danke für das Lob, ich bemüh mich auch wirklich :)

    - inaktiv -

  • Bogen hat keine "Crossbow" aufschrift... ich HOFFE doch mal sehr für den Versand dass sie mir ein Original geschickt haben, weil sonst....

    /edit: entschuldigt bitte den Doppelpost, tut mir echt leid

    Als ich bei Versuchen die Nuss im Nussbrunnen hatte habe ich eine einfache Schnur eingehängt und so schnell und fest ich konnte dran gezogen, und sie ging drüber. Ich hoff jetz einfach mal dass das mit der Sehne dann genauso laufen wird, wenn nicht muss ich halt feilen.

    Jedoch denke ich dass die Sehne wohl zu fest an den Schaft (auch Balken genannt) gedrückt werden könnte weil der Bogen recht schmal ist und die Sehne nur knapp über seiner Oberkante liegt. Und da die Gabel aus Holz ist muss ich noch viel Material dazurechnen.... dh ich muss wahrscheinlich den Bogen vorne schräg nach unten zeigen lassen dass die Sehne hinten bei der Nuss weit genug oben ist... was dann aber dazu führt dass die Sehne, wenn sie wieder vorne ist, dann zu weit oben sein könnte, dann geht der Bolzen unkontrolliert raus... :cry:

    - inaktiv -

    4 Mal editiert, zuletzt von Arcubalista (1. August 2006 um 23:58)

  • Ich weiss ja nicht, wie du den Bogen letzten Endes montieren willst, aber was die Reibung auf der Pfeilführung angeht; meine Barnett Panzer hat einen identischen Bogen und da ist der Höhenunterschied zwischen Bogenmitte und Sehnenposition auf dem Schaft auch recht stattlich, jedenfalls hatte ich da noch nie Probleme.

    Und wenn dein Bogen von Barnett ist, steht's auch vorne drauf ;) Und meine Bedenken zur Nuss waren auch nur geraten, die Krallen wirkten auf mich einfach zu lang, aber da kann ich mich auch gut irren ;)

    Noch zwei Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:
    Zum einen solltest du den Winkel am Fußbügel an den Enden etwas abschleifen, das sieht wohl echter aus und ebenso eventuell mal schauen, ob du die Schweissstellen noch irgendwie kaschiert bekommst :)

    Bei mir sind's von der Sehne bis hinter die Sehnenkrallen jedenfalls 25,5cm, vielleicht hilft dir das ja was, wenn's schon der selbe Bogen sein sollte.

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  • der Abstand Bogen-Sehne und Bogen-Sehnenkralle wär auch noch ganz hilfreich wenns nix ausmacht... ich schätz mal das letztere werden so um die 14", also 35cm sein oder?

    - inaktiv -

  • Aaaaaaalso:
    Sehne - Sehnenkralle: 26cm (vermessen, sorry)
    Sehne - Bogen: 9,5cm (sog. "Standhöhe" ... aber die ergibt sich doch von selbst)
    Bogen - Sehnenkralle: 35cm (gut geraten ;) )

    Die Aufschrift auf meinem Bogen lautet jedenfalls
    "Barnett
    Veloci-Speed (R) Class"

    Keine Ahnung, ob Barnett mitlerweile neue 150lbs-Modelle auf den Markt geschmissen haben könnte, mein Bogen hat jedenfalls schon einige Jahre auf dem Buckel.

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