Der nachfolgende Eigenbau zählt trotz der kleinen Vorderladerkanone wegen der integrierten, horizontalen Sonnenuhr und der damit verbundenen Funktion der Mittagsweisung durch die Kanone zu den astronomischen Instrumenten.
Ein Sachgebiet mit dem ich mich jetzt seit fast vierzig Jahren beschäftige und aus dem etliche Eigenbauten hervorgegangen sind, unter anderem eben auch diese Tisch - Mittagskanone.
Vorwiegend in Frankreich waren diese Kanönchen auf steinernen Sockeln in öffentlichen oder privaten Parks anzutreffen, um vom 18. Jahrhundert bis ca. zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen lauten Knall der umliegenden Bevölkerung die Mittagszeit anzuzeigen, als Ortszeit natürlich.
Meine eigene Konstruktion als Tischkanone weicht von der damaligen, meißt runden Marmorzifferblattform ab, entspricht aber dem Stil des 18. Jahrhunderts.
Außer den Schrauben und dem Brennglas ist alles andere selbst gefertigt und reine Handarbeit.
Dazu wurden die Umrisse der Konstruktion auf die Messingplatten übertragen und mit der Uhrmacher/Juweliersäge ausgesägt.
Danach wurden die Kanten durch Feilen und Schleifen versäubert und alle Platten - Einzelteile poliert.
Auf einer kleinen Drehmaschine sind dann Kanonenrohr, Baluster, die Ringe für das Brennglas, Lot und die drei Kugelfüße angefertigt worden.
Der Baluster wurde gefräst und mit einem Fensterchen versehen.
In das Kanonenrohr wurde ein längliches Zündloch gebohrt und gefräst.
Die Beschriftungen, Stundenlinien der Sonnenuhr und die Ornamente wurden mittels der Hammergravurtechnik und der Reißnadel angebracht.
Die Stahlschrauben poliert und gebläut.
Die Zifferblattplatte hat die Maße 13 x 8 Zentimeter.
Die Funktion dieser "Böllerchen" ist relativ einfach erklärt.
Mittels eines Kompasses wurde die 12 Uhr - Linie des Zifferblattes in die Nord - Südrichtung, also in den Meridian ausgerichtet, wobei das Brennglas nach Süden zeigt, und folglich die Mündung des Kanönchens nach Norden.
Dann wird das Zifferblatt über das im Gnomon befindliche Lot durch Verstellen der beiden justierbaren Kugelfüße ins Lot gebracht.
Der kippbare Träger von Brennglas und Kanone wird so verstellt, das in dem Fenster des Balusters der eingravierte Anfangsbuchstabe des jeweiligen aktuellen Monats erscheint.
Da diese Scala, bedingt durch die geringe Größe ziemlich ungenau ist, und die Sonne jeden Tag etwas höher oder auch tiefer im Zenit steht, je nach Jahreszeit, wandert also auch der Brennpunkt ein wenig, weshalb als Ausgleich das Zündloch im Kanonenrohr länglich ausgeführt wird.
Damit ist das Instrument ausgerichtet.
Bleibt also noch das Kanönchen zu laden damit die Sonne über Brennglas, sozusagen als Zünder, gegen Mittag den Böller auslösen kann - wenn sie den scheint.
Nachfolgend die Bilder.
Gruß
Rolf