Guten Tag allerseits,
wie der Titel schon sagt, mache ich mir zur Zeit Gedanken über einen einfachen Weg für das Entrosten und Brünieren von Luftgewehrteilen. Hintergrund ist, dass mein "Langzeitprojekt", die Generalüberholung eines Haenel III-284, ein wenig ins Stocken gerät, weil das vollständige Abschleifen der Teile von Hand aufgrund des doch recht starken Rostes ziemlich lange dauert und anstrengend ist. Also: Das muss doch irgendwie chemisch gehen. Außerdem sollen die Teile danach neu brüniert werden und es wäre schön, wenn ich das selbst durchführen könnte.
Ich habe daher ein wenig im Internet recherchiert und habe folgendes zusammengetragen, was ich hier einfach mal Schritt-für-Schritt aufschreibe:
1. Schritt: Werkstück entfetten. Ich würde es dafür entweder mit Aceton einreiben oder in das Lösemittel einlegen. Danach mit kaltem Wasser abspülen.
2. Schritt: Werkstück entrosten. Zum Einsatz kommt 15%-ige Salzsäure, in die das Werkstück einige Minuten eingelegt wird. Der Prozess wird beschleunigt, indem man die Lösung leicht erhitzt. Damit die Salzsäure nur den Rost, aber nicht das "gesunde" Metall angreift, muss man einen Inhibitor hinzugeben. Weil die professionellen Inhibitoren anscheinend nicht mehr an privat verkauft werden dürfen, bietet sich Thioharnstoff an, und zwar 50 Gramm pro Liter Salzsäure. Trotzdem sollte man aufpassen und das Werkstück rechtzeitig wieder aus der Lösung herausnehmen.
3. Schritt: Werkstück mit kaltem Wasser abspülen, und zwar gründlich. Das verhindert, dass Rückstände der Säure das Metall (das Eisen im Stahl) später wieder zum Rosten bringen.
4. Schritt: Werkstück heiß brünieren. Man benötigt eine Brünierlauge mit folgender Zusammensetzung: In einem Liter Wasser löst man 800 g Natriumhydroxid, 100 g Dinatriumhydrogenphosphat und 50 g Natriumnitrit. Die letzten beiden Stoffe sind die eigentlichen Oxidationsmittel. Die Brünierlauge muss nun auf eine Temperatur von 140 bis 150 °C gebracht werden. Dann legt man das Werkstück für 15 bis 30 Minuten darin ein, es sollte zur Bildung der gewünschten braun-schwarzen Edelrostschicht kommen.
5. Schritt: Werkstück spülen, aber so richtig gründlich. Zuerst mit kaltem Wasser, um die dickflüssige Brünierlauge grob zu entfernen. Anschließend mit heißem Wasser (90 °C), damit auch die letzten Reste der aggressiven Chemikalien vom Metall verschwinden.
6. Schritt: Werkstück polieren. Dafür kann man einfache Poliersets verwenden, die man für wenig Geld im Baumarkt bekommt.
7. Schritt: Werkstück einölen (z.B. mit dem allseits bekannten Ballistol) und bestimmungsgemäß verbauen. Fertig.
Mich würde jetzt interessieren, was ihr davon haltet. Habe ich irgendeinen Fehler in meiner Zusammenstellung? Vielleicht gibt es hier im Forum ja Leute, die solche Brünierungen schon professionell durchgeführt haben. Deren Meinung würde ich gern hören.
Natürlich ist dieses Verfahren nicht ganz billig, denn man benötigt einiges an Chemikalien und Zubehör. Aber ich habe darauf geachtet, dass alle Chemikalien frei zu kaufen sind. (Bei anderen Rezepturen für die Brünierlauge ist das nicht der Fall, denn bspw. Kaliumnitrat bekommt man heutzutage nicht mehr.) Ein Problem wäre noch die Lagerung der Chemikalien, denn sie sollten ja mehrfach verwendbar sein. Reicht da eine ordentliche Labor-Glasflasche mit Schraubverschluss?
Was das Zubehör angeht: Für die Schritte 2 und 4, eventuell auch 1 und 5 braucht man passende Behältnisse. Ich denke, Edelstahl ist das Material der Wahl. Kennt jemand günstige Edelstahl-Schalen, die groß genug für Gewehrläufe (ca. 50 cm lang) sind? Natürlich wäre eine sehr längliche, schmale Form von Vorteil, um den Chemikalien-Verbrauch in Grenzen zu halten.
Problematisch ist außerdem das Erhitzen der Brünierlauge. Ob das mit einem handelsüblichen Tauchsieder funktioniert? Auf jeden Fall bräuchte man ein Laborthermometer, mit dem man die Temperatur der Lösung kontrolliert.
Selbstverständlich braucht man geeignete Schutzkleidung, gerade chemikalien-beständige Handschuhe sollten hier unabdingbar sein.
Und schließlich die Frage aller Fragen: Ist so ein Verfahren für Privatpersonen überhaupt in Deutschland erlaubt?
Ich bin gespannt auf eure Antworten.