Schwagers phantastische Parfümpatronen

Hallo liebe Schreckschussgemeinde
Mein Schwager hat mal wieder in seinem Raritätenkabinett gekramt und etwas hervorgezaubert, das ich euch hier präsentieren möchte:
Parfümpatronen "Rose´" im Kaliber 6mm Flobert 
Eine Art "Nachruf" auf die tolle Zeit, als die Hersteller noch, von Innovation getrieben, Produkte abseits vom schnöden "Knall und Gas" feilboten.
Hier haben wir jedoch eine Art Produkt, das Fragen aufwirft. "Was wollte man damit wohl bezwecken?" kreist es in meinem Kopf. Gut, es war die Zeit, als man noch dachte, man könnte mit der Atombombe die Wüste begrünen. Wollte man mit diesen pyrotechnischen "Raumluftverbesserern" auf eine (aus heutiger Sicht chauvinistische) Art das schöne Geschlecht ködern? Vor diesem Hintergrund erscheint Homer Simpsons "Schminkflinte" als die logische Konsequenz (ebenso die "Abschminkflinte").

Aber gut.
Zerbrechen wir uns nicht weiter den Kopf. Auf zur Praxis...
Die Packung enthält 10 Patronen, ist die gleiche wie bei 6mm Gas.

Es gibt aber keinerlei Beschreibung, nur eine Banderole auf der steht "Parfümpatronen Rose´"
Direkt nach dem Öffnen verströmt die Packung bereits einen "betörenden" süßlichen Duft. Die Patronen sehen genau aus wie Gaspatronen, sind jedoch mit ROSAFARBENEM Wachs verschlossen .
Natürlich mussten wir sie testen (in einem geschlossenen Raum, der Teil einer Schiessanlage ist versteht sich ). Obwohl der Schwager , laut eigenem Bekunden, "kein 6mm Schütze" ist, überwand er sich dennoch und schoss die Stinkbomben aus seiner RG3:

Der Knall ist sehr leise, deutlich leiser als der einer 6mm Flobert (wurde als Vergleich hinterher geschossen).
Insgesamt haben wir drei Schuss in dem Raum abgefeuert (ich durfte auch einen).
Sofort waberten die biedern nach Klo-Stein duftenden Dunstschwaden durch das Abendlicht. Ein Hauch von Heimatromantik entstand. Aber ob unsere Frauen dieses Potpourri aus Pulverdampf und Omaseife mögen würden....?
Der durchaus intensive Geruch lässt sich wohl am besten mit "Räucherstäbchen" beschreiben. Also wenn es noch Duftrichtung "Patchouli" gäbe, für Kifferbuden bestens geeignet .
Es musste natürlich (im Ausland... ) eine Patrone untersucht werden, die der Schwager dankenswerter Weise der Forschung opferte. Hier die Ergebnisse:

Man sieht unter dem Wachs die beginnende "Nutzladung"

Hier wurde die Ladung komplett entfernt und man sieht: Ganz gute Menge für eine 6mm Flobert. Die grüne Treibladung ist schwächer als die einer Knallpatrone.

Ich hoffe ihr konntet euch darüber auch so freuen wie wir beide

Crucido & der Schwager

Gut gemachter Bericht Crucido, eine Rarität, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat

Auf dem Bild mit der, natürlich im Ausland delaborierten, Kartusche sieht man 3 parts. Die Hülse, den rötlichen (Wachs-)Verschluss, und eine krümelig-feucht wirkende Masse.

Nach Deiner Erkenntnis: Worin befindet sich der Duftstoff: Im Wachsverschluss, der durch die Wärme beim Schuss den Duft freigibt. Oder in der körnigen Masse?

Interessante Sache!
Alfred

Hallo Alfred
Danke für dein Lob. Der Duftstoff ist eindeutig diese graue krümelige Masse. Was das nun aber für ein Material ist, kann ich leider nicht ermitteln. Fühlt sich an wie Babypuder.

Viele Grüße,
Crucido

Zitat von digiffm

.....für was die Dinger hergestellt wurden?... (

Mit letzter Sicherheit nicht, aber ein älterer Herr hat mir erzählt, das man damit relativ unbefangen umgegangen ist. Es war ja noch die Zeit, in der man nicht Waffen als ganz böse verteufelte ........ sondern der gepflegte Herr, als Begleiter einer Dame, auch für Deren Schutz zu sorgen hatte. Zumindest die Scheintot-Pistole, oder eine der damals erhältlichen SSW führte man oft ganz selbstverständlich mit, genauso wie Wir Heutzutage Unser Handy einstecken, wenn Wir Ausser Haus gehen.

Der ältere Herr war Beispielsweise, in den beginnenden Wirtschaftswunder-Zeiten, als Vertreter per VW-Käfer unterwegs. Er hat mir erzählt, SSW wurden im Auto von Jedem Vielfahrer mitgeführt. Ob Notwendig oder nicht, es galt eben als üblich!
Dies nur, um das Empfinden und Verhalten aus dieser Zeit zu verdeutlichen!

Die Parfüm-Patronen waren auch damals Allerdings nicht sehr häufig im Einsatz. Er hat Früher nach eigenen Worten "... den muffigen Dachboden/Wäscheboden gelegentlich eingeduftet ...."! Das scheint Früher mit einer "Flit-spritze" gemacht worden zu sein, oder eben vom findigen SSW-Besitzer mit Parfüm-Patronen.

Auch bei "Vergnügungs-Veranstaltungen" wie Karneval/Fasching scheint, bei Feucht-Fröhlichen Sitzungen, so mancher Parfum-Schuss zur Erheiterung der Damenwelt in die Luft abgegeben worden zu sein.

Somit waren diese Parfum-Patronen IMO zu keinem besonderen Zweck bestimmt, Ausser vielleicht um Spass zu haben.
Und das stimmt mich nachdenklich, wenn ich es mit der Heute weit verbreiteten Boulevardpresse-Meinung vergleiche: "Waffe ....... ganz gefährlich / Waffenbesitzer ...... böser Mensch!"

Man stelle sich Heute vor, man gibt einige Schüsse im Dachboden des Mietshauses ab, oder auf einer öffentlichen Veranstaltung. Schade um die frühere "Unbekümmertheit" in Bezug auf Waffen!

Der ältere Herr, der mir vor vielen Jahren viel über den damaligen Waffenumgang erzählt hat, war übrigens mein Grossvater. Irgendwie scheine ich seine Sympathie zu Waffen geerbt haben!