Da der Thread „Meine Zielfernrohrjustierung“ aus mir unerfindlichen Gründen plattgemacht wurde, möchte ich das Thema Zielfernrohrjustierung gerne hier weiter aufleben lassen.
Meiner Meinung nach war das seit langer Zeit der konstruktivste uns interessanteste Thread seit langer Zeit hier im Forum.
Im alten Thread wurde meiner Meinung nach relativ sachlich diskutiert. Natürlich treten dabei konträre Meinungen zu Tage, da jeder seine eigene Methode favorisiert, mit der er am besten klarkommt. Bei einer sachlichen Diskussion sollten trotz allem auch kleine Seitenhiebe mit Augenzwinkern möglich sein.
Ich denke, für so manchen Anfänger, der sich in diese Materie einarbeitet und möglicherweise keine Möglichkeit hat, bei einem Verein vorstellig zu werden, kann die Vielfalt dieser Diskussion äußerst hilfreich sein.
Auch hier gilt: Jeder hat recht, solange er mit seiner Methode Erfolg hat. Und wenn jeder seine persönliche Methodik propagiert, so kann sich der interessierte Anfänger sich das raussuchen, was ihm am besten liegt.
Er kann sich das Beste aus allen Welten wählen und davon profitieren.
So, nun zum Thema:
Meine persönliche Vorgehensweise bei einem neuen Zielfernrohr läuft folgendermaßen ab:
1.)Einmetern
Da ich in meinem Fall bis 50 Meter schieße, muß ich natürlich auch bis 50 Meter einmessen. Dazu braucht man schon ein geeignetes Gelände.
Wenn man nicht gerade einen Schießplatz zur Verfügung hat, kann man das auch auf einem Parkplatz oder Feldweg machen, jedoch bitte ohne Gewehr unter dem ZF, sonst gibt es einen Mordsärger mit der Rennleitung. (Polizei)..
Ein Fotostativ, auf dem das Zielfernrohr befestigt wird, tut es genauso. Ist legal und keiner weint.
Ich befestige mit Klebeband einen Papierstreifen auf meinem Paralaxenrad, da wo später die Meterangaben hin sollen.
Dann stelle ich mit Hilfe eines Maßbandes kleine Holztäfelchen, die mit einem Stück Zeitungspapier versehen sind, ab 9 Meter bis 50 Meter auf. Nun muß man nicht unbedingt 50 Täfelchen basteln, fünf reichen auch, die man dann entsprechend immer wieder versetzt.
Messen sollte man immer mit der größtmöglichen Vergrößerung, da dies ein genaueres Messen bei weiteren Entfernungen ermöglicht.
Jetzt richtet man das ZF auf das erste Täfelchen und stellt den Fokus scharf, bis man die Schrift auf dem Zeitungsausschnitt scharf und klar lesen kann und macht dann eine Markierung au8f dem Papierstreifen. So geht das dann Meter für Meter weiter.
Zwischendurch kann man immer noch mal die bereits gemessenen Markierungen kontrollieren.
Nun kommt es vor, daß sich auch erfahrene Schützen beim Turnier immer wieder mal vermessen. Das liegt oft an den Lichtverhältnissen. Ich persönlich bevorzuge für das Einmetern gerne einen leicht bedeckten Himmel, dabei diesem Licht die Messergebnisse am genauesten sind. Ich habe auch schon mal bei schönstem Sonnenschein eingemetert, das war ein Fehler. Drei Tage später bei normalem Wetter stimmte ab 30 Meter nichts mehr. Die 30 Meter waren dann 35Meter weit weg.
Wenn man nun seine Meterskala fertiggestellt hat, kann man (muß man nicht) mit einem Grafikprogramm, oder aber auch nur von Hand, die Markierungen sauber auf einen neuen Papierstreifen 1:1 übertragen und diesen dann, möglichst wetterfest auf das Paralaxenrad kleben.
Ich selber drucke mir die Skala aus und laminiere sein ein. Da kann der große Regen ruhig kommen. Nicht ist blöder, als wenn ein paar Regentropfen während eines Turnieres einem die Meterskala verwischen.
2.)Einschiessen
Jetzt kommen wir zu dem Thema, bei dem sich die Geister scheiden.
Ich mache das so:
Der höchste Punkt der Flugbahn meiner Waffe sind 23 Meter. Ich stelle also bei 23 Metern eine Pappscheibe auf und schieße drauf.
Mit dem zweiten Schuss ziele ich auf das zuvor geschossene Loch. Das geht natürlich daneben, jedoch sehe ich nun, wie weit der zweite Treffer vom ersten abweicht und verstelle dementsprechend erst den Seitenturm, bis der Schuss vertikal zum ersten Treffer in Linie sitzt. Dann kommt die Höhenkorrektur dran.
Wenn man das in Ruhe macht, hat man nach 10 bis 15 Schuss (oder auch weniger) das ZF so eingestellt, daß man nur noch Loch in Loch trifft.
Danach kann man die beiden Türme auf Null stellen. (Nullen). Wie das genau geht, ist bei jedem ZF anders. Das muß man dann in seiner jeweiligen Bedienungsanleitung nachschauen.
Man kann das ganze aufgelegt machen, aber dann läuft man Gefahr, daß es später zu gravierenden Treffpunktverlagerungen kommen kann.
Für FT-Schützen gilt, daß man das beste Ergebnis erhält, wenn man in FT-Position einschießt.
3.)ChairGun
Ich habe einmalig meine Waffe vemessen (Höhe ZFMitte zu Laufmitte, Mitte Höhenturm zu Laufmündung, Geschwindigkeit usw, usw.)
Je mehr Parameter man in ChairGun eingibt, desto genauer das Ergebnis.
Selbst den ballistischen Koeffizienten gibt das Programm einem vor, da die interne Bibliothek mit den verschiedensten Diabolo sorten ständig von Hawke aktualisiert wird.
Wenn das getan ist, spuckt Chairgun mir meine Klicktabelle aus. Die setze ich dann auch grafisch um und druck mir eine schöne Rangecard aus.
Die von ChairGun ermittelten Werte teste ich dann aus. Bis jetzt hat es immer gestimmt. Meter für Meter. Wenn ich was nicht treffe, so liegt das ausschließlich an mir, nicht an der Waffe.
Der längste Arbeitsaufwand stellt für mich das Einmetern dar.
Das Einschießen nebst Tabellenerstellung dauert maximal 1Stunde.
Den Vorteil, den ich bei ChairGun sehe, ist, daß die ballistischen Werte, die ChairGun ermittelt, reine Laborwerte sind. Einflüsse wie Wind, Regen, Temperatur usw. kann man zwar auch bei ChairGun einfließen lassen, jedoch lasse ich diese außen vor.
Beim manuellen Einschiessen kann man diese Einflüsse nicht abstellen, und so können sich meiner Meinung nach ebenfalls Fehler einschleichen.
Das soll jetzt kein Lobgesang auf ChairGun sein. Wie schon von mir gesagt: Jede Methode ist richtig, solange sie zum Erfolg führt.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr eure Einschießmethoden fürs ZF ausführlich beschreiben könntet.
So kann sich der geneigte Anfänger besser in die Materie einlesen und seinen eigenen Weg finden.
Beste Grüße
Ralf