Feinwerkbau 300S komplette Restaurierung-Dokumentation

Es gibt 60 Antworten in diesem Thema, welches 6.698 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. Juli 2023 um 22:54) ist von Muehlix.

  • Vielen Dank für deine Zeit und die ausführliche Antwort.

    Genau das ist der Punkt: natürlich kann ich mir ein anderes Model kaufen. Aber das ist nicht das was ich möchte. Ich möchte mir eine 300s individuell herrichten. Es soll jetzt nicht bedeuten, dass es optisch eine völlig andere Waffe werden soll. Aber sie soll sich eben meinen optischen Vorstellungen entsprechend verändern.

    Bei mir ist oft "der Weg das Ziel". Ich bin leidenschaftlicher Hobbywerker mit gut ausgestatteter Werkstatt. Und von daher soll es eben dieser Weg sein.

    Ich hoffe ich darf bei Fragen nochmals aufzeigen?!.:)

    Beste Grüße Sascha

  • Warnung für alle die heiß brünieren wollen:

    Ich habe bei der Vorarbeit Mist gebaut.

    Der Laufmantel war stark mit Rostbefallen.

    Ich habe ihn in der Drehbank eingespannt und dann mit Schmirgelpapier behandelt.

    Erst 240er, dann 600/1000/ 2000 und anschließend mit Autosol poliert.

    Dabei bin ich nicht tief genug gekommen.

    Die ganz tiefsitzenden Rostpickel habe ich nicht erwischt.

    Die Oberfläche war Spiegelblank und man konnte davon nichts sehen.

    Ich denke ich habe beim Schleifen und Polieren die Micro Löcher zugeschmiert.

    In der Sonne sah der Laufmantel aus wie verchromt.

    Vor dem Heißbrünieren kommen die Teile in ein Entfettungsbad und dann in das Brünier Bad.

    Das Brünieren ist ja eine Art Edelrost und alter Rost reagiert heftigste im Brünier Bad.

    Das rostet dann noch mehr und kommt richtig raus.

    Hier mal der Laufmantel, das ist richtig hochgekommen und wenn man mit den Finger drüber geht deutlich zu spüren.
     Da wo das Laufgewicht gesessen hat ist nichts, nur der Teil der Rost angesetzt hatte.



    Bei der ganzen Arbeit die ich mir gemacht habe, werde ich das so auf keinen Fall verbauen!

    Den Chriss770 und die Brünier-Bude trifft da absolut keine Schuld, das kann ich mir mal schön selber zuschreiben.

    Habe dann den Bereich markiert wo der Laufmantel in das System eingesteckt ist und das Laufgewicht sitzt. Den sichtbaren Bereich habe ich dann in der Drehbank 3 zehntel runter gedreht und anschließend mit 240/600/800/1000 und 2000er Schmirgelpapier behandelt.

    Das Material ist so hart, das ich vordrehen musste. 3 Zehntel mit 240er hätte 3 Stunden gedauert und 20 A4 Bögen verballert.

    Dadurch sollte ich alle Pickel erwischt haben.

    Von den Enden habe ich noch die Brünierung entfernt, alles mit Balistol konserviert und morgen früh schicke ich es an Chriss770 und lasse es neu brünieren.

    Der Rest von den Sachen ist richtig geil geworden:
    Dazu Morgen mehr.

    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • Oh man. Das ist mal mehr Arbeit. Aber vielen Dank für den Hinweis. Das wird einigen sicherlich Arbeit ersparen.

    Und: Hut ab, das ls du den Fehler bei dir selber erkannt hast und nicht dem Forumsmitglied, das sich hier angeboten hat das für kleines Geld zu organisieren.

    Ich hoffe, dass ich mich dort auch noch melden darf/kann.

    Bin gespannt auf deinen weiteren Verlauf hier.

  • Deshalb stockts auch bei mir mit der Restauration. Meine Rostpickel sind vor allem auf dem System störend. Wollte das gerne mitm Rohrbandschleifer machen, weil ich fürchte, dass es händisch nicht rund genug wird. Hatte dafür noch keine Zeit...

  • Ein gigantischer Aufwand, den kaum jemand selbst durchführen kann. Meine Mini-Drehbank wäre ungeeignet!

    Ich hätte wahrscheinlich nach nochmaligen Entrosten ein passend gedrehtes Alu-Rohr mit reichlich UHU-Plus aufgeschoben.

    Einem Könner geht das natürlich an die Ehre und er machts es gründlich.

    :n12:


    Gruß

    Musashi

  • Nachdem die Teile alle da waren habe ich mich an den Zusammenbau gemacht.

    Kolben und Zylinder mit 3000er Nass geschliffen.

    Alle Original FWB Ersatzteile ausgepackt und die Federnenden richtig entgratet.




    Zylinderdichtung und Kolben Prallpuffer montiert:

    Ich habe mich per Email mit einem FWB Techniker/Büchsenmacher über den Kolbenring und das Specialfett ausgetauscht.

    Und Ihn zu der Schmierung per 10W40 Motorenöl befragt.

    FWB hat damals bei der Überholung einer 150/300er immer einen neuen Kolbenring verbaut.

    Wir waren uns einig das wenn der alte Ring nicht beschädigt oder angerostet ist er weiter benutzt werden kann. Ein neuer Kolbenring nach der Einlauffase aber keinerlei Nachteile bringt und wenn man schon alles neu macht, der auch gleich mit gewechselt werden sollte.

    Aber das muss jeder für sich selber entscheiden.

    Bei der Schmierung des Kolben und Zylinder war ich hin und her gerissen.

    FWB schreibt folgendes:

    Das Feinwerkbau Spezialgleitfett ist ein neutrales temperaturbeständiges und harzfreies Gleitfett, das speziell auf die Bedürfnisse der federgetriebenen und vorkomprimierten Waffen zugeschnitten ist. Mit diesem Fett können alle Schmierarbeiten an der Waffe ausgeführt werden. Beim Zusammenbau der Waffe den Kolben hauchdünn einfetten. Der Zylinder kann außen ebenfalls sehr sparsam gefettet werden.

    Habe dann mal den Kolben mit dem Fett benetzt und in den Zylinder gesteckt.

    30-50 mal hin und her geschoben.

    Wieder auseinander gebaut, alles mit Bremsenreiniger gesäubert/gespült und wieder mit 10W40 zusammengebaut.

    Das 10W40 gleitet wesentlich Widerstandsfreier.

    Also habe ich den Kolben und Kolbenring mit 10W40 benetzt und den Zylinder von außen ganz dünn mit dem FWB Fett geschmiert.

    Hier mein Frischölpott, liegen momentan noch Ventilfederteller drin:



    Habe alle Einzelteile mit Bremsenreiniger gereinigt, in das Öl getaucht und über Nacht auf einem Baumwolltuch abtropfen lassen. Auch alle Einzelteile vom Abzug System:


    Alles ordentlich montiert sah dann so aus:

    Meine Theorie mit dem Korntunnelträger Ersatzrohr ist auch aufgegangen.

    Wenn alles schwarz ist sieht man den Übergang überhaupt nicht!

    Der gedrehte Konus am Ende vom Laufgewicht gefällt mir auch richtig gut.

    Für mich persönlich alles richtig gemacht.

    Hier sieht man die Ladeport Vergrößerung :

    Die Brünierung ist richtig schön glänzend geworden, die stundenlange Vorbereitung hat sich auf jeden Fall gelohnt.

    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • Motoröl ist wirklich das beste und einzige Schmiermittel, das da hin soll. Tatsächlich bremst das Fett. Die Bauteile sind ja auch dermaßen niedrig belastet bzw. überdimensioniert, dass das auch nur mit einem Tropfen Öl abertausende Schuss hält.

    Sieht schön aus, feines Gerät

  • Ich bekam keine gleichmäßige V0 hin. So versuchte ich einen neuen Kolbenring und wählte den vom Waffencenter Gotha. Dazu gibt es hier jedoch durchaus unterschiedliche Menungen.

    Ich trug auch das Gleitfett von Feinwerkbau auf, jedoch nur zum Einschleifen!

    Habe dann mal den Kolben mit dem Fett benetzt und in den Zylinder gesteckt.

    30-50 mal hin und her geschoben.

    Ich saß abends vorm TV im Sessel und schob den Kolben in der Hülse hin und her. Beeindruckend, wie schwer das ging. Immer wieder raus genommen, gesäubert und auf ein neues. Erst als das richtig leicht ging wieder gesäubert, dann nur Motoröl und System zusammengebaut.

    Es muss wohl so geklappt haben, denn ich landete anschließend in Kölschhausen an zwei Tagen auf dem Treppchen.

    Liebe Grüße Udo

    Die friedlichsten Menschen,
    die mir bis jetzt begegneten,
    waren bewaffnet!

  • Ich wollte mir nach dem zusammenbauen mit der Schaftverlängerung noch mal das Abzugszüngel (schwarze Plastikteil) neu einstellen.

    Dabei musste ich feststellen das ich das Züngel nicht mehr von unten mit der Schraube kontern konnte.

    Alles demontiert und gesehen das ein Längsriss im Plastik ist.

    Das Ding war eh zu schmal für meine dicken Finger, also kurzerhand ein Stück Alu aus meinem Materiallager geholt und Angefangen das Ding Nachzubauen.


    Alles mit der Bügelsäge vorgesägt und einmal Probe montiert:

    Dann mit der groben Pfeile weiter gemacht:

    Hier sieht man gut den Größen Unterschied:

    Die Konturen passen, dann alles mit der feinen Feile geschlichtet.

    Die Kanten alle gebrochen, mit dem Drehmel glatt geschliffen.

    Von Hand mit 2000er geglättet und anschließend poliert.


    So sieht es dann fertig aus:

    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • Ich habe ein kleines Problem und bräuchte mal Rat von Euch.

    Probleme macht der Spannhebel:

    Die Funktion an sich ist voll gegeben, nur das öffnen und schließen geht sehr schwer.

    Ich drücke die Arretierung und der Spannhebel springt heftig auf.

    Und ich muss schon relativ viel Kraft aufwenden um ihn zum einrasten zu bringen.

    Das war vorher definitiv nicht so schwergängig.

    Es ist nicht die Arretierung/Verschluss das geht butterweich.

    Nur das halt so viel Spannung eingerastet am Spannarm anliegt.

    Der Federstift für den Sicherungsmechanismus lässt sich auch butterweich drücken.

    Die Klinke vom Spannhebel sitzt auch richtig im Kolben. Ich glaube nicht das man da viel falsch machen kann.

    Mir kommt es so vor als wenn der Hebelarm von Spannarm 1mm weiter vom Kolben weck sein müsste, dann wäre der heftige Druck nicht da.

    Ich hoffe Ihr versteht was ich meine.

    Ich habe das Abzugsystem von der Junior in die „normale“ gebaut, weil dieser schon fertig gesäubert war. Das sollte aber doch nicht das Einrastverhalten beeinflussen oder.

    Alle anderen Teile sind die alten.

    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • Der Gedanke ist mir auch eben gekommen.

    Habe gerade immer und immer wieder die Explosionszeichnung angeschaut was den wohl falsch sein kann.

    Die Neue Dichtung in schon recht hart!

    Das könnte das Stück sein was mir fehlt.

    Die Hülse geht nicht so weit nach vorne wie mit der ausgelutschten alten Dichtung

    und dadurch muss ich mit dem Hebel die Hülse samt Dichtung fest gegen den Ladekonus drücken bis der Hebel einrastet.

    Ich werde die Dichtung noch mal raus nehmen und gucken wie es sich verriegeln lässt.

    Aber das Problem müsste dann doch schon bekannt sein!

    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • und dadurch muss ich mit dem Hebel die Hülse samt Dichtung fest gegen den Ladekonus drücken bis der Hebel einrastet.

    Wenn es dafür dann dicht ist...

    Liebe Grüße Udo

    Die friedlichsten Menschen,
    die mir bis jetzt begegneten,
    waren bewaffnet!

  • und dadurch muss ich mit dem Hebel die Hülse samt Dichtung fest gegen den Ladekonus drücken bis der Hebel einrastet.

    Wenn es dafür dann dicht ist...

    Liebe Grüße Udo

    Dicht wird das so angedrückt wohl sein.

    Aber es geht schon ganzschön schwer zu.

    Das gefällt mir überhaupt nicht!

    Morgen werde ich die Dichtung entfernen und gucken ob es dann weck ist.

    Wenn ja kommen zwei Sachen für mich in Betracht:

    Erst mal mit leben und hoffen das sich die Dichtung nach ca. 500-1000 Schuss noch staucht, komprimiert, setzt……..

    Oder andere Dichtung von anderem Hersteller.

    Die werben ja alle damit das es ein Nachbau von der alten weichen FWB Dichtung in blau ist.

    In meiner Junior sitzt auch eine blaue weiche Dichtung

    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • Oder es hat jemand einen Ring in den Sitz der Laufdichtung eingelegt, um eine alte Dichtung wieder dicht zu kriegen.

  • Oder es hat jemand einen Ring in den Sitz der Laufdichtung eingelegt, um eine alte Dichtung wieder dicht zu kriegen.

    Das kann ich ausschließen.

    Das ganze System wurde in einem Industrie Ultraschallbad gereinigt und ich kann jetzt die Frässpuren

    am Boden der Dichtungsbohrung sehen. Da ist definitiv keine Scheibe oder Ring drin.


    Eben habe ich die Dichtung entfernt und dann gespannt.

    Kein Wiederstand mehr am Spannhebel beim Schließen, so wie vor der Revidierung.

    Ich denke mal das ich die letzten Jahre mit der knapp 50 Jahren alten ausgenudelten Dichtung mich so an das fast widerstandslose verriegeln gewöhnt hatte.

    Morgen kommt die vorgesenkte UTG Schiene (20MOA 11mm auf 22 Picatinny) und die Hawke Ringmontagen, dann wird abends das Gals montiert.

    Danach wird das Ding erst mal 500-1000 Schuss eingeschossen.

    Mal gucken ob sich die Dichtung noch etwas setzt.

    Wenn nicht werde ich noch mal einer weichere von Waffencenter Gotha ausprobieren.

    Werde hier weiter drüber berichten.


    HW30 (2019), Hw35 (1975), HW97KT (2022), FWB 300S Junior (1982), FWB 300S (1978), Walther LG 300 XT (2001)

  • Du könntest ja die Dichtung auf einem Blatt Schleifpapier/Schmirgelleinwand rückseitig etwas abschleifen und dir den gewünschten Anpressdruck somit einstellen.

    Falls sie sich nach Jahren setzen sollte einfach einen passenden Ring aus einer Getränkedose ausschneiden und unterlegen. Das Blech ist nur wenige Hunderstel mm dick und erheblich günstiger als eine neue Dichtung 8o

    Ich würde das Loch entweder mit einem (alten) Papierlocher oder mit einer Nietzange, Locheisen etc. ausstanzen. Erst danach den Aussendurchmesser zuschneiden oder mit einem Locheisen ausstanzen.