Mittagskanone - Eigenbau

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 5.246 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Februar 2013 um 15:52) ist von FrankDie.

  • Der nachfolgende Eigenbau zählt trotz der kleinen Vorderladerkanone wegen der integrierten, horizontalen Sonnenuhr und der damit verbundenen Funktion der Mittagsweisung durch die Kanone zu den astronomischen Instrumenten.

    Ein Sachgebiet mit dem ich mich jetzt seit fast vierzig Jahren beschäftige und aus dem etliche Eigenbauten hervorgegangen sind, unter anderem eben auch diese Tisch - Mittagskanone.

    Vorwiegend in Frankreich waren diese Kanönchen auf steinernen Sockeln in öffentlichen oder privaten Parks anzutreffen, um vom 18. Jahrhundert bis ca. zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen lauten Knall der umliegenden Bevölkerung die Mittagszeit anzuzeigen, als Ortszeit natürlich.

    Meine eigene Konstruktion als Tischkanone weicht von der damaligen, meißt runden Marmorzifferblattform ab, entspricht aber dem Stil des 18. Jahrhunderts.

    Außer den Schrauben und dem Brennglas ist alles andere selbst gefertigt und reine Handarbeit.

    Dazu wurden die Umrisse der Konstruktion auf die Messingplatten übertragen und mit der Uhrmacher/Juweliersäge ausgesägt.
    Danach wurden die Kanten durch Feilen und Schleifen versäubert und alle Platten - Einzelteile poliert.
    Auf einer kleinen Drehmaschine sind dann Kanonenrohr, Baluster, die Ringe für das Brennglas, Lot und die drei Kugelfüße angefertigt worden.
    Der Baluster wurde gefräst und mit einem Fensterchen versehen.
    In das Kanonenrohr wurde ein längliches Zündloch gebohrt und gefräst.

    Die Beschriftungen, Stundenlinien der Sonnenuhr und die Ornamente wurden mittels der Hammergravurtechnik und der Reißnadel angebracht.

    Die Stahlschrauben poliert und gebläut.

    Die Zifferblattplatte hat die Maße 13 x 8 Zentimeter.


    Die Funktion dieser "Böllerchen" ist relativ einfach erklärt.

    Mittels eines Kompasses wurde die 12 Uhr - Linie des Zifferblattes in die Nord - Südrichtung, also in den Meridian ausgerichtet, wobei das Brennglas nach Süden zeigt, und folglich die Mündung des Kanönchens nach Norden.

    Dann wird das Zifferblatt über das im Gnomon befindliche Lot durch Verstellen der beiden justierbaren Kugelfüße ins Lot gebracht.
    Der kippbare Träger von Brennglas und Kanone wird so verstellt, das in dem Fenster des Balusters der eingravierte Anfangsbuchstabe des jeweiligen aktuellen Monats erscheint.
    Da diese Scala, bedingt durch die geringe Größe ziemlich ungenau ist, und die Sonne jeden Tag etwas höher oder auch tiefer im Zenit steht, je nach Jahreszeit, wandert also auch der Brennpunkt ein wenig, weshalb als Ausgleich das Zündloch im Kanonenrohr länglich ausgeführt wird.

    Damit ist das Instrument ausgerichtet.

    Bleibt also noch das Kanönchen zu laden damit die Sonne über Brennglas, sozusagen als Zünder, gegen Mittag den Böller auslösen kann - wenn sie den scheint.

    Nachfolgend die Bilder.



    Gruß
    Rolf

  • Ich bin sprachlos.
    Was für ein Kunstwerk.
    Auf deine handwerklichen Fähigkeiten kann man neidisch werden.

    Obba Gerrit

  • Sehr saubere Arbeit, das hast du echt perfekt hinbekommen!
    Die Details bis zum kleinen Lot hin gefallen mir auch sehr gut.

    Wirst du das Teil mal testen? Ein Video wäre sehr interessant:)

    Viele Grüße

  • Hallo,
    eine wirklich wunderschöne Arbeit.
    Sowas hat nicht jeder, und schon gar nicht selber gebaut.
    Mein Respekt zu diesem Teil.
    Gruss Womel :huldige:

    Ich kam , sah und schoss vorbei :cry:

    Carpe Diem
    Si vis pacem para bellum

  • Wirst du das Teil mal testen? Ein Video wäre sehr interessant:)

    Viele Grüße

    Ich habe es mal mit einem ins Rohr geschobenen Papierröllchen ausprobiert was dann gegen 12 Uhr anfing zu rauchen.....
    Wenn die Achse Mitte Brennglas, Mitte Zündloch, 12 Uhr - Linie stimmt ist ein Ausprobieren eigentlich überflüssig.
    Und ein Beschußzeichen ist mir zu teuer, obwohl es einen natürlich doch mal reizen würde Schwarzpulver zu laden.

    Den Kopf nicht nur zum Haare schneiden nutzen

  • Eine wunderschöne Arbeit - und genau in dem Stil, der mir gefällt (alte Sextanten, Kreiselkompass etc.) - ich bin begeistert!

    Wünschte, ich wäre nur annähernd so handwerklich begabt wie Du...

    Vielen Dank für die Präsentation!

    Viele Grüsse
    Andreas... :^)

  • JA super. Hatte mich ja schon drauf gefreut, aber dass das dann so perfekt und schön ist hätte ich nicht gedacht.

    Spitze bitte mehr davon

    Gruß Jason

  • Tolle Arbeit!

    Hier mal zur Anschauung die Kanone mit dem Marmorsockel.
    Die hatte ich mal unter meinen Fittichen 8)

    Ja, toll Klaus, wollte ich in dem Beitrag eigentlich zeigen.
    Hab nur kein eigenes Bild davon.
    Sieht nach Original aus Bronze aus?

    Muß aber sagen das ich als Buch - und Offsetdrucker a.D. vollkommener Autodidakt bin und meine bescheidenen Fertigkeiten nur der Einstellung verdanke: Geht nicht gibt´s nicht.
    Gehört ja eigentlich nicht hier hin - das folgende Bild zeigt ein paar anderer Instrumente aus meiner kleinen Werkstatt. Man möge mir verzeihen....

  • Ich bin völlig begeistert und kann nur meinen virtuellen Hut vor Dir ziehen! :thumbup:

    Respekt, erstklassige Arbeit!

    Ich bremse auch für Beamte!
    Hirnschrittmacher für alle.............Volker Pispers

  • Dass es Menschen gibt die so eine Kunst beherrschen macht mich echt sprachlos.

    Hut ab!

    Wenn eine PaintballWaffe auch Marker genannt wird...
    Ist dann eine scharfe Waffe ein permanent Marker?

    Silvester. Mit I

  • Tolles Dingen, kannte ich noch garnicht sowas - da freut man sich doch schon Stunden vorher auf die Mittagspause... :thumbsup: Schön gemachte Arbeit... ;^)


    ...dat----------->

    :S "Die Welt ist ein sch... Spiel, aber die Grafik ist geil" 8o
    Meine HP, schaut doch mal rein... Teddy-Trucker.de